Название | 100 Dinge, die jeder Golfer wissen muss |
---|---|
Автор произведения | Kurt W. Zimmermann |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783767920842 |
Das Timing hat auch seine beiden Seiten. „Der Flight vor uns ist so langsam. Ich kann nicht Golf spielen, wenn ich immer warten muss.“ Oder dann: „Der Flight hinter uns ist so schnell. Ich kann nicht Golf spielen, wenn ich immer gedrängt werde.“
Das ist das Grundmuster. Halte immer beide Optionen offen.
Ich hatte soeben eine Golflektion und darum klappt nichts mehr. Ich hatte schon lange keine Golflektion mehr und darum klappt nichts mehr.
Der Wind war stärker als ich dachte. Der Wind war schwächer als ich dachte.
Hier haben sie zu wenig gemäht. Hier haben sie zu viel gemäht.
Ich wollte das Neuner-Eisen nehmen und habe das Sechser-Eisen erwischt. Ich wollte das Sechser-Eisen nehmen und habe das Neuner-Eisen erwischt.
Ich habe zu viel getrunken. Ich habe zu wenig getrunken.
Wenn Sie alle Ausreden durchhaben, dann bleibt Ihnen nach einem schlechten Schlag immer noch das Universalrezept. Sagen Sie einfach: „Verdammte Erdkrümmung“.
010Warum macht Golf dermaßen hungrig?
Der Mediziner Neil Wolkodoff aus Denver ist der führende Kalorien-Experte dieser Welt. Er weiß alles über Kalorien. Er hat dazu 250 unterschiedliche Tätigkeiten ausgewertet.
Er weiß zum Beispiel, dass in einer Stunde Marathonlauf 907 Kalorien verbraucht werden, beim Rückenschwimmen 702 Kalorien, beim Fußball 682 Kalorien und beim Jogging 546 Kalorien pro Stunde.
Beim Golfspielen, bei normalem Körpergewicht, sind es 273 Kalorien pro Stunde. Golf liegt beim Energieverbrauch damit im hinteren Mittelfeld der Sportarten, ist aber immer noch intensiver als Pingpong, Curling und Geschlechtsverkehr.
Nun dauert eine Golfrunde aber vier Stunden. Der Verbrauch auf einer Runde liegt also bei 1092 Kalorien. 1092 Kalorien entsprechen einem mittelgroßen Wienerschnitzel mit Pommes und zwei Glas Wein.
Damit aber lässt es keiner bewenden. Das Erstaunliche an einer Golfrunde ist jeweils der unfassbare Hunger danach.
Nach einer Golfrunde sind der normale Golfer und die normale Golferin von gewaltigen Hungergefühlen geplagt. Der Hunger ist deutlich größer als die theoretische Kompensation der 1092 verbrauchten Kalorien. Der normale Golfer bestellt darum im Klubhaus ein mittelgroßes Wienerschnitzel mit Pommes, zuvor aber noch einen Lachsteller und dahinter eine Käseplatte und ein Stück Schokoladentorte. Dazu isst er zwei Semmeln und trinkt drei Gläser Wein, plus einen Cognac zum Kaffee.
Danach geht er nach Hause. Die Energiebilanz ist mit etwa 1800 Kalorien im Plus.
Warum macht Golf so hungrig?
Wir müssen das Problem neurologisch angehen. Versetzen wir uns mal in unsere Hirnzentrale während einer Golfrunde. Die Hirnzentrale registriert erhöhte Herz- und Atmungsfrequenz im Körper, sie registriert intensivere Muskel- und Nervenanspannung sowie eine deutlich erhöhte Ausschüttung von Glückshormonen wie Dopamin und Endorphin. Aha, sagt sich die Hirnzentrale, der Körper ist in einem besonderen Zustand. Er ist ziemlich euphorisch.
Alles klar, sagt sich nun die Hirnzentrale, nun setzen wir noch einen drauf. Jetzt machen wir das Glück vollkommen. Wir aktivieren den Metabolismus.
Die Hirnzentrale sendet darum eine Botschaft an die Chemo-Rezeptoren im Magen und in der Leber, dass demnächst noch mehr Spaß in Aussicht steht. Es ist die frohe Aussicht auf Wienerschnitzel mit Pommes, auf Lachsteller, Käseplatte, Schokoladentorte, Wein und Cognac. Die Rezeptoren bekommen die Botschaft und senden erfreut ihre volle Aufnahmebereitschaft zurück. Sie signalisieren Hunger.
So, nun wissen Sie, warum Sie nach einer Golfrunde immer so viel Appetit haben. Damit Sie nicht vermuten, ich hätte Ihnen einen medizinischen Blödsinn erzählt: Ich danke Dr. Steinmann, Handicap 17, für die wissenschaftliche Beratung bei diesem Text.
011Ist Golf ein Sport?
Etwas verdächtig ist es ja schon, wenn wir Golfer gegenüber Dritten unseren Sport beschreiben. Verdächtig daran ist, dass wir andauernd betonen, bei Golf handle es sich um Sport.
Wir betonen dann, dass wir – wie bei einem richtigen Sport – auf einer Runde eine Distanz von acht Kilometern zu Fuß hinter uns bringen. Wir betonen dann, dass wir – wie bei einem richtigen Sport – hundert oder zweihundert verschiedene Muskeln einsetzen müssten. Wir betonen dann, dass es – wie bei einem richtigen Sport – im Golf eine Menge von Wettkämpfen gibt.
Gut, es gibt auch Turniere für Halma und für Legosteine.
Wir Golfer, wenn wir unseren Sport beschreiben, fühlen uns oft in einer Abwehrsituation. Wir verteidigen uns gegenüber der nichtgolfenden Bevölkerung auch dann, wenn wir von keiner Menschenseele angegriffen werden.
Wir sagen „Golf ist ein richtiger Sport“, obschon gar niemand das Gegenteil behauptet hat. Wir sagen „Ich spiele Golf, aber ich habe noch Sex“, obwohl gar niemand diesen alten Witz strapaziert hat. Wir sagen „Ich spiele Golf, aber beziehe noch keine Rente“, obschon niemand sich für unser Alter interessiert.
Wir sind gegenüber Außenstehenden in der permanenten Verteidigung, weil wir die Vorurteile der nichtgolfenden Bevölkerung nur zu gut kennen. Machen wir uns nichts vor, wir sind außerhalb unserer Spezies keine strahlenden Vorbilder der Jugend. Wir gelten eher als arbeitsscheue und trinkfeste Freizeittruppe, die als Alibi für ihr Partyleben ein paar Bälle über den Rasen scheucht und dann behauptet, das sei Sport.
Nun, ist es Sport?
Es ist eine Frage der Perspektive. Meine Freundin Susanna zum Beispiel, eine Raumgestalterin, geht jeden Morgen eine Stunde laufen. Über Mittag schwimmt sie eine Stunde, gegen Abend folgt Fitnesstraining. Als ich sie erstmals auf den Golfplatz mitnahm, war sie nicht sehr beeindruckt. Wenn wir nun manchmal eine Runde spielen, bleibt ihre Herzfrequenz im Ruhepuls. Sie hält Golf für eine Art Spaziergang mit gelegentlichen artistischen Einlagen.
Wenn ich hingegen mit Erwin spiele, schwitzt er schon nach drei Löchern wie ein Pferd. Sein Atem pfeift. Erwin ist von Beruf Datenanalyst. Seine einzige anstrengende Tätigkeit neben Golf ist das Sitzen. Am Morgen setzt er sich ins Auto, dann auf seinen Bürostuhl, dann sitzt er in der Kantine, dann wieder in Büro und Auto und dann auf der Couch. Er hält Golf für einen harten Hochleistungssport, der den Körper an die Grenzen des menschlichen Leistungsvermögens zwingt.
Golf ist nicht Golf. Es ist für jeden etwas anderes. Für die einen ist es Sport. Für andere ist es ein Spaziergang mit ein paar Freiübungen dazwischen.
Golf ist nicht Golf. Es kann täglich etwas anderes sein. Vor einigen Tagen spielte ich zum Beispiel gegen Martin in der Matchplay-Klubmeisterschaft. Wir spielten aggressiv und schnell und nach zweidreiviertel Stunden fiel die Entscheidung erst am letzten Loch. Das war echter Sport.
Etwas später war ich auf der Runde mit den „Ugos“, den „United Golfers of Swing“. Niemand kann sich noch erinnern, wie unser Männerverein zu diesem dummen Namen kam. Egal, wir spielten wie immer „Garbage“, eine Golfrunde auf der ständig gewettet wird, wer am nächsten bei der Fahne liegt, wer den weitesten Abschlag hat und wer am besten mit dem Driver puttet.
Wir wetteten also ununterbrochen und dazu tranken wir Bier. Nach über vier Stunden wechselten erst ein paar Geldscheine die Hand, dann wechselten wir ins Klubhaus und bestellten Pizza, erneut Bier und Zigarren.
Mit Sport hatte das rein gar nichts zu tun. Aber lustig war es trotzdem.
012Wie häufig braucht ein Golfer neue Schläger?
Eine Vorfrage: Können wir besser Auto fahren, wenn wir nicht mehr unseren alten BMW nutzen, sondern stattdessen einen neuen Mercedes kaufen?
Ich glaube nicht. An unserem Fahrstil ändert sich nichts.
Und