100 Dinge, die jeder Golfer wissen muss. Kurt W. Zimmermann

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Название 100 Dinge, die jeder Golfer wissen muss
Автор произведения Kurt W. Zimmermann
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783767920842



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gewinnen, 6. Lederwegde – den Ball mit dem Fuß in eine bessere Position kicken, 7. Beim Droppen zu weit nach vorne gehen, 8. Im Bunker den Schläger auf den Boden setzen, 9. Heimlich einen Ball fallen lassen, 10. Auf dem Ball des Gegners stehen.

      Was ist schlimm daran? Ich mache Ihnen nun einen amoralischen Vorschlag. Den Vorschlag habe ich aus den USA mitgebracht. Die Amerikaner waren schon immer gnadenlose Pragmatiker.

      Der Vorschlag lautet: Im Freizeitgolf ist nur der Schwindel unter den Punkten 2, 4 und 9 absolut verboten. Die anderen sieben Schummeleien kann man auch mal durchgehen lassen. Denn nur unter Punkt 2, 4 und 9, also bei falschem Zählen und einem erschwindelten Ball, verbessert sich mit Sicherheit der eigene Score. Bei den anderen sieben Tricks verbessert sich der eigene Score nicht automatisch. Tatsächlich hilft es wenig, den Ball mit dem Fuß in eine etwas bessere Position zu befördern, wenn man ihn mit dem nächsten Schlag dann doch ins Wasser haut. Tatsächlich hilft es wenig, beim Markieren auf dem Green zehn Zentimeter zu schinden, wenn man den Putt dann doch verschiebt.

      Es ist eine Mogelei ohne bedeutsame Folgen. Als Pragmatiker sind wir darum nachsichtig: Durchschnittliche Amateurgolfer, also die meisten von uns, vergeigen und verpfuschen es sowieso, egal, ob sie sich vorher noch einen kleinen, illegalen Vorteil verschaffen wollten.

      Strikt verboten ist darum nur, erstens einen falschen Ball, ob gefunden oder platziert, ins Spiel zu bringen und zweitens beim Zählen zu betrügen. Denn beides verbessert den Score nachweislich in jedem Fall. Aber das Gras niederzudrücken oder den Ball vorwärts zu kicken – wenn ich sowas bei einem Mitspieler beobachte, greife ich nur in krassen Fällen ein. Mit dem nächsten Schlag, so denke ich mir in der Regel, werden er oder sie vermutlich dennoch in den Boden hauen – also, was soll’s?

      Wenn auf dem Platz gelegentlich eine kleine Betrügerei passiert, ist es darum kein großes moralisches Drama. Schließlich machen es alle – außer, logischerweise, die edlen Leser dieses edlen Buchs.

      008Wie gut muss ich die Golfregeln kennen?

      Im Jahr 1744 wurden erstmals Golfregeln schriftlich niedergelegt. Captain John Rattray formulierte sie im schottischen Edinburgh für ein Turnier seines Klubs, den „Gentlemen Golfers of Leith“.

      Es waren dreizehn Regeln. Allein drei beschäftigten sich mit dem Abschlag, weil man damals noch keine Tees verwendete, sondern von kleinen Sandhaufen startete. Das musste detailliert geregelt sein.

      Am amüsantesten war Regel sieben. Golfer, so schreibt die Regel vor, müssen ihren Ball in Richtung Green spielen und nicht auf die gegnerischen Bälle zielen, um sie wegzuschießen. Der Gedanke der sportlichen Fairness, so folgern wir, war bei den Schotten damals noch nicht übertrieben ausgeprägt.

      Nur eine Regel, die zwölfte der dreizehn, legte den Ablauf des Spieles fest. Sie lautete: „He whose Ball lies farthest from the Hole is obliged to play first.“ Der Spieler, dessen Ball am weitesten vom Loch entfernt liegt, muss als Erster spielen.

      Die Regel hielt 274 Jahre. Anfang 2019 verschwand sie spurlos. Seitdem gilt: Der Spieler, der gerade Lust darauf hat, spielt als Erster.

      Viele Golfspieler sind mächtig stolz darauf, dass sie die Golfregeln exakt kennen. Sie werfen sich in die Brust und berufen sich auf eine jahrhundertealte Tradition. Das ist Humbug.

      Golfregeln sind wie Steuer- oder Bauvorschriften. Sie ändern sich immer wieder. Ab 1899 bekam man beispielsweise einen Strafschlag, wenn man einen Ball zweimal traf. Das ist vorbei. Lange war beim Droppen Vorschrift, den Ball über die eigene Schulter zu werfen, dann musste man ihn auf Schulterhöhe und heute auf Kniehöhe fallen lassen. Nicht erlaubt war für zweihundert Jahre, im Wasserhindernis den Schläger auf den Boden zu setzen und Probeschwünge zu machen. Das ist nun erlaubt. Früher musste man beim Einlochen die Flagge aus dem Loch ziehen. Nun darf sie drinbleiben.

      Der spanische Tour-Spieler Sergio Garcia sieht das darum locker: „Ich kenne nicht annährend alle Golfregeln – und ich mache das beruflich.“

      Ich mache es nicht beruflich, aber ich sehe das ähnlich. Es genügt, wenn man auf dem Platz die wichtigsten vier, fünf Vorschriften kennt, etwa, was bei einem Treffer in den Teich zu tun ist oder wie man verfährt, wenn der Ball in eine Hecke oder ins Out rollt. Mehr braucht es nicht.

      In den Golfklubs haben sie das noch nicht begriffen. Sie veranstalten dort immer noch die sogenannten Regelprüfungen. Selbsternannte Golf-Staatsanwälte unterziehen dann die Golf-Einsteiger mit irren Fragen aus der Irrealität. Die Prüfungsfrage lautet dann zum Beispiel: „Ein Golfer holt aus, und während des Rückschwungs bläst der Wind seinen Ball um einige Zentimeter nach vorn. Der Golfer schlägt dennoch zu. Welche Strafe ist nun fällig?“

      Ist das irgendjemanden schon mal passiert? Natürlich nicht, und wenn, was soll’s.

      Tröstlich daran ist, dass es die Regel-Behörden nur im deutschsprachigen Raum gibt. Wenn ich meinen Golffreunden aus Großbritannien, USA oder Asien erzähle, dass man bei uns zum Golfspielen eine Regelprüfung ablegen muss, dann lachen sie sich jeweils halb tot und vergleichen es mit einer ähnlich komplexen Sportart.

      „Muss man bei Euch auch eine Prüfung ablegen, bevor man Sex hat?“, fragen sie zurück. Ich sage dann, dass wir auch in diesem Punkt auf bestem Weg sind.

      009Welches sind die besten Golf-Ausreden?

      Der Putt meines Mitspielers war nicht schlecht. Aber kurz vor dem Ziel bog der Ball ab und zog links am Loch vorbei.

      Mein Mitspieler schüttelte den Kopf. „Verdammte Erdkrümmung!“, rief er dem Ball hinterher.

      Es war eine der besten Ausreden für einen missglückten Golfschlag, die ich je gehört habe. Die Ausrede ist darum so gut, weil sie universell anwendbar ist. „Verdammte Erdkrümmung“ geht immer, egal, ob der Putt danebengeht oder ob der Ball ins Gehölz rollt.

      Golfer sind, wie wir wissen, ein kreatives Völkchen. Besonders kreativ sind sie, wenn sie eine Ausrede für das eigene Versagen finden müssen.

      „Mein Hund hat meinen Handschuh gefressen“, sagte mir mal einer, „und mit dem Ersatz komme ich einfach nicht zurecht“.

      „Genau in dem Moment, als ich auf den Ball schlug“, sagte mir mal einer, „hat sich eine Fliege auf den Ball gesetzt“.

      In keiner anderen Sportart gibt es so viele Ausreden für eine Fehlleistung wie im Golf. Das hat zwei Gründe.

      Der erste Grund liegt darin, dass Golf ein extremer Outdoor-Sport ist. Wir spielen mitten in der Natur. Anders als in Hallen und Stadien gibt es in der Natur Wind und Sonne und Regen und Fauna und Flora und damit ein riesiges Angebot an möglichen Entschuldigungen.

      Der zweite Grund ist der wichtigere. Golf, so weiß die Sportpsychologie, ist ein besonderer Sport, weil jeder ganz allein für seine Leistung geradestehen muss. Golf ist rein eigenverantwortlich. Golfer können keine Mitspieler und keine Schiedsrichter für Niederlagen verantwortlich machen. Golfer sind immer ganz alleine schuld.

      Wenn Du ganz alleine schuld bist, so schreibt die Sportpsychologie weiter, führt das mit der Zeit in einen Erklärungsnotstand. Du kannst nicht dauernd damit leben, dass Du ein Depp und ein Versager bist. Also müssen zur Stärkung der eigenen Psyche externe Argumente her. Dann verschiebt halt die Erdkrümmung den Putt, der Hund frisst den Handschuh und die Fliege setzt sich auf den Ball.

      Wir können hier nicht alle Ausreden anführen, sonst hat dieses Buch 500 Seiten. Aber wir können sagen, worauf es ankommt. Die besten Ausreden sind die flexiblen Ausreden. Gute Ausreden sind jene, bei denen auch das Gegenteil eine gute Ausrede ist.

      „Ich kam in den letzten Monaten überhaupt nicht zum Spielen“, ist eine gute Ausrede für schlechte Schläge. Oder: „Ich habe in den letzten Monaten viel zu viel gespielt“, ist auch nicht übel. Als Alternative geht: „Ich bin untergolft.“ Oder: „Ich bin übergolft.“

      Gut ist immer auch die Materialfrage: „Mit diesen neuen Schlägern