Название | Fußball Athletiktraining |
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Автор произведения | Ryan Alexander |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783767920989 |
Beim Landen registrierst du, dass noch jemand von deinem Team den Strafraum verlässt und in Richtung Mittelfeld sprintet, um den von Anfang an dort postierten Mitspieler zu verstärken, der während der ganzen Aktion die beiden dort wartenden gegnerischen Abwehrspieler beobachtet hat. Jetzt liegt eine 2-gegen-2-Situation vor. Der Schwung deiner Aktion hat dich aus dem Strafraum getragen, und mit einem raschen Schulterblick erkennst du, dass du von allen auf dem Feld deinen beiden Mitspielern am nächsten bist. Jetzt ist ein 3-gegen-2 drin. Bis zum Mittelkreis ist alles frei. Dafür hast du trainiert, darauf haben dich deine Trainer vorbereitet. In solchen Momenten übernimmst du Verantwortung und wirst den athletischen Anforderungen des Spiels gerecht. Jetzt musst du fit genug sein, um den Lauf zu machen und die Gelegenheit zu ergreifen. Mit gesenktem Kopf sprintest du los, um deine Teamkameraden zu unterstützen, die den Ball bereits in die gegnerische Hälfte treiben.
Dieses extreme Beispiel besteht aus einer in ihre Einzelteile zerlegten Abfolge von Ereignissen, die die vielfältigen Herausforderungen während eines Fußballspiels illustriert. In diesem Buch kommt es uns auf genau solche Herausforderungen an. Ihnen müssen sich Trainer und Spieler im modernen Fußball bei der Jagd nach dem ultimativen Erfolg stellen, wenn es um die physische Vorbereitung auf Training und Wettkampf geht. »Wie trainiert man Fußballspieler am besten?« Würde man als Neuling im Profifußball hundert in einem Raum versammelten ehemaligen und aktiven Trainern und Spielern diese Frage stellen, kämen ganz sicher hundert individuelle Lösungsvorschläge heraus, jeweils beeinflusst von der Erfahrung, Kultur und Ausbildung jeder einzelnen Persönlichkeit.
Es gibt keinen Königsweg zur richtigen Methodik oder Philosophie für Fußballtrainer oder -spieler. Manche Profis befürworten ein traditionelles Konditionstraining ohne Ball, losgelöst vom eigentlichen Fußballtraining. Das beinhaltet lange Läufe mit mäßigem Tempo plus einer einzelnen Belastungsspitze oder hochintensives Intervalltraining mit einem Wechsel aus progressiver Belastung und Regenerationsphasen. Diese Philosophie kann auf jahrzehntelange Erfolge in Lateinamerika und bei traditionsreichen Vereinen in Westeuropa zurückblicken. Wieder andere beziehen den Ball umfassend in ihr Training ein, weil sie die spielerischen Fähigkeiten parallel zur körperlichen Entwicklung durch Wettkämpfe auf dem Kleinfeld und andere simulierte Spielsituationen einüben wollen. Das ist der »Totale Fußball« der Niederländer, mit bekannten Erfolgen auf Vereins- und internationaler Ebene. Wir wollen die beiden Philosophien nicht wertend einander gegenüberstellen. Unsere Absicht ist es, die Grundlage für ein strukturiertes Verständnis einer Vielzahl von Trainingsphilosophien zu schaffen, damit Spieler und Trainer selbst entscheiden können, was zu ihrem Wissensstand und der Kultur ihrer Mannschaft passt.
Im Hinblick darauf gibt es nur einen Ansatzpunkt für das Training mit Fußballern. Dieses Kapitel skizziert den aktuellen Stand der körperlichen Beanspruchung im Spiel anhand der verfügbaren Literatur und schafft damit die Voraussetzungen für das Verständnis der Programme und Übungen, die wir vorschlagen werden.
Im Allgemeinen setzt sich ein Fußballspiel aus abwechselnden Aktivitätsphasen mit ungleicher Belastung zusammen, verteilt auf etwa 90 Spielminuten. Der Großteil der Spielzeit vergeht mit Gehen, Traben oder Stehen bei niedriger Belastungsintensität, ungleichmäßig zwischen technischen Aktionen wie Pässen, Dribblings, Schüssen und Kopfbällen vorkommend. Die kritischen Momente, wie beschleunigtes Absetzen vom Gegner, um ein Tor zu erzielen, oder Blocken des Gegners, um einen Angriff zu verhindern oder abzuwehren, führen zum Erfolg in einem Spiel. Diese herausragenden Momente werden als Aktionen mit hoher Intensität bezeichnet, die etwa 10 bis 15 Prozent der absolvierten körperlichen Belastung ausmachen (Bradley et al. 2009): Beschleunigen, Abbremsen, Sprints, Richtungswechsel, Sprünge und andere explosive Aktionen, in denen Spieler schlagartig Kraft einsetzen müssen. Abhängig von der Position der Spieler auf dem Spielfeld wechseln die Anforderungen all dieser hochintensiven Aktionen über die gesamte Spieldauer und bestimmen die physiologische Belastung in einem Fußballspiel.
Die vorherrschende Rolle des Fußballs im Sport eröffnet der akademischen Forschung viele Betätigungsfelder, um die verschiedenen Aspekte sportlicher Leistung zu untersuchen. Diese Entwicklung ist für Trainer von Vorteil, stellt sie aber auch vor große Herausforderungen: Körperliche Anstrengung im Fußball weiterhin nach subjektiven Kriterien zu bewerten und zu beurteilen, reicht nicht mehr aus. Um Trainingsmethoden und Abläufe auf dem Weg zur optimalen körperlichen Vorbereitung zu verstehen, müssen wir ein grundlegendes Verständnis für die physiologischen Anforderungen entwickeln, auf die sich Athleten vor einem Wettkampf vorbereiten müssen.
Es gibt weder ein einheitliches Messsystem noch objektive Daten, um die körperlichen Anforderungen im Fußball auf jedem Spielniveau und obendrein geschlechtergerecht abzubilden. Diese Erkenntnis ist bei der Vorbereitung auf das Training von Fußballern aller Spielklassen von zentraler Bedeutung. Es bestehen signifikante Unterschiede bei den athletischen Anforderungen des Spiels, je nach Herkunftsregion, Spielstil, Position, Spielklasse und Geschlecht. Diese Unterschiede bestimmen darüber, welche Trainingsmethoden angemessen umgesetzt werden können. Wie sonst könnten wir einschätzen, ob unsere Vorgehensweise die physische Vorbereitung unterstützt, statt sie zu behindern?
Fußballspieler werden bereits so lange gecoacht, wie es offizielle Wettbewerbe gibt. Wo unsere Bemühungen im Spektrum körperlicher Vorbereitung auch angesiedelt sein mögen: Je umfassender unsere Kenntnisse des Wettbewerbs sind, auf den wir uns vorbereiten, desto wirksamer ist unsere Arbeit. Deshalb möchte ich zu Beginn zeigen, wie weit unser Verständnis von den körperlichen Anforderungen beim Fußball inzwischen gediehen ist.
ZEITSTUDIEN
Aktivitätsprofile von Fußballern werden mittels Zeitstudien unter Wettbewerbsbedingungen erstellt. Sie stellen eine Beziehung zwischen Zeitmessungen und der Belastung beim Gehen, Traben, Laufen, Sprinten, Beschleunigen usw. zu den einzelnen Positionen und Aufgaben im Spiel her (Bangsbo, Nørregaard, Thorsøe 1991). Im späten 20. Jahrhundert erweiterten erste, aus Videoanalysen einzelner Spieler während des Wettkampfs gewonnene Erkenntnisse unser Verständnis der athletischen Anforderungen im Fußball. Forscher konzentrierten sich während eines Wettkampfs auf einzelne Spieler, deren Verhalten mithilfe von Videos oder anderen Methoden aufgezeichnet wurde. Dazu zählten Messverfahren mit Mehrpunkt-Kalibrierung, die sich an Länge und Breite der Spielfläche und bekannten Abständen innerhalb des Spielfelds orientierten.
•Tiefe des Strafraums: 16,5 Meter (durch Linien markierte Fläche des Spielfelds vor den beiden Toren, umgangssprachlich als »Sechzehner« bezeichnet)
•Breite des Strafraums: 40,32 Meter
•Teilkreis am Strafraum: 9,15 Meter
Die Leistung jedes einzelnen Spielers wurde dann hinsichtlich eines spezifischen Bewegungsablaufs (vom Gehen bis zum Sprint) untersucht, gestützt auf kalibrierte Werte aus früheren Testreihen. Anschließend wurden die Anteile der verschiedenen Bewegungsabläufe im Rahmen der gesamten Spielzeit berechnet. Die zurückgelegte Gesamtstrecke ergab sich aus der Multiplikation der für einen bestimmten Bewegungsablauf gemessenen Zeiten mit der Durchschnittsgeschwindigkeit. Diese im Grunde simplen, aber mühsamen Analysen dauerten im Einzelfall Stunden. Solche Pionierarbeiten trugen enorm zu unserem heutigen Verständnis von Fußball bei. Technische Fortschritte bei Kameras und verbesserte Kodierungsverfahren konnten die Detailgenauigkeit der gewonnenen Informationen inzwischen erheblich steigern.
Die Beschäftigung mit diesen älteren Analysen trägt dazu bei, manche heute kaum nachvollziehbare Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Trainingsmethode dennoch zu verstehen. Im Zusammenhang mit Abläufen bei Training und Vorbereitung fällt immer wieder der Satz: »Wir haben das schon immer so gemacht.« Solche Äußerungen signalisieren allerdings nicht Desinteresse am Fortschritt, wie ich als Berufsanfänger noch fälschlich unterstellte. Wir sollten die Arbeit unserer Vorgänger respektieren; die Methoden der Vergangenheit verdienen es, überprüft zu werden und als Grundlage für die Arbeit zukünftiger Spieler und Trainer zu dienen. Konzentrieren wir uns lieber auf die