Schwarze Präsenz. Lena Obscuritas

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Название Schwarze Präsenz
Автор произведения Lena Obscuritas
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783957203120



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fest!«

      »Warte, was?«, fing Daniel an.

      Als ein Lichtblitz erschien, wurde er in die Luft gerissen.

      2.

      Raphael, Ranva, Farah, Leander und Wyn schlichen kampfbereit durch die Dunkelheit. Wyn ging voran, seine gekrümmten Schwerter waren auf seinen Rücken geschnallt. Leander bildete die Nachhut. Jeder von ihnen hielt seine bevorzugte Waffe zum Kampf bereit: Ranva ihre Silberdolche, mit langen Klingen und Griffen aus Onyx, Farah ihre kurzen Samuraischwerter, Raphael seine beiden Dolche, Leander ein traditionelles Langschwert mit nachtschwarzer Klinge.

      Gerade gingen sie um die Rückseite der stillgelegten Fabrik. Leanders Schwert strich an der Steinwand entlang und verursachte ein kratzendes Geräusch.

      Wyn versuchte verzweifelt, die gefallenen Engel zu lokalisieren, doch es gelang ihm nicht.

      »Wie viele meinst du, sind es?«, flüsterte Ranva ihm zu.

      »Ich kann es nicht genau sagen«, flüsterte er zurück, »aber ich halte es für wahrscheinlich, dass es sich um gefallene Engel und Dämonen handelt.«

      »Sie haben vermutlich einen Bannkreis um sich gelegt, dadurch fällt es dir schwerer, sie zu finden«, sagte Leander.

      Wyn nickte nachdenklich, als die Gefahr urplötzlich wie eine Welle über ihm zusammenbrach. Er blieb so unvermittelt stehen, dass Ranva gegen ihn prallte. »Verdammt!«, fauchte er einen Fluch in die Dunkelheit.

      »Was ist los?«, fragte Farah.

      »Wir sind in eine Falle gelaufen«, antwortete Wyn.

      »Was?«, zischte Ranva.

      »Sie haben einen Dämon auf Daniel angesetzt. Ich konnte ihn nicht spüren, weil die gefallenen Engel erst einmal die größere Gefahr dargestellt haben.«

      Sie stellten sich Rücken an Rücken in einem Kreis auf, und Wyn zog seine beiden Schwerter. Sie waren zum Kampf bereit, der Feind sollte ruhig kommen.

      3.

      Shinnés Lippen kräuselten sich zu einem verächtlichen Lächeln. Er stand auf dem Flachdach einer Lagerhalle und beobachtete, wie die schwarzen Engel Kampfhaltung einnahmen.

      Sein weißblondes Haar glänzte silbrig im Mondlicht, und in seinen roten Augen glühte Mordlust. Die Flügel hatte er ausgeklappt, die fledermausartigen Flügel eines gefallenen Engels. Er trug seine Kampfmontur: eine schwarze Hose, schwere Stiefel und einen silbernen Brustpanzer unter einem schwarzen Mantel. In den Händen hielt er silberne Wurfsterne.

      Shinné knurrte leise, als er die Zärtlichkeit zwischen Raphael und Ranva spürte. Einmal mehr verfluchte er seine Gabe. Es hatte eine Zeit gegeben, da waren die tiefen Gefühle Verliebter füreinander sein ganzes Glück gewesen. Doch das war lange her. Heute hasste er das Schicksal für seinen Fluch.

      In einer unbewussten Geste fuhr er sich über die Brust, wo er die Zärtlichkeit am stärksten fühlte. Der Schmerz ließ ihn beinahe wahnsinnig werden, eine Schwelle, an der er schon längst balancierte. Die Dunkelheit hatte von ihm Besitz ergriffen, hatte ihn grausam und kalt werden lassen. Eine Seele besaß Shinné nicht mehr, sie war ihm bei seinem Fall herausgerissen worden.

      Trotzdem war er einst zu Gefühlen fähig gewesen, doch er verdrängte jeden Gedanken daran. Jeder Atemzug ließ ihn tiefer in die Dunkelheit sinken, und eines Tages würde sie ihn vernichten, das wusste er. Es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit.

      Wütend bemerkte Shinné, dass er anfing zu zittern. Für einen Moment schienen die Trauer und der Schmerz über seinen Verlust übermächtig zu werden. Er atmete ein paar Mal ein und aus, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die schwarzen Engel richtete.

      Er sah zu dem Dach der gegenüberliegenden Fabrik und erkannte seine Zwillingsschwester, die aus der Dunkelheit auftauchte. Ihr hüftlanges Haar, hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden. Hinter ihr standen einige Dämonen und warteten auf ihren Befehl zum Angriff.

      Auch Shinné hatte eine kleine Auswahl Dämonen, die nur auf sein Zeichen warteten, hinter sich. Einen Krieger hatte er bereits losgeschickt, um den Sterblichen zu verfolgen.

      Als er sah, wie Silva ihr Schwert hob und es im Mondlicht aufblitzen ließ, wandte er sich zu den Dämonen um. Mit ihren ausgefahrenen Krallen und gefletschten Zähnen erinnerten sie mehr an Tiere. Ihr braunes Haar hing ihnen verfilzt in die erwartungsvoll leuchtenden Augen.

      »Tötet sie!«, befahl Shinné nur.

      Sofort sprangen die Dämonen in die Tiefe. Shinné trat an den Rand des Daches und beobachtete die Schatten, die sich den schwarzen Engeln näherten. Silvas Dämonen kamen von der anderen Seite auf sie zu.

      Shinné lächelte. Die Zeit für seine Rache war endlich gekommen; heute Nacht würde Leander für Shinnés Leid bezahlen. Er fächerte seine Wurfsterne auf. Diesmal würde Leander ihm nicht entkommen.

      4.

      Wyn spürte die Dämonen, bevor er sie sah. Nur wenige Augenblicke später schlichen sie in sein Blickfeld, näherten sich wie Hyänen, die sich an ihre Beute anschlichen. Farah knurrte drohend, als die Dämonen sie umzingelten.

      »Bleib ruhig«, flüsterte Leander ihr zu.

      In diesem Moment glitt ein Schatten über sie hinweg, und mit einem anmutigen Flügelschlag landete ein gefallener Engel vor ihnen. Seine roten Augen funkelten mörderisch. »Einen schönen guten Abend«, sagte er lächelnd.

      Leander knurrte dunkel und drohend; der gefallene Engel wandte sich ihm zu.

      »Wie ich sehe, hast du mich nicht vergessen.«

      »Leander, wer ist das?«, fragte Farah.

      »Shinné!« Leander spuckte den Namen förmlich aus.

      »Also wirklich«, sagte Shinné und legte theatralisch eine Hand auf sein Herz, »begrüßt man so einen alten Freund?«

      »Wir sind keine Freunde«, versicherte ihm Leander.

      »Da hast du recht«, flüsterte Shinné. »Wir beide, wir waren etwas mehr.«

      »Ihr wart verlogen, alle beide!«, ertönte eine Stimme hinter Shinné.

      Er trat zur Seite und gab den Blick auf einen weiteren gefallenen Engel frei. Die Frau sah Shinné zum Verwechseln ähnlich, nur ihre Augen hatten die Farbe von Quecksilber.

      »Wir sind gekommen, um zu töten, nicht, um über alte Zeiten zu plaudern«, sagte sie kalt.

      »Töten?«, wiederholte Ranva lachend. »Wohl eher, um getötet zu werden.«

      Shinné zog einen kurzen Dolch aus seinem Stiefel und grinste Ranva tückisch an. »Das sehe ich als Herausforderung, meine Süße.«

      Ranva bleckte ihre Zähne: »Komm nur her!«

      Als Shinné seinen Dolch hob, stürzten sie sich aufeinander.

      5.

      Daniel fühlte sich etwas wacklig auf den Beinen, als Gabriel ihn vor seiner Haustür absetzte. Tatsächlich taumelte er auch, als er einen Schritt in Richtung Eingang machte. Gabriels Hände schossen blitzschnell vor und verhinderten, dass er stürzte. »Du gewöhnst dich schon noch daran«, sagte er lachend.

      »Wenn du das sagst«, murmelte Daniel schwach. Er musste zugeben, dass es ein berauschendes Gefühl gewesen war zu fliegen, obwohl er sich jetzt benommen fühlte. Die Stadt von oben zu sehen, fast frei in der Luft schwebend, hatte Daniel ein trügerisches Gefühl von Macht gegeben. Jedenfalls bis er wieder festen Boden unter den Füßen gehabt hatte.

      »Geht es wieder?«, fragte Gabriel.

      Daniel nickte. »Lass uns reingehen!«

      Daniel schloss die Haustür auf und warf dabei einen schnellen Blick auf das Wohnzimmerfenster. Es lag im Dunkeln; seine Eltern