Die Waldi-Philosophie. Eva Apfel

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Название Die Waldi-Philosophie
Автор произведения Eva Apfel
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783969405444



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kurzangebunden den Spaß zu versauen! Der einzige Grund, weshalb ich bereitwillig mitgekommen bin! Na gut, der andere Grund ist ein Zwang – Gruppenzwang.

      Hatz im Streichelzoo, darauf habe ich mich gefreut! Dort sind die Meerschweinchen, Ziegen und leckeren Kaninchen.

      Ich träume von einem weißen Zwergkaninchen, blutig in meinem Maul. Stolz laufe ich erhobenen Hauptes an den Tiergehegen vorbei. Hunger spielt keine Rolle, aber es hätte sicherlich großen Eindruck gemacht.

      Schlussfolgernd stelle ich fest: „Ich bin ein Jagdhund und natürlich Rudelführer. Der Einzige, der hier einen praktischen und naturbelassen Plan hat, bin ich!“

      Diese Vorstellung, einfach fantastisch! Was löst das bei meiner menschlichen Rudelführerin aus?

      Doreen schreit hysterisch: „Waldi, tu das nicht! Aus! Sitz! Platz! Hierher!“ Danach fällt sie in Ohnmacht oder Schlimmeres, Herzinfarkt! Sie kann kein Blut sehen und das niedliche Kaninchen!

      Oh je, Doreen schämt sich furchtbar und diese peinlichen Erklärungen: „So etwas heimtückisches hat Waldi noch nie getan, sicher hat ihn das Kaninchen zuerst angegriffen! Er ist ein Schoßhund und gut erzogen. Bitte bringen sie ihn nicht ins Tierheim!“

      Diese blutrünstige Straftat würde ich keinesfalls heute begehen, vielleicht ein anderes Mal. Grins.

       DAS ORAKEL

      Cordula hatte einen Termin bei Theodora, und das Unglück nahm seinen Lauf.

      In der Breitscheidstraße 8 wohnt die Wahrsagerin, dort frönte sie ihrer großen Leidenschaft: „Wahrsagen!“

      Theodora ist das Orakel unserer Kleinstadt, und das soll etwas heißen. Sie hatte schon vielen wahrgesagt und es war immer wahr – mehr oder weniger, ziemlich oft.

      Theodora versprach Sabine: „Du musst morgen nicht zur Arbeit!“ Weil morgen Sonntag war, und Sonntag hatte sie frei!

      Frau Müller hatte sie vorausgesagt: „Sie werden bald Oma!“ Bei sechs Kindern und vierzehn Enkelkindern, davon zehn Mädchen, da ist ständig jemand in anderen Umständen.

      Wer macht solche Aussagen, unglaublich! Andere Umstände, was ist das für ein Blödsinn? Welche Umstände sollten das sein? Die Umstände der natürlichen Fortpflanzung zum Zwecke der Weitergabe genetisch identischen oder weitestgehenden identischen biologischen Materials zur Reproduktion und Erhaltung der eigenen Art. In Reproduktion ist Familie Müller ziemlich gut. Also, das nenne ich positive Umstände.

      Uwe hatte sie versprochen: „Du wirst bald eine große Reise antreten.“

      Höchstwahrscheinlich hatte ihr das Katrin aus dem Reisebüro anvertraut. Boxer Wladi und die Huskyhündin Sila, der Reiseberaterin sind bestens befreundet. Sie treffen sich täglich auf ihren Spaziergängen. Aus erster Hand und ungelogen, erfährt dort Theodora so einiges. Das Erbschaftsereignis musste vertrauensvoll weitererzählt werden, Katrin berichtete ausführlich, gewiss hatte Theodora ein offenes Ohr.

      Am Dienstag betrat Uwe das Reisebüro, er freute sich riesig über das viele Geld, das jetzt auf seinem Bankkonto auf Transaktionen wartete. Es musste lange genug im Sparstrumpf schmoren und wollte verjubelt werden. Uwe war guter Dinge.

      Katrin telefonierte gerade mit einem Kunden: „Ja, Flug 213 um 8:00 Uhr“, sie zwinkerte ihm zu, sich zu setzen.

      Nervös grinsend, haarte er aus, um sich von der Reisekauffrau beraten zu lassen.

      Endlich legte sie auf: „Was ist denn mit dir passiert?“

      Irgendetwas war anders als sonst? Huskykatrin und Uwe sind alte Schulfreunde, ihr fiel sofort auf: ‚Hier ist etwas im Busch, ach nein, im Strumpf!’

      Er sprang auf und drückte sie: „Es ist mir fast peinlich, mich zu freuen, meine Tante ist verstorben.“

      „Wir sind aber kein Beerdigungsinstitut! Wie kann ich dir weiterhelfen?“, stellte Katrin nach kurzer Überlegung klar.

      Dann fuhr sie mit ihrem Bürostuhl an den Schreibtisch heran und nahm die Prospekte zur Hand.

      Aus dem lustigen Erben sprudelte heraus: „Katrin, ich habe geerbt, und ich will nach Hawaii fliegen! Es soll aber keiner davon wissen! Ich will auf keinen Fall angepumpt werden. Wenn es um Erbschaften geht, scharen sich doch alle wie die Fliegen um die dampfende Hundekacke!“

      Katrin nickte ihm vertrauensvoll zu.

      „Kein Problem, ich schweige! Die Anzahlung für die Reise ist sozusagen das Schweigegeld!“, versprach sie lachend in ihrem Reisebüro.

      Solch solvente Kundschaft konnte sie sich nur öfter wünschen. Es würde bestimmt nicht die letzte Reise für Uwe sein, die er bei ihr bucht, da macht die Beratung Spaß und Sinn.

      Dem Globus auf ihrem Schreibtisch wurde schwindelig, seine Erdumdrehungen kamen aus dem Rhythmus. Mit dem Finger ging die Reiseplanung hin und her, es gab zahllose Länder zu entdecken. Uwe bekam bereits Ohrensausen und Kreislauf! Er stoppte den sich immer schneller drehenden Globus und die immer schneller redende Reiseberaterin.

      „Puh, einmal um die Welt in drei Stunden! Das schafft nicht einmal Jules Verne“, erschöpft, stand er von seinem magnetisierten Beratungsstuhl auf.

      Das Reisen so anstrengend sein kann! Uwe litt an Übelkeit, vermutlich war er reisekrank. Der Erbe brauchte eine Reisetablette. Das eine Erbschaft den normalen Alltag gravierend verdrehen kann, beängstigend. Wer da nicht durchdreht, ist selber schuld.

      Katrin war hocherfreut und drückte Uwe die Hand: „Gebucht ist gebucht! Ich wünsche dir viel Spaß und eine gute Reise! Ich freue mich auf deinen Reisebericht! Melde dich unbedingt, wenn du wieder da bist.“

      Cordulas Reise ging weiter in Richtung Theodora. Das Navi auf ihrem Handy war aktiviert, den in diese Gegend war ihr völlig unbekannt.

      Hier standen triste, graue Mietshäuser mit mehreren Stockwerken, mit Fahrstuhl oder ohne. Ein paar Häuser waren dazwischen, die gewollt und gekonnt mit grafisch bunten Häuserfassaden der örtlichen Malervereinigung verziert wurden. Es sollten verstärkt neue Mieter angelockt werden. Darunter waren auch besprühte Häuser, die von künstlerisch freien Malern im Spraydosenstil bearbeitetet waren.

      Den Jackenkragen hatte sie hochgeschlagen, ein Tuch wärmte zusätzlich ihren Hals. Das Navi zeigte nur noch wenige Meter an, jetzt stand Cordula vor dem Haus. Die Sprechanlage gähnte sie wortlos an. Die Verunsicherte las die Namenschilder durch, und sah sie sich hastig um, glücklicherweise war niemand zu sehen. Sie drückte auf den Klingelknopf, und der Türöffner summte und knackte. Voller Kraft stemmte sich Cordula dagegen und fiel mit der Tür ins Haus. Wo war das Flurlicht? Der Bewegungsmelder bemerkte sie, denn das Licht sprang an. Ihre Ohren lauschten angestrengt, nichts Auffälliges war zu hören, nur ihr Atem keuchte ängstlich. Cordula drehte sich wiederholt suchend um, bevor sie in den zugig muffigen Hausflur stürzte. Das Licht verlosch, sprang aber durch Cordulas Bewegung sofort wieder an. Einen kurzen Moment überlegte sie und rannte dann sportlich die Treppe hinauf.

      Fatal, wäre sie einer Patientin begegnet. Diese fragenden Blicke, vielleicht ausgesprochen?

      Cordula fiel ein: ‚Ich kann ja einen Hausbesuch vortäuschen’ Ach, lügen war nicht ihre Stärke.

      Im 4. Stock nach Luft schnappend angekommen, stand Boxer Fredi und Boxer Wladi wartend in der Wohnungstür.

      „Immer herein in die gute Stube. Sie sind der Termin, Frau Cordula?“, sprach Theodora sie an.

      Ihr wurde mulmig und sie begann zu schwitzen. Es war keine Menschenseele zu sehen!

      „Bitte sprechen sie mich nicht mit Namen an, hier auf dem Treppenabsatz!“, unterbrach Cordula sie.

      Dann huschte sie in den Wohnungsflur hinein, und betrat eine orientalisch dekorierte Dreizimmerwohnung im 4. Stock eines Mehrfamilienhauses.

      „Soll ich Tee kochen!“, rief Marina aus der Küche.

      Die