Die Waldi-Philosophie. Eva Apfel

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Название Die Waldi-Philosophie
Автор произведения Eva Apfel
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783969405444



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blieben zeitlich unberechnet, außerdem die Betreuung ihrer anspruchsvollen Verwandtschaft!

      Keinen interessierte das, von ihrem Zeitkonto wurde selbstverständlich von jedem abgebucht. Tägliche Mahlzeit bitte als Event: Vegan, Low Carb, Vollkost und das dreimal am Tag, ohne die Berechnung der Zwischenmahlzeiten.

      Meine Empfehlung: Eine Auszeit ist dringend anzuraten, eine Kur oder eine private Pilgerwanderung. Das ist total „in“! Staumeldung auf dem Jakobsweg, der gleicht einer Autobahn. Ein dreispuriger Ausbau wäre für alle Pilger von Vorteil.

      Doch bevor die Reise unternommen wird, musste geklärt werden: „Wer übernimmt die Haushaltspflichten von Cordula?“

      Können wir einen Vertreter finden oder besser ein ganzes Haushaltsteam? Diesen Haushalt alleine zu führen, kann von niemanden erwartet werden.

      Ich schaute mich um und mir wurde klar: „Die Einarbeitung konnte nur problematisch werden!“

      Sie würde sicherlich die Ehezeit von 12 Jahren überschreiten und diese vielen Sozialleistungen: Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Feiertagszuschlag. Wer soll das alles finanzieren? Jede Mutter wünscht sich 30 Tage Jahresurlaub.

      Stress pur, der Alltag einer berufstätigen Frau! Wo bleibt die Liebe – heiß und innig?

      Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker: „Liegt sie zwischen gelben Feldern, beeindruckenden Bergen und duftenden Wildblumenwiesen?“ Fragen über Fragen, die wir überdenken und beantworten müssen.

      Die Antwort kurz gesagt: „Frauenfeindlich!“

      Cordulas Liebe lag zwischen fett verschmierten Ceranfeldern und sandgrauen Wäschebergen. Hand in Hand läuft sie mit dem Rasenmäher durch den Garten, den Unkrautstecher zwischen den Zähnen.

      Ich habe kein Verständnis und mein Instinkt sagt mir, warum stresst sich Cordula mit tagtäglichem Putzen? Diese sinnlose Kocherei, Hundefutter gibt es im Beutel oder in der Dose! Diese Nahrung hat mir mein Arzt verschrieben! Mangelerscheinungen werden direkt ausgeschlossen.

      „Super! Das Leben ist schön! Punkt!“

      Außer einem guten Schlafplatz und täglich leckeres Fressen ist sicher zu Hause kaum etwas los. Das Leben spielt draußen auf der Straße, bei mir dreimal am Tag! Frauchen und ich müssen unsere Runden drehen und Markierungen erneuern.

      „Wir Hunde sind Genießer!“, das Einzige, was ich putze, ist mein Fell und mein Ego.

      Außerdem lasse ich mich putzen und zwar von meiner Doreen mit ihrer Haarmassagebürste. Herrlich, wenn sie mir den Rücken schrubbt, wäre ich eine Katze, würde ich schnurren. Den Friseur plane ich termingerecht alle drei Monate ein: waschen, schneiden, föhnen und Nageldesign.

      Ich sehe das so: Katzenhalter haben völlig andere Probleme, Gassi gehen gehört nicht dazu!

      Monika, unsere Nachbarin, besitzt eine Muschikatze. Ihr Name ist Mietzi. Einen Katzenhalter ohne Fusselroller? Praxis und Theorie schließen das aus! Es ist für uns Hunde ziemlich unangenehm und stört, wenn Katzenhaare durch die Luft fliegen.

      „Hilfe!“, in meiner Nase kitzelt es, „Hatschi!

      Absichtlich niese ich auf die weiße Couchgarnitur, schließlich glänze ich mit Anwesenheit.

      Das hat schon etwas, der schrille Ruf meines Namens: „Waldi, wirst du wohl!“ Frauchen mit Tempo 180, Feuchttuch in der Hand. Doreens Putzzwang macht sich beim Couch Abschrubben bezahlt, ungeplant wird der Stressabbau gefördert.

      Katzenhaare auf der Hose: „Ups!“, eine unangenehme Situation.

      Mietzi ist die Einzige im Haus, die sich divenhafter verhält als Nachbarin Moni. Sogar ich kusche und gehe ihr aus dem Weg. Muschikatze hatte mich ihre Harken ähnlichen Dolche spüren lassen, keine Chance! Eine absichtliche Verwechslung mit ihrem Kratzbaum?

      Hatten sie bereits das Vergnügen, getackert oder gepierct zu werden? Dann können sie mir nachempfinden: „Aua!“

      Die liebsten Beschäftigungen von Muschi sind: schlafen, schnurren fressen, und sich streicheln lassen.

      Moni versucht sie zu besänftigen: „Miez, Miez, Miez! Mein kleiner Fellknäuel schau mal, was ich Schönes für dich habe!“

      Ausgiebiges Streicheln wird zur Pflicht gemacht, hier ist Mietzi Chefin. Gefressen wird nur das Beste, sie ist eine Luxuskatze. Schließlich sind alle Katzen Luxus gewöhnt sowie den natürlichen Gehorsam ihres Besitzers.

      Katzenleckerlis gehören zum Standard, ansonsten: „Vorsicht!“.

      Bestimmt drückt Mietzi deshalb ein Auge zu. Moni kann sie hinaus locken aus ihrem Kuschelbett.

      In welchen Betten treibt sich Callipo herum? Eines schönen Tages, es musste natürlich so kommen, fiel Cordula in das Grübelkoma.

      Schatzi kam spät nach Hause, ohne ein Küsschen, ohne herzliche Begrüßung, er ließ sie einfach stehen! Ihr Ehemann hatte schlechte Laune und Cordula bekam das sofort zu spüren. Wozu hatte Callipo eine Ehefrau?

      Unangebrachte Vorwürfe peitschte er auf sie nieder: „Wie sieht es hier aus, was gibt es zu essen? Haben die Kinder ihre Hausaufgaben gemacht! Ist mein Lieblingspullover gewaschen? Hast du einen Termin beim Friseur? Also Cordula, du lässt dich gehen!“

      „Hilfe!“, ein Aufschrei der Ungerechtigkeit jagte durch ihr Gehirn! Cordulas Seele bäumte sich auf!

      ‚So lasse ich mich auf keinen Fall niedertrampeln! Nein, niemals! Nicht mit mir!’, dachte sie in diesem Moment.

      ‚Das wird auch Zeit!‘, dachte ich.

      Was hatte sie falsch gemacht? Ständig rannte sie in dieses Fitnessstudio, nichts stellte ihn zufrieden. Cordula hatte sich bereits in einen skelettähnlichen Zustand gehungert.

      Endlich beschloss sie: ‚So geht es nicht weiter! Zwölf Jahre als treusorgende Ehefrau! Schatzi, du hast mir stetig Steine in den Weg gelegt. Ich liebe nur dich! Liebt er mich noch? Wie kann ich diese unerträgliche Situation beenden?’

      Die Fakten erdrückten sie und es half nur die Flucht an die frische Luft! Helmut war ein williger Fluchthelfer, schwanzwedelnd stand er vor Cordula.

      Traurig blickte sie ihn an und sagte: „Herrchen ist heute ungenießbar.“ Der Riesenschnauzer hechelte verständnisvoll.

      Ihre Sportsachen wurden aus dem Schrank geholt und angezogen. Schnell die Laufschuhe festgezurrt und prompt ging es los. Ein Lauf durch den Stadtpark war gut, um einen klaren Kopf zu bekommen.

      Im Park wurde sie von Mopsmarion aufgehalten, sie trafen sich ständig auf ihren Gassiausgängen. Von Weitem erkannte Cordula den Mops, der ausgelassen und voller Eifer die Parkwiese durchkratzte. Die Grasbüschel flogen fröhlich durch die Luft. Vor lauter Aufregung war das Gesicht von Mopsmarions rot angelaufen.

      „Hallo Frau Doktor! Ich muss ihnen unbedingt etwas erzählen. Stellen sie sich vor, ich war gestern bei Theodora!“, stürzte sie sich auf die Joggerin.

      Japsend schnappte Cordula nach Luft, sie wollte keinesfalls unhöflich erscheinen und stoppte ihren Lauf.

      ‚Was ist den in Marion gefahren?’, überlegte sie.

      Der Schweiß drang der Joggerin aus allen Poren und lief ihr an Stirn herunter. Sicherlich kein angenehmes Gefühl, um eine Unterhaltung zu führen. Ihre Gesprächspartnerin übersah einfach Cordulas feuchtes Angesicht, sie wollte unbedingt ihre Erkenntnisse loswerden.

      „Wer ist den Theodora, sollte ich diesen Namen kennen?“, fragte Cordula unsicher.

      Enttäuschung breitete sich auf dem Gesicht der Aufgeregten aus, verständnislos schüttelte sie den Kopf.

      „Ach haben sie noch nie etwas von unserer Wahrsagerin gehört?“, platzte es aus Mopsmarion heraus, „Ich will doch meine Schwester finden. Theodora hat mir wertvolle Tipps gegeben.“

      Diese Vorstellung, eine merkwürdige Geschichte.

      Was sollte Cordula mit dieser