Warum es so schwierig ist, in die Hölle zu kommen. Hans Conrad Zander

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Название Warum es so schwierig ist, in die Hölle zu kommen
Автор произведения Hans Conrad Zander
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783897109582



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IV. Himmlische Momente der katholischen Neuzeit, sinnvoll ergänzt durch nicht weniger himmlische evangelische Momente

       Francis Drake hinter einem Kaktus in Panama

       Worin wir den ökumenischen Dialog wärmstens empfehlen.

       Der heilige Ignatius von Loyola auf dem Örtchen

       Worin wir lernen, dem absoluten Chef aufs Wörtchen zu gehorchen.

       Franz Xaver auf den Molukken

       Worin wir lernen, Heiden gar nicht erst zu missionieren.

       Wie der katholische Terrorist Guy Fawkes den König von England in die Luft sprengen wollte

       Worin wir lernen, die Friedfertigen selig zu preisen.

       Kaiser Karl V in tiefer Einsamkeit

       Worin wir lernen, dass ein kleiner Finger wichtiger ist als ein Weltreich.

       Papst Pius V und die Schokolade

       Worin wir fasten lernen.

       Wie Robinson Crusoe sich nach dem Zölibat sehnte.

       Worin wir die unendliche Einsamkeit der protestantischen Seele kennen und verstehen lernen.

       Pastor Hans Egedes norwegische Irrfahrt nach Grönland

       Worin wir erfahren, dass die alten Wikinger stockkatholisch waren.

       Die Nerven der heiligen Theresia

       Worin wir lernen, ohne Psychotherapie selig zu werden.

       Ninon de Lenclos und das Evangelium nach Lukas

       Worin wir uns für die Lebensbeichte der verführerischsten Frau von Paris interessieren.

       Madame de Maintenon mit Ludwig XIV auf dem Betschemel

       Worin wir Zeugen werden, wie ein Bettlermädchen den Sonnenkönig um den frommen Finger wickelte.

       „Ich bin weder Jüdin noch Christin. Ich bin römisch-katholisch.“

       Worin wir hautnah erleben, wie die Ermordung des Erzbischofs von Paris in Sarah Bernhardt den Sinn fürs Tragische weckte.

       David Hume in allen Bars von Edinburgh

       Worin uns klar wird, wie ein Atheist zum Heiligen werden konnte.

       Wie Dominique Pire zum Nobelpreis kam

       Worin wir am Stelldichein zwischen einem parfümierten Mönch und einer linksradikalen Königinmutter verständnisvoll teilnehmen.

       V. Statt eines Nachworts

       Noch reitet der heilige Bernhard

       Worin wir die Komik der Religion lieben lernen.

      I. Statt eines Vorworts ein Wort vor dem Tor zur Hölle

      Worin uns Dante die böse Überraschung beschert, dass es unendlich schwierig ist, in die Hölle zu kommen.

      Kommt einer heute zu dir und behauptet, er habe Dante gelesen, die „Göttliche Komödie“, Hölle, Fegfeuer, Himmel, alle drei Bände gelesen, dann glaub´s ihm besser nicht. Nicht einmal mir brauchst du das zu glauben. Dabei steht die „Göttliche Komödie“ seit mehr als fünfzig Jahren unmittelbar neben meinem Schreibtisch. Und wie viel habe ich schon geschrieben über dieses größte Meisterwerk der italienischen Literatur. Greife ich aber heute zu allen drei Bänden, so fällt mir etwas Bestürzendes auf. Hier zuerst Band I, das Inferno, der Umschlag längst zerrissen, der Schnitt abgegriffen und grau verschmutzt, auf allen Seiten Fingerspuren, das ganze Buch zerlesen. Jetzt aber Band III, das Paradiso, der Himmel: der Schnitt noch immer blütenweiß, Lesespuren kaum zu finden. Jeder Antiquar würde mein Exemplar von Dantes Himmel anbieten als „wie neu“.

      So geht es nicht nur mir, sondern fast allen. Selbst theologische Kommentare besprechen Dantes Himmel nur lustlos kurz. Das Inferno dagegen hat sie alle fasziniert.

      „Am Rande erst des schmerzenvollen Tales, das widerhallt von Klagen ohne Ende“, fallen wir schon mit Dante vor Schreck in Ohnmacht, „den Geist von Schweiß gebadet“. Wieder zu Sinnen kommen wir im zweiten Höllenschlund. Mit schrillen Schreien „Gottes Macht verfluchend“ büßt hier in ewiger Qual die ruchloseste aller Frauen: die lüsterne Kleopatra (hundert Männer in einer Nacht). Ein rasender Orkan wirbelt sie herum, uns wirbelt er hinab in den dritten Höllenkreis, wo sich die schlimmen Schlemmer schlammbedeckt in einem ewigen Eisregen stöhnend wälzen.

      Unerträgliches Gedränge aber herrscht im vierten Schmerzensschlund, wo jene büßen, die auf Erden dem Prinzip „Geiz ist geil“ gehuldigt haben. Päpste, Kardinäle, Bischöfe, Mönche müssen wir hier in großer Zahl treffen.

      Im fünften Höllenkreis büßen die Zornigen, in alle Ewigkeit „sich Stück um Stück zerfleischend mit den Zähnen“.

      Alles nur Vorspiel. Über das „Wasser des Grauens“, den Höllenstrom Styx, fahren wir zum Tor der Inneren Hölle. Rot vom ewigen Feuer, das drinnen glüht, leuchten ihre gewaltigen Mauern. Tausend Teufel wachen auf ihren Zinnen. Und wer dort bewacht das Tor zur inneren Hölle? O Gott, es ist die Furie Medusa:

      „Den blutgefärbten Leib umgürteten

      Grasgrüne Wasserschlangen und ihr Haar

      War gift´ge Natternbrut.“

      Medusas