Ernährung nach den Fünf Elementen. Barbara Temelie

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Название Ernährung nach den Fünf Elementen
Автор произведения Barbara Temelie
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783961990009



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hat Yang-Charakter wie alles Helle, Lichte, nach oben und nach außen Gerichtete, wie der Tag, die Sonne, das Männliche, das Aktive, das Nichtmaterielle, das Nichtsichtbare, das Nichtfassbare.

      Substanz hat Yin-Charakter wie alles Dunkle, Schattige, nach unten und nach innen Gerichtete, wie die Nacht, der Mond, das Weibliche, das Bewahrende, das Materielle, das Sichtbare, das Fassbare.

      Qi und Substanz sind wie Feuer und Wasser. Sie kontrollieren sich gegenseitig. Feuer kann Wasser verdampfen, und Wasser kann Feuer löschen. Das harmonische Zusammenspiel beider Pole sorgt im gesunden Organismus für eine ausgewogene Temperatur und Dynamik. Ungleichgewicht bedeutet in diesem Sinne: zu heiß oder zu kalt, zu trocken oder zu feucht, zu schnell oder zu langsam.

      Im Sprachgebrauch der chinesischen Medizin wird der Yang-Faktor, Energie, immer Qi genannt. Für den Yin-Faktor sind die

      Das Yin-Yang-Modell:

      Yang ist das Qi, das Helle, der Tag,

      die Sonne, das Männliche, das

      Aktive, das Nichtmaterielle,

      das Nichtsichtbare, das Nichtfaßbare.

      Yin ist die Substanz, das Dunkle,

      die Nacht, der Mond, das Weibliche,

      das Bewahrende, das Materielle,

      das Sichtbare, das Faßbare.

      Begriffe Blut, Säfte und Substanz gebräuchlich, wenn es darum geht, die Polarität von Yin und Yang auf der Körperebene darzustellen. Manchmal spricht man von Qi und Blut und ein anderes Mal sagt man Qi und Säfte.

      Auf körperlicher Ebene bedeutet Yang, Qi und Wärme, und meint das, was den Organismus mit all seinen Funktionen am Leben erhält; alle Gefühle, Gedanken und alles Geistige sind ebenfalls darin enthalten. Zusammenfassend also: alles nicht Sichtbare, das zum Lebendigsein dazugehört. Die erste Stufe eines Mangels im Bereich des Yang wird als Qi-Mangel bezeichnet. Er drückt sich unter anderem durch Müdigkeit und Konzentrationsmangel aus. Ein Mangel an Qi und Wärme ist schlimmer als der Qi-Mangel und wird Yang-Mangel genannt. Er beinhaltet alle Symptome des Qi-Mangels und geht darüber hinaus mit Kälteempfindungen wie Frösteln und kalten Füßen sowie mit geistiger und körperlicher Erschöpfung einher. Einen Überschuss an Yang, eine sogenannte

      Yang-Fülle, zeigt sich als Hitzeempfindung, rote Gesichtsfarbe, als Zornausbruch und übersteigerte Aktivität.

      Wir haben es bei einem Ungleichgewicht entweder mit einer Fülle oder einem Mangel des Yang oder mit einem Mangel des Qi zu tun (eine Qi-Fülle gibt es nicht, da Qi immer etwas Positives ist). Im ersten Fall sagt die chinesische Medizin: »Das Yang ist in Fülle.« In den anderen Fällen heißt es: »Das Yang oder das Qi ist geschwächt.« Oder man sagt ganz allgemein: »Die Yang-Wurzel des Menschen ist gestört.«

      Für das Yin des Körpers stehen die Begriffe Blut, Säfte und Substanz. Damit ist alles Substantielle gemeint: Körperflüssigkeiten, Blut, Knochen, Gewebe, Muskeln, Gehirnmasse usw., mit anderen Worten ausgedrückt, alles Sichtbare. Wenn »die Yin-Wurzel des Menschen gestört ist«, kommt es zu einem Blutmangel, einem Yin-Mangel oder einer Yin-Fülle. Bei einer Yin-Fülle handelt es sich um eine sogenannte Feuchtigkeit im Körper, die nicht mit den guten Körpersäften gleichzusetzen ist. Hier bilden sich Wasseransammlungen und Schlacken im Gewebe, die zu geschwollenen und schweren Gliedmaßen führen. Des weiteren kann es zu Verschleimung der Bronchien, Cellulitis, Übergewicht, Trägheit und Niedergeschlagenheit kommen.

      Die erste Stufe eines Mangels der Yin-Wurzel ist der sogenannte Blutmangel, der häufig Frauen betrifft. Diese Diagnose bedeutet in der chinesischen Medizin etwas anderes als in der Schulmedizin. Sie umfasst sowohl eine Minderung der Blutmenge, oftmals aufgrund einer starken Periodenblutung, als auch der Blutfunktion. Der Blutmangel ist weniger tiefgreifend als der Yin-Mangel und zeigt sich im wesentlichen als Lichtempfindlichkeit der Augen, Neigung zu Muskelkrämpfen und Blässe des Gesichtes.

      Ein Yin-Mangel dagegen tritt häufiger bei Männern auf. Er zeichnet sich durch Trockenheit aus, die Körpersäfte erschöpfen sich. Der Mensch ist dann unruhig und nervös, eventuell mager. Haut und Haare neigen zu Trockenheit. Er leidet häufig unter Nachtschweiß, Schlafstörungen und heißen Füßen in der Nacht. Die unangenehmen Begleiterscheinungen der Wechseljahre der Frau – Hitzewallungen, Nachtschweiß und Schlafstörungen – sind Zeichen eines natürlichen Yin-Mangels, der bewirkt, dass die Menstruation aufhört, so dass die älter werdende Frau davor bewahrt wird, weiterhin Blut zu verlieren.

      Die hier angeführten Beispiele geben einen allgemeinen, groben Einblick in die Art und Weise, wie die chinesische Medizin Funktionsstörungen versteht. In der Praxis ist es die Aufgabe der Diagnostik, eine Unausgewogenheit zwischen Yin und Yang in jedem einzelnen Organ festzustellen. Ein Ungleichgewicht in einem Organ ist dann eingetreten, wenn es zuviel oder zuwenig Yin oder Yang hat oder wenn das Qi stagniert. Da alle Organe miteinander in Verbindung stehen und voneinander abhängen, bedeutet Gesundheit, die harmonische Zusammenarbeit der Organe aufgrund eines ausgewogenen Angebotes an Qi und Säften.

      Da der Mensch permanent inneren und äußeren Schwankungen unterworfen ist, ist das Ausgleichen ein Prozess, der in einem gesunden Organismus ständig vonstatten geht. Wenn ein Organ kurzfristig in einer Fülle oder Leere ist, sorgen die anderen Organe durch Zuführen oder Abziehen von Qi und Säften dafür, dass das Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Eine bekömmliche Ernährungsweise, die für ein ausgewogenes Angebot an Qi und Säften sorgt, und ein ausgewogener Lebensstil bewirken, dass die inneren Schwankungen in einem zulässigen Rahmen bleiben. Auf dieser Basis ist der körpereigene Regulierungsmechanismus in der Lage, eine kurzfristige Belastung, die in einem Organ eine Leere oder eine Fülle erzeugt, auszugleichen.

      Wie sorgt der Organismus für Ausgewogenheit?

      Dieses Kapitel dient dazu einen Einblick in die Physiologie, also die Funktionsweise des Körpers in der chinesischen Medizin zu erlangen. Wie bereits erläutert wurde, handelt es sich bei der Funktionsstörung, die in der TCM-Praxis auch Syndrom genannt wird, immer um ein Zuviel oder Zuwenig an Yang (= Qi und Wärme) oder Yin (= Säfte und Blut) in einem oder mehreren sogenannten Organen. Das Blut fließt bekanntlich in den Blutgefäßen, das Qi fließt in Meridianen, feinstofflichen Leitbahnen, und zirkuliert aber auch frei im Körper. Der Qi-Fluss in den Meridianen und der Blutfluss in den Gefäßen stehen in engem Zusammenhang. Sie fördern sich gegenseitig und sorgen für die Durchlässigkeit des Organismus, indem die Meridiane und das Blut die Organe miteinander verbinden. Aus Sicht der TCM nährt, kühlt und befeuchtet Blut den Körper und ermöglicht die Regeneration des Organismus. Es fördert die geistige Ruhe, die Fähigkeit sich zu entspannen, und einen erholsamen Schlaf.

      Qi dynamisiert, transportiert, scheidet aus und wärmt. Eine der wichtigsten Funktionen besteht jedoch darin, Körperfremdes, wie Nahrung, in Körpereigenes, wie etwa Muskeln und Knochen, umzuwandeln. Diese sogenannte Stoffwechselfunktion und die Ausscheidung der Abfallstoffe, die bei jedem Transformationsprozess, z. B. Verdauung, anfallen, kann nur mit Hilfe von Qi vonstatten gehen.

      Qi aktiviert den Menschen, auch den Geist, und bringt den Antrieb, die Gefühle und die Lebensfreude hervor. Je nachdem, welche speziellen Aufgaben es gerade erfüllt, erhält es unterschiedliche Namen. Sorgt es für eine gute Abwehr, dann heißt es Wei-Qi (Abwehrenergie). Das Wei-Qi schützt den Organismus vor ansteckenden Krankheiten und bioklimatischen Einflüssen. Es fließt nicht im Meridiankreislauf, sondern zirkuliert frei im Körper und um den Körper herum.

      In der TCM kennt man fünf Organpaare: Leber-Gallenblase, Herz-Dünndarm, Milz-Magen, Lunge-Dickdarm, Nieren-Blase. In dieser Reihenfolge werden die Organe über den Meridiankreislauf mit Qi versorgt. Deshalb wird der Kreislauf Fütterungszyklus genannt. Auf den Seiten 98 und 113 veranschaulichen