Ernährung nach den Fünf Elementen. Barbara Temelie

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Название Ernährung nach den Fünf Elementen
Автор произведения Barbara Temelie
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783961990009



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die Kombination von beiden wird aus einer einfachen Suppe eine köstliche Blutmedizin. Für die Chinesen ist es selbstverständlich, dass eine Speise nicht nur schmackhaft ist, sondern darüber hinaus eine gezielte gesundheitsfördernde Wirkung hat. Auf diese Weise erlangt die Kunst des Kochens einen sehr hohen Stellenwert.

      Hierbei ist es wichtig, zwischen therapeutischer und alltäglicher Ernährung zu unterscheiden. Im Rahmen dieses Buches geht es darum, die allgemeinen Richtlinien zugänglich zu machen. Therapeutische Prinzipien können nur angewendet werden, wenn eine Diagnose, basierend auf dem Wissen der TCM, zugrunde liegt. Seit den Anfängen der chinesischen Ernährungslehre sind viele Touristen über die Chinesische Mauer gelaufen, und die Essgewohnheiten und Bedürfnisse der Chinesen haben sich geändert. Die Ernährungsprinzipien sind jedoch in vielen Familien, die in einer Gemeinschaft zusammenleben und in den kleinen Garküchen die gleichen geblieben, und werden tagtäglich mit Erfolg angewendet. Davon konnte ich mich während meines dreimonatigen Aufenthaltes im alten Teil der riesigen Stadt Chengdu 1997 noch überzeugen. Anhand dieser Tatsachen darf man mit Recht behaupten, dass die chinesische Ernährungslehre zu den erfolgreichsten und erprobtesten Ernährungssystemen gehört, die wir kennen. Es wäre eine große Bereicherung, wenn – neben den privaten Küchen, den Kantinen und Restaurants, vor allem unsere Krankenhäuser von dieser Ernährungsform inspiriert werden und profitieren können. Es geht ja nicht darum, chinesische Gerichte zu kochen, sondern darum, die Prinzipien der Fünf-Elemente-Lehre und des Yin und Yang für die heimische Küche anzuwenden. Diese lassen sich dann beliebig auf vertraute Gerichte aus anderen Ländern, wie etwa die Mittelmeerküche, übertragen.

       Ist er Koch oder Arzt?

       Ist dies eine Apotheke oder ein Restaurant?

       Fisch, Fleisch, Gemüse, Frühlingszwiebel und Porree:

       Köstliche Gerichte verbannen Tabletten und Pillen,

       Nahrhafte Speisen sind das Mittel gegen alle Leiden.

       Chinesisches Gedicht, Herkunft unbekannt

      Die Langlebensphilosophie der Chinesen

      Der vergebliche Versuch, aus unedler Materie das edle Metall Gold zu gewinnen, ist nur ein Beispiel für das Streben nach technischem Fortschritt im Westen, das den Werdegang unserer Zivilisation entscheidend geprägt hat. In China war es das Streben nach Unsterblichkeit oder zumindest nach einem recht langen Leben, das eine Fülle kultureller Errungenschaften, darunter die TCM und mit ihr die Diätetik, hervorbrachte. Diese Entwicklung verdankt China dem Taoismus, der seine Erkenntnisse aus der Beobachtung der Natur und aus dem Verstehen kosmischer Zusammenhänge gewinnt.

      Eines der Hauptthemen im Taoismus ist die Lehre von den Wandlungen. Sie besagt, dass es im gesamten Kosmos keinen statischen Zustand gibt; alles ist ständig in Bewegung. Wenn uns ein Zustand statisch erscheint, liegt dies lediglich daran, dass der Entstehungs- oder Zerfallsprozess so langsam vonstatten geht, dass wir ihn nicht wahrnehmen können. Wenn wir ein paar Jahre lang einen Stein oder ein Gebirge beobachten, dann erscheinen diese statisch, es gibt keine sichtbare Veränderung. Nach einem viel größeren Zeitraum jedoch könnten wir eine Veränderung deutlich sehen. Die Natur »denkt« hierbei nicht in Jahren, sondern in Jahrmillionen.

      Wir Menschen sind ebenfalls einem ständigen Wandlungsprozess unterworfen, und was die Zukunft bringen wird, ist im Grunde genommen ungewiss. Um dieser existentiellen Unsicherheit zu entgehen, haben die Menschen versucht, die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich Veränderungen vollziehen, zu erkennen. Wenn man versteht, wie etwas geschieht, wird es vorhersehbar, kalkulierbar und verliert seinen Schrecken. Die Angst vor dem Ungewissen im menschlichen Dasein ist ein wichtiger Motor, der Philosophien, Religionen, Kultur und technischen Fortschritt hervorbringt.

      In China hat die Sehnsucht nach einer Erlösung von den Schrecken des menschlichen Daseins – Unglück, Krankheit und Tod – den Taoismus hervorgebracht. Die Entwicklung von Weisheit und die Erkenntnis vom Ursprung des Seins waren die Ziele der Schüler des taoistischen Meisters Laotse. Viel Zeit musste auf geistige Übungen verwendet werden, um die hohe geistige Reife zu erlangen, die diese Menschen anstrebten. Da sie der Wiedergeburt weniger Bedeutung beimaßen als der Buddhismus, der erst 500 n. Chr. nach China kam, war ihr höchstes Ziel, Unsterblichkeit oder zumindest ein hohes Lebensalter zu erreichen. Alle anderen Bedürfnisse wurden dieser Absicht untergeordnet. Ursprünglich diente das Streben nach einem langen Leben dem übergeordneten Ziel, auf die Erleuchtung hin zu arbeiten. Mit der Zeit allerdings entwickelte die Langlebensphilosophie eine Eigendynamik. Das Eigentliche, die Erleuchtung, trat in den Hintergrund. Das Erlangen eines hohen Alters in Gesundheit war zum Selbstzweck, zu einer fixen Idee der Chinesen geworden.

      Unzählige Gesundheitsübungen meditativer und heilgymnastischer Art zeugen von diesen Bemühungen. Tai Qi Chuan ist eine der bekanntesten Methoden. Die anderen therapeutischen Mittel der TCM – die Akupunktur, die Kräuter- und Ernährungstherapie – und insbesondere die Diagnostik wurden von dieser Entwicklung entscheidend geprägt. Die Langlebensidee erzeugte einen hohen Anspruch an die diagnostischen Fähigkeiten der Ärzte mit dem Ziel, das Entstehen krankhafter Prozesse gar nicht erst zuzulassen. Dies ging einher mit einem umfassenden Wissen über die Ursachen von Krankheit.

      Der medizinische Erfahrungsschatz wurde innerhalb der Arztfamilien als Geheimwissen bewahrt und vererbt. Diese Tradition, eine Folge der politischen und sozialen Struktur Chinas, diente zwar der Reinhaltung und der korrekten Überlieferung der Lehre, der medizinischen Versorgung des allgemeinen Volkes diente sie jedoch nicht.

      Vorbeugen, das oberste Gebot der TCM, erfordert eine große Geschicklichkeit, was die Früherkennung von Funktionsstörungen anbelangt. Noch heute erlaubt die medizinische Diagnostik, Krankheiten oder, besser gesagt, ein Ungleichgewicht zu erkennen, bevor überhaupt ernsthafte Symptome aufgetreten sind. Durch das Betasten des Pulses am Handgelenk an sechs verschiedenen Stellen auf zwei Ebenen lassen sich genaue Aussagen über das Befinden der zwölf Organe und über die Gesamtkonstitution des Menschen machen. Das genaue Betrachten der Zunge – Farbe, Form, Feuchtigkeit und Beweglichkeit, ebenso Farbe und Art des Belages – ist ein weiteres bedeutendes diagnostisches Mittel. Das Bild wird vervollständigt durch das Befragen des Patienten und durch die Gesichts- und Körperdiagnostik. Das ist die praktische Vorgehensweise, die dem Einsatz therapeutischer Ernährungsratschläge zur Vorbeugung oder Behebung einer Erkrankung vorausgeht.

      Das frühzeitige Erkennen von krankhaften Veränderungen setzt jedoch noch etwas anderes voraus: eine andere Sichtweise. Der Magen ist nicht erst krank, wenn er weh tut. Bevor Magenschmerzen auftreten, war der Krankheitsprozess bereits im Gang. Bevor es zu einem Herzinfarkt kommt, litt der Betroffene womöglich bereits seit geraumer Zeit unter Beschwerden. Wenn zum Beispiel Schlafstörungen oder innere Unruhe auftreten, dann könnte die Überforderung am Arbeitsplatz oder eine emotionale Belastung der Hintergrund sein. 60 % der deutschen Bevölkerung klagen über Symptome wie Schlafstörungen, innere Unruhe, Übelkeit, Verstopfung, Übergewicht, Müdigkeit, Konzentrationsmangel und andere, sogenannte funktionelle Störungen. Gegen alle diese Probleme gibt es Medikamente. Nach dem eigentlichen Ursprung der Beschwerden fragt bei uns kaum jemand, und der Zusammenhang zwischen einem zunächst banalen Symptom und einer späteren ernsthaften Krankheit wird meist nicht erkannt. Die traditionelle chinesische Diagnostik vollbringt diesbezüglich keine Wunder. Sie fragt lediglich nach dem Ursprung und erkennt die Zusammenhänge. Um diese Zusammenhänge zu verstehen, ist es wichtig, die chinesische Betrachtungsweise des menschlichen Körpers etwas genauer zu untersuchen.

      Ungleichgewicht der Körperfunktionen

      Leben basiert grundsätzlich auf zwei Komponenten: Energie und Substanz. Ist eine der beiden Komponenten übermäßig oder nur unzureichend vorhanden, dann ist der Mensch krank. Fehlt eine Komponente ganz, gibt es kein Leben. Tod bedeutet, dass Energie und Substanz sich voneinander trennen. Mit dieser Anschauung befinden wir uns bereits inmitten eines chinesischen