Название | Die Schneefrau |
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Автор произведения | Thomas Bornhauser |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038182764 |
«Nein, das ist sie nicht, ich habe vor einer Viertelstunde bei ihrem Chalet geläutet, vergeblich. Auch ihr Handy ist ausgeschaltet, das alles ist völlig ungewöhnlich.»
«Was wissen Sie sonst über Frau Morosowa, woher kommt sie, womit verdient sie ihr Geld? Jeder Hinweis kann für uns entscheidend sein.»
Wie der sichtlich besorgte Matthias Kaufmann zu berichten wusste, wurde Valeria Morosowa in der Ukraine geboren, in der Nähe von Kiew, ging dort zur Schule und studierte anschliessend Sprachen. Als gefragte Übersetzerin lernte sie während eines Kongresses in Moskau einen, wie Kaufmann explizit feststellte, «stinkreichen Unternehmer» kennen, den sie nur ein Jahr später heiratete. Keine zwei Jahre später liess sie sich von ihm scheiden und war fortan, dank ihres Scheidungsanwalts, eine wohlhabende Frau. Er selber, Kaufmann, habe Valeria Morosowa vor drei Jahren kennen- und schätzen gelernt. Ob das von ihrem Exmann zugestandene Geld für ihren aufwendigen Lebensstil reiche, wisse er nicht. Über Geld werde in seinen Kreisen nicht gesprochen.
«Das hat man einfach», dachte Monika Grünig.
«Ich habe ein ganz ungutes Gefühl, da muss etwas passiert sein!»
«Wann haben Sie Frau Morosowa denn letztmals gesehen?»
«Frau Grünig, gesehen am dritten Februar, am Morgen des fünften Februar habe ich aber noch mit ihr telefoniert. Sie sass nach eigenen Angaben im Charly’s Tearoom an der Promenade, sagte, dass sie sich auf den Abend mit mir freut.»
«Herr Kaufmann, darf ich ganz direkt zu Ihnen sein?»
«Gewiss doch, wenn es hilft, Valeria zu finden.»
«Sagen wir es so: Frau Morosowa ist bekanntlich kein Kind von Traurigkeit. Mit wem alles hatte sie in jüngster Vergangenheit Kontakt? Oder hatte sie möglicherweise Ärger? Hat sie jemals etwas angedeutet?»
Matthias Kaufmann musste wegen der Bemerkung «Kein Kind von Traurigkeit» von Monika Grünig schmunzeln. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie das Leben eines bekennenden und praktizierenden Singles aussehen konnte, wobei Valeria mit ihren erst 48 Lebensjahren und dank ihrer Erscheinung wohl ein um einiges aufregenderes Leben zu führen wusste als er selber. Er nannte einige Namen von Personen, von denen er annehmen musste, dass sie mit Frau Morosowa in Kontakt standen.
«Bitte behandeln Sie diese Informationen mit der nötigen Diskretion, Sie wissen ja, wie sich die Leute das Maul zerreissen.»
«Davon dürfen Sie ausgehen, Herr Kaufmann, selbstverständlich.»
«Und nein, Valeria hat nie von Drohungen oder Problemen gesprochen.»
Monika Grünig bedankte sich bei Matthias Kaufmann für seine Offenheit und versprach, ihn sofort zu benachrichtigen, sollten sich Neuigkeiten ergeben.
Die Vermisstenmeldung von Valeria Morosowa nahm den gewöhnlichen Verlauf solcher Anzeigen, sieht man davon ab, dass sie noch gleichentags am Fernsehen ausgestrahlt wurde, weil sowohl Monika Grünig als auch Michel Chevalier ein Verbrechen nicht ausschliessen konnten, denn welche Frau hätte eine Einladung ins Olden, den ESC und das GreenGo auf diese Weise sausen lassen? Eine Valeria Morosowa sicher nicht, da waren sich die beiden einig.
Das Tearoom Charly’s an der Promenade in Gstaad: Von hier aus telefonierte in den ersten Februartagen die vermisste Valeria Morosowa mit Matthias Kaufmann, erschien dann aber nicht zum vereinbarten Treffpunkt.
Im Laufe der nächsten Tage gab es zwar einige Hinweise aus der Bevölkerung, die aber ausnahmslos im Sande verliefen. Auch Gespräche mit den von Matthias Kaufmann genannten Personen – grossmehrheitlich aus dem männlichen Kreis der Haute Volée – ergaben keine konkreten Informationen zum möglichen Verbleib der Vermissten. Auch eine allerdings nur oberflächliche Hausdurchsuchung in Morosowas Chalet am Mittwoch, 12. Februar, brachte kein Licht ins Dunkel, nichts deutete auf eine längere Abwesenheit hin. Die Frau blieb wie vom Erdboden verschwunden.
Seit dem Nachmittag des 4. Februar hatte sie ihr Handy nicht mehr benutzt, das ergaben Recherchen bei ihrem Telefonanbieter. Gleiches galt für ihr Profil auf verschiedenen sozialen Medien. Wie konnte es also sein, dass Matthias Kaufmann behauptete, er habe noch am Morgen des 5. Februar mit Valeria Morosowa telefoniert – zu einem Zeitpunkt, als diese angeblich im Charly’s gesessen habe und ebendort bestimmt mit dem Handy telefoniert hätte? Übrigens: Im Keller ihres Chalets waren ganz normale Gegenstände zu sehen, keine Spur von einer Sadomaso-Folterkammer oder Ähnlichem …
Bis zur Auffindung der Leiche im Garten des Chalets Swoboda am späten Abend des 16. Februar ergaben sich keinerlei weiteren Hinweise zum Schicksal der Vermissten.
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