Aborigines Gestern und Heute. Sabine Koch

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Название Aborigines Gestern und Heute
Автор произведения Sabine Koch
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783944921372



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Die Schlange kitzelte die Frösche am Bauch. Da fingen die Frösche an zu lachen und das Wasser floss aus ihren Mäulern auf die Erde. Die Senken füllten sich, es entstanden Seen und Flüsse. Gras wuchs und Bäume sprossen aus der Erde. Alle Tiere erwachten und folgten der Regenbogenschlange durch das Land, sie lebten glücklich zusammen.

      Die Regenbogenschlange machte die Gesetze, alle mussten ihnen folgen. Doch einige waren streitsüchtig und machten Ärger. Die Regenbogenschlange sagte: „Diejenigen, die meine Gesetze befolgen, sollen belohnt werden. Ich werde ihnen menschliche Gestalt geben. Die anderen, die meine Gesetze missachten, werde ich bestrafen, sie sollen zu Steinen erstarren.“

      Die Gesetzesbrecher wurden zu Felsen und Bergen. Die anderen bekamen menschliche Körper. Die Regenbogenschlange gab jedem sein eigenes Totem. So kannte jeder seine Stammeszugehörigkeit. Es sollte niemand hungern, es war genug Essen für alle da. Niemand durfte von seinem eigenen Totem essen. Die verschiedenen Stämme lebten auf dem Land, das ihnen die Regenbogenschlange zugewiesen hatte. Das Land sollte ihnen immer gehören und niemand sollte es ihnen jemals wegnehmen.“

      Die Aborigines lebten als Jäger und Sammler. Sie sahen sich als Behüter ihres Landes und fühlten sich dafür verantwortlich. In der Wüste überlebten sie in einer sehr vegetationsarmen Landschaft mit nur gelegentlichen Regenfällen. Es war daher für sie überlebenswichtig, das Land und seine Ressourcen genau zu kennen und verantwortungsvoll damit umzugehen. Noch heute haben die Aborigines eine sehr enge Beziehung zu ihrem Land, viele Dinge in der Natur haben eine spirituelle Bedeutung für sie.

      Die Aborigines waren innerhalb ihrer Gruppe aufeinander angewiesen. Die Natur und die Familie, mehr gab es nicht. Die Generation der heutigen Großeltern lebte noch in kleinen Familienverbänden und wuchs ohne Gebäude, Möbel, Technik oder Kleidung auf.

      Eigentum gab es nicht, alles wurde geteilt. Statt Kleidung malten sich die Aborigine Symbole für Status, Lebenserfahrung oder einfach zum Schmuck direkt auf die Haut. Gürtel und Haarbänder fertigte man aus dünnen Strähnen menschlicher Haare. Das Dach über dem Kopf stammte aus der Natur: kleine Höhlen oder Äste und Blätter. Werkzeuge fertigte man aus Holz oder Steinen, sie waren multifunktionell und einfach zu ersetzen.

      In den Wüstenregionen lebten viele Aborigines noch bis in die 1960er-Jahre als Jäger und Sammler. Heute praktizieren aber nur noch wenige Menschen im abgelegenen Norden Australiens diesen ursprünglichen Lebensstil.

      Bedingt durch das knappe Nahrungsangebot lebten die meisten Aborigines seminomadisch in kleinen Gruppen („clans“) zusammen. Sie zogen dabei in einem regelmäßigen Rhythmus durch ein bestimmtes Gebiet, suchten Orte immer zur gleichen Jahreszeit auf und siedelten dort für eine gewisse Zeit. In den Küstengebieten und an einigen Flüssen, wo das Wasser- und Nahrungsangebot konstanter war, lebten die Aborigines halb-sesshaft, während die Stämme in den trockenen Gegenden Zentralaustraliens Nomaden waren; gezwungen, über weite Gebiete zu ziehen, um nach Nahrung zu suchen.

      Auf der Jagd erbeuteten die Aborigines Kängurus, Emus, Wombats, Echsen, Schlangen und Vögel. Als Jagdwerkzeug benutzten sie den Speer, der aus der Hand oder mittels eines Woomera (Wurfgeschoss) geworfen wurde. Manche Stämme setzten auch Bumerangs ein. Mit einem gezielten Wurf kann man damit ein Känguru töten.

      Die pflanzliche Nahrungspalette bestand aus Wurzeln, Obst, Beeren und Nüssen. In den Wüstengebieten Australiens wachsen die Buschbanane und eine Art Buschtomate, im tropischen Norden gibt es die Buschpflaume. Auch Insekten und Maden wurden gesammelt. Die Bewohner der Küstengebiete lebten zusätzlich vom Fischfang und sammelten Muscheln und Krebse.

      Aufgrund der klimatischen Verhältnisse war es für die Aborigines nicht nötig, eine Vorratshaltung zu betreiben, wie wir sie aus Europa kennen. Auch den Anbau von Pflanzen kannten sie nicht. Eine Ausnahme machten zwei Stämme im heutigen Victoria, die Aal-Farmen bewirtschafteten und dafür ein komplexes System von Bewässerungsteichen entwickelten.

       Der Bumerang

      Den Bumerang verbindet man gemeinhin mit Australien, aber auch in Afrika, Amerika und Asien werden ähnliche Hölzer als Jagdwaffen eingesetzt. Bumerangs bestehen aus Holz oder Knochen. Zurückkehrende Bumerangs werden zur Jagd auf Vogelschwärme eingesetzt. Der eigentliche Jagdbumerang („Kylie“) hat nicht die typische Bumerang-Form; er ist viel größer und schwerer als die heutigen Sportbumerangs und kehrt auch nicht zurück. Ein guter Jäger kann ein Kylie bis zu einhundert Meter weit werfen und so auch Kängurus erlegen.

      In den 1930er-Jahren wurde der zurückkehrende Bumerang als Sportgerät entdeckt. Weltweit finden heute Meisterschaften in verschiedenen Disziplinen statt. Dabei werden Bumerangs (mittlerweile auch aus Kunststoff) in verschiedenen Ausführungen und mit unterschiedlichen Flugeigenschaften verwendet.

      Wasser sicherte das Überleben der Aborigines, daher galt jeder Platz, an dem es ständig oder zeitweise Wasser gab, als heilig. Nach Regenfällen in der Wüste sammelt sich Wasser in Senken, Wasserlöcher füllen sich, Gras sprießt und durch das Wachsen der Vegetation vermehren sich die Wildtiere. Bestimmte Pflanzen deuten darauf hin, dass sich nicht weit unter der Oberfläche Wasser befindet, in anderen Pflanzen sammelt sich Wasser. Endete die Regenzeit und das Wasser ging zurück, gruben die Aborigines danach. In der Hochtrockenzeit gab es immer noch die ständigen Wasserlöcher in den Gebirgszügen.

      Zu bestimmten Jahreszeiten legten die Aborigines regelmäßig kleine Buschfeuer. Dabei verbrannten sie hohes Gras und dichte Dschungelpflanzen, wodurch das Land für die Jäger wieder zugänglich wurde. Auf dem abgebrannten Boden wuchs frisches, grünes Gras nach und lockte Wildtiere an. Außerdem verhinderte das gezielte Abbrennen das Entstehen großer Buschfeuer. Dieses „farming with fire“ war der einzige aktive Eingriff der Aborigines in die Natur.

      Für Frauen und Männer galt bei den Aborigines eine strenge Arbeitsteilung. Jeder war für bestimmte Aufgaben zuständig, die sich gegenseitig ergänzten. Die Frauen sammelten täglich Früchte, Wurzeln und Samen und fingen kleinere Tiere wie Echsen und Schlangen. Daneben lehrten sie die Kinder, Jungen wie Mädchen, welche Früchte man essen kann und wie man kleine Tiere aufstöberte und fing. Ihre Arbeit trug den größten Teil zur Ernährung des Clans bei und war unverzichtbar.

      Die Aufgabe der Männer war die Jagd. Sie fiel nicht so regelmäßig an wie die der Frauen, erforderte aber Kondition, Kraft und Technik. Das Wasserholen war ebenfalls Aufgabe der Männer.

      Die Männer dominierten die Gruppe. Sie übernahmen Führungsaufgaben, trafen wichtige Entscheidungen und bestimmten zum Beispiel die Partner für die Kinder. Für die Kindererziehung war mehr oder weniger die ganze Großfamilie zuständig. Waren die Männer tagelang auf der Jagd, kümmerten sich die Frauen allein um die Kinder.

      Frauen und Männern gemeinsam oblag die Verantwortung, das Stammesgesetz zu bewahren und danach zu leben. Ihre Traditionen pflegten sie in Ritualen, die ebenfalls streng nach Geschlechtern getrennt durchgeführt wurden. Auch für kleinere medizinische Behandlungen waren die Frauen zuständig. Sie kannten sich mit Pflanzen und Heilkräutern aus, stellten aus Kräuterextrakten Getränke her und vermischten bestimmte Pflanzen zu einer Paste, die auf Wunden aufgetragen wurde.

      Handelte es sich um lebensbedrohende Krankheiten oder schwere Verletzungen, glaubten die Aborigines, dass Zauberei und böse Geister die Ursache des Unheils waren. Für die Behandlung solcher Fälle waren spezielle „spiritual doctors“ (meist Männer) zuständig. Diese Medizinmänner nahmen durch bestimmte Rituale Verbindung zur spirituellen Welt auf, um eine Heilung zu bewirken. Sie wurden