Aborigines Gestern und Heute. Sabine Koch

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Название Aborigines Gestern und Heute
Автор произведения Sabine Koch
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783944921372



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      Christopher, der Älteste der Martu in Kunawarritji

      Zwischen den Stämmen herrschen nachbarschaftliche Beziehungen: Zu großen Zeremonien wie der Initiation der Jungen kommen oft mehrere Stämme oder Clans zusammen und tauschen Geschichten, Gesänge und Tänze aus. Diese Zusammenkünfte werden als „Corroborree“ bezeichnet. Für die Verständigung wurden früher Nachrichten durch Boten mit hölzernen „message sticks“ überbracht, in die man Symbole einritzte. Ein Bote durfte nicht direkt zum Lager eines fremden Stammes gehen, sondern musste in sichtbarer Entfernung warten, bis er von einem Stammesmitglied abgeholt wurde. Funde von Tierknochen, Muscheln und Steinwerkzeugen in South Australia und Zentralaustralien, die aus dem Norden des Landes stammen, beweisen, dass auch Handel zwischen den Stämmen stattgefunden haben muss. Kriegerische Auseinandersetzungen gab es weniger um das angestammte Land; die Stammesgebiete wurden gegenseitig respektiert. Doch unerlaubtes Jagen auf fremdem Gebiet konnte zum Beispiel zu lang andauernden Kriegen zwischen den Stämmen führen.

      Zum Land der Anangu, wie sie sich selbst nennen, gehört der weltbekannte Uluru (Ayers Rock), aber ihr Stammesgebiet dehnt sich viel weiter, bis in den Nordwesten von South Australia, aus. Die Anangu sind sehr eng mit ihrem Land verbunden; jedes Merkmal, jeder Fels und natürlich auch der Uluru und die Kata Tjuta haben für sie eine wichtige spirituelle Bedeutung.

      Als die Briten auf dem Gebiet von Maralinga in South Australia Anfang der 1950er-Jahre Atomtests durchführten, zwang man die Anangu, ihr angestammtes Land verlassen. Trotz der Evakuierungsmaßnahmen wurde eine große Zahl von ihnen durch den nuklearen Fallout der Atomtests kontaminiert.

      Durch den „Pitjantjatjara Land Rights Act“ („Native Title“-Gesetz) wurden den Anangu im Jahr 1981 mehr als 103 000 km2 Land im Nordwesten von South Australia bis an die Grenze des Northern Territory zurückgegeben. Dort leben heute etwa 2200 Anangu in kleinen „homelands“.

      Die Arrernte leben in Zentralaustralien, entlang der MacDonnell Ranges und in Alice Springs, wo ihre gleichnamige Sprache noch von etwa einem Viertel von ihnen als Muttersprache gesprochen wird. Die Arrernte-Sprache wird in den meisten Schulen in Alice Springs als Pflichtfach gelehrt.

      Typische Hütte der Eastern Arrernte im Arltunga District (August 1920)

      In Hermannsburg wurde 1902 der Künstler Albert Namatjiara geboren, der als erster Aborigine die Landschaftsmalerei entwickelte (mehr dazu siehe in Kapitel 3.1).

      In Sprache und Kultur haben die Gurindji viel mit dem angrenzenden Nachbarvolk der Warlpiri gemeinsam. Bekanntheit erlangten sie durch den „Wave Hill Cattle“-Streik von 1966, der große Bedeutung für den Kampf der Aborigines um ihre Landrechte hatte (siehe Kapitel 5.4).

      1975 gab die Regierung 330 000 Hektar ihres Landes an die Gurindji zurück. Es liegt etwa 460 Kilometer südwestlich von Katherine in der Victoria-River-Region, wo die Communities Daguragu und Kalkaringi mit etwa 700 Bewohnern gegründet wurden. In Daguragu wird in der ersten von Aborigines bewirtschafteten Rinderfarm Viehzucht betrieben.

      Etwa 5000 bis 6000 Warlpiri leben heute im Northern Territory, die meisten in kleinen Siedlungen. Yuendumu, die größte Gemeinde, wurde einst als Missionsstation gegründet. Die Warlpiri leben als Nomaden und ziehen aufgrund der Nahrungs- und Wasserknappheit ihres Stammesgebiets durch weite Gebiete Zentralaustraliens. Viele von ihnen sprechen bis heute kein Englisch. Die Warlpiri-Sprache ist noch sehr aktiv und wird von vielen Aborigines von Darwin über Katherine bis nach Alice Springs gesprochen. Für etwa 3000 Aborigines ist es die Muttersprache. Doch auch sie ist vom Aussterben bedroht.

      Eine Besonderheit dieses Stammes ist eine eigene Gebärdensprache. In der Kultur der Warlpiri unterliegen Frauen, die sich in Trauer befinden, einem Sprechverbot. Sie benutzen für diese Zeit Gebärden.

      Das abgelegene Arnhemland im Nordosten des Northern Territory ist das traditionelle Gebiet der Yolngu. Durch die Küstennähe hatten die Yolngu Kontakt zu anderen Völkern. Von den Makassar (einem Volk aus Indonesien) lernten sie beispielsweise, seetüchtige Boote zu bauen, mit denen sie Fische und Schildkröten fingen.

      1976 wurde das Arnhemland an das Volk der Yolngu zurückgegeben. Heute leben auf dem 97 000 km2 großen Gebiet etwa 20 000 Aborigines. Bekannt wurden die Yolngu 1963 durch die „Yolngu Bark Petition“, eine Beschwerde gegen den Abbau von Bauxit auf ihrem angestammten Land (siehe Kapitel 5.4) und durch die international bekannte Band Yothu Yindi (siehe Kapitel 3.2).

      Bennelong, der Älteste der Eora

      Als 1788 die erste britische Flotte an der Ostküste eintraf, hatte sie ihren ersten Kontakt mit Ureinwohnern aus dem kleinen Stamm der Eora (damals etwa 1500 Personen). Der Älteste der Eora, Bennelong, lernte Englisch und vermittelte zwischen den Engländern und den Aborigines. Er reiste sogar nach England und traf dort den britischen König Georg III. Vor allem durch die aus Europa eingeschleppten Krankheiten dezimierte sich der Stamm der Eora sehr schnell und starb noch im 19. Jahrhundert aus.

      Einige bekannte australische Wörter stammen aus der Eora-Sprache, zum Beispiel Dingo, Wallaby, Wombat und Woomera (Wurfspeer mit Schleudervorrichtung).

      Die Gunditjara lebten an den Flüssen und Seen des Framlingham Forest und am Ufer des Lake Condah im heutigen Victoria. Sie unterschieden sich von allen anderen Aborigine-Stämmen, weil sie kleine Steinhäuser bauten. Außerdem züchteten sie Aale und andere Fische und betrieben Handel damit. Sie entwickelten dafür ein komplexes Flusssystem mit Steindämmen und Kanälen. Mit großen Körben, die von den Frauen gewebt wurden, fischte man die ausgewachsenen Aale ab.

      Die am Lake Condah lebenden Gunditjara kämpfen seit 1987 in einem langwierigen Rechtsstreit um die Anerkennung als traditionelle Eigentümer des Gebiets. Das „Native Title“-Gesetz sprach ihnen 1996 etwa 20 km2 Land zu, auf dem ihre traditionellen Steinhäuser und das Fischzuchtsystem erhalten blieben. Mittlerweile wurde das Gebiet als „Budj Bim National Heritage Landscape“ in die Liste des Kulturerbes Australiens aufgenommen.

      Statue von Yagan, einem Krieger der Noongar (Auf Heirisson Island, Perth, Western