Aborigines Gestern und Heute. Sabine Koch

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Название Aborigines Gestern und Heute
Автор произведения Sabine Koch
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783944921372



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verwenden, werden als „Pama-Nyunga-Sprachen“ (beide Wörter bedeuten „Mensch“) zusammengefasst. Man vermutet, dass sie zu einer Sprachfamilie gehören, die über sieben Achtel des australischen Kontinents verbreitet ist.

      Im Norden Australiens (von den Kimberleys bis zum Gulf of Carpentaria) werden dagegen Sprachen mit Suffixen und Präfixen (Vorsilben) gesprochen, sie werden als „Non-Pama-Nyunga-Sprachen“ bezeichnet. In diesem kleinen Gebiet (ein Achtel des Kontinents) gibt es die meisten unterschiedlichen Sprachen, sie werden in 26 Sprachfamilien unterteilt. Aborigines sprechen oft mehrere Sprachen der umliegenden Stämme und können sich so verständigen.

      Die traditionellen Sprachen sind mündlich und haben für viele Begriffe aus der westlichen Welt keine Wörter, was die erste Verständigung mit den britischen Siedlern deutlich erschwerte. Ungefähr 17 dieser ursprünglichen Sprachen werden heute noch von etwa 56 000 Aborigines (0,3 Prozent der australischen Bevölkerung) als erste Sprache bzw. Muttersprache gesprochen, überwiegend im Northern Territory. Doch auch sie sind vom Aussterben bedroht. Deshalb führte die australische Regierung 1970 in den Gebieten, wo die Muttersprachen noch dominierten, zweisprachigen Unterricht in den Schulen ein. Anstelle der traditionellen Sprachen sprechen die meisten Aborigines (86 Prozent) heute australisches Englisch im Alltag. Daneben hat sich das „Aboriginal English“ entwickelt, in dem einige Begriffe eine andere Bedeutung haben bzw. anders benutzt werden. Einige der alten Aborigines sprechen gut Englisch, sie haben es in ihrer Jugend auf den Farmen gelernt, wo sie arbeiteten. Vor allem junge Aborigines vermischen ihre Muttersprache mit Englisch und sprechen diese eher als das Standard-Englisch.

      Im Norden Australiens hat sich eine Kreol-Sprache entwickelt, das auf Englisch basierende „Kriol“. Sie wird heute nur noch von etwa 4000 Aborigines gesprochen.

       Beispiel aus dem „Aboriginal English“

      Mit dem Begriff „mob“ wird eine Gruppe von Menschen bezeichnet, die eine enge Verbindung zueinander haben, meistens ist dies die Verwandtschaft oder der Stamm. „My mob“ bezeichnet „meine Verwandten“, „the mob from the Yolngu“ sind „die Leute vom Stamm der Yolngu“. Der Begriff hat keine abwertende Bedeutung wie ansonsten im Englischen!

      Die Briten beanspruchten die Inseln in der Torres Strait vom Beginn ihrer Besiedlung des Festlands an als britisches Gebiet, sie gehörten von da an zu Queensland. Die australischen Ureinwohner lebten erst seit etwa 2500 Jahren auf einigen der Inseln. Kulturell, sprachlich und genetisch sind sie mit den Einwohnern von Papua-Neuguinea verbunden. Dies unterscheidet sie von den Aborigines des australischen Festlands.

      Im Gegensatz zu diesen betrieben die Torres Strait Islanders auch Ackerbau und ergänzten damit ihre Nahrung, die vor allem aus gesammelten Früchten, gejagten Tieren und Fischen bestand. Von der Kolonialisierung des Festlands blieben sie weitestgehend unberührt. 2011 machten die 52 600 Torres Strait Islanders acht Prozent der indigenen Bevölkerung Australiens aus. 63 Prozent von ihnen leben heute in Queensland, incl. 11 Prozent (5800 Personen), die noch auf den Inseln der Torres Strait leben, der Rest lebt in den anderen Bundesstaaten. Statistisch gesehen, weisen die Torres Strait Islanders eine höhere Hochschulabschlussrate und auch höhere Beschäftigungsraten auf als der Durchschnitt der Aborigine-Bevölkerung.

      Laut einer Statistik von 2011 leben heute etwa 670 000 Aborigines in Australien. Das entspricht drei Prozent der Gesamtbevölkerung (alle Daten stammen im Folgenden vom Australian Bureau of Statistics, wenn nicht anders angegeben).

      Prozentual leben die meisten Aborigines im Northern Territory; hier machen sie fast ein Drittel der Bevölkerung aus. Der größte Teil der Aborigines lebt jedoch in den insgesamt bevölkerungsreicheren Bundesstaaten New South Wales (31 Prozent) und Queensland (28 Prozent).

       Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung der Aborigines 1901 – 2006

       Tabelle 2: Verteilung der Aborigines auf die einzelnen Bundesstaaten (Stand 30. 06. 2011)

Bundesland oder Territorium Bevölkerung gesamt Indigene Bevölkerung Anteil an gesamter Bevölkerung (in Prozent) Anteil an gesamter indigener Bevölkerung (in Prozent)
Australian Capital Territory 367 752 6167 1,7 0,9
New South Wales 7 211 468 208 364 2,9 31,1
Northern Territory 231 331 68 901 29,8 10,3
Queensland 4 474 098 188 892 4,2 28,2
South Australia 1 638 232 37 392 2,3 5,6
Tasmania 511 195 24 155 4,7 3,6
Victoria 5 534 526 47 327 0,9 7,1
Western Australia 2 352 215 88 277 3,8 13,2
Summe 22 323 933 669 736 3,0

      Die Aborigine-Stämme unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Sprachen. Ihre Traditionen sind in vielen Stämmen recht ähnlich. Die Bezeichnung eines Stammes, beispielsweise „Arrernte“, ist meist gleichzeitig der Name der Sprache. Es gibt aber auch Sprachen, die von mehreren Stämmen gesprochen werden, etwa die „Warlpiri“-Sprache.

      Eine Sprachgruppe wird als Volk (englisch „nation“) oder Stamm (englisch „tribe“) bezeichnet. Manche finden die Bezeichnung Stamm nicht treffend, weil es bei den Aborigines kein Stammesoberhaupt gibt. Andere streiten darüber, ob die Bezeichnung „Volk“ für eine Sprachgruppe korrekt ist.

      Die Aborigines lebten bzw. leben in kleinen Familienverbänden zusammen, die als „clan“ bezeichnet werden. Ein Stamm oder Volk besteht aus mehreren Clans