Chronik von Eden. D.J. Franzen

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Название Chronik von Eden
Автор произведения D.J. Franzen
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783957771285



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      »Herr im Himmel! Wo haben die denn das wirklich gute Zeug versteckt?«

      Frank sah Sandra verständnislos an.

      »Ich habe seinen Wagen gesehen. Deswegen bin ich nach links abgebogen. Ich dachte, du hättest es auch bemerkt.«

      »Nein. Habe ich nicht.«

      »Wo sind die Zombies?«

      »Sie haben aufgegeben. Hoffe ich zumindest. Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden!«

      »HA!«, drang es aus dem Kiosk. Der Gepanzerte drehte sich um, stieg über das Chaos am Boden hinweg und hielt dabei eine Flasche teuren, irischen Whiskey triumphierend in der freien Hand. Erst jetzt schien er seine beiden Beobachter zu bemerken.

      »Ah, zwei verlorene Schafe?« Er wedelte mit der Hand ein flüchtiges Kreuzzeichen in die Luft. »Gott segne und beschütze euch auf all euren Wegen. Amen.«

      Dann drängelte er sich zwischen Frank und Sandra hindurch und ging zu seinem Wagen. Sie sahen ihm verblüfft nach.

      Als der Mann das Schild auf die Passagiersitze gelegt und sich in dem engen Sitz sortiert hatte, öffnete er die Flasche. Er nahm einen tiefen Zug. Schmatzend genoss er seinen Drink.

      »So liebe ich es. Nicht zu hart im ersten Eindruck, mit einem weichen Abgang. Lässt das Feuer draußen, aber die Wärme drin.« Der Mann drehte den Kopf und sah die beiden an.

      »Ist noch was?«

      »Es ist möglich, dass hier gleich eine ganze Horde von Zombies ankommt. Und sie sind verdammt schnell!«, sagte Frank. Der Mann drehte sich um und versuchte über den Nackenschutz seiner Rüstung hinweg hinter sich zu blicken.

      »Ich sehe aber keine von diesen armen Kreaturen.«

      Frank griff nach Sandras Hand.

      »Komm. Wir gehen besser.«

      Sandra holte Luft, wollte etwas sagen, doch der Hüne kam ihr zuvor.

      *

      »Wartet!«, sagte er. Ächzend stieg der Mann aus dem Caddy. »Wo wollt ihr hin? Vielleicht kann ich euch in meinem Gefährt ja ein Stück mitnehmen?«

      Sandra sah sich nervös um. Das alles dauerte schon viel zu lange. Wenn diese Dinger weiterhin so schnell waren wie eben, standen sie hier wie auf dem Präsentierteller. Frank bemerkte Sandras Unruhe.

      »Andere Rheinseite. Groß Sankt Martin.«

      »Hm … schwer zu schaffen.«

      »Dann danke der Nachfra…«

      »SIE KOMMEN!«, rief Sandra und deutete die Siegburger Straße hinunter. Der Riese sah hin und nahm einen weiteren Schluck aus der Pulle. Frank folgte mit seinem Blick ihrem ausgestreckten Finger. Tatsächlich, da wankte eine Horde der Bestien auf sie zu. Frank sah genauer hin, konnte aber seinen speziellen Freund im Hausmeisterkittel nirgends entdecken.

      »Steigt ein. Hinten wird’s zwar eng werden, weil ich noch ein paar andere Vorräte erbeutet habe. Ich glaube aber kaum, dass euch das angesichts der Umstände etwas ausmacht.«

      Frank und Sandra kamen der Aufforderung nach. Sie stiegen auf die hintere Passagierbank und versuchten dabei, nicht auf die Kartons voller Konserven und Schnapsflaschen zu treten. Der Hüne zog seinen Morgenstern aus dem Gürtel und verstaute die Flasche Whiskey in einem Fach der Fahrerkabine. Dann stieg er mit einiger Mühe selber ein und wendete den Elektrowagen. Frank spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Sie fuhren weg von der nahen Deutzer Brücke, genau den näherkommenden Zombies entgegen!

      »Verdammt, was soll das?«

      »Keine Angst mein Sohn, Gott ist mein Beifahrer.« Der Riese blickte zur Seite. »Auch wenn es hier im Moment etwas beengt ist, der Herr findet überall seinen Platz.« Er beschleunigte das kleine Gefährt. Frank konnte sehen, dass die Zombies vor ihnen nicht zu der schnellen Sorte gehörten. Sie fuhren an der Seitenstraße vorbei, die Sandra bei ihrer Flucht genommen hatte. Frank glaubte, den Hausmeisterzombie und seine Horde dort zu sehen, aber sie waren zu schnell vorbei, so dass Frank nicht mehr als einen flüchtigen Blick in die Straße werfen konnte. Der Riese schwang seinen Morgenstern. Die Kugel rotierte seitlich aus der Fahrerkabine. Die Zombies kamen unaufhaltsam näher, der kleine Wagen wurde noch schneller. Der Hüne schwang die Eisenkugel und begann einen monotonen Singsang. Durch den tiefen Bass seiner Stimme schwang so etwas wie heiliger Zorn in seinen Worten mit.

      »Und der fünfte Engel stieß in die Posaune«, rief er den immer näher kommenden Untoten zu. »Und ich sah einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war, und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund des Abgrunds gegeben.«

      Sie erreichten die ersten Zombies. Der Riese steuerte den Wagen mit einer Hand. Mit der anderen schwang er seinen Morgenstern, traf einen und das Gesicht des Zombies dellte sich nach innen, bevor die Kreatur aus Franks Blickfeld verschwand.

      »Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und werden ihn nicht finden, und werden zu sterben begehren, und der Tod flieht vor ihnen.«

      Der zweite Untote wurde auf die Brust getroffen. Die Wucht des Schlages riss ihn von den Füßen. Den Dritten traf die rotierende Eisenkugel voll auf die Schädeldecke. Die Wucht des Treffers ließ den Kopf des Untoten wie eine überreife Tomate platzen.

      »Und so schenke ich euch den endgültigen Frieden, auf dass ihr am Tag des Jüngsten Gerichts vor das Antlitz des Herrn treten könnt.«

      Die Eisenkugel erwischte den letzten Untoten in der Gruppe mit einem eleganten Aufwärtshaken am Kinn. Der Schlag hatte eine derartige Wucht, dass ihm die Eisenkugel das halbe Gesicht vom Kopf riss.

      »Amen.«

      Dann waren sie durch. Frank blickte nach hinten, wo die restlichen Zombies in dumpfer Verständnislosigkeit hinter ihnen herblickten. Sie waren nicht von der schnellen Sorte. Mit einem tiefen Seufzen fiel die Anspannung von Frank ab.

      »Wir danken Ihnen. Ich bin Frank, und das ist Sandra.«

      »Ich bin erfreut euch getroffen zu haben« sagte der Riese, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. »Ich bin Patrick Stark. Pfarrer Patrick Stark. Willkommen in meinem Papamobil für die Tage des Jüngsten Gerichts.«

      Frank runzelte die Stirn. Ein Medaillon hing an dem vorderen Querbalken des Wagendachs. Er sah, dass es dem heiligen Judas Thaddäus gewidmet war, dem Schutzpatron der Verzweifelten und Hoffnungslosen.

      Irgendwie passend, fand Frank.

      »Fahren sie uns zur Kirche Groß Sankt Martin? Wir sind nämlich in die falsche Richtung unterwegs, Vater.«

      Stark riss den Wagen abrupt nach links und raste eine kleine Gasse entlang. Frank und Sandra konnten sich nur mit Mühe auf ihren Sitzen halten.

      »Wenn ihr den Schutz Gottes sucht, meine Kinder, dann ist eine Kirche so gut wie die andere.«

      Sandra schüttelte den Kopf.

      »Wir suchen keinen Schutz. Jetzt jedenfalls noch nicht.«

      Sie kamen an einer Kirche an. Stark lenkte sein Papamobil in eine kleine Auffahrt direkt neben dem Kirchturm. Er drückte den Knopf für die Wegfahrsperre, zog den Schlüssel ab und stieg ächzend aus. Nach einem Rundumblick griff er sich seinen Schild und seine Whiskeyflasche. Dann blickte er Frank und Sandra mit ernster Miene an. Seine Augen verschossen zwar keine Blitze, aber Frank konnte sich lebhaft vorstellen, wie der Herr Pfarrer sonntags von der Kanzel Feuer, Pech und Schwefel gedonnert haben mochte. Er musste dabei durch seine weiße Mähne und seinen wallenden Bart gewirkt haben, als wäre sein Boss höchstpersönlich von da oben herabgestiegen, um seine Schafe zu maßregeln. Obwohl er mit Religion nicht viel am Hut hatte, fühlte Frank sich plötzlich nichtig und klein.

      »Wie auch immer. Es ist nie zu spät, um in den Schoß der Kirche zurückzukehren. Wenn ihr wollt, könnt ihr mitkommen. Wenn nicht … «, Stark murmelte etwas, das lateinisch klang, machte wieder das nachlässige Kreuzzeichen über Frank und Sandra und wandte sich ab. »Meinen Segen habt ihr jetzt nochmal