A Hund bist fei scho. Johann Rottmeir

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Название A Hund bist fei scho
Автор произведения Johann Rottmeir
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862221691



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       Johann Rottmeir

      Volk Verlag München

       Alle Zitate zu Ludwig Thomas „Agricola“ aus:

       Thoma, Ludwig: Der heilige Hies. Bauerngeschichten.

       Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv) 1977.

      Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

      © 2015 by Volk Verlag München

      Streitfeldstraße 19; 81673 München

      Tel. 089 / 420 79 69 876; Fax: 089 / 420 79 69 86

      Alle Rechte, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks sowie der photomechanischen Wiedergabe, vorbehalten.

      ISBN ePUB: 978-3-86222-169-1

      ISBN Mobi (Kindle): 978-3-86222-171-4

      www.volkverlag.de

      Vorwort und Erläuterungen

      Der bairische Dialekt zeichnet sich nicht nur durch die eigene Aussprache des Deutschen aus. Viele Wörter existieren allein im Bairischen und sind dem Sprecher des reinen Hochdeutschen vollkommen unbekannt. Dazu kommt eine gewaltige Zahl von Sprüchen, stereotypen Redewendungen und häufig gebrauchten speziellen Formulierungen, die den bairischen Dialekt zu dem machen, was er ist.

      Die Vielfalt dieser sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten hat in den letzten Jahrzehnten durch das Vorrücken des Schriftdeutschen in allen Lebensbereichen – vom Kindergarten bis zum Altenheim – starke Einschränkungen erfahren müssen. Dialekt gehörte lange Zeit nicht mehr zum guten Ton, und so war und ist das urtümliche Bairisch unweigerlich auf dem Rückzug. Vor allem die früher selbstverständliche, wortgewaltige und hintersinnige Derbheit wurde meist nur noch als Zeichen fehlender Bildung und Kultur missverstanden und nach und nach ausgemerzt.

      Diese Vielfalt und Einzigartigkeit des Dialekts darf nicht völlig verloren gehen. Damit auch nachfolgende Generationen noch einen Zugang zur kraftvollen Bildhaftigkeit und Schönheit der bairischen Sprache finden und sich daran erfreuen können, aber auch um Kennern und Schätzern des Bairischen ein Erinnerungs- und Lesevergnügen zu bereiten, sind hier über 1.000 der vor kaum einem Jahrhundert noch allerorten in Bayern gängigen Sprüche, Redensarten und Lebensweisheiten versammelt, nach Themenfeldern gegliedert und erläutert.

      Auf die Idee, bairische Sprüche und Redewendungen zu sammeln, bin ich gekommen, als ich die Lebenserinnerungen meiner Eltern zu Papier brachte und dabei auf Videoaufzeichungen zurückgriff, in denen sie aus ihrem Leben erzählten. Dabei wurde mir bewusst, wie viele bairischen Wörter und Sprüche aus ihrem alltäglichen Wortschatz heute bereits weitgehend unbekannt sind. Erfasst wurde bei meinen Recherchen also vor allem der bairische Dialekt in der Form, wie er zur Jugendzeit meiner Eltern in der Gegend zwischen München und Ingolstadt gesprochen wurde. Diese Ausformung des Bairischen ist der in anderen oberbayerischen Gegenden sehr ähnlich, gegenüber Niederbayern und der Oberpfalz gibt es etwas größere Abweichungen, ebenso gegenüber den angrenzenden Regionen Österreichs.

      Ein heikles Feld ist die besondere Derbheit der früheren Bayern: handfest, aber niemals ohne Augenzwinkern. Dass es sich dabei, zumindest in alten Zeiten, nicht um eine rein bayerische Spezialität gehandelt haben kann, zeigt aber der bekannte Spruch: „Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmacket?“ – egal, ob er von Luther oder Goethe stammt. Derbheit und Grobheit der Bayern drückten sich nicht nur in Rauflust und fehlenden Manieren, sondern vor allem auch in der Wortwahl aus. So war die – heute auch im Freistaat verpönte – Fäkalsprache in der früheren Alltagssprache ständig präsent und niemand musste sich schämen oder rechtfertigen, wenn er Wörter in den Mund nahm, die sich rund um den Allerwertesten und seine diversen Aktivitäten drehten. Das Gleiche galt für Ausdrücke, die sich den sekundären wie auch primären Geschlechtsmerkmalen von Mann und Frau oder den erotischen Verwicklungen zwischen den beiden widmeten. Viele solcher Wörter haben Eingang in Redewendungen des bairischen Dialekts gefunden. Ein Buch über bairische Sprüche wäre unvollständig, würde man aus falsch verstandener Rücksichtnahme auf heutige Befindlichkeiten auf diese spezielle Form der bayerischen Lebensart verzichten.

      Ähnlich verhält es sich mit dem Verhältnis von Mann und Frau in unserer über lange Zeit patriarchalisch geprägten Gesellschaft. Der ein oder andere Spruch zu diesem Thema ist aus heutiger Sicht zweifellos als frauenfeindlich einzustufen. Aber auch hier gilt: Die wiedergegebenen Sprüche und Redewendungen stammen weitgehend aus der Zeit zu Beginn des letzten Jahrhunderts, spiegeln daher die damalige gesellschaftliche Situation wider und sind ebenso unverzichtbar für den hier angestrebten Überblick über alle Facetten des bairischen Dialekts wie ihre skatologischen Genossen.

      Jeder Lebensbereich hat einst seinen Eingang in die eigene Ausdrucksweise der Bayern gefunden, nichts wurde damals ausgespart. Von der Geburt über Hochzeit, Religion, Gesundheit, Erfolg und Misserfolg im Leben bis hin zum Sterbebett wurde man von den passenden Sprüchen begleitet. Diesen zahllosen alten Redewendungen, die einst in aller Munde waren, soll in diesem Buch zu neuer Aufmerksamkeit verholfen werden. Zusammengenommen ergeben sie ein wunderbares Bild der bayerischen Mentalität und Identität, wie sie sich in der Sprache manifestiert.

       Darstellungsform der Sprüche und Redewendungen

      Der jeweilige Spruch bzw. die Redewendung präsentiert sich fett gedruckt im bairischen Dialekt, gefolgt von einer wörtlichen „Übersetzung“ ins Schriftdeutsche. In den weiteren Zeilen schließt sich die inhaltliche Umsetzung ins Hochdeutsche samt allen nötigen, interessanten oder einfach unterhaltsamen Erläuterungen zum Spruch an.

       Herkunft der Sprüche und Redewendungen

      Die Herkunft der einzelnen Sprüche und Redewendungen lässt sich meist schon aus ihrem Wortlaut ablesen und erschließen, allerdings führt diese Herangehensweise nicht immer zum Erfolg. Steckt hinter dem Ursprung eines Spruchs mehr als dieser erahnen lässt, sind ihm nach Möglichkeit eindeutige etymologische oder zumindest historische Erklärungen seiner Herkunft beigegeben. Hin und wieder bleibt aber auch diese „Ursachenforschung“ ergebnislos, man trifft auf zu viele unterschiedliche Meinungen und muss im Zweifel zum Schluss kommen: „Nix Gwiss woàß mà net!“ (Nichts Gewisses weiß man nicht!) Sollte die Frage der Herkunft nicht mit Sicherheit beantwortet werden können, überlassen wir sie also dem wissenschaftlichen Streitgespräch der Fachleute.

       Bairisch ist eine Sprache, keine Schreibe

      Das heißt, dass es für das Bairische keine einheitliche Schreibweise, geschweige denn eine empfohlene oder verbindliche Rechtschreibung gibt. Sprüche und Redewendungen folgen in diesem Buch daher grundsätzlich dem mündlichen Dialekt, also der bairischen Sprech-Sprache. Jeder Ausdruck wurde so niedergeschrieben wie er ausgesprochen wird.Auf eine Darstellung nach den Zeichen und Regeln der Lautschrift wurde dennoch verzichtet. Dies wäre dem genussvollen Lesen nicht zuträglich. Und es ist auch gar nicht notwendig: Um den Besonderheiten des gesprochenen Bairisch gewissenhaft Rechnung zu tragen, sind nur einige wenige Ergänzungen gegenüber dem Schriftdeutschen bzw. der heute weit verbreiteten, einen Tick zu simplen Schreibweise des bairischen Dialekts erforderlich. Berücksichtigt man diese Besonderheiten, so kann man die Sprüche und Redewendungen mit ein bisschen Übung – und eventuell der lautmalerischen Hilfe eines des bairischen Dialekts Mächtigen – so ablesen, wie sie der Bayer spricht. Im Einzelnen geht es dabei um folgende Spezialitäten:

       Die verschiedenen Ausformungen von „a“ und „e“

      In Bayern bekommen die Vokale „a“ und „e“ von den Sprechern des Dialekts gern einen ganz besonderen Klang verpasst.

      Die