Internationales Projektmanagement. Harald Meier

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Название Internationales Projektmanagement
Автор произведения Harald Meier
Жанр Экономика
Серия
Издательство Экономика
Год выпуска 0
isbn 9783482786815



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sind Unternehmen laufend mit in- und externen Entwicklungen konfrontiert (2.), auf die sie reagieren müssen. Hierbei helfen als Instrumente der Unternehmensführung z. B. die Kreativitäts- und Problemlösungsmethoden.
Entsprechend ergeben sich Ansätze für Unternehmensstrategien (3.), mit denen das Unternehmen auf die Entwicklungen reagieren will, um seine Unternehmenspolitik erfolgreich umzusetzen. Strategische Planungstechniken helfen Strategische Geschäftsfelder (z. B. neue Produkte oder Märkte) oder bereichsübergreifende Strategien (z. B. Qualitätsmanagement) zu definieren.
Im nächsten Schritt werden die Strategien (je nach Unternehmensorganisation) auf die Unternehmensbereiche, z. B. Abteilungsebenen operationalisiert zu einer operativen Planung für diese Bereiche (4.). Planungs- und Steuerungsinstrumentarium ist das Controlling.
Die Strukturierung des Unternehmens bzw. der Bereiche und Abteilungen, z. B. durch Organisationspläne und Führungsstile, hilft die Ziele der Bereiche zu kommunizieren und in der Zusammenarbeit umzusetzen (5.).
Durch die konstitutionellen Bedingungen (6.) und deren Steuerung wird sichergestellt, dass das Unternehmen in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (z. B. Standort, Mitbestimmungsgesetze) handeln kann.

      ABB. 1: Unternehmensführungsprozess

      Abb. 1 stellt eine abstrahierte (z. B. ausgehend von der Unternehmensgründung) idealtypische Strukturierung dar. In der Praxis laufen diese Prozesse und Rahmenbedingungen parallel als permanenter und integrierter Prozess mit unterschiedlichen Schwerpunkten je nach Unternehmens- und Branchensituation.

      1.1.2 Umfeldszenario für Unternehmen

      Typische Umfeldszenarien, die aktuell i. R. der Unternehmensführung diskutiert bzw. beachtet werden, sind z. B. die demographischen Veränderungen der Gesellschaften insb. in den westlichen Industrieländern, der gesellschaftliche Wertewandel, technologische Entwicklungen oder die Globalisierung.

Demographische Entwicklung, z. B. Abnahme der Gesamtbevölkerung durch enorme Geburtenrückgänge, starke Strukturverschiebungen, z. B. mehr Ältere durch Geburtenrückgänge und gleichzeitig steigende Lebenserwartung, mehr Fremdkulturen durch Migration und internationalisierte Wirtschaftsbeziehungen.
Wertewandel, z. B. Kapitalakkumulation in Privathaushalten durch immer mehr Konsumvermögen in Single- und Dinks-Haushalten (double income no kids oder DCCs: dual career couples), steigendes und permanent wandelndes Umwelt- und Qualitätsbewusstsein, die Forderung nach Flexibilisierung der Lebensgestaltung (z. B. durch flexible Einkaufs- und Arbeitszeiten), Medialisierung der Gesellschaft (z. B. von Face-to-face über Screen-to-face hin zu Screen-to-screen Kommunikation).
Digitalisierung und weitere technologische Entwicklungen, z. B. die Möglichkeiten der Kommunikation oder Prozesssteuerung durch ICT, Multimedialisierung und Digitalisierung von Kommunikation, Dienstleistung und Produktion (z. B. Telearbeit, Industrie 4.0) sowie der hierdurch auch generell steigende Anteil von Dienstleistungsfunktionen.
Internationalisierung, immer mehr Freihandelsabkommen wie z. B. der freie Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Arbeit in der EU, die Angleichung internationaler Normen, z. B. durch kulturbedingte Kundenwünsche oder globale Vermarktungsstrategien, sowie mehr internationale Konkurrenz auch auf heimischen Märkten.
Weitere Szenarien wie z. B. Klimawandel, Fundamentalisierung und eine wieder ansteigende Gesellschaftliche Soziale Ungleichheit (auch in westlichen Industrieländern) haben zunehmend Einfluss auf die Weltwirtschaft und Unternehmen; sie sind aber noch auf Branchen, gesellschaftliche Schichten oder Regionen beschränkt.

      Beispiel: Demographie in Europa

      Während die Weltbevölkerung kontinuierlich rasant wächst (jährlich zurzeit um ca. 78 Mio. p. a. auf 7,3 Mrd. Menschen in 2015, die UN prognostizieren insgesamt ein Anwachsen auf rd. 9,3 Mrd. bevor eine Stabilisierung einsetzt), nimmt die Bevölkerung der Industriestaaten kontinuierlich ab. Die Bevölkerungspyramiden der westeuropäischen Länder geraten aus dem Gleichgewicht: Die Geburtenzahlen der jeweils einheimischen Bevölkerungen sind dramatisch zurückgegangen und das Durchschnittsalter und die Lebenserwartung haben in den westlichen Ländern beträchtlich zugenommen. Diese Überalterung der Bevölkerung wird lediglich durch Zuwanderungen von Migranten in ihrer Schnelligkeit etwas gebremst. Die Bevölkerungspyramiden der meisten EU-Staaten oder Industrieländer weltweit befinden sich damit zurzeit auf dem Weg von der ursprünglichen Pyramidenform vor rd. 100 Jahren über die Tannenbaum- hin zur Pilzform (Abb. 2). So ist z. B. in Deutschland der Anteil der Generation 60+ von 17,4 % (1960) auf 23,6 % (2000) gestiegen und wird mit 37,3 % (2040) prognostiziert. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der unter 20-jährigen von 28,4 % (1960) gefallen auf 21,1 % (2000) und wird auf 16,1 % (2040) prognostiziert.

      Die Geburtenrückgänge sind in allen westlichen Industriegesellschaften auf ein komplexes Ursachengefüge zurückzuführen, u. a. bedingt durch:2)

den Funktions- und Strukturwandel der Familie bei gleichzeitiger Zunahme der sozialen staatlichen Fürsorge (z. B. fehlende soziale und ökonomische Bedeutung der Kinder), Emanzipation der Frauen bei gleichzeitig durchschnittlich bedeutender Höherqualifizierungen und Zunahme von Vollerwerbstätigkeit, Ausbreitung individualistischer Lebensstile mit gestiegenen materiellen Aufwand, emotionale und engere Paarbeziehungen, die gleichzeitig zu schnelleren Trennungen führen und Kinder als störend empfinden, zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz von Kinderlosigkeit als Normalfamilie und aufgeklärte Familienplanung durch tabulose Empfängnisverhütung und liberalem Abtreibungsrecht,
die höhere Lebenserwartung durch den medizinischen Fortschritt, mehr Gesundheitsvorsorge, Hygiene und Unfallverhütung sowie die allgemeine Wohlstandssteigerung mit geringeren kürzeren Arbeitszeiten und Arbeitsbelastungen.

       Bevölkerungsstrukturen im internationalen Vergleich

      Die demographischen Entwicklungen sind nicht nur ein nationales, sondern auch ein internationales Problem. Dies spüren insb. auch die international tätigen Unternehmen, da die Entwicklungen der Bevölkerungsstrukturen jeweils innerhalb der Industrie-, Schwellen- oder Entwicklungsländer ähnlich verlaufen (Abb. 2).

      ABB. 2: International Demographic Structures3)

      Konsequenzen der Überalterung der Bevölkerung sind u. a.:

Am Arbeitsmarkt gibt es langfristig in allen Bereichen Probleme