Diese bescheuerte Fremdheit in meiner Seele. Mathias Kopetzki

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Название Diese bescheuerte Fremdheit in meiner Seele
Автор произведения Mathias Kopetzki
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783943709919



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was für welche!«

      »Kommen die auch aus Anatolien?«, fragte ich zurückhaltend.

      Sein Grinsen wurde breiter.

      »Nein, aus Andalusien.«

      Das war eine Anspielung auf meinen Fauxpas an seinem ersten Tag bei uns, aber für Ironie war ich noch ein bisschen zu jung, und so nahm ich das selbstverständlich für bare Münze.

      Umgehend stellte ich mir eine Gruppe Männer vor, die ständig Pampelmusen aßen und dadurch im Gesicht immer weißer und weißer wurden.

      Dass ich ihm glaubte, schien ihn noch mehr zu belustigen.

      »Wenn du mich mal besuchen kommst«, schlug er mir vor, »hören wir uns Platten von denen an. Ich schwör dir, Alter, von Kiss kriegst du ’n Samenerguss!«

      Ich erschrak.

      »Einen was bitte?« Er lachte auf.

      »Na, so ’n richtig fetten Abspritzer! Da wird dein Pimmel zum Wolkenkratzer, Mann! Zur Wasserstoffbombe!«

      Er setzte sich breitbeinig hin und fuhr mit beiden Händen in Schritthöhe gleichmäßig in der Luft hin und her.

      Dabei stöhnte er, sein Stöhnen wurde lauter und lauter, schließlich verharrte er in der Bewegung, als hätte er einen plötzlichen Krampf und spuckte anschließend kräftig nach oben.

      Ein paar Spritzer landeten auf meinem Tisch und der aufgeschlagenen »Popcorn«, der Rest verteilte sich auf Erdal und dem Fußboden.

      »Wie war das?«, fragte Frau Koslowski.

      Ich hatte sie weder kommen gehört noch gesehen, ich denke, Erdal noch weniger. Doch trotzdem stand sie da, ins Klassenzimmer gebeamt wie Captain Kirk, kerzengerade vor unserem Tisch, und stierte direkt auf diesen großen Jungen mit dem komischen Haarschnitt, der immer noch in breitbeiniger »Samenerguss«-Pose auf seinem Stuhl saß und sich nicht zu rühren wagte.

      Sie wiederholte ihre Frage, mit bedrohlicher Langsamkeit. Dennoch zischten ihr die Worte nur so über die Lippen: »Was hast du da gesagt, Erdal Özgür?«

      Es war das erste Mal, dass ich Erdals vollständigen Namen hörte. Und ich merkte, wie Frau Koslowski diese fremden, exotischen Worte bewusst in die Länge zog, jeden Buchstaben auf das Genaueste betonte, als hätte sie vor, sie Erdal Silbe für Silbe um die Ohren zu hauen.

      Mir stockte der Atem. Auch ich wagte mich nicht zu bewegen. Ich glaube, niemand in der Klasse tat das.

      Ein paar Augenblicke zuvor war es im Raum noch turbulent zugegangen, der Geräuschpegel war am Limit, es wurde getobt. Doch davon war nun nichts mehr zu spüren. Erdal erwiderte Frau Koslowskis Blick, ohne sein Dauergrinsen zu verlieren.

      »Häh?«

      Frau Koslowski Augen zogen sich immer mehr zusammen, schienen jetzt bloß noch aus zwei engen Schlitzen zu bestehen. Und nun, beinahe in Zeitlupe, ohne auch nur für eine Sekunde Erdal aus ihrem Killerblick zu befreien, schob sie ihre Nickelbrille auf die Nasenspitze. Was, wie ja schon gesagt, normalerweise nichts Gutes verhieß.

      »Das heißt nicht ›Häh‹«, zischte sie »Das heißt: ›Wie bitte‹!«

      »Wie bitte?«, wiederholte Erdal kleinlaut. Sein Grinsen hatte sich etwas zurückgezogen.

      »Ich will wissen, was du da eben gesagt hast, dieses Wort mit S!«

      »Kiss?«, kam es immer leiser und schüchterner aus ihm heraus. Dabei deutete er auf die »Popcorn« auf meinem Tisch.

      »Solche Sachen wollen wir hier nicht sehen!«

      Frau Koslowski riss das Heft hoch, rollte es zusammen und wedelte mit ihm umher.

      »Die werde ich behalten, bis dein Vater zum Elternsprechtag kommt. Dann wird er mir beantworten müssen, wieso sein Sohn solches Zeug liest und solche Wörter in den Mund nimmt!«

      Sie wandte ihm den Rücken zu, das Gespräch war für sie beendet. Doch ich spürte, dass es im Vergleich zu anderen ihrer Ausraster diesmal lange dauern würde, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

      Am Lehrerpult angekommen, fuhr sie noch einmal herum. Sie heftete einen letzten Mörderblick an Erdal, der langsam wieder aus seiner Bewegungsstarre erwacht war, weil er wohl glaubte, das Schlimmste hinter sich zu haben, und zischte: »Dir werden wir schon Manieren beibringen. Schließlich sind wir hier in Deutschland, nicht in Anatolien.«

      Es war immer noch mucksmäuschenstill in der Klasse. Keiner traute sich, auch nur in die Richtung von Erdal zu schauen.

      Der saß wieder stocksteif auf seinem Stuhl und sah mit verdecktem Gesicht zu Boden.

      Als ich versuchte, einen Blick darauf zu erhaschen, merkte ich, dass sein Dauergrinsen immer noch nicht verschwunden war.

      »Anna … Anna … Anatolien«, flüsterte er vor sich hin, und seine Augen funkelten verschmitzt.

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