Ich weiß nur, dass ich dich liebe. Denise Hunter

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Название Ich weiß nur, dass ich dich liebe
Автор произведения Denise Hunter
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783865069627



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gebraucht, um Lucys Adresse herauszubekommen, eine Wohnung in der Park Street 6, das lag im Stadtzentrum.

      Zac fuhr jetzt von der Hauptstraße ab in ein Wohngebiet. Er lenkte den Wagen mit beiden Händen langsam durch die dunklen Straßen. Irgendwann ging das Wohngebiet in ein Geschäftsviertel über mit höheren Gebäuden und Ampeln an jeder Ecke – doch nichts von alledem kam ihr bekannt vor. Sie versuchte, sich ihre Wohnung vorzustellen, aber vergeblich. Und dann fiel ihr noch ein anderes Problem ein.

      „Moment mal. Wie sollen wir denn überhaupt in meine Wohnung kommen?“, fragte sie.

      Er räusperte sich und sprach dann das erste Mal seit vielen Kilometern:

      „Wir finden bestimmt den Hausmeister.“

      „Und was ist, wenn er nicht da ist?“

      „Dann fragen wir bei den Nachbarn. Vielleicht hast du dort ja einen Schlüssel deponiert, so, wie du es auch in Summer Harbor gemacht hast.“

      „Und was, wenn nicht?“ Er würde sie ja wohl nicht einfach vor der verschlossenen Tür sitzen lassen, oder?

      „Abby hat mir im Laufe der Jahre ein paar Tricks beigebracht, sodass ich so ziemlich jede Tür aufbekomme.“

      Er bog jetzt in die Park Street, bremste ab und fuhr so langsam, dass er die Hausnummer lesen konnte. Sie waren in dem Block mit den 300er-Nummern, also gab er wieder mehr Gas. Schon bald kamen sie in einen Abschnitt mit Reihenhäusern aus Backstein. Hohe, schmale Gebäude, die eng aneinandergebaut waren.

      Plötzlich nahm er den Fuß vom Gas und schaute mit zusammengezogenen Brauen und angespanntem Mund nach vorn.

      Sie folgte seinem Blick und sah eine Gruppe von Menschen, die sich an der Eingangstreppe zu einem der Häuser versammelt hatte.

      „Oh nein!“, sagte er.

      „Was ist denn los?“, hörte er sie von hinten.

      „Gibt es einen Hinter …? Ach, ist egal.“

      Als er an dem Gebäude vorbeifuhr, schauten die Leute ihrem Wagen hinterher. Ein paar von ihnen standen auf, und ein Mann schwang sich eine Kamera auf die Schulter. Lucy bemerkte einen weißen Van mit dem Namen eines Senders und einen Kleinbus mit einem unleserlichen Logo darauf.

      Ein Stück weiter die Straße hinunter parkte Zac am Bordstein und stellte den Motor aus.

      „Was ist denn los? Ist das das Haus, in dem ich wohne?“

      Doch er antwortete nicht, sondern schaute zu ihr nach hinten in die Dunkelheit und erklärte: „Folgendes machen wir jetzt: Wir gehen sehr schnell an ihnen vorbei, und du bleibst immer ganz nah bei mir und sagst nichts. Kein Wort, kapiert?“

      „Glaubst du etwa, dass die meinetwegen da sind?“

      Er stieß einen sehr langen Seufzer aus und antwortete: „Dein Verlobter muss der Polizei Bescheid gesagt haben, dass du wiederaufgetaucht bist. So etwas wird dann meistens veröffentlicht. Du bist als vermisst gemeldet, hast dein Gedächtnis verloren, und außerdem bist du Audrey Lovetts Großnichte. Das ist wahrscheinlich Sensation genug. Bist du bereit? Wir müssen schnell sein.“

      Nein! Himmel, nein, sie war nicht bereit! Aber Zac war schon ausgestiegen und kam um den Wagen herum, um ihr herauszuhelfen.

      Er öffnete die Tür von außen und nahm sie beim Arm. Sie hatte weiche Knie und schwankte leicht, als sie schnurstracks auf den Pulk von Menschen zugingen. Ihr Herz raste, sie bekam kaum Luft und klammerte sich an Zacs Arm fest, weil sie ihn als Stütze brauchte.

      Als sie näher kamen, drehten sich die Reporter zu ihnen um und kamen mit Mikrofonen und Kameras bewaffnet auf sie zu. Blitzlichter blendeten sie, sodass sie blinzeln musste und sich an Zac drängte, der seinen Arm um sie legte und sie an sich zog.

      Und dann war die Meute auch schon bei ihnen.

      „Stimmt es, dass Sie Ihr Gedächtnis verloren haben, Lucy?“

      „Wo sind Sie gewesen, Lucy?“

      „Was können Sie uns über Ihren Unfall sagen?“

      „Wer ist der Mann bei Ihnen, Lucy?“

      „Kein Kommentar“, knurrte Zac nur, zog seine Schultern ein und ging einfach durch die Gruppe der Journalisten hindurch.

      Lucy musste beinah rennen, um mit ihm Schritt zu halten, und als sie die Eingangstreppe erreichten, stolperte sie neben ihm die Stufen hinauf.

      „An was können Sie sich erinnern, Lucy?“

      „Wie ist Ihre Prognose?“

      „Wieso sind Sie von Ihrer Hochzeit weggelaufen?“

      „Sie werden ,die Ausreißerbraut‘ genannt. Möchten Sie dazu etwas sagen?“

      Sie schlüpfte rasch zur Tür hinein ins Haus und ging schnurstracks zur Treppe. Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss und sperrte alle weiteren Fragen aus. Zac blieb ganz nah bei ihr, als sie einen Treppenabsatz hinaufgingen und dann noch einen.

      Oben angekommen, war sie völlig außer Atem.

      „Was ist mit dem Hausmeister?“, fragte sie ihn keuchend.

      Er holte zwei kleine Werkzeuge aus der Tasche und antwortete: „Wir gehen gleich zu Plan C über.“

      Lucy schaute die Treppe hinunter zum Eingang, während er mit dem Schloss beschäftigt war, weil sie Angst hatte, die Reporter würden die Tür eindrücken. Die Fragen der Leute verfolgten sie. Wie lange sie dort draußen wohl noch ausharren würden? Ob sie jetzt hier in dem Haus festsaß?

       Ausreißerbraut?

      „Vielleicht sollten wir doch lieber den Hausmeister holen. Sein Name und die Telefonnummer stehen bestimmt bei den Briefkästen unten.“

      Zac hielt einen Moment inne, schaute dann zu ihr hoch und fragte: „Du erinnerst dich an die Briefkästen?“

      „Nein … das habe ich nur vermutet.“

      Die Enttäuschung über ihre Antwort war ihm deutlich anzumerken. Er machte sich wieder mit seinem Werkzeug an die Arbeit und brummte: „Ich habe es sowieso gleich geschafft.“

      Ein paar Minuten später war die Tür tatsächlich auf. Sie betraten die Wohnung, in der es nach neuem Teppichboden und Zitrone roch. Zac schloss die Tür hinter ihnen und ruckelte am Türknauf.

      „Du brauchst ein besseres Schloss.“

      Sie betrat jetzt das Wohnzimmer und schaute sich die schicke fremde Einrichtung an. Die Wände waren taubengrau gestrichen, auf dem Boden lag weißer Teppichboden. Das anthrazitfarbene Ledersofa sah aus, als wäre es zum Bestaunen da und nicht, um darauf zu sitzen, und an der Wand hingen ein hübschgerahmter Blumendruck von Georgia O’Keefe und eine Skyline von einer Stadt – Portland, nahm sie an. Es war eine hübsche Wohnung, aber ganz anders, als er es bei ihrem Geschmack erwartet hätte.

      Sie spürte Zacs Anwesenheit, als er den Raum betrat. „Nett hier. Kommt dir irgendwas bekannt vor?“, fragte er.

      Sie schüttelte den Kopf. „Das ist doch alles gar nicht mein Stil, Zac. Und außerdem kann ich mir so etwas gar nicht leisten. Bist du sicher, dass das hier meine Wohnung ist?“

      „Wenn nicht, dann wären doch nicht all die Journalisten hier.“

      „Klar, da hast du recht.“ Sie hoffte, dass ihr Hirn bald wieder richtig funktionierte.

      Er ließ den Blick durch den Raum schweifen und sagte: „Vielleicht hast du es ja möbliert gemietet.“ Dann ging er zu einem Tisch hinüber, während sie weiterging in einen kleinen Flur, von dem ein hübsches Schlafzimmer und ein schickes Bad mit einer großen Wanne abgingen. In der Tür zum Bad blieb sie stehen, und ihr Blick fiel auf ihre rote Dose mit Haarfestigerschaum und die vertraute Haarbürste. Sie nahm beides in die Hand und entdeckte dann auch noch ihre Reinigungsmilch.