Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4. Группа авторов

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Название Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783874683203



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Jubiläumsjahr 2012 lag ein neues und umfassendes Werk über die Stadtgeschichte vor. Es gliedert sich in vier Bände:

      ■ Band 1 beschreibt die vorindustrielle Zeit bis zum 19. Jahrhundert. Er stellt die Stadtteile in den Mittelpunkt für eine Zeit, zu der es Oberhausen noch nicht gab.

      ■ Band 2 setzt 1758 an. Er schildert die Industrialisierung und die Stadtbildung von der Gründung der St. Antony-Hütte bis ins frühe 20. Jahrhundert.

      ■ Band 3 befasst sich mit dem Zeitraum von 1914 bis 1945 und stellt dabei die politische Geschichte in den Mittelpunkt.

      ■ Band 4 ist zeitlich gesehen der aktuellste Band. Er behandelt die Zeitgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei macht ihn die Vielseitigkeit der thematischen Zugänge zur Stadtgeschichte besonders lesenswert.

      Beeindruckende 35 Autorinnen, Autoren und Interviewpartner haben die Stadthistorie aufgearbeitet und auf mehr als 1.800 Seiten dargestellt. Das ist bislang einmalig in der Geschichte der Städte im Ruhrgebiet. S. ist ein überaus spannendes Bild von der Entwicklung Oberhausens entstanden, das eine große Verbreitung und Leserschaft verdient.

      Mein ganz besonderer Dank gilt den zahlreichen Autorinnen und Autoren, die in ihrer Freizeit mit großem Zeitaufwand und noch größerem Enthusiasmus dieses umfassende Oberhausener Geschichtsbuch geplant, geschrieben und herausgegeben haben.

      Die Erstveröffentlichung im September 2012 fand bei der geschichtsinteressierten Bürgerschaft derart großes Interesse, dass die neue Stadtgeschichte schon zu Weihnachten 2012 vergriffen war.

      Den Herausgebern ist es daraufhin gelungen, finanzielle Förderer und den Oberhausener Verlag Karl Maria Laufen für eine Neuveröffentlichung als Studienausgabe zu gewinnen. Diese verfolgt den hohen Anspruch, allen Interessierten in Stadt und Wissenschaft das Werk zu attraktiven Konditionen erneut zugänglich zu machen. Ebenfalls ist beabsichtigt, Folgebände zu Themen von gesamtstädtischer Bedeutung zu veröffentlichen. Dafür danke ich allen Beteiligten im Namen der Stadt Oberhausen, ihrer Bürgerinnen und Bürger ausdrücklich.

      Glück auf und viel stadtgeschichtliches Lesevergnügen!

       Klaus Wehling

      Oberbürgermeister

      Liebe Leserin, lieber Leser,

      der Ihnen vorliegende letzte Band des vierbändigen Werkes Oberhausen – eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet, veröffentlicht anlässlich des 150. Jubiläums der Gründung der Bürgermeisterei Oberhausen 1862, bietet ein breites Spektrum von Beiträgen zur Zeitgeschichte seit Gründung der Bundesrepublik 1949. Mit der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der hier versammelten Themen und Beiträge gewinnt Band 4 ein von den übrigen Bänden deutlich abweichendes, sehr eigenständiges, sich jedoch auf der Höhe der Geschichtswissenschaft befindendes Profil.

      Über keinen der vier Bände der Oberhausener Stadtgeschichte hat die Redaktionsgruppe so oft diskutiert wie über diesen Abschlussband. Zuerst wurde erwogen, die sehr wechselhaften, die Stadt grundlegend verändernden gut sechs Jahrzehnte in chronologischen Kapiteln darzustellen. Es war dann indes die im Vergleich zu den vorherigen Epochen noch einmal rasant zunehmende Vielfalt der wichtigen Felder der Stadtentwicklung, die Zweifel aufkommen ließen, ob einzelne Autorinnen oder Autoren diese Bündelungsleistung würden erbringen können; zu groß erschien der Zeitaufwand für umfassende Recherchen. Hinzu trat das Bewusstsein, dass eine solche „Breitband-Darstellung“ notwendigerweise zu thematischen Schwerpunktsetzungen des/​der jeweils Verantwortlichen führen müsste. Und diese subjektive Entscheidung würde – da waren wir uns einig – von der städtischen Öffentlichkeit um so fragwürdiger aufgenommen werden, je näher sich die Darstellung der Gegenwart näherte. – Eine solche, manches Mal strittige Aufnahme von Forschungsergebnissen ist unvermeidlich angesichts der Eigenart von Geschichte, immer erklärende und erzählende Zusammenhänge herzustellen: nämlich über das für die Gegenwart immer noch bedeutsame Leben in der Vergangenheit. Und je nach Standpunkt der Menschen heute ändert sich daher ihr Interesse an der Geschichte, mitunter auch ihre Bewertung von Vorgängen und Personen.

      Nach Auffassung der Redaktionsgruppe haben wir eine überzeugende Antwort auf diese Herausforderung gegeben: Im Sinne der Gebote moderner Geschichtstheorie nach Adressatenbezug, Multiperspektivität und Mehrdimensionalität (verschiedene Themen, Ereignis- oder Strukturgeschichte im Längsschnitt) vereint Band 4 jetzt Beiträge:

      ■ zu Themen wie Wirtschaft, Umwelt, Kultur, Kirchen, Sport, Migration, Geschlechter, Alltag und Städtebau,

      ■ zu methodischen Zugängen wie biografischen Sichtweisen (Hugo Baum) und Interviews (z. B. Friedhelm van den Mond, Burkhard Drescher, Klaus Wehling) über exemplarische Ereignisse (Gründung des soziokulturellen Zentrums K 14, Gespräch mit Heinz Brieden, Walter Kurowski) bis zu Strukturveränderungen der Stadt im zeitlichen Längschnitt (z. B. Wirtschaft, Umwelt, Migration, und Alltag),

      ■ und schließlich von handelnden Zeitgenossen (Hugo Baum, Manfred Dammeyer) über engagierte Mitbürger im gesellschaftlichen Raum (Roland Günter, Gerd Lepges, Ercan Telli, Gustav Wentz) bis zu Fachleuten und Fachhistorikern (Sarah Benneh-Oberschewen, Inge Josting, Magnus Dellwig, Peter Langer, Jochen Richter). Als Herausgeber möchten wir noch auf Folgendes hinweisen: Am Ende der vier Bände finden Sie jeweils eine Reihe von Begriffserläuterungen. Auf die dargestellten Begriffe wird im Text mit einem grauen Dreieck (▶) aufmerksam gemacht. Sodann möchten wir darauf hinweisen, dass die Autorinnen und Autoren für die mitunter wertenden Aussagen in ihren Beiträgen allein verantwortlich sind.

      Die Darstellung historischer Prozesse kann kaum mit den Einordnungen und Beurteilungen aller übereinstimmen. Das ist auch gut und sogar notwendig, wenn neue Sichtweisen auf die Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart entstehen sollen. Daher ist uns konstruktive Kritik immer erwünscht; sie wird unter [email protected] gerne entgegen genommen. Anonym verfasste Kommentare werden allerdings nicht beantwortet.

      Die Herausgeber, die Mitglieder der Redaktionsgruppe und das gesamte Autorinnen- und Autorenteam von „Oberhausen – eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet“ wünschen Ihnen eine anregende und erkenntnisreiche Lektüre.

      Oberhausen, November 2014

       Magnus Dellwig

       Peter Langer

       Klaus Oberschewen

       Peter Langer

       Wirtschaftswunderjahre

       Die Stadt Oberhausen zwischen 1955 und 1970

      Die 1950er und 1960er Jahre waren keine „bleierne Zeit“. Im Gegenteil: Nach zwölf Jahren Diktatur und Krieg, nach den Hungerjahren der Nachkriegszeit waren diese Jahrzehnte von einem – manchmal überschäumenden – Optimismus geprägt. Diese Stimmung wird von den Zeitungen am besten eingefangen. Auf die Zeitungen dieser Jahre stützt sich folglich dieser Essay.1

       „Keine Nacht wie jede andere“ – die letzten Heimkehrer

      Im Herbst 1955 trafen die letzten Spätheimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft in Oberhausen ein. Bundeskanzler Adenauer hatte bei seinem Moskau-Besuch als Gegenleistung für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion ihre Freilassung erreicht. Während ihrer letzten Etappe vom Auffanglager Friedland ins Ruhrgebiet fieberte die ganze Stadt mit den Heimkehrern. In den Zeitungsredaktionen blieb man die ganze Nacht wach, um noch in der Morgenausgabe die Ankunft der entlassenen Kriegsgefangenen melden zu können. „Es war keine Nacht wie jede andere!“ titelte der „Generalanzeiger“ zehn Jahre später.2 Die Emotionen, die Redakteur Paul Huppers noch im Rückblick ergriffen, müssen im Originalton wiedergegeben werden:

      „Oberhausen