Harrys geträumtes Leben. Hans H. Lösekann

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Название Harrys geträumtes Leben
Автор произведения Hans H. Lösekann
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783957442116



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wir unter der Knechtschaft Frankreichs leben müssen.“

      Auf diese Aussage ging Harry vorsichtshalber nicht ein. Er hatte ein ganz schlechtes Gefühl, weil er sie in dieser verdammten Sache Fremdenlegion belügen oder ihr zumindest die Wahrheit verschweigen musste. Aber es ging doch nicht anders. Er war sich ziemlich sicher, dass Yamalia auch aktiv etwas mit der Freiheitsbewegung zu tun hatte, und ihre kurze Bemerkung, es gebe jetzt Wichtigeres zu tun, untermauerte das. Aber er wollte nicht weiter darüber nachdenken und schon gar nicht darüber sprechen.

      Zwischendurch waren sie zum Bootssteg zurückgerudert und hatten dort am nahen Obststand leckere Früchte und Wasser gekauft.

      „Komm, wir machen Picknick auf unserer Sandbank.“

      Sie mussten ein wenig suchen, bis sie die Stelle vom Wasser aus gefunden hatten. Dann zogen sie das Boot etwas an Land, packten ihre Vorräte und betraten mit einem schon richtig vertrauten Gefühl ihre Sandbank. Erst einmal schwammen sie eine Runde im See. Erfrischt, entspannt und glücklich breiteten sie die heute mitgebrachten Handtücher aus. Sogar Bikini und Badehose hatten sie heute dabei. Mit Behagen genossen sie ihr Picknick, erzählten weiter von sich, ein wenig von ihren Familien und ganz wenig und sehr zurückhaltend auch von der Zukunft. Im Schattenbereich des Schilfgürtels war es herrlich warm, aber nicht heiß. Träumerisch legten sie sich zurück und blickten in den makellos blauen Himmel, auf das glitzernde, dezent vor sich hin flüsternde Wasser. So etwa musste es im Paradies, dem Garten Eden, gewesen sein. Harry fragte träge, ob es den Garten Eden auch im Islam gebe. Doch bevor sie das wirklich erörtern konnten, begannen ihre Hände zu sprechen. Sanftes zärtliches Streicheln der noch feuchten onyxfarbenen Haarpracht, der Stirn, der Wangen, der Augenlider, der Lippen. Harrys Hände wanderten ihren Rücken auf und ab. Kleine, federleichte Küsse folgten. Sie wandte ihm ihr Gesicht zu, näherte sich, drängte sich an seinen Mund und öffnete den ihren für seine Zunge, die Einlass begehrte. Seine sanft streichelnden Hände befreiten sie von dem Oberteil ihres Bikinis. „Komm her!“, flüsterte Yamalia und nestelte ungeduldig an seiner Badehose. Endlich lag Haut auf Haut. Weiche Rundungen schmiegten sich an harte Muskeln. Beide begannen unter den Händen des anderen zu glühen. Beide gierten danach, vollends von dem anderen Besitz zu nehmen. Wie ein junges Fohlen drängte sie sich an ihn, ihre langen Beine wollten ihn umschlingen. Harry wollte hinauszögern, wollte genießen. Sein Streicheln, seine Berührungen wurden fester, gingen von ihren Waden hinauf zu ihrer Brust und zurück über ihren Bauch. Obwohl ihr magisches Dreieck sich ihm entgegendrängte, setzte sein Streicheln erst wieder an den Schenkeln an. Sie vergaßen die Welt und tauchten ein in leises, wollüstiges Stöhnen. Harry bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, ihre Augenlider, ihre Nase, ihre wunderschönen vollen Lippen. Jetzt nicht mehr so federleicht, sondern heftig und fordernd. Er fuhr mit seiner Zunge in das tiefe Tal zwischen ihrem vollen Busen, erst sanft, dann heftig. Dann wandte er sich ihren harten Brustwarzen zu, küsste sie, spielte mit der Zunge und nahm sie dann zwischen seine Zähne. Yamalia wälzte sich ungeduldig hin und her, presste sich an ihn, wollte mehr. Ihre Beine entfalteten sich wie eine Blüte, sie wollte ihn, sie wollte ihn jetzt. Als sie seine pralle Männlichkeit spürte und in sich aufnahm, brach ein Urschrei der Erleichterung aus ihr heraus. Sie verschmolzen zu einem Fleisch, zu einer Leidenschaft. Es dauerte nicht lange, bis beide ihren Höhepunkt erreichten. Zu lange hatten sie die Gier aufeinander angestachelt. Mit einem Schrei, der ihr so gehörte wie ihm, erklommen sie den letzten Gipfel, aneinandergeklammert, schweißnass, zitternd. Gesättigt vom Glücksgefühl verträumten sie die nächsten Stunden. Zärtlich, harmonisch plätscherten ihre Gespräche dahin, mit Worten, mit den Händen und mit den Lippen. Zwischendurch immer wieder lange, träge Pausen, erfüllt von dem Gefühl, dass es so, wie es ist, gut ist, die Welt könnte stehen bleiben. Ihre Seelen waren gefüllt mit Wohlbehagen.

      Irgendwann setzte sich Yamalia abrupt auf, murmelte etwas vor sich hin, in dem Allah vorkam, und stieß Harry an. „Wir müssen das Boot zurückbringen, wir haben die Zeit schon überschritten. Der alte Mann will bestimmt nach Hause oder ins Café.“

      Als sie den Bootssteg erreichten, wartete der Pirat im Ruhestand schon ungeduldig auf sie. Doch Yamalia umgarnte ihn mit ihrem Charme und er zeigte ein freundliches, verständnisvolles Lächeln. Harry drängte sich der Gedanke auf, dass man ihn so malen können müsste. Ein wettergegerbtes, verwittertes Gesicht mit dichten grauen Bartstoppeln, blitzenden Augen und großen Zahnlücken im lächelnden Mund. Das Ganze von Kopf bis Fuß umrahmt von der weißen Djellaba. Aber was palaverten die beiden noch so lange?

      „Harry, kannst du mir bitte zwanzig Franc geben?“

      Wortlos fischte Harry einen Schein aus seiner Hosentasche. „Ist das nicht ein bisschen viel für eine Stunde Verspätung? Das ist ja mehr als doppelt so viel wie die Bootsmiete für den ganzen Tag.“

      Yamalia lachte. „Nein, nein, warte nur ab, das wird eine Überraschung.“

      Harry war neugierig und drängelte, wollte wissen, was sie ausgeheckt hatte, als sie zu dritt, mit dem Piraten, zum Rand des kleinen Ortes gingen. Aber er bekam lediglich ein „Warte nur ab“ zur Antwort.

      Sie kamen zu einem längeren Gebäude am Ortsrand, in dem der Pirat verschwand. Harry drängelte: „Was wird das hier?“

      „Warte nur ab.“

      Nach einigen Minuten kam ihr Pirat mit einem anderen Berber und zwei gesattelten Pferden aus dem Gebäude. Yamalia jubelte. „Das ist die Überraschung, wir machen eine kleine Reiter-Safari.“

      Harry wurde etwas mulmig zumute. „Aber ich kann doch gar nicht reiten, ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen.“

      „Ach, das wird schon gehen, ich bin auch nicht besonders gut“, lachte seine Traumfrau, setzte einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich elegant auf eines der Pferde.

      Harry versuchte etwas ungelenk, es ihr gleich zu tun, brauchte aber die Hilfe des Pferdebesitzers, um in den Sattel zu kommen.

      „Bleib ganz locker, du wirst schnell ein Gefühl dafür bekommen.“

      Im Schritt verließen sie die Ortschaft und erreichten die umliegende Steppen-und Wüstenlandschaft. Unter Yamis beruhigenden Unterweisungen versuchten sie einen kurzen Trab, dann wieder Schritt, dann einen längeren Trab und schließlich einen kurzen Galopp. Es ging, aber wie? Harry hatte unzählige Male das Gefühl, beim nächsten Schritt kopfüber im Wüstensand oder im Steppengras zu landen. Nach einer Stunde flehte er um eine Pause. Ihm tat alles weh. Schultern und Rücken wegen seiner verkrampften Haltung und der Hintern fühlte sich an wie rohes Fleisch. In einer kleinen Sandmulde mit einigen Büschen drum herum banden sie die Pferde an. Mit Ächzen und Stöhnen war Harry aus dem Sattel gerutscht, ging steif hin und her und versuchte, die Verkrampfungen zu lockern. Übermütig lachte seine Traumfrau ihn aus, tröstete ihn aber gleich wieder: „Wenn das dein erster Ritt war, dann hast du das schon sehr gut gemacht.“

      Doch Harry maulte: „Ich bin sicher, dass du mich für die Nacht völlig kampfunfähig gemacht hast.“

      Fast gleichzeitig sahen sie die rasch größer werdende Staubfahne am Horizont. Hasserfüllt stieß Yamalia einen Fluch in ihrer Heimatsprache aus und sah in ohnmächtigem Zorn auf die LKWs, die in der Staubwolke sichtbar wurden. Sie zog Harry hinter die Büsche. In einigen hundert Metern Entfernung fuhren etwa zwanzig Militär-LKWs vorbei.

      „Diese Verbrecher, diese Mörder! Aber lange wird das nicht mehr so gehen!“, stieß sie hervor.

      Harry konnte nur unsicher und mit schlechtem Gewissen dazu schweigen.

      Erst als sich die Staubwolke verzogen hatte, schwangen sie sich wieder auf die Pferderücken, das heißt, sie schwang sich elegant, er aber quälte sich hinauf. In langsamem Trab erreichten sie die kleine Pferdefarm und schlenderten dann zurück zu ihrer Ferienwohnung. Harry war wie gerädert, duschte ausgiebig und alleine, versuchte, mit viel kaltem Wasser die Schmerzen an seinem verlängerten Rücken zu lindern, und wartete dann etwas erleichtert auf der Terrasse auf seine Liebste.

      In ihrem Restaurant empfahl Yamalia eine weitere Spezialität des Landes. Hut Bil Karfas, einen leckeren, pikanten Fisch-Sellerie-Eintopf. Sie genossen das Essen im Kerzenschein, Yamalia ihren Wein und Harry sein Mineralwasser dazu. Hinterher gab es eine Schale