Wie Schneeflocken im Wind. Denise Hunter

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Название Wie Schneeflocken im Wind
Автор произведения Denise Hunter
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783865069160



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Augen da, und ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Eden brachte es nicht übers Herz – und hatte auch nicht die Nerven –, sie zu wecken, und zog deshalb leise die Tür wieder zu.

      Es sah also ganz so aus, als wäre sie in dieser Angelegenheit auf sich allein gestellt. Eden holte einmal tief Luft und atmete dann langsam wieder aus. Nun komm schon, Eden. Du hast wirklich schon Schlimmeres überstanden. So schwer kann es doch nicht sein, ein Abendessen zu kochen.

      „Die Brötchen sind in einer Minute fertig“, sagte Kate, als sich die Familie um den Esstisch versammelte.

      Beau sprach das Tischgebet und reichte die Schüssel Riley, der sie an Zac weitergab. Ihm hing der Magen schon in den Kniekehlen vor Hunger, aber als er den ersten Bissen von dem dampfenden Gulasch im Mund hatte, war er zunächst irritiert über die unterschiedlichen Temperaturen und Konsistenzen in seinem Mund. Die Sauce war heiß, aber irgendetwas – war es das Fleisch? – war noch hart und eiskalt. Die seltsame Konsistenz lenkte ihn vorübergehend von dem Geschmack ab, aber nicht lange.

      Irgendein Gewürz, er wusste nicht so genau, was es war, schmeckte penetrant hervor, und er hoffte, so etwas nie wieder in den Mund zu bekommen.

      Im selben Moment hustete Riley neben ihm, presste sich dann die Serviette vor den Mund, und Beau war sich ziemlich sicher, dass das Gulasch aus seinem Mund ein neues Zuhause gefunden hatte. Als er dann selbst den ersten Bissen hinunterwürgte, war er für einen Moment ein wenig neidisch auf seinen Bruder.

      Sein Blick ging ganz kurz zu Kate, deren Blick fest auf ihren eigenen Teller gerichtet war, und auch ihr Sohn kaute mit gerunzelter Stirn.

      „Herr im Himmel, was soll denn das sein?“

      „Tante Trudy!“, ermahnte Beau sie.

      „Da ist ja genug Salbei drin, um zehn Jahre Hitzewallungen zu verhindern.“

      Salbei – ja, genau, das war der penetrante Geschmack.

      Kate wurde rot und erklärte: „Es tut mir wirklich leid, aber ich hatte kein Rezept – und ich wollte nicht ohne Erlaubnis den Computer benutzen.“

      „Sie können ihn gern benutzen“, sagte Riley und hustete noch einmal. „Ich bitte Sie sogar inständig darum.“

      Ganz kurz blitzte Angst in Kates Blick auf, und sie sagte: „Nächstes Mal wird’s besser – versprochen!“

      Beau warf Riley einen finsteren Blick zu und sagte dann zu Kate, die ganz krank aussah: „Ist schon okay. Sie können den Computer jederzeit benutzen. Dann essen wir heute Abend eben einfach nur die Brötchen.“

      „Was riecht denn hier so?“, erkundigte sich jetzt Tante Trudy misstrauisch, genau in dem Moment, als auch er den Geruch von etwas Verbranntem bemerkte.

      „Die Brötchen!“, rief Kate, sprang auf und sauste in die Küche.

      Rileys und Beaus Blicke begegneten sich über den Tisch hinweg, und Riley fragte: „Möchte noch jemand außer mir Chicken Wings aus dem Roadhouse?“

      Beau brachte seinen Teller zur Spüle und fragte: „Kann ich Ihnen noch bei irgendetwas helfen?“

      Sie waren fertig mit dem Essen, das sie geholt hatten, und seine Brüder richteten Tante Trudy ein Lager auf dem Sofa im Wohnzimmer her.

      „Bitte nicht. Das hier ist ja wohl das Mindeste, was ich tun kann“, antwortete Kate, stellte die Teller ins Spülbecken, drehte sich dann um und sah ihn zerknirscht an. „Das mit dem Abendessen tut mir wirklich leid. Es kommt nicht wieder vor, versprochen.“

      Ihre blonden Ponyfransen fielen ihr in die sorgenvoll gekrauste Stirn, und es juckte ihn in den Fingern, sie zurückzustreichen, sodass er sicherheitshalber die Hände in die Hosentaschen steckte.

      „Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken. Sie haben ja auch nicht von sich behauptet, eine Sterneköchin zu sein.“

      „Ich habe nicht viel Erfahrung im Kochen, aber ich lerne schnell. Wenn ich ein paar Rezepte habe, komme ich schon zurecht.“

      „Das glaube ich auch“, beruhigte er sie, fragte sich aber, wie sie wohl als Mutter bisher ohne auch nur die geringsten Grundkenntnisse im Kochen zurechtgekommen war. Sogar er war ja in der Lage, ein paar einfache Gerichte zuzubereiten.

      „Beau“, rief jetzt Zac vom Wohnzimmer aus. „Kommst du bitte mal?“

      Er überließ das Aufräumen in der Küche Kate und Jack und ging wieder ins Wohnzimmer.

      Das Sportprogramm im Fernseher dort war auf stumm geschaltet, und alle schauten Riley an.

      „Was ist denn los?“, fragte Beau.

      „Riley muss mit uns reden, sagt er“, antwortete Zac.

      „Du hast eine Frau kennengelernt, oder?“, fragte Tante Trudy.

      Riley verdrehte die Augen und antwortete entnervt: „Nein, Tante Trudy, habe ich nicht!“

      Sie versuchte ständig, die Brüder unter die Haube zu bringen, was seltsam war, denn sie selbst hatte nach dem Tod ihres Mannes vor vierzehn Jahren jeden Versuch anderer abgewehrt, sie zu verkuppeln.

      Rileys Gesicht wirkte versteinert. Seine Augenbrauen stießen über der Nasenwurzel zusammen, und sein Kinn war entschlossen vorgeschoben.

      Seine Miene machte Beau Angst, und er beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und fragte: „Was ist denn los, Bruderherz?“

      „Es ist eine Frau. Ich sag’s euch. Es ist diese Millie Parker aus dem Frumpy Joe’s, oder? Als wir das letzte Mal dort waren, hat sie wild mit dir geflirtet“, spekulierte Miss Trudy jetzt.

      Riley zog eine Grimasse in ihre Richtung und sagte: „Wenn es eine Frau gäbe, dann würde ich sie doch ab und zu mit herbringen, oder? Nein, ich muss mit euch über meine Zukunftspläne reden. Ich …“, Riley starrte auf den Couchtisch zwischen ihnen und fuhr dann fort: „Ich habe mich freiwillig zu den Marines gemeldet.“

      „Du hast was?“, fragte Zac völlig entgeistert.

      „Grundgütiger …“, murmelte Tante Trudy.

      Beaus Herz rumpelte einmal heftig, was eine Serie innerer Beben auslöste, und dann fragte er völlig entgeistert: „Wieso denn das?“

      „Ich rede doch schon lange davon“, antwortete Riley.

      „Reden tun wir ja über vieles, aber wir hätten doch nie damit gerechnet, dass du es wirklich ernst meinst“, sagte Beau mit gerunzelter Stirn.

      Riley funkelte ihn angriffslustig an und sagte: „Ich schon.“

      „Ohne es auch nur kurz mit uns zu besprechen?“ Beau konnte nicht fassen, dass sein Bruder eine so wichtige Entscheidung getroffen hatte, ohne sie dazu um ihre Meinung zu fragen. Das sah ihm eigentlich gar nicht ähnlich.

      „Ich bin vierundzwanzig und brauche eure Zustimmung nicht“, bemerkte Riley nur.

      „Und wann geht’s los?“, erkundigte sich Zac.

      „In vier Wochen.“

      „Also noch vor Weihnachten?“, fragten Beau und Miss Trudy fassungslos wie aus einem Mund.

      „Unserem ersten Weihnachten ohne Vater?“, fügte Beau hinzu.

      „Wir hatten doch auch vorher schon kein richtiges Weihnachten mehr“, antwortete Riley darauf nur.

      Sie hatten wirklich nicht mehr richtig Weihnachten gefeiert, seit ihre Mutter vor zwölf Jahren an Heiligabend gestorben war. „Aber trotzdem … ausgerechnet in der Zeit, in der auf der Farm mit den Weihnachtsbäumen am meisten zu tun ist, und bei all dem, was