Wie Schneeflocken im Wind. Denise Hunter

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Название Wie Schneeflocken im Wind
Автор произведения Denise Hunter
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783865069160



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aufgewacht“, erklärte sie, strich sich das kurze Haar hinter die Ohren und versuchte, es etwas zu ordnen, obwohl sie wusste, dass das ziemlich zwecklos war. Außerdem war es sowieso egal, wie sie aussah, denn er hatte ja eine Freundin. Wahrscheinlich tat sie ihm einfach leid, denn man brauchte keine übersinnlichen Fähigkeiten, um das Mitleid in seinem Blick zu erkennen.

      Sie trat von der Tür weg und fragte sich, wieso er wohl gekommen war.

      „Möchten Sie einen Kaffee?“, fragte sie, zog dann aber eine Grimasse und fuhr fort: „Aber wahrscheinlich wäre es gut, auch zu wissen, wo der Kaffee ist, wenn ich Ihnen welchen anbiete, oder?“

      Er hatte ein nettes Lächeln, und die kleine Furche neben seinem linken Mundwinkel war fast ein Grübchen – aber nur fast.

      „Da machen Sie sich mal keine Gedanken“, beruhigte er sie. „Ich habe gerade schon einen Kaffee gehabt. Aber zu Ihrer Information: Der Kaffee steht links von der Spüle, nur für den Fall, dass Sie jetzt erst mal eine Dosis Koffein brauchen.“

      „Ich glaube, was ich noch dringender brauche, ist eine heiße Dusche“, erklärte sie.

      Beau nahm die Katze vom Boden auf, die daraufhin sofort zu schnurren begann, und sagte mit einem schiefen Grinsen: „Sie haben noch gar nicht gesagt, was Sie eigentlich in unsere Stadt führt. Dass zurzeit nicht gerade Hochsaison für Touristen ist, ist Ihnen ja wahrscheinlich auch klar, oder?“

      Er bemühte sich dabei zwar um einen scherzhaften Ton, aber sie wusste aus Erfahrung, wie misstrauische Fragen klangen.

      „Wir sind nur auf der Durchreise, aber mein Wagen ist liegengeblieben“, antwortete sie.

      Er nahm eine Krippenszene aus Keramik in die Hand, die als Weihnachtsdekoration aufgestellt war, stellte sie dann wieder hin und fragte: „Woher kommen Sie denn?“

      „Aus dem Süden. Aber ich habe schon überall gelebt. Ich bin gern unterwegs und immer offen für Neues.“

      Vielleicht hatte Paige ihn geschickt, um nach dem Rechten zu sehen und sich zu vergewissern, dass sie sich nicht mit ihrem Laptop oder anderen Wertsachen aus dem Staub gemacht hatte. Paige war wirklich nett zu ihnen gewesen – und Beau war es auch.

      „Ich lasse für Paige eine Nachricht da, um mich zu bedanken“, sagte sie deshalb zu Beau. „Ich bin wirklich sehr dankbar für Ihre Gastfreundschaft, und die zerbrochene Scheibe ersetze ich natürlich, sobald ich …“

      Aber er winkte nur ab und entgegnete: „Ach, da machen Sie sich mal keine Gedanken. Eigentlich bin ich nämlich gekommen, um Ihnen zu sagen, dass …

      Als er plötzlich mitten im Satz innehielt, schaute sie ihm ins Gesicht und sah, dass er die Lippen fest zusammengepresst hatte.

      Sie folgte seinem Blick zu der Reihe von Blutergüssen auf ihrem Oberarm – Resultat ihrer kleinen nächtlichen Rangelei in dem Schuppen.

      „Oh nein …“, sagte er, streckte seine Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen ganz, ganz sachte ihre Haut.

      „War ich das?“, fragte er.

      Die Berührung und seine belegte Stimme sorgten für Gänsehaut bei ihr, und sie entzog ihm rasch den Arm, weil sein Blick und ihre Reaktion darauf sie verlegen machten.

      „Ach was … das ist doch fast nichts“, erklärte sie. „Beim Raufen mit Mi … Jack habe ich mir schon schlimmere blaue Flecken geholt.“

      Doch ihre Worte änderten nichts an seiner gequälten Miene – die sie noch schlimmer fand als sein Mitleid.

      „Es tut mir wirklich leid“, sagte er, woraufhin sie die Arme vorm Körper verschränkte, sodass man die blauen Flecke nicht mehr sehen konnte, und antwortete: „Ich bin sehr dankbar, dass ich einen warmen Platz zum Schlafen hatte. Paige war so nett zu uns, und sie hat uns zum Aufwärmen sogar noch eine tolle Suppe gekocht.“

      „Also, wenn sie Ihnen etwas von ihren Dosensuppen abgegeben hat, dann muss sie Sie wirklich ins Herz geschlossen haben“, bemerkte er in scherzhaftem Ton.

      Das war schon möglich, aber Eden hatte nicht vor, diese Gastfreundschaft auszunutzen. „Also …“, sagte sie und machte einen Schritt Richtung Flur. „Dann werde ich jetzt mal Jack wecken, und in ein paar Minuten sind wir dann auch schon verschwunden. Sie können Paige ausrichten …“

      „Also eigentlich …“, sagte er und machte wieder einen Schritt auf sie zu, „… bin ich gekommen, um Ihnen zu sagen, dass ich zusammen mit Paige und meinen Brüdern zu dem Schluss gekommen bin, dass wir doch einen Job für Sie haben.“

      Wollte er ihr etwa weismachen, dass sich zwischen gestern Abend und heute Morgen ein neuer Job aufgetan hatte? Sie mochte zwar völlig mittellos und ohne Dach über dem Kopf sein, aber sie war nicht dumm. Sie merkte, wie ihr die Röte vom Hals aufwärtsstieg, und fand es ganz furchtbar, dass sie es sich nicht leisten konnte, ein Angebot, wie auch immer es aussehen mochte, auszuschlagen.

      Deshalb hob sie fast ein wenig trotzig das Kinn, versuchte zu lächeln und sagte: „Ach ja?“

      „Unsere Tante Trudy, die mit mir und meinem Bruder Riley auf der Farm lebt, hat sich das Bein gebrochen und liegt im Krankenhaus, wird aber demnächst entlassen. Sie wird allerdings noch eine ganze Weile Hilfe brauchen und muss außerdem ein paarmal in der Woche zur Physiotherapie in die Stadt begleitet werden. Ich habe im Moment sehr viel mit der Weihnachtsbaumplantage zu tun, denn wir öffnen am Tag nach Thanksgiving. Riley arbeitet mit mir zusammen auf der Farm, und Zac – das ist unser anderer Bruder – leitet das Roadhouse. Das ist ein Lokal etwas außerhalb der Stadt direkt am Meer“, erklärte Beau.

      „Da habe ich gestern auch nach einem Job gefragt“, erinnerte sie sich. „Ich glaube, ich habe dort mit einem Kellner gesprochen.“

      „Das kann sein“, sagte Beau daraufhin. „Zac stellt im Moment nicht ein.“

      „Ja, das hat man mir auch gesagt“, bestätigte sie.

      „Also, noch einmal zurück zu dem Job bei uns auf der Farm … unsere Tante muss also zu ihren Therapieterminen begleitet werden, aber noch wichtiger ist, dafür zu sorgen, dass sie sich möglichst ruhig verhält. Wir brauchen für fünf bis sechs Wochen – also etwa bis Weihnachten – jemanden, der den Haushalt führt. Sie müssten kochen, putzen und sich um die Wäsche kümmern – und Tante Trudy zur Therapie fahren.“

      Das klang eigentlich nach einem ganz guten Angebot, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er noch irgendetwas zurückhielt. Und außerdem war sie für diese Tätigkeit eigentlich überhaupt nicht qualifiziert. Doch im Moment hätte sie sogar eine Stelle als Buchhalterin angenommen und auch falsche Aussagen über ihre Qualifikation gemacht, um an einen Job zu kommen.

      „Also wir bräuchten möglichst schnell jemanden – genau genommen in ein paar Stunden. Um die Referenzen können wir uns ja auch nachträglich noch kümmern. Könnten Sie sich vorstellen, diese Aufgabe zu übernehmen?“

      In Gedanken ging sie noch einmal durch, was dagegensprach, und zwar erstens, dass sie keine Referenzen vorzuweisen hatte, und zweitens, dass sie keine Papiere hatte, weder Ausweis noch Führerschein, noch sonst etwas. Vielleicht würden sie sie ja auch schwarz arbeiten lassen, aber darüber würde sie sich später Gedanken machen.

      „Ja, klar“, antwortete sie deshalb. „Vielen Dank.“

      Er nannte ihr das Gehalt und fügte dann noch hinzu: „Paige hat gesagt, sie würde Ihnen gern als Teil der Vergütung das Zimmer vermieten – wenn es Ihnen recht ist. Sie müssten es allerdings mit Ihrem Sohn teilen.“

      Eden atmete einmal ganz lange und langsam aus. Dass es ihr recht war, drückte nicht annähernd aus, wie erleichtert und dankbar sie über diese Regelung war. So dankbar, dass sie einen Kloß im Hals hatte und heftig schlucken musste.

      „Das … also das ist wirklich großartig. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen allen bin.“

      „Ach was …“, sagte