Wie Schneeflocken im Wind. Denise Hunter

Читать онлайн.
Название Wie Schneeflocken im Wind
Автор произведения Denise Hunter
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783865069160



Скачать книгу

du es sagst …“, sagte Beau ironisch.

      „Jetzt hör auf, so zu reden, als wäre ich feige. In den meisten Familien ist man stolz, wenn jemand aus den eigenen Reihen zur Army geht.“

      Das kurze Schweigen darauf verstärkte die Anspannung im Raum noch.

      Beau sah Riley scharf an, aber Zac legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: „Lass mal gut sein, Beau. Es ist nun mal so.“

      „Wir haben doch schon unsere Eltern verloren, und jetzt setzt du irgendwo am anderen Ende der Welt dein Leben aufs Spiel. Was, wenn du in einem Leichensack zurückkommst, was dann?“

      Riley verdrehte die Augen und antwortete: „Ich werde nicht sterben, Beau.“

      „Das kannst du doch gar nicht wissen“, entgegnete der.

      „Jetzt kommt schon, Leute“, sagte Zac. „Beruhigt euch mal. Wir schlafen jetzt erst einmal eine Nacht darüber und reden dann morgen weiter, ja?“

      Beau stand auf, ging im Zimmer auf und ab und sagte: „Ich fass es einfach nicht, dass du das gemacht hast.“

      „Und ich fasse es einfach nicht, dass du darauf so reagierst“, entgegnete Riley.

      „Weiß Paige es eigentlich schon?“, erkundigte sich Beau jetzt.

      „Warum sollte ich es ihr denn sagen?“, fragte Riley daraufhin. „Na, weil sie dich lieb hat, du Blödmann. Schließlich bist du schon seit einer Ewigkeit ihr bester Freund.“

      Darauf reagierte Riley nur mit einem frustrierten Schnauben.

      „Aber offenbar bedeuten dir zehn Jahre Freundschaft ja nicht so besonders viel. Hast du eigentlich überhaupt an jemanden außer dich selbst gedacht, als du diese Entscheidung getroffen hast?“, fragte Beau. Da kam Riley auf ihn zu und sagte mit zynischem Unterton: „Ach, das musst du gerade sagen.“

      „Was soll denn das nun wieder heißen?“, fragte der daraufhin.

      Wütend starrte Riley ihn an und sagte dann: „Nichts! Gar nichts soll das heißen!“

      „So, es reicht jetzt, ihr beiden!“, mischte sich Tante Trudy ein. „Im Wohnzimmer wird nicht gestritten.“

      Zac trat zwischen die beiden und sagte: „Jetzt komm mal wieder runter, Riley. Beau kümmert sich schon sein ganzes Leben um uns, das weißt du ganz genau. Er fühlt sich eben für uns verantwortlich.“

      „Und was ist mit der Farm?“, fragte Beau und schaute an Zac vorbei, damit er Riley sehen konnte. „Was ist mit deinem Leben hier? Willst du das wirklich alles einfach so hinter dir lassen?“

      „Was denn für ein Leben?“, fragte Riley. „Ich habe hier doch nichts anderes als die Arbeit. Tante Trudy hat euch, Zac hat das Roadhouse, du hast Paige …“

      „Du hast Paige doch auch“, sagte Beau und merkte, wie ganz kurz ganz viele Gefühle gleichzeitig in Rileys Miene aufflackerten, bevor er sich umdrehte und sich fast verzweifelt mit der Hand in den Nacken fuhr.

      Tante Trudy erhob sich jetzt ganz langsam und griff nach ihren Krücken.

      „So, ich glaube, für heute Abend habe ich genug Theater gehabt. Ich gehe ins Bett“, sagte sie, bedachte die beiden Streitenden mit einem durchdringenden Blick und fügte noch hinzu: „Ihr beiden benehmt euch wie Zwölfjährige, und ich bin zurzeit nicht in der Verfassung, eine Rauferei zu verhindern.“

      „Warte, ich helfe dir“, sagte Beau und ging zu ihr hin. Er war immer noch völlig aufgewühlt wegen der Neuigkeiten, die er gerade von Riley erfahren hatte. Aber Tante Trudy scheuchte ihn mit einer Geste weg und schaute ihn finster an. „Ich kann ganz gut allein ins Bett gehen. Du bleibst gefälligst hier und glättest ein bisschen die Wogen.“

      Nachdem sie weg war, herrschte erst einmal eine ganze Weile Schweigen.

      Riley hatte die Arme vor der Brust verschränkt und saß mit verkniffenem Mund und angriffslustig vorgeschobenem Kinn da. Beau stellte sich vor, dass sein Bruder verwundet würde oder, noch schlimmer, gar nicht wieder zurückkäme. Er glaubte nicht, dass er nach dem Verlust der Eltern auch noch den des jüngeren Bruders verkraften würde. Er schluckte, weil er einen dicken Kloß im Hals hatte, nahm seinen Mantel von der Garderobe, zog ihn an und sagte: „Ich bin draußen in der Scheune und hänge die Kränze auf.“

      „Brauchst du Hilfe?“, fragte Zac.

      „Nee“, antwortete er nur einsilbig.

      Und dann trat er hinaus in die Dunkelheit, so aufgewühlt, dass er die beißende Kälte im Gesicht kaum spürte.

      Micah flitzte zur Toilette, und Eden stellte den Besen zurück in den Schrank. Sie hatte den Streit zwischen den Brüdern und auch Beaus plötzlichen Abgang genau mitbekommen und zögerte jetzt, ins Wohnzimmer zu gehen. Am liebsten hätte sie sich klammheimlich fortgestohlen, aber das kam ihr dann doch irgendwie feige und unprofessionell vor. Es war ihr erster Abend in der Familie, und sie hatte mit dem Gulasch und den verbrannten Brötchen nicht gerade einen guten Eindruck hinterlassen. Als sie also jetzt wieder ins Wohnzimmer kam, saßen Zac und Riley mit dem Rücken zu ihr immer noch vor dem auf stumm geschalteten Fernseher.

      „Es ist wegen Paige, oder?“, fragte Zac Riley in dem Moment, als sie in der Tür stand.

      „Ich wollte schon immer zur Army, das weißt du doch“, antwortete Riley.

      „Aber du bist nie gegangen“, sagte Zac und sah seinen Bruder an. „Ich habe neulich Abend genau deine Miene gesehen, als Beau gesagt hat, dass das zwischen Paige und ihm etwas für immer ist.“

      „Was hast du denn erwartet?“, fragte Riley jetzt aufgebracht. „Dass ich einfach hierbleibe und zuschaue, wie mein Bruder die Frau heiratet, die ich liebe?“

      Ach du liebe Güte, dachte Eden und trat wieder den Rückzug an.

      „Es ist schon schwer genug, die beiden ständig zusammenzusehen …“, fügte Riley noch hinzu.

      In dem Moment knarrte der Holzfußboden unter Edens Füßen, und Riley drehte sich mit einem Ruck um. Seine Augen wurden ganz groß, und er sah sie mit durchdringendem Blick an.

      Mist. „Äh … tut mir leid. Ich wollte nur gute Nacht sagen. Ich wollte wirklich nicht …“

      „Wie viel haben Sie gehört?“, fragte Zac.

      Eden zuckte zusammen, während Riley sich abwandte und in zynischem Ton sagte: „Na großartig! Ganz großartig.“

      „Ich sag nichts weiter. Das geht mich doch alles gar nichts an“, beteuerte sie und griff nach ihrer Jacke. „Wir tun einfach so, als wäre das hier nie passiert, ja?“

      In dem Moment hörte sie, wie die Badezimmertür ging und Micah in die Küche kam. Sie half ihm in seine Jacke und verabschiedete sich mit einem Lächeln von den beiden Brüdern. Aber nur einer der beiden lächelte zurück.

      ACHT

      Es war ein furchtbarer Tag gewesen. Was war sie bloß für eine Mutter, die nicht einmal ein anständiges Essen kochen konnte!? Sie fand es immer noch unbegreiflich, dass Beau sie nicht sofort wieder entlassen hatte.

      Eden brachte erst Micah ins Bett, nahm dann ein ausgedehntes Bad und versuchte, ihr schlechtes Gefühl abzuschütteln. Danach traf sie Paige im Esszimmer an. Als sie den Raum betrat, strich die Katze ihr um die Beine, und sie bückte sich, um dem Tier über den runden Buckel zu streichen.

      „Hast du etwas dagegen, wenn ich reinkomme?“, fragte sie Paige.

      „Natürlich nicht“,