Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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Название Wörterbuch alttestamentlicher Motive
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Жанр Религия: прочее
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Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783534724758



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(vgl. Mt 28,3; Apg 12,7; Offb 10.1; 15,6; 18,1).

      Unter allen „Tätigkeiten“ wird am häufigsten festgehalten, dass die Engel „sprechen“ bzw. geradezu diskutieren, wobei vornehmlich Menschen die Bezugsgrößen sind, denen Informationen, Erklärungen, Anordnungen usw. gegeben werden. So verschieden wie die vielen Szenen sind, so variieren auch die Themen in vielfältigster Weise.

      Verhältnismäßig selten richten sich die Engel an Gott. Der Engel des Herrn spricht in ihrer Not die vor der Herrin geflohene Hagar an und sagt ihr, dass sie trotz der zu erwartenden Demütigung zu ihr zurückgehen solle, und diese Aufforderung mit der Zusage ihrer Schwangerschaft versieht und ihr schmackhaft macht (Gen 16,9.10–15). Die Rede des Engels Rafael leitet Tobias an, Heilmittel gegen den Dämon und zur Heilung seines erblindeten Vaters zu bereiten (Tob 6,3–18; 11,11–13). Auf das Wort des Engels hin bringt Habakuk Daniel Essen in die Löwengrube (Dan 14,34). Sprechend steuert der Engel des Herrn die Tätigkeiten von beauftragten Gestalten, wie die des Propheten Gad (1 Chr 21,18) und die von Elija (2 Kön 1,15).

      Der Engel des Herrn bringt sprechend entscheidende Anfragen vor; so stellt Elija dem König von Samaria die Frage: „Gibt es denn keinen Gott in Israel, sodass ihr fortgehen müsst, um Beelzebul, den Gott von Ekron, zu befragen?“ (2 Kön 1,3). Besonders häufig wird bei Sacharja – aber nicht nur bei ihm – hervorgehoben, dass der Engel (des Herrn) mit dem Propheten oder anderen Personen spricht: Er lässt sich ansprechen und befragen (Sach 1,9; 2,2; 4,4; 5,10; 6,4; 10,9), stellt selbst Fragen (Num 22,32; Ri 13,18; Sach 4,5; Offb 17,7), macht auf Offenbarungszeichen aufmerksam (Lk 2,10; Offb 17,1; 21,9) oder interpretiert diese (Dan 7,23; Mt 28,5; Lk 2,13f.; Offb 14,9; 21,15; 22,6), beauftragt die Verkündigung (Apg 5,19f.; 8,26.30–35), teilt Namen mit, den von Johannes dem Täufer (Lk 1,13) und den von Jesus (Lk 2,21), vermittelt Gottes Trost (Sach 1,13–17), befreit aus dem Kerker (Apg 12,7–8) usw. Die Äußerungen von Engeln können offensichtlich sehr lautstark, mit gewaltiger, dem Donner vergleichbarer Stimme vorgebracht werden wie in Joh 12,29; dieses Phänomen wird vor allem im Rahmen der eschatologischen Geschehnisse erwähnt (1 Thess 4,16; Offb 10,7; 14,15; 19,17). Zumeist werden keine konkreten Angaben gemacht, wann die Reden der Engel erfolgen, außer wie im Falle von Manoachs Frau, die gerade bei der Feldarbeit ist (Ri 13,9). Engel sprechen im Traum (Gen 31,11; Mt 1,20–24) bzw. im Zusammenhang mit dem Schlaf (1 Kön 19,5ff.; Sach 4,1).

      5 Helfende und rettende Begleitung

      Die Belege für diese Funktion sind sehr zahlreich und unterschiedlich. Engel begleiten Menschen, stehen ihnen bei und führen Gottes Aufträge aus, wobei in vielen Belegen die Rede vom „Engel [JHWHs/Gottes]“ oft dazu dient, JHWH selbst zu umschreiben.

      Als Abraham seinen Großknecht in die frühere Heimat sandte, um eine Frau für seinen Sohn Isaak zu werben, betont er, dass JHWH zum Gelingen des Unterfangens seinen Engel vor ihm her senden werde (Gen 24,7; vgl. Gen 24,40). Auch der Ahnvater Jakob/Israel bekräftigt: „Der Engel, der mich erlöst hat von jeglichem Unheil, er segne die Knaben“ (Gen 48,16) – daraus lässt sich ersehen, dass der → Segen als Leben erhaltende Kraft Gottes auch von einem Engel gespendet werden kann. In Ex 14,19 führte der Engel Gottes die israelitische Schar bei der Rettung am Meer an, und in Ex 33,23.34 sandte Gott einen Engel, um den Israeliten im zugesagten Land voranzugehen, und sie damit auf ihrem Weg zu beschützen. Diese Erwartung findet sich auch noch in Texten aus hellenistischer Zeit, so heißt es in 2 Makk 11,6: „Möge doch der Herr einen guten Engel zur Rettung Israels schicken“ (vgl. auch Tob 5,17; Mt 4,11; 26,53). Nach der Septuaginta begleiten Engel den Herrn beim Gericht (Dtn 33,2 Septuaginta; vgl. Mt 13,41; 24,30f.; 16,27; 25,31; 2 Thess 1,7).

      6 Zerstörerische Engel

      Mit überirdischen Kräften ausgestattet agieren zerstörerische Engel häufig an Gottes Stelle – sie sind dazu von ihm beauftragt. Die zwei von den Sodomitern bedrohten Gottesboten teilten Lot mit, dass sie bei Richtigkeit der äußerst negativen Gerüchte beauftragt seien, „die Stadt zu vernichten“ (ləšaḥăṯāh, Gen 19,13). Die Übernahme „außerjahwistischer“ Elemente hat sich z.B. im literarisch spannungsreichen Text von Ex 12,23 erhalten, in dem JHWH unterwegs ist, die Ägypter „zu schlagen“; er geht aber dort vorbei, wo das apotropäische Zeichen des Blutes angebracht ist, und wird den Zerstörer (mašḥîṯ) – eine von JHWH unterschiedene Gestalt – nicht in die Häuser lassen. Womit JHWH die Ägypter schlägt, wird hier nicht gesagt – vielleicht eine Seuche; auf eine Seuche weisen jedenfalls die Texte 2 Kön 19,35 par. Jes 37,36 und 2 Chr 32,21 hin (vgl. 1 Makk 7,41; 2 Makk 15,22), wobei der vom Engel verursachte Tod von 185.000 Soldaten den neuassyrischen König Sanherib zur Beendigung der Belagerung Jerusalems zwingt.

      Nach 2 Sam 24,15 und 1 Chr 21,12 tobt im Volk die Pest, die damit erklärt wird, dass David mit seiner Volkszählung – welche infolge der ungezählten Toten ohnedies wieder obsolet wurde – in die umfassende Kompetenz Gottes über das Volk eingegriffen hatte. Als jedoch der Pestengel die Hand nach Jerusalem ausstreckt, gebietet ihm Gott Einhalt (2 Sam 24,16f.; 1 Chr 21,27–30). Bei Israeliten und Nichtisraeliten vollziehen Engel die Strafe Gottes (Dan 13,59; Apg 12,23). Das eschatologische Vernichtungswerk der Engel in der Offenbarung ist kosmisch und universal (Offb 8,7ff.; 9,11.15; 16,3).

      7 Dämonen

      Götter können mit → Dämonen identifiziert werden (1 Kor 10,20f; 1 Tim 4,1; vgl. Offb 9,20). Unterschiedliche, schwer beschreibbare Geister (Septuagintatexte von Jes 13,21; 34,14; 65,11), die man bei fremden Völkern kennengelernt hatte und die „keine Gottheiten sind“ (Dtn 32,17 nach Septuaginta), werden als Dämonen eingestuft, denen sogar Kinderopfer dargebracht werden (Ps 106,37; vgl. Bar 4,7). Jak 2,19 spricht den Dämonen Glauben zu, der jedoch Entsetzen hervorbringt. Ein böser Dämon namens Aschmodai tötete die Ehemänner der Sara (Tob 3,8; 6,15), der Engel Rafael wurde gesandt, um Anleitungen zu geben, damit diesem zerstörerischen Treiben ein Ende gesetzt werde (vgl. Tob 3,17; 8,3). Die negativen Wirkungen eines Dämons (daimonion) werden in gleicher Weise einem bösen Geist (pneuma poneron) zugeschrieben (Tob 6,8; vgl. Mk 7,25).

      8 Satan und Teufel

      Schon wegen der großen – vornehmlich neutestamentlichen – Anzahl der Belege sind das hebräische śāṭān (Satan) und die griechischen Worte diabolos (Teufel) sowie satanas (Satan, abgeleitet vom aramäischen śāṭānāʾ) besonders wichtig. Hinsichtlich der hervorgehobenen Rolle Satans trifft sich das NT mit vielen frühjüdischen Schriften, z.B. dem Buch der Jubiläen, dem äthiopischen Henochbuch und mit Qumranliteratur. In den Schriften aus Qumran findet sich z.B. die zentrale Zwei-Geister-Lehre „Engel der Finsternis versus Fürst des Lichts“ (Gemeinderegel 1 QS 3,18–4,1).

      Als Mitglied des himmlischen Hofstaates hinterfragt Satan (śāṭān) die Berechtigung für Gottes positive Einschätzung Hiobs und schlägt Testmechanismen vor (Hiob 1,6–2,7; vgl. als Ankläger Sach 3,1f. → Gerechter, leidender). Die Kontraststellung kann bis zur bedrohlichen Gegnerschaft gehen, vgl. die Bezeichnung des feindseligen Edomiterkönigs Hadad als Satan (śāṭān) in 1 Kön 11,14.25. Die sind die einzigen Belege, in denen in der Septuaginta das Wort satan im Sinne eines Fachausdruckes gebraucht wird oder als Hebraismus zu bewerten ist.

      Als Verführer zur Volkszählung agiert Satan in 1 Chr 21,1; er veranlasst David, in die Hoheitsrechte Gottes einzugreifen, was Gott natürlich nicht hinnimmt (1 Chr 21,7). Vor dem öffentlichen Auftreten Jesu versucht ihn der Teufel (diabolos; Mt 4,1–11; Lk 4,2–13; Mk 1,13). Die scharfe Zurückweisung „Verschwinde, Satan!“ (satana) belegt die Identifizierung von Satan und Teufel. Die Erprobung durch den Satan kann so verunsichern, dass selbst die Apostel Gefahr laufen, den Glauben zu verlieren (Lk 22,31). Jesus sah ihn „wie einen Blitz vom Himmel fallen“ (Lk 10,18), und er bewirkt physische wie psychische Krankheiten (vgl. Lk 13,16). Der Neid des Teufels brachte den Tod in die Welt (Weish 2,24).

      9 Literatur

      REITERER, Friedrich