Verschollen in Ostfriesland. Ulrich Hefner

Читать онлайн.
Название Verschollen in Ostfriesland
Автор произведения Ulrich Hefner
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783839270066



Скачать книгу

gut. Das war alles, seither habe ich Ollmert nicht mehr gesehen. Ich glaube auch nicht, dass er an einem Wiedersehen Interesse hat.«

      »Wo waren Sie am vergangenen Wochenende?«, fragte Trevisan.

      Hoferland überlegte. »Am Freitag hatten wir einen Bieranstich auf dem Leezdorfer Sommerfest, am Samstag war ich in Aurich auf dem Großen Markt und kam erst spät zurück. Den Sonntag habe ich mit meiner Frau und Anja verbracht, wir sind ein bisschen rausgefahren auf die Inseln.«

      »Gibt es dafür Zeugen?«

      »Sicher, der Bürgermeister von Leezdorf, der Landrat, meine Frau und einige meiner Mitarbeiter.«

      Trevisan warf Lisa einen kurzen Blick zu.

      »Gut, das soll es fürs Erste gewesen sein. Wir müssten noch mit Ihrer Frau sprechen.«

      Hoferland nickte. »Sie ist zu Hause, im Kastanienweg.«

      »Wir kennen die Adresse«, entgegnete Lisa.

      Sie verabschiedeten sich von Hoferland und fuhren in den Ort. Bente Hoferland erwartete Trevisan und seine Begleiterin bereits. Im Prinzip bestätigte sie die Angaben ihres Mannes.

      »Haben Sie sonst etwas Ungewöhnliches mitbekommen, als Sie mit Ollmert zusammen waren?«, fragte Trevisan.

      Bente Hoferland zuckte mit der Schulter. »Über seine Arbeit haben wir nicht geredet. Wir haben uns nur viermal getroffen. Aber einmal, da stand sein Handy überhaupt nicht mehr still. Wir waren im Jachthafen auf seinem Boot. Er hat sich sehr über diese Anrufe geärgert, trotzdem hat er das Handy nicht ausgeschaltet. Es war ihm wohl wichtig, erreichbar zu bleiben.«

      »Wann war das?«

      »Ich glaube, das war der 10. Februar am Nachmittag, ein Sonntag, mein Mann war auf einem Bundesligaspiel in Bremen, da ist er öfter, unsere Brauerei ist Sponsor dort.«

      »Wissen Sie auch, wer dieser lästige Anrufer war?«, fragte Lisa.

      Bente Hoferland wiegte den Kopf hin und her. »Ich meine, er sagte einmal so etwas wie, warum nervt der Thees schon wieder, ja Thees, genau diesen Namen sagte er. Er sagte mir nicht, worum es ging. Es interessierte mich auch nicht. Ich musste dann auch nach Hause. Anja, meine Tochter, wurde von meinen Eltern am Abend gebracht.«

      »Wann haben Sie Ollmert das letzte Mal gesehen?«, fragte Trevisan zum Abschluss.

      »Das war zwei Tage, bevor ihm mein Mann eine Ohrfeige verpasste, danach war Funkstille. Er rief auch nicht mehr an. Unser Kontakt war wie abgeschnitten, so als hätte es ihn nie gegeben.«

      Lisa beugte sich auf ihrem Stuhl vor. »Hat Ihr Mann Sie geschlagen, als er von Ihrer Affäre erfuhr?«

      Bente Hoferland schüttelte den Kopf. »Das tut er nicht, er schlägt keine Frauen, er schaut dich einfach mit diesen großen, dunklen Augen an, und du weißt genau, was er jetzt denkt. Aber schlagen, nein, das kommt für ihn nicht in Frage.«

      »Lieben Sie Ihren Mann?«

      Sie zuckte mit der Schulter. »Ich mag ihn, und er tut alles für Anja, sie ist sein Sonnenschein. Seine Jungs sind ja nicht so oft hier, seit er mich geheiratet hat.«

      Dabei beließen es Lisa und Trevisan. Es war Mittag, als sie sich auf den Rückweg machten.

      »Ich glaube nicht, dass er etwas mit dem Verschwinden von Ollmert zu tun hat«, seufzte Trevisan auf der Rückfahrt. »Wenn er ihn hätte umbringen wollen, hätte er ihn an dem Tag, an dem er ihn ohrfeigte, gleich aus dem Fenster geworfen. Was meinst du?«

      Lisa wies mit dem Finger durch die Windschutzscheibe auf ein Lokal direkt an der Straße. »Ich finde, wir sollten was essen, wenn wir schon umsonst nach Hage gefahren sind, und das an einem Samstag.«

      8

      Kriminalpolizei Wilhelmshaven, Mozartstraße

      Rote Sportwagen, Cabrios mit Kennzeichen aus der Hansestadt Bremen, Eike war der Verzweiflung nahe, denn die Suchmaske in der Datenbank des Kraftfahrtbundesamtes war nicht für eine solche Suchtiefe ausgelegt. Schon bei der Farbe gab es Probleme, denn manche dieser Fahrzeuge waren ohne Farbcode ausgewiesen. Doch das größte Problem war der Fahrzeugtyp. Mercedes, Porsche, Fiat, Alfa, Peugeot, Mazda sogar von Opel und Ford gab es Fahrzeuge, die der Beschreibung des Zeugen aus Basdorf entsprachen. Die Anzahl der angezeigten Fahrzeuge, nachdem Eike alle bekannten Parameter – und das waren nicht viele – eingegeben hatte, lag bei 4.097. Eine ungeheure Anzahl, die lediglich mit dem Hinweis, »Zu hohe Trefferzahl – Suchparameter verfeinern«, im Programm angezeigt wurde. Er überlegte, was er tun konnte, denn weitere Suchparameter waren nicht bekannt. Es half schon, wenn er wenigstens einen Teil der Fahrzeuge im Vorfeld ausgrenzen konnte, doch dazu benötigte er mehr Details.

      Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, sich anderen Dingen zuzuwenden, doch dann folgte er seiner ersten Idee. Er rief das Internet auf und ging auf das KFZ-Gebrauchtwagen-Portal Nummer eins der Republik, »Autokaufen.info«. Dort rief er alle Cabrios, egal welchen Baujahrs, auf und kopierte die Bilder, Front-, Seiten- und Heckansicht in eine Mappe. Insgesamt waren dies 76 verschiedene Firmen mit jeweils ein bis zwei Cabriomodellen. Er brauchte bis zum frühen Nachmittag, bis er alle 183 gängigen Fahrzeugtypen und Modelle in Farbe auf jeweils einem Blatt ausgedruckt hatte. Er suchte die Telefonnummer des Zeugen Jokisch heraus und rief ihn an. Der Mann war zu Hause.

      Eike brauchte eine gute Stunde, bis er in Basdorf ankam und bei herrlichem Sonnenschein und warmen Temperaturen auf Jokisch’ Terrasse Platz nahm.

      »Wir müssen noch einmal über den Sportwagen sprechen, den Sie an diesem Abend gesehen haben«, erklärte Eike den Grund seines Erscheinens. »Wir brauchen weitere Details, sonst ist die Suche nach dem Wagen beinahe unmöglich.«

      Eike legte seinen Katalog vor dem Mann auf dem Tisch ab. Der Labrador saß vor dem Stuhl des Mannes und wedelte unaufhörlich mit dem Schwanz.

      »Geh!«, befahl der Rentner seinem Hund und wies auf ein Kissen im Schatten einer hohen Magnolie, die neben der Terrasse wuchs.

      Der Hund trollte sich, und Jokisch griff zu Eikes Katalog.

      »Das war ein kleiner Sportflitzer, so ein Cabrio, ein richtig sattes Rot, so wie rote Rosen aussehen.«

      »Tut mir leid, aber das Computerprogramm kennt nur die Grundfarben«, erklärte Eike. »War er denn schon älter, der Wagen?«

      Jokisch schüttelte den Kopf. »Nein, keinesfalls, der war neu und alles blitzte und funkelte an ihm. Ich würde sagen, keine drei Jahre alt. Und er war klein, gerade mal für zwei Leute. Ollmert hatte ganz schön zu tun, bis er seine Koffer im Fond verstaut hatte. Es war ein Cabrio.«

      »Mit schwarzem Verdeck?«

      Jokisch zuckte mit der Schulter. »Keine Ahnung, da habe ich nichts davon gesehen. Aber die Kopfstützen, die waren wie zwei Höcker und schauten oben heraus.«

      Er schlug den Katalog auf. »Der war klein, es gibt größere Cabrios, so wie der Mercedes SLK, den fährt mein Sohn, aber in Weiß. Den hätte ich erkannt.«

      Eike nickte und nippte an dem Glas Sprudel, das ihm Jokisch zuvor eingeschenkt hatte. Zumindest vom Baujahr konnte er Fahrzeugtypen ausschließen, die älter als fünf Jahre waren.

      »Der hatte auch dieses moderne Licht, fällt mir ein«, murmelte Jokisch nach einer Weile. »Das leuchtet blau, wenn einem der Wagen entgegenkommt. Nicht gelb wie bei den älteren Autos.«

      »Xenon?«

      »Kann sein«, entgegnete Jokisch. »Wissen Sie, mein Wagen ist neun Jahre alt, ein Nissan-Geländewagen. Ich bin nämlich Jäger und brauche ihn, wenn ich in den Wald fahre. Der hat noch gelbes Licht, und ich hoffe, ich brauche keinen anderen mehr. Vorher gebe ich meinen Führerschein ab. Hoppla, das könnte er gewesen sein.«

      Er drehte Eike die Fotos zu. »Ein Porsche Boxter«, sagte Eike und schrieb sich die Marke in sein Notizbuch. Jokisch blätterte weiter.

      Der nächste Wagen, bei dem er wiederum das Bild präsentierte,