Verschollen in Ostfriesland. Ulrich Hefner

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Название Verschollen in Ostfriesland
Автор произведения Ulrich Hefner
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783839270066



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wenn er selbst diese Stiftung betreibt«, dämmerte es Krog.

      Trevisan nickte. »Es wäre eine Möglichkeit, seine Schulden mit einem Schlag loszuwerden.«

      Krog winkte ab. »Dann hätte er sicherlich die Papiere irgendwo abgelegt, damit man sie findet, du weißt, ohne Totenschein kein Erbe.«

      »Da hast du auch wieder recht.«

      Krog wandte sich den Kisten zu.

      »Macht rechtzeitig Schluss.«

      »Wenn wir durch sind«, entgegnete Krog. »Und du?«

      »Ich besuche meinen Enkel im Krankenhaus.«

      »Ach ja, den Opa müssen wir natürlich begießen, wenn wir den Fall gelöst haben«, antwortete Krog mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. »Noch eins: Ich habe mit dieser Frau Haferkamp gesprochen. Eine komische Nudel ist das, aber sie bestätigt unsere Annahme. Ollmert hatte einen Laptop. Keine Ahnung, wo der abgeblieben ist.«

      Trevisan nickte. Bevor er die Dienststelle verließ, schaute er bei Eike im Büro vorbei. Er saß vor dem Computer und durchforstete noch immer die Dateien des Kraftfahrtbundesamtes.

      »Hast du was herausgefunden?«, fragte Trevisan ohne Umschweife.

      Eike blickte kurz auf, bevor er sich wieder dem Bildschirm widmete. »Zumindest sind es nur noch 164 Fahrzeuge, die in Frage kommen.«

      »Wie hast du das geschafft?«

      »Ich war gestern bei Jokisch und habe ihm eine Aufstellung mit Cabrios vorgelegt«, antwortete er und hob den zusammengehefteten Katalog in die Höhe. Trevisan griff danach und blätterte ihn durch.

      »Woher hast du den?«

      »Selbst gebastelt.«

      »Gut gemacht, Eike. Und wie kommst du voran?«

      »97 Fahrzeuge befinden sich in Privatbesitz«, erklärte Eike, »39 sind auf eine Firma angemeldet. Zwölf gehören zu einem Autohaus und 14 sind auf eine Autovermietung zugelassen.«

      Trevisan nickte anerkennend. »Von über 4.000 auf 167, Respekt.«

      »Wenn du mitgerechnet hast, fehlen zwei.«

      Trevisan lächelte. »Ich gebe zu, ich habe nicht mitgezählt, was ist mit den zwei Übrigen?«

      »Eines gehört einer Bank und war offenbar geleast, ein anderes, ein Honda, ist vor einem Monat als gestohlen gemeldet worden.«

      Trevisan trat näher und legte Eike die Hand auf die Schulter. »Du hast dir sehr viel Mühe gemacht. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, welcher von diesen 167 Flitzern der Richtige ist.«

      »Ich schaue mir die Halter an und vergleiche sie mit den Meldedateien«, entgegnete Eike. »Jokisch ist sich sicher, dass eine Frau am Steuer saß, und die muss ja wohl gemeldet sein. Da fällt bestimmt die Hälfte raus, und den Rest müssen wir vor Ort überprüfen. Ich hoffe nicht, dass es der gestohlene Wagen war.«

      »Da werden sich die Bremer Kollegen sicherlich freuen«, antwortete Trevisan. »Ich würde Feierabend machen und Paula besuchen gehen, wenn du sonst nichts mehr für mich hast.«

      Eike lächelte. »Gratulation zum Opa und Grüße an die Familie.«

      »Danke, ich richte deine Grüße aus.«

      »Okay, aber da ist noch was. Die Österreicher leiten eine Handyortung ein, die Italiener lehnen ab, zum einen, weil wir die Region nicht näher bestimmen können und zum anderen, weil der Vermisste erwachsen ist und es wohl so aussieht, als ob er in Deutschland verunglückte. Sie begründen die Entscheidung mit dem Schutz der Privatsphäre.«

      Trevisan zuckte mit der Schulter. »Na schön, kann man nichts machen, vielleicht haben die Österreicher ihn auf dem Schirm, dann könnten wir noch einmal in Italien anfragen.«

      »Alles klar.«

      »Vergiss den Feierabend nicht«, mahnte Trevisan, bevor er Eike im Büro zurückließ und ging.

      *

      Wilhelmshavener Klinikum, Friedrich-Paffrath-Straße

      Trevisan fuhr von der Dienststelle zum Krankenhaus. Er hatte Hunger und fuhr über die Werftstraße, wo er an einer Pizzeria Halt machte. Bevor er Paulas Zimmer betrat, besorgte er einen Blumenstrauß am Kiosk. Lea und Peer waren anwesend, als Trevisan zu ihnen stieß und Paula mit einem Kuss begrüßte. Suchend blickte er sich um.

      »Wo ist der kleine Ayk?«, fragte er.

      »Der schläft im Gemeinschaftsraum, zu viel Besuch«, sagte sie und zeigte auf das zerwühlte Bett auf der anderen Seite.

      »Ich sehe niemanden?«

      »Ayse ist mit ihrer Verwandtschaft ins Café gegangen, aber vorhin hättest du hier sein sollen, das Zimmer war voll.«

      Er ging zu Lea und küsste sie, bevor er Peer umarmte und ihm kräftig auf die Schulter klopfte. »Gut gemacht, junger Mann.«

      Peer lächelte. Bevor er antworten konnte, kam eine Schwester ins Zimmer. Sie ging auf Peer zu. »Es wäre so weit, er muss gewickelt werden.«

      Peer bekam einen roten Kopf.

      »Sollen wir raus?«, fragte Trevisan.

      Paula schüttelte den Kopf. »Nein, ihr könnt hierbleiben, aber Peer muss mit, er wickelt ihn drüben, unter Aufsicht. Es wird Zeit, dass er es lernt.«

      Peer nickte. »Ihr entschuldigt mich, die Pflicht ruft.«

      Zusammen mit der Krankenschwester verließ er den Raum.

      »Und ich besorge uns einen Kaffee, der nicht nach Wasser schmeckt«, sagte Lea und schloss sich Peer und der Krankenschwester an. Nachdem die Tür geschlossen war, setzte sich Trevisan zu Paula auf das Bett. »Wie geht es dir heute, mein Mädchen?«

      »Am Dienstag darf ich raus.«

      »Oh, toll, soll ich euch abholen?«

      Paula schüttelte den Kopf. »Privileg des Vaters.«

      »Klar.«

      Paula betrachtete ihren Vater. »Du siehst müde aus, Paps.«

      »Bin ich auch«, bestätigte Trevisan.

      »Du ermittelst wegen dieses verschwundenen Bürgermeisters?«

      Trevisan nickte.

      »Ich habe davon in der Zeitung gelesen, sogar die ›Bild‹ schreibt schon darüber.«

      Trevisan verzog sein Gesicht. »Eine harte Nuss.«

      »Weißt du, was passiert ist?«

      Trevisan zuckte mit der Schulter. »Ich weiß es nicht, vermutlich ein Unfall, wobei, es könnte auch Mord gewesen sein, oder Versicherungsbetrug, der Kerl hatte Schulden, möglicherweise sogar Selbstmord. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Je mehr wir erfahren, desto größer werden die Zweifel.«

      Paula schaute ihren Vater nachdenklich an. »Es beschäftigt dich.«

      »Ja, weil ich gerne den Dingen auf den Grund gehe, aber in diesem Fall ist überhaupt nichts logisch. Wir laufen uns die Hacken ab und schlagen uns das Wochenende um die Ohren, aber statt, dass wir Licht ins Dunkle bringen, wird alles nur noch diffuser. Aber reden wir nicht darüber.«

      »Doch, reden wir darüber, vielleicht geht es dir dann besser.«

      »Ah, die Frau Kriminalpsychologin.«

      »Habt ihr mit seiner Verflossenen gesprochen?«

      »Wen meinst du?«

      »Die Moderatorin von ›NDR-Aktuell‹.«

      »Wieso sollten wir?«

      Paula wies auf die Zeitung mit den vier Buchstaben. »Weil sie ein herzzerreißendes Interview gegeben hat. Selbstmord ist vielleicht gar keine blöde Idee. Sie sagt nämlich, dass er schon einmal versucht hat, aus dem