Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941. Группа авторов

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Название Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783534720613



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unter der Bevölkerung Sabotageakte und Brandstiftungen verüben, um nach dem Beispiel des Napoleon-Feldzuges das Land zu verwüsten und die Verpflegungs-und Nachschublage der deutschen Truppen zu gefährden. 4) Diese Meldungen sind den zuständigen militärischen Stellen übergeben worden. Eine rücksichtslose Bekämpfung in Zusammenarbeit mit der GFP ist im Gange.

      Über die Lage in Minsk berichtet die gleiche Einsatzgruppe: Mit dem Eintreffen von Teilen der Einsatzgruppe B in Minsk ist erstmalig ein Gebiet erreicht worden, das seit 23 Jahren unter Sowjetregime gestanden hat. Die hier gemachten Beobachtungen sind daher wohl symptomatisch für altsowjetrussisches Gebiet. Während in dem fast 2 Jahre unter Sowjetregime gestandenen ehemalig polnischen Gebiet immerhin noch eine kleine Intelligenzschicht vorgefunden wurde, die als Ansatz für deutschen Verwaltungsaufbau und Inbetriebsetzung des Wirtschaftslebens brauchbar ist, hat die Lage in Minsk gezeigt, dass im altsowjetrussischen Gebiet derartige Ansatzmöglichkeiten kaum gegeben sein werden. Fast die gesamte mittlere und höhere Beamtenschaft der Stadt-und Wirtschaftsbehörden, ganz abgesehen von den Parteifunktionären, ist geflohen oder zurzeit unauffindbar. Mit Hilfe weißruthenischer Vertrauensmänner, die von der Einsatzgruppe von Warschau hierher mit gebracht worden sind, konnten einige wenige weißruthenische Intelligenzangehörige ausfindig gemacht werden, die für einen Wiederaufbau im bescheidenen Umfange in Frage kommen2 (Hierüber ergeht gleichzeitig Sonderbericht). In Minsk konnten ferner ca. 150 Volksdeutsche festgestellt werden, die vor etwa 20 Jahren zwangsweise aus dem Wolgagebiet hierher gebracht worden waren. Die zunächst von der Feldkommandantur in sie gesetzten Hoffnungen, sie an leitender Stelle für die Inbetriebnahme von Fabriken und Kolchosen einzusetzen, erfüllten sich nicht, da diese Wolgadeutschen fast völlig verproletarisiert und ohne jegliche fachliche Fähigkeit sind. Gesinnungsmäßig jedoch nicht verseucht; einziger Wunsch möglichst schnelle Umsiedlung ins Reich. Die bereits in meinem Bericht vom 6.7.41 erwähnte Zerstörung der Stadt durch deutsche Flieger lässt es schwierig erscheinen, dass Minsk als Verwaltungs-und Wirtschaftszentrum des weißruthenischen Gebietes ohne Wiederaufbau in Betracht kommt, da Unterbringung deutscher Behörden und etwaiger weißruthenischer Selbstverwaltungsstellen nicht möglich ist. Auch die Inbetriebnahme der wenigen nicht zerstörten Fabriken (eine große Lederfabrik, eine Radioapparatenbaufabrik u.a.) sehr erschwert, da Wasser-und Elektrizitätswerke noch nicht arbeiten. In einer Rücksprache mit Generalfeldmarschall Kluge vertrat auch letzterer den Standpunkt, dass ohne zwingende Gründe Zerstörungen derartiger Städte, die für wirtschaftliche Ausnützung des besetzten Gebietes von sehr wesentlicher Bedeutung sind, unzweckmäßig sind. Dieses trifft umso mehr zu, als damit gerechnet werden muß, dass jetzt auch von russischer Seite planmäßige Zerstörung des zu räumenden Gebietes erfolgt. Die noch in der Stadt verbliebene Bevölkerung macht einen verproletarisierten Eindruck, die den Deutschen nicht feindselig, aber stumpf gegenübersteht, mit Ausnahme einiger weniger etwas nationalbewusster weißruthenischer Kreise. Einheitlich jedoch ist die überaus starke Ablehnung des bolschewistischen Regimes. Die positive Einstellung den Deutschen gegenüber wird durch das allmählich bekannt gewordene rücksichtslose Requirieren durch die Truppen, ferner von einzelnen bekannt gewordenen Vergewaltigungen3 und durch den schroffen Umgangston der Truppe der Zivilbevölkerung gegenüber beeinträchtigt, die sich als eine feindliche Bevölkerung behandelt fühlt. Die Ernährungslage in der Stadt ist zurzeit noch katastrophal. Bis in die letzten Tage hinein erfolgten Plünderungen durch die Zivilbevölkerung. Durch den völligen Fortfall der sowjetrussischen Großverteilungsstellen wird eine normale Versorgung der Stadtbevölkerung in Minsk wie wohl auch in den übrigen altsowjetrussischen Gebieten auf besonders große Schwierigkeiten stoßen, im Gegensatz zu den ehemaligen polnischen bezw. litauischen Gebieten, wo noch eine gewisse Privatinitiative vorhanden ist. Die von der Feldkommandantur in Zusammenarbeit mit der Einsatzgruppe angesetzte weißruthenische Stadtverwaltung ist bemüht, in den nächsten Tagen durch Schaffung von Gemeinschaftsküchen die grössten Schwierigkeiten zu überwinden. Hierzu ist von der Feldkommandantur vorgesehen, dass von jetzt ab von erbeuteten Warenlagern nur ein Teil für die Truppe in Anspruch genommen wird und der Rest der Zivilbevölkerung zugeführt werden soll. Die heute hier eingetroffenen Beauftragten des Stabes Backe unter Führung des früheren Landesbauernführers von Hessen, Wagner, haben die ernährungswirtschaftliche Organisation des Gebietes in Angriff genommen. Die von Wagner mitgebrachten 30 Ortsbauernführer reichen jedoch nach Auffassung der Feldkommandantur für das weißruthenische Gebiet Minsk nicht aus; es werden etwa 100 weitere Bauern-und Wirtschaftsführer notwendig sein, die sich angeblich noch in einem Lager bei Hamburg befinden und deren Herbeischaffung durch Flugzeug die Feldkommandantur für notwendig hält.4

      Einsatzgruppe C:

      Einsatzkommando 5 berichtet über 2 Luftangriffe, die am 15.7.1941 die Hauptkolonne des EK betroffen haben. SS-Oberscharführer Gustav Schurer, außerplanmäßiger Kriminal-Assistent (Stapostelle Hohensalza), durch Bombensplitter tödlich verletzt. Ein weiterer Angehöriger verletzt und in ein Lazarett überführt. Ebenso SS-Mann Karl Rakow. Gruppenstab noch in Zwiahel, da noch erbitterte Kämpfe um Shitomir. Shitomir selbst bereits genommen, jedoch von den Russen eingeschlossen. Miteingeschlossen Vorauskommando des EK 4a.

      1) Über das Vorgehen der ungarischen Truppe5 berichtet die Einsatzgruppe folgendes: Ungarn beschlagnahmen alle Lebensmittel, so dass die Städte Kolomea und Stanislau sowie der Gebirgsbezirk Dolina auch nach ungarischer Angabe in Kürze vor einer Hungersnot stehen. Honved-Armee steht grundsätzlich auf dem Standpunkt, dass es überhaupt kein privates Eigentum gibt. Alle Ukrainer sowie die älteren einheimischen Polen, mit denen gesprochen wurde, erklärten von sich aus, dass die Ungarn ärger als die Bolschewisten hausten. Da es südlich des Dnjestr nur wenig zu Ermordungen durch die GPU gekommen ist, erscheint dieses Urteil als nicht ganz unberechtigt. Besondere Aufmerksamkeit wird den ukrainischen Genossenschaften gewidmet. Während unseres Aufenthaltes wurde in Dolina die dortige Genossenschaft „überholt“. Die Einrichtungen zahlreicher Fabrikgebäude wurden abmontiert, nach Ungarn geschafft oder zerstört. In Kolomea sind sogar Schulmikroskope requiriert worden. Die zukünftige deutsche Verwaltung wird damit rechnen können, dass sie südlich des Dnjestr nichts an Geräten vorfindet, um Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen u. dgl. durchzuführen. 2) In der Honved-Armee spielen ehemalige polnische Offiziere und Juden eine grosse Rolle. Die Dolmetscher sind fast ausnahmslos Juden oder Lumpen. Namen einzelner polnischer Offiziere wurden festgestellt. Alle maßgebenden militärischen ungarischen Stellen äusserten sich polenfreundlich, die meisten ausserdem judenfreundlich. In Zalesziki und Stanislau wurden Polen bevorzugt; anscheinend fördert ungarische Feldgendarmerie die Aufstellung polnischer Formationen. Im Gebiet von Zalesziki arbeiten die Polen mit sowjetrussischen Banden, die noch in den Wäldern sitzen, zusammen. Ungarische Stellen lehnen Hinweise auf polnische Tätigkeit in Verbindung mit Bolschewisten ab. Alle Nachrichtenoffiziere jüdisch beeinflusst oder Juden. Hatte im Gebiet persönlich mit 6 Offizieren zu tun, die einwandfrei Juden waren.6 Führend außerdem ein polnischer Offizier namens Dabrowski. 3) Ukrainische Miliz hatte NKWD-Funktionäre und -agenten von sich aus gefangengesetzt. Ortskommandant Stanislau veranlasste ihre Freilassung. In Dolina arbeitet der Ortskommandant eng mit dem NKWD-Vertrauten Michek zusammen. In Stanislau gab der Ic zu, dass man in Bezug auf bolschewistische Agenten nicht orientiert sei und keine Richtlinien habe. 4) In der ukrainischen Frage nahmen die Ungarn eine unklare Haltung ein. Auf der einen Seite werden ukrainische Verwaltungsbeamte und Genossenschaftler verhaftet oder verwarnt, zum Teil wegen Zusammenarbeit mit deutschen Dienststellen jenseits des Dnjestr. Auf der anderen Seite duldet man eine so radikale Bandera-Agitation, wie sie jenseits des Flusses an keiner Stelle beobachtet wurde. Anscheinend auf Veranlassung von Rico Jary, der das Gebiet von Czernowitz aus bereist hat, fordern überall Anschläge der ukrainischen Bezirkshauptmänner und Bürgermeister alle Dienstpflichtigen auf, sich für eine ukrainische Armee registrieren zu lassen. In Stanislau erscheint eine zensierte Zeitung, die Bilder und Nachrichten der sogenannten „Stezko-Regierung“ bringt. Ausgangspunkte der Bandera-Agitation sind Stryj und Halycz. Die führenden ukrainischen Kreise lehnen Bandera und Stezko ab, glaubten aber, dass Regierungsbildung im Einvernehmen mit dem Reich. Ungarn glauben das Gleiche und tolerieren deshalb die von Stezko eingesetzten Kreisbehörden, gehen aber rücksichtslos gegen die Miliz und die Bürgermeister vor, desgleichen gegen die Bevölkerung. 5) In Kolomea wurde festgestellt, dass ungarische Soldaten in Geschäfte einbrechen und plünderten. Nach einiger Zeit verließen sie die Läden und ließen den Mob der Straße herein. Rechtzeitig