Название | Bis zum Äußersten |
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Автор произведения | Rongliang Zhang |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783765574481 |
Ich wurde von einem älteren Christen aus unserer Gegend getauft, zusammen mit dreißig weiteren Personen. Es war verboten, sich taufen zu lassen, aber mir war die Taufe einfach wichtig. Wir versammelten uns kurz vor Mitternacht und gingen leise einen schmalen Pfad entlang durch den dunklen Wald, bis wir an einen kleinen Teich kamen. Mit dabei war ein lieber Bruder in Christus, der als ehrenamtlicher Prediger diente. Er war ein echter Mann Gottes, der gerade unsere Gegend besuchte.
Da war der Teich. Wir warteten, bis Mitternacht vorbei war. War auch bestimmt niemand in der Nähe, der uns sah? Unter den über dreißig Personen war ich der Einzige, der es mit der Kommunistischen Partei hielt; ich trug sogar meine rote Armbinde.
Es war ein bewegender Augenblick. Ich spürte, wie mein Herz vor Vorfreude hämmerte. Gleich würde ich getauft werden! In China sind bei Taufen oft nicht nur die nächsten Freunde und Verwandten des Täuflings dabei. Viele Christen werden zusammen mit anderen Christen getauft, die nicht zu ihrer Verwandtschaft gehören, ja zu denen sie außerhalb der Untergrundversammlungen ihrer Gemeinde vielleicht keinerlei Kontakt haben.
Damals wussten wir nicht so viel über die Taufe wie heute, aber bei vielen Taufen erlebten wir Wunder. In jener Nacht wollte sich unter anderem ein Bruder taufen lassen, der sehr hohes Fieber hatte. Mehrere Glaubensgeschwister versuchten ihm klarzumachen, dass das Untertauchen in eiskaltem Wasser keine gute Idee für ihn war. Doch ihre Bitten trafen auf taube Ohren; er wollte seinem Herrn durch die Taufe gehorchen, basta! Als er wieder aus dem Wasser stieg, war er fieberfrei und vollständig von seiner Krankheit geheilt.
Dergleichen Dinge waren damals nicht selten. Ein anderer Christ, den ich kannte, war so krank, dass er nicht mehr lange zu leben hatte, aber er wollte sich vor seinem Tod noch taufen lassen. Nach der Taufe war seine schwere Krankheit wie weggeblasen.
Nach meiner Taufe brannte in mir noch mehr als zuvor der Wunsch, die gute Nachricht von Jesus Christus unter die Leute zu bringen. Ich fing an, Reisen zu machen, um von Jesus zu predigen. Als Erstes ging ich zurück in meinen Geburtsort und suchte meine Verwandten und Freunde auf, um ihnen von der Erlösung durch unseren Herrn zu erzählen. Es dauerte nicht lange und vier meiner Verwandten kamen zum Glauben an Jesus. Im folgenden Jahr ging ich nach Nanzhao, wo ich weitere fünf Menschen zu Jesus führen konnte.
Was ich auch anfing, alles schien mir zu gelingen. Ich glaubte, dass der Herr selbst mit mir war und mein Ausziehen und mein Zurückkommen segnete (wie es in Psalm 121,8 heißt). Ich durfte erleben, wie die Gemeinde wuchs und wuchs. Und obwohl ich in meinem Alltag der Partei diente, erlebte ich, wie die Hand Gottes Wunder tat.
5. „Ich gehöre zu Jesus Christus“
Am 1. Juli 1970 wurde ich hochoffiziell in die Kommunistische Partei aufgenommen. Dies galt als große Ehre, denn auch wenn es in China nur eine politische Partei gab, konnte längst nicht jeder Mitglied werden. Ich hatte in den letzten Jahren treu für die Partei gearbeitet, aber Mitglied hatte ich bisher nicht werden dürfen. Und dabei sah ich mich doch als Pionier für die Partei und als jemanden, der seinem Land die Revolution bringen wollte. Ich wollte, dass alle gleich behandelt wurden, dass die Reichen zahlten, was sie schuldig waren, und die Armen unterstützt wurden.
Nun, aufgrund der Loyalität und Entschlossenheit, die ich im Dienst für Mao Zedong und die Partei gezeigt hatte, luden mehrere Genossen mich schließlich ein, der Partei beizutreten. Es hatte sich in der Parteihierarchie herumgesprochen, was für ein vorbildlicher Mitarbeiter ich war. Mehrere Parteifunktionäre aus anderen Regionen prüften mich auf Herz und Nieren. Sie stellten mir Fragen, die testen sollten, wie gut ich über die Partei Bescheid wusste und wie treu ich Mao und der Revolution ergeben war. Sie wollten wissen, ob ich an „religiöse Märchen“ glaubte oder „abergläubisch“ war. Viele Christen in China hatten Probleme mit dieser Frage, weil sie den Eindruck hatten, dass sie auf das Christentum abzielte, sodass nicht viele Christen der Partei beitraten. Aber ich fand, dass meine Beziehung zu Jesus Christus nichts mit „Märchen“ oder „Aberglauben“ zu tun hatte, und so antwortete ich geradeheraus, dass ich mit Märchen und Aberglauben nichts am Hut hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es einen Konflikt geben könnte zwischen meinem Christsein und dem Gelübde, bis zu meinem Tod der Partei zu dienen.
Nach eingehender Überprüfung konnte ich zusammen mit etwa tausend anderen Kandidaten zum Hauptplatz im Zentrum von Guaihe marschieren, wo wir in einer feierlichen Zeremonie der Kommunistischen Partei beitraten. Jeder von uns bekam eine Urkunde und ich hoffte, dass meine mein Ticket heraus aus der Armut wäre. Ich war voller Begeisterung.
Sofort wurde ich Erster in der Parteihierarchie für meine Region. Nun ja, nicht ganz. Offiziell gab es jemanden, der noch höher stand als ich, aber ich war ihm nicht verantwortlich und konnte alle Entscheidungen in meinem Zuständigkeitsbereich selbst fällen. Dass ich als so junger Mann auf Anhieb solch eine Position bekam, war eine große Ehre. Für mich war klar, dass hier Gott selbst am Werk war, denn ich hatte weder eine so gute Schulausbildung wie die anderen in meinem Alter, noch hatte ich nahe Verwandte, die in der Partei waren.
Ja, was für eine Ehre! Ich beschloss, mich noch mehr für mein Land einzusetzen und noch entschiedener gegen die Konterrevolutionäre in China vorzugehen. Ich war erst neunzehn Jahre alt, aber ich wollte keine Minute meines Lebens vergeuden. Auf mir lag eine gewaltige Verantwortung und ich wollte allen zeigen, dass ich in der Lage war, diese Verantwortung zu schultern und der Partei und meinem Land zu dienen.
Wo ich auch war, die Mao-Bibel hatte ich immer dabei. Ich hatte sie so auswendig gelernt, dass ihre Worte in mein Herz gebrannt waren. Aber ich las auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Bibel. Tagsüber diente ich der Partei; abends diente ich Gott. Für mich war mein Einsatz für die Partei allen Ernstes ein Teil meines Dienstes für Gott. Noch heute finde ich, dass jeder gute Jünger von Jesus eigentlich auch ein guter Bürger ist. Als Christen haben wir die Aufgabe, die Gesetze zu befolgen, den Armen zu helfen, den Schwachen Gerechtigkeit zu bringen, für die Obrigkeit zu beten und uns in der Gesellschaft zu engagieren. Hatte mein Glaube an Jesus sich in der Schule nicht darin gezeigt, dass ich gute Noten hatte und meinen Lehrern keinen Kummer machte? Zeigte er sich jetzt nicht darin, dass ich fleißig und gewissenhaft meine Arbeit machte? Und wenn die Kommunistische Partei sich für die Hilflosen einsetzte, den Armen zu essen gab und die Gleichheit der Menschen predigte, stand sie damit nicht in Übereinstimmung mit dem, was der christliche Glaube lehrte? So dachte ich.
Dann kam der 22. Mai 1971. An diesem Abend kam der Sekretär des Bezirksparteipräsidiums, Jinde Li, zu mir und sagte: „Ich habe gute Nachrichten für Sie, Zhang. Aufgrund Ihrer guten Arbeit und Ihrer Loyalität und Vertrauenswürdigkeit ist der Wunsch geäußert worden, Sie zu einem Regierungsbeamten auf nationaler Ebene zu machen, nicht mehr nur auf Bezirksebene. Sie haben eine Woche, um Ihren Verwandten und Genossen die gute Nachricht mitzuteilen und Ihre Aufgaben an einen Nachfolger zu übergeben. Kommen Sie in sechs Tagen wieder zu mir, damit ich anfangen kann, Sie in Ihre neue Position einzuarbeiten.“ Er unterbrach sich kurz, dann fuhr er fort: „Zhang, Sie sind erst zwanzig Jahre alt. Ich hoffe, Ihnen ist klar, was für eine traumhafte Chance dies für Sie ist.“
Ich war platt. Ich saß da und fragte mich, ob ich wachte oder träumte. Bald wäre ich einer von denen da oben! Wie würde das sein? Was würde ich machen, wo würde ich wohnen? Der Sekretär bat mich, am Abend einer kleinen Zeremonie zur Feier meiner Beförderung beizuwohnen. Ich muss gestehen, dass mich auch der Gedanke lockte, dass ich jetzt bald mehr Macht und mehr Geld haben würde. Auf diesem Posten, den man mir da anbot, würde ich ein schöneres Leben haben. So eine Gelegenheit hatte in meiner ganzen Familie noch keiner bekommen! Seit vielen Generationen waren wir eine Bauernfamilie, und jetzt das! Dies war meine große Chance, nicht nur für mich selbst, sondern auch für künftige Generationen …