Der Aufstieg von Atlantis. Daniel Whitmore

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Название Der Aufstieg von Atlantis
Автор произведения Daniel Whitmore
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783948397258



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dass sie reif genug waren, um sich wirklich im Klaren zu sein, was eine Transformation bedeutete, und da es ansonsten keinen Grund gab, weiter zu warten, hatten sie einen Tag dafür festgelegt und die Implantation des Kerns in eine kleine Zeremonie verpackt. Als König von Atlantis musste er die Zeremonie eröffnen, bevor ihre Priesterin Leila übernahm. Seltsamerweise war er deswegen noch kein bisschen nervös. Vielleicht weil das atlantische Volk mehr wie seine Familie war als wirkliche Untertanen.

      „Wir haben uns heute hier versammelt, um die Aufnahme von Lif, Coran, Quen, Duke, Relko, Zeri, Sarolf, Hathor und Jerri in die Gemeinschaft der Atlantae zu feiern“, rief Craibian laut. Er stand auf einem Steinpodium, das am Kopf des Tempels stand, in dem auch der erste Gottesdienst stattgefunden hatte, den Craibian vor zwei Monaten besucht hatte. Fast fünfhundert Atlantae waren heute hier versammelt und damit fast ihr gesamtes Volk. Die neun Menschenkinder saßen auf Stühlen zu seiner Rechten und sahen mit ernstem Blick zu ihm hinauf. Sie schienen alle ziemlich nervös zu sein. „Sie kamen nicht freiwillig zu uns, sondern durch ein furchtbares Unglück, an dem wir eine Mitschuld tragen und doch haben sie hier neue Freunde und ein Heim gefunden“, sprach Craibian weiter. „Nachdem sie so viel ertragen mussten und sich dennoch ihr Herz bewahrt hatten, ist das Mindeste, was wir tun können, ihnen dieselben Gaben zu geben, mit denen auch wir beschenkt wurden.“ Damit übergab er das Podium an Leila und stellte sich neben die neun Menschenkinder. Im vorbeigehen lächelte er ihnen aufmunternd zu.

      Leila unterdessen erhob ihre Stimme in einem beschwörenden Tonfall: „Ich rufe zu euch, ihr Elemente. Ich bin Leila, eure ergebene Dienerin. Seht diese Kinder, die wie wir ohne euren Segen geboren wurden.“ Sie machte eine kleine Pause und Craibian musste sich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen. Leila war ihm manchmal etwas zu theatralisch. Er glaubte kaum, dass die Magie sie wirklich hören konnte. Außerdem war die Transformation in einen Atlantae ein rein wissenschaftlicher Prozess. Das, was Leila gerade machte, war nur etwas, was mit einer Art Taufe zu vergleichen war. Der Segen der Elemente sollte darüber bestimmen, welche Magieströme die Kinder nutzen konnten, doch alle bisherigen Atlantae hatten auch ohne diesen Segen ihre Magie nutzen können. Leila holte tief Luft und setzte erneut an: „Ich beschwöre euch nun, gebt ihnen euren Segen, auf dass sie ganze, vollwertige Mitglieder unserer Glaubensgemeinschaft werden können! Infreet, leihe ihnen deine Kraft. Gaia, stärke ihren Willen. Undine, kühle ihr Blut. Sylph, befreie ihren Geist. Luna, verstecke sie vor Gefahren. Aska, gebe ihnen ein Licht in der Dunkelheit. Martel, erfülle sie mit Leben. Und Theis, schüre ihre Neugier.“ Neun Atlantae traten nun aus der Menge und stellten sich hinter die Kinder, eine Hand auf ihre Schultern gelegt. Die Kinder hatten sich diese Atlantae ausgesucht und sie sollten ihnen nun den Kern implantieren. „Nun frage ich euch meine Kinder, nehmt ihr das Geschenk der Elemente an und alle Verpflichtungen, die damit einhergehen?“, richtete Leila ihr Wort nun an die Kinder.

      „Ja, das tun wir“, riefen sie im Chor.

      „Dann empfangt den Segen der Magie und erwacht als Kinder von Atlantis.“ Bei den letzten Worten kam Craibian ein säuerlicher Geschmack hoch. Die Kinder von Atlantis. So hatten sie sich den Menschen gegenüber genannt. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass Leila diesen Namen nun für ihre Kirche erwählt hatte, wo er doch einst ihr ganzes Volk repräsentierte. Doch er konnte schwer etwas dagegen sagen. Staat und Religion agierten getrennt voneinander, und das war auch gut so. Er würde Leila genauso wenig vorschreiben, wie sie zu predigen hatte, wie sie ihm sagen würde, wie er zu regieren hatte. Die Atlantae hinter den Kindern drückten nun ein kleines Metallröhrchen an die Schultern der Kinder und implantierten damit den erbsengroßen Interfacekern. Von jetzt an würde es nur noch wenige Tage dauern, bis es genetisch gesehen keine Menschen mehr unter ihnen gab. Auf der einen Seite freute Craibian es, dass die Kinder nun vollkommen zu ihnen gehörten, auf der anderen Seite kam es ihm nun vor, als hätten sie damit etwas verloren. Die Menschen waren immerhin ihre Vergangenheit und mit diesem Schritt hatten sie erneut einige Bande an sie verloren. Alles in allem jedoch würde dieser Schritt mehr Probleme beseitigen als verursachen. „Lasst euer altes Leben nun hinter euch und tretet ein in euer neues“, schloss Leila. „Mögen euch die Elemente durchdringen und über euch wachen.“

      Nach der Zeremonie folgte eine allgemeine Feier auf dem Tempelgelände. Als Craibian Ranora in der Menge fand, stellte er sich zu seiner alten Freundin und begann mit ihr zu reden, während die anderen Atlantae sich entweder selbst unterhielten oder zurück zu ihren Wohnungen gingen. „Fandest du die Zeremonie auch etwas übertrieben?“, fragte er sie direkt.

      Ranora schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich nicht, wieso?“

      „Ach, nur so“, wich Craibian aus und wechselte rasch das Thema. „Ich hab gehört, du bist mit Evan zusammengezogen.“ Evan war ein Atlantae, der mit Cyran zusammen an KIs, Drohnen und Droiden arbeitete und mit dem Ranora sich seit ein paar Monaten immer wieder traf.

      „Jep.“ Ranora nickte und ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

      „Geht das nicht etwas schnell?“, fragte Craibian skeptisch. „Ich meine, so lange kennst du ihn doch noch gar nicht.“

      „Finde ich nicht“, widersprach Ranora. „Außerdem macht das die ganze Sache auch etwas aufregend.“

      Craibian schüttelte nur den Kopf und musste nun auch lächeln. „Du scheinst ja richtig verliebt zu sein.“ Ranora lächelte nur und erwiderte gar nichts darauf. „Wie geht’s mit deiner Arbeit voran?“, fragte Craibian sie nach einer Weile.

      „Ganz gut“, meinte Ranora, „jetzt, da die meisten Häuser stehen, kann ich mich wieder auf andere Sachen als Architektur konzentrieren. Ich hab schon über hundert verschiedene Arten gefunden und musste dafür noch nicht einmal die Stadt verlassen.“

      „Klingt gut.“

      „Hm“, murmelte Ranora. „Wie lief eigentlich dein Date mit Arieana?“

      Craibian lief fast sofort rot an. „Es war kein Date, wir wollten uns nur treffen“, versuchte er klarzumachen und es stimmte ja auch. Er hatte nie explizit nach einem Date gefragt. Craibian wusste aber, dass er seiner besten Freundin nichts vormachen konnte.

      „Sicher“, gab Ranora zurück und rollte mit den Augen. „Also, wie lief dein Treffen?“

      „Hat nicht stattgefunden.“

      „Schon wieder?“, stellte Ranora mit hochgezogenen Augenbrauen fest. „So viel kann doch keiner arbeiten.“

      „Sie hat wirklich viel zu tun“, verteidigte Craibian sofort Arieana, auch wenn er selbst nicht sicher war, ob das gerechtfertigt war.

      „Na ja. Willst du ein weiteres Treffen arrangieren?“, fragte Ranora ihn, ohne weiter darauf einzugehen.

      „Weiß nicht“, wich Craibian der Frage aus. Natürlich wollte er weiter versuchen, sich mit Arieana zu treffen, aber vielleicht war es klüger darauf zu warten, dass sie einmal ein solches Treffen vorschlug. Geduld war zwar nicht gerade seine Stärke, aber die Sache war für ihn wichtig genug, dass er auch längeres Warten ertragen würde.

      Ranora schien zu spüren, dass ihm das ganze Thema sichtlich unangenehm war und tat ihm den Gefallen, das Thema zu wechseln. „Ich weiß übrigens, welche Atlantin demnächst Mutter wird und ich kenne auch den Vater.“

      Craibian sah interessiert auf. „Echt?“ Arieana war vor ihrer aller Ankunft auf Atlantis herausgerutscht, dass sie eine Patientin gehabt hatte, die plötzlich keine Magie mehr hatte wirken können und bei der sie dann bei ihren Untersuchungen eine Schwangerschaft festgestellt hatte.

      „Ja, und es war doch ziemlich offensichtlich“, stellte Ranora fest.

      „Und wer ist es?“

      „Filki und Aiden.“

      „Und sie hat mir noch nichts gesagt“, stellte Craibian gespielt gekränkt fest. Filki war ihre Quartiermeisterin auf der alten Basis, auf der Erde und später auf dem Mars gewesen und Aiden gehörte zu Talons Technikercrew. Craibian kannte beide relativ gut, hatte aber Filki seit zwei Monaten nicht mehr gesehen. „Wann ist es so weit?“, fragte er Ranora neugierig.

      „Soweit