Homilien über den ersten und zweiten Thessalonicher-Brief. Johannes Chrysostomos

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Название Homilien über den ersten und zweiten Thessalonicher-Brief
Автор произведения Johannes Chrysostomos
Жанр Документальная литература
Серия Die Schriften der Kirchenväter
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783849660192



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wohl noch verhältnißmäßig wenigen und noch nicht so recht innig verbundenen Gläubigen zu Thessalonich sagt, sie bildeten schon eine wohlorganisierte Kirche und Gemeinde, wirkt er ermuthigend und ermunternd auf sie ein.

      Denn wenn er an eine Gemeinde schreibt, die schon lange Zeit gegründet, zahlreich und wohlorganisiert ist, da hat er keinen Grund, durch Hervorhebung des Titels „Kirche“ aufmunternd zu wirken, und er läßt daher denselben weg. Weil aber der Titel „Kirche“ das innige Zusammenhalten vieler Gläubigen bezeichnet und den Begriff einer fest geeinten und wohlorganisierten Gemeinde erweckt, darum verleiht der Apostel (anerkennend und aufmunternd zugleich) den Gläubigen von Thessalonike jetzt schon den Titel „Kirche und Gemeinde.“

       In Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christo der Gemeinde zu Thessalonike, welche in Gott ist.

      Beachtet hier fürs Erste, daß der Ausdruck „Gott“ gebraucht ist vom Vater und vom Sohne. Ferner sagt er: „Die Gemeinde, so da in Gott ist;“ gab es ja doch noch viele andere Genossenschaften und Gemeinden, jüdische und heidnische. Wenn man aber von einer Gemeinde sagen kann, sie sei „in Gott“, so ist das eine erhabene und ganz unvergleichliche Würde. Gebe Gott, daß man auch von unserer Gemeinde Dasselbe sagen könne! Ich muß aber fürchten, daß diese eine solche Bezeichnung noch nicht verdiene. Denn wer noch ein Knecht der Sünde ist, von dem kann man nicht sagen, er sei „in Gott“.

       Gnade euch und Friede! Wir danken Gott allezeit für euch Alle und gedenken euer in unsern Gebeten.

      Habt ihr beachtet, daß der Brief gleich mit einer Belobung beginnt? Denn wenn der Apostel ihretwegen Gott Dank sagt, so gibt er zu verstehen, daß sie große Fortschritte gemacht haben, und das ist der Grund, weßhalb er sie einerseits lobt, andrerseits aber Gott, als dem Urheber alles Guten, dafür Dank sagt. Zugleich aber lehrt er sie, demüthig zu sein, indem er sie hinweist darauf, daß Alles ein Werk der göttlichen Gnade sei. Daß er wegen der Gläubigen Gott „danke“, erwähnt der Apostel, um ihnen wegen ihres löblichen Verhaltens seine Anerkennung auszudrücken; daß er für sie „bete“, theilt er ihnen mit, um sie seiner Liebe zu versichern. Hierauf erwähnt er, wie an vielen andern Stellen, daß er nicht bloß im Gebete, sondern auch außerdem ihrer gedenke, indem er sagt:

       Ohne Unterlaß eingedenk euer und des Werkes eures Glaubens und der Mühen der Liebe und der Ausdauer in der Hoffnung unsers Herrn Jesu Christi vor unserm Gott und Vater.

      Was will der Apostel sagen mit den Worten: „Ohne Unterlaß eingedenk“ ? Entweder: „Wir sind eingedenk vor unserm Gott und Vater,“ oder: „Wir sind eingedenk der Liebesmühe, die ihr vor unserm Gott und Vater beweiset.“

      Der Apostel sagt aber nicht einfach: „Ohne Unterlaß eingedenk,“ sondern er sagt: „Eingedenk euer.“ Und damit Niemand meine, er habe dieses „euer“ ohne besondere Bedeutung hinzugesetzt, fügt er bei: „Vor unserm Gott und Vater.“ Der Apostel hat Dieß gethan, weil kein Mensch sie wegen ihrer guten Werke lobte, Niemand sie dafür belohnte, und es ist, als ob der Apostel ihnen mit jenen Worten zurufen wollte: „Verzaget nicht! Was ihr thut und leidet, thut und leidet ihr vor Gott!“

      Was ist der Sinn der Worte: „Des Werkes eures Glaubens?“

      Eure Standhaftigkeit hat Nichts erschüttern können. Das ist „das Werk des Glaubens“. Glaubst du, so erdulde Alles; duldest du nicht, so glaubst du nicht. Oder ist der verheißene Lohn nicht groß genug, daß der Gläubige seinetwegen nicht gerne tausendfachen Tod erleiden sollte? Das Himmelreich, Unsterblichkeit und ewiges Leben ist der Kampfpreis. Wer also glaubt, der wird Alles erdulden. In den Werken zeigt sich demnach der Glaube. Darum hat der Apostel nicht einfach gesagt: „Ich gedenke eures Glaubens,“ sondern: „Ich gedenke der Werke eures Glaubens,“ indem er sagen wollte: „Ihr habt den Glauben auch durch eure Werke bekundet, durch eure standhafte Ausdauer, durch euren freudigen Eifer.

       3.

      

      Und der Opfer 5 der Liebe.

      Was für Opfer kostet es denn, überhaupt nur in der alltäglichsten Bedeutung des Wortes zu lieben? Keine. Wahrhaft und im vollsten Sinne des Wortes zu lieben aber, das kostet allerdings große Opfer. Oder sage mir: Wenn tausenderlei Dinge uns von der Liebe abziehen wollen, wir aber allen diesen Versuchungen widerstehen, kostet das keine Opfer? Was haben nicht die alten Christen erdulden müssen, um von ihrer Liebe nicht zu lassen! Sind die Feinde des Evangeliums nicht eingedrungen in das Haus Dessen, der den heiligen Paulus gastlich aufgenommen,6 und als sie diesen nicht fanden, haben sie da nicht den Jason hingeschleppt vor die Obrigkeit? Sag’ an, fordert das keine Opfer, wenn die Saat, die kaum gewurzelt ist, schon solche Stürme, solche Versuchungen zu bestehen hat? „Und sie forderten Bürgschaft von ihm“, heißt es, „und nachdem er diese gestellt, entließ man den Paulus.“7 War das eine Kleinigkeit? Hat er sich damit nicht selbst für Paulus der Lebensgefahr ausgesetzt?

      Wenn also z. B. einzelne Christen sich in Ketten und Bande schlagen ließen, so nennt der Apostel dieses einen Beweis von „mühevoller, opferwilliger Liebe.“

      Es ist hier auch zu beachten, daß Paulus zuerst von ihren Tugenden spricht und dann erst von sich selbst, damit er auch den Schein vermeide, als sei er zur Ruhmredigkeit geneigt, oder als ob er sie liebe ohne Grund.

       Und der Ausdauer.

      Jene Verfolgung dauerte nämlich nicht eine bestimmte Zeit lang, sondern immerfort, und sie war nicht bloß gegen den Lehrer Paulus gerichtet, sondern auch gegen seine Schüler. Und wenn man nun schon jene wunderthätigen, dabei aber sonst so achtunggebietenden Männer so sehr verfolgte, wie wird man verfahren sein gegen Hausgenossen und Mitbürger, welche vom nationalen Glauben abfielen? Und daß die Gläubigen in der That Schlimmes zu befahren hatten, gibt der Apostel durch die Äußerung zu erkennen: „Ihr seid Nachfolger der Gemeinden Gottes in Judäa geworden.“8

       In der Hoffnung unsers Herrn Jesus Christus vor unserm Gott und Vater.

      Eine herrliche Bemerkung! Denn alle die vorher bezeichneten Leistungen und Tugenden haben ihre Wurzel im Glauben und in der Hoffnung, und sind nicht nur ein Beweis von Starkmuth, sondern in viel höherem Grade ein Beweis von gläubiger Erwartung des verheißenen Lohnes. Deßhalb hat Gott zugelassen, daß bei Zeiten Verfolgungen über die Christen hereinbrachen, damit man nicht behaupten könne, das Christenthum habe ohne Schwierigkeit dadurch, daß es den Menschen schmeichelte, Bestand gewonnen, sondern auf daß der Eifer der Christen sich bewähre und es Allen offenbar werde, es sei nicht die Macht menschlicher Überredungskunst, sondern die Kraft Gottes gewesen, welche die christlichen Bekenner stärkte, sogar tausendfachem Tode entgegen zu gehen. Das wäre nicht der Fall gewesen, wenn nicht das Evangelium schnell tiefgewurzelt gewesen und unerschütterlich fest gestanden wäre.

       4.

      

      4. Da wir wissen, geliebte Brüder, daß ihr von Gott auserwählt seid, 5. weil unser Evangelium bei euch nicht bloß in Worten bestand, sondern auch in Kraft und in heiligem Geiste und in großer Macht der Überzeugung; wie denn auch ihr wisset, wie wir unter euch um euretwillen gewesen sind.

      Was will der Apostel sagen mit den Worten: „Wie wir unter euch gewesen sind?“ Damit weist er auf seine eigene Thätigkeit hin, wenn auch nur mittelst einer leisen Andeutung; denn zunächst sucht er die Rede auf ihr eigenes Lob zu lenken. Der Sinn dieser Worte aber ist ungefähr folgender: „Wir wußten, daß ihr edle und starkmüthige Männer seiet und zu den Auserwählten gehöret. Darum erdulden denn auch wir Alles um euretwillen.“<544>Denn mit den Worten: „Wie wir unter euch gewesen sind“ will er etwa sagen: „Mit größter Freudigkeit war ich bereit, mein Lehen für euch hinzuopfern. Doch das ist nicht mir zuzurechnen, sondern euch, weil ihr nämlich Auserwählte seid.“ In ähnlichem Sinne sagt der Apostel an einer andern Stelle: „Das alles dulde ich wegen