Seewölfe - Piraten der Weltmeere 66. John Brix

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 66
Автор произведения John Brix
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954393831



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ins Feuer.

      „Die Kerle scheinen sich wieder gefangen zu haben“, sagte Ben Brighton, der neben Hasard getreten war, und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Galeere, deren Riemen wieder einigermaßen im Takt durchs Wasser gezogen wurden.

      Ein paar von ihnen waren zersplittert, zwei hingen ins Wasser, aber die anderen trieben das Schiff voran.

      „Auf jeden Fall scheinen sie die Nase voll zu haben“, sagte Ben befriedigt.

      Der Spanier hatte anscheinend eingesehen, daß er sich besser nicht mit dieser Galeone anlegte, deren Brandpfeile vierhundert Yards weit flogen und immer im Ziel saßen. Er versuchte, zur Küste hin zu entwischen.

      „Er darf uns nicht durch die Lappen gehen“, murmelte Hasard grimmig. „Laß alles Zeug setzen, was die Masten tragen können, Ben.“

      „Aye, aye.“ Ben Brighton lief zum Niedergang und rief seine Befehle.

      Er begriff, was auf dem Spiel stand. Wenn die Galeere die Küste erreichte, war ihr Versteckspielen vorbei, dann wußten die Spanier, daß sich ein feindliches Schiff vor der Küste herumtrieb. Dann waren viele Hunde des Hasen Tod. Und was mit Hasards Jungen passieren würde, die Keymis und Burton nach Valencia verschleppt hatten, war gar nicht auszumalen.

      Hasard lehnte an der Schmuckbalustrade des Achterdecks und starrte zu der Galeere hinüber, die von raschen, kräftigen Ruderschlägen auf die Küste zugetrieben wurde. Wenn nur der Wind etwas auffrischen würde, dachte er ungeduldig und schlug mit der rechten Faust auf die Balustrade. Und er mußte auch noch gegen den Westwind ankreuzen.

      Mit kurzen Schlägen und hart am Wind setzte die „Isabella“ ihrer Beute nach. Es war ein mühsames, langwieriges Unternehmen, aber eine halbe Stunde später war der Abstand zwischen den beiden Schiffen erheblich kleiner geworden.

      Hasard hatte sich das Fernrohr geben lassen und sah, wie zwei Männer auf die erschöpften Sträflinge einschlugen. Dann flog drüben etwas über Bord und schlug ins aufspritzende Wasser.

      Kurz darauf trieben zwei Leichen dicht an der Bordwand der „Isabella“ vorbei. Sie waren noch mit Ketten aneinandergeschmiedet und trieben in drei Fuß Tiefe im klaren Wasser.

      „Wir sind bald auf Schußweite, Hasard.“ Al Conroy, der Stückmeister des Schiffes, stand auf der Kuhl und blickte zu Hasard hoch. „Drehst du ein, damit wir eine Breitseite auf sie abfeuern können?“

      Hasard schüttelte den Kopf. „Es wird nicht geschossen, Al.“ Sie waren schon zu nahe an der Küste. Kanonenschüsse mußten von irgend jemandem gehört werden, und dann war alle Anstrengung umsonst gewesen. „Wir werden den Dons in den Kurs laufen und entern.“

      „Entern?“ Der stämmige Stückmeister runzelte die Brauen. „Aye, aye, Sir. Entern.“

      „Sag den Männern, daß sie sich klarmachen sollen, Al.“

      Conroy gab den Befehl an den Profos weiter, und Hasard sah, wie die Männer ihre Kanonen verließen und nach den Musketen und Pistolen griffen, nach Säbeln und Entermessern. Ferris Tucker, der Schiffszimmermann, langte sich wie gewohnt seine langstielige, schwere Axt, die im Kampf zu einer mörderischen Waffe wurde.

      Noch eine Viertelmeile Abstand zu der Galeere.

      Die Männer drängten sich an der Steuerbordseite, mit der die „Isabella“ voraussichtlich gegen die Bordwand des Spaniers krachen würde.

      „Shane! Batuti! Schaltet die Männer an den Heckdrehbassen mit euren Pfeilen aus, wenn wir nah genug heran sind. Es darf kein Schuß fallen.“

      „Aye, aye, Sir!“ riefen die beiden Bogenschützen zurück. Sie hatten ihre Position vorn auf der Back nicht verlassen und blickten aufmerksam zum Heck der spanischen Galeere hinüber.

      Es durfte kein Schuß fallen, überlegte Hasard, darum würde er den Spanier entern. Aber er hatte noch einen anderen Grund dafür. Er wollte nicht an die hundert Rudersklaven mit der Galeere absaufen lassen. Er hatte vor, die Galeere zu erbeuten, die Spanier als Gefangene an Bord zu nehmen und die Sklaven auf irgendeiner Insel freizulassen. Das würde zwar etwas Zeit kosten, schien ihm aber der beste und sicherste Weg zu sein, wenn er sinnloses Blutvergießen vermeiden wollte.

      „Aufpassen, Batuti!“ schrie Dan O’Flynn aus dem Großmars.

      Der riesige Neger hatte aufgepaßt. Er hatte gesehen, daß zwei Männer zu den hinteren Drehbassen der Galeere traten und sie auf die „Isabella“ richteten.

      Sein Pfeil schwirrte gleichzeitig mit dem Big Old Shanes von der Bogensehne. Bevor die beiden Spanier dazu kamen, die Lunte auf das Zündloch zu drücken, sanken sie zusammen und versuchten, sich die Pfeile aus der Brust zu zerren.

      „Klar zum Entern!“ dröhnte die gewaltige Stimme Carberrys über das Deck. „Und wenn ihr Affenärsche nicht gehörig zuschlagt, ziehe ich euch die Haut streifenweise vom Hintern!“

      Die Männer drängten sich am Schanzkleid und suchten nach guten Absprungpositionen.

      „Auf zum Schlachtfest!“ schrie Smoky und enterte ein Stück in die Wanten, um engelgleich von oben über die Spanier herzufallen.

      „Laß mir auch noch ein paar übrig, du Angeber!“ Sam Roskill, der ehemalige Karibik-Pirat, liebte außer Frauen nichts so sehr wie einen richtigen Kampf. Das heißt, wahrscheinlich lagen Frauen sogar nur auf Platz zwei.

      Batuti und Big Old Shane schickten Pfeil um Pfeil auf das Heck der Galeere. Sie blieben zitternd in den Decksplanken stecken. Aber es war auch nicht beabsichtigt, daß sie trafen. Sie sollten den Spaniern nur zeigen, daß es gesünder war, sich nicht bei den achteren Drehbassen sehen zu lassen, und diesen Zweck erfüllten sie völlig.

      Fünfzig Yards.

      Jetzt konnten sie schon die geschwungenen Helme der spanischen Soldaten erkennen, die hinter dem Schanzkleid hockten.

      Von der Back dröhnte die Baritonstimme Batutis: „Ist langweilig, so schießen auf Deck. Was meinen? Wir schießen Spanier komische Helme von Kopf? Wer schießt meiste Helme, kriegt dafür …“

      „Hart Steuerbord, Hasard!“ schrie Dan O’Flynn aus dem Großmars. „Riff voraus!“

      Hasard nahm sich nicht die Zeit, Stenmark einen Befehl zu geben. Er stürzte ins Ruderhaus, stieß den anderen beiseite und stemmte sich in die Speichen des Rades. Dabei starrte er über das Backbordschanzkleid ins Wasser. Deutlich hoben sich im klaren Blau des Meeres dunkle Schatten ab, die immer mehr zur Oberfläche wuchsen und immer klarer wurden. Ein scharfkantiger, unterseeischer Bergrücken, erkannte Hasard, ein Anblick, der jedem Seemann einen Schauer über den Rücken jagt.

      Es war plötzlich totenstill an Deck. Niemand sprach, die Männer wagten kaum, sich zu bewegen. Schweigend starrten sie über das Schanzkleid ins Wasser, auf die Zacken und Schluchten des Riffs.

      Niemand interessierte sich mehr für die Galeere, von der jetzt höhnisches Gelächter zu ihnen herüberschallte. Die Dons hatten sie mit voller Absicht zu diesem Riff gelockt. Für die flachbordige Galeere bildete es keine Gefahr.

      Hasard zuckte zusammen, als der Kiel der „Isabella“ schurrend und knarrend über harten Fels glitt. Die Männer auf dem Hauptdeck hielten die Luft an.

      „Jesus“, flüsterte der drahtige Luke Morgan aufgeregt.

      Und dann waren sie darüber hinweg. Vielleicht waren ein paar Splitter aus dem Eichenkiel der „Isabella“ gefetzt worden, aber sonst war nichts passiert. Nur die Galeere war nun endgültig entwischt.

      „Neuer Kurs Nordost!“ sagte Hasard.

      „Nordost, aye, aye, Sir.“ Stenmark brachte das Schiff auf den neuen Kurs, vor allem von dieser verdammten Küste weg.

      „Dan und Ben Brighton in meine Kammer!“ rief Hasard und stieg den Niedergang hinab. „Kutscher, bring uns was zu trinken. Ist noch etwas von dem portugiesischen Roten da?“

      „Vier oder fünf Flaschen.“ Niemand kannte den Namen des Mannes, den sie den Kutscher nannten,