Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 66 |
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Автор произведения | John Brix |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954393831 |
Ben Brighton nickte. „Verstehe. Sie sollen uns für Dons auf dem Weg nach Hause halten, und wir scheren knapp an ihnen vorbei.“
„Falsch. Wir laufen mitten durch den Konvoi hindurch.“
Ben brauchte ein paar Sekunden, um diese Nachricht zu verdauen.
„In Ordnung“, erwiderte er dann. „Ich gehe nach unten und sag den Männern Bescheid, damit sie nicht durchdrehen.“
„Gut, Ben. Und sag ihnen, daß ohne meinen Befehl kein Schuß abgegeben wird, und wenn die anderen uns die Farbe von der Bordwand kratzen.“
„Aye, aye.“ Brighton wandte sich um und verschwand auf dem Niedergang.
Hasard starrte voraus auf die dunklen Schatten vor dem Sternenhimmel, die von Südosten her direkt auf sie zuhielten. Wahrscheinlich Spanier, die im geschlossenen Konvoi nach Südamerika ausliefen. Weil sie gegen den Wind kreuzen mußten, war die Passage durch die schmale Straße von Gibraltar für sie natürlich besonders gefährlich. Bei den Kreuzschlägen gerieten sie der afrikanischen Küste und den Piratennestern unangenehm nahe. Deshalb auch die Tarnung, das Fehlen jeglicher Beleuchtung, selbst vor der eigenen Küste. Und darauf baute Hasard seinen verwegenen Plan. Den Dons war genau wie ihm vor allem daran gelegen, ungesehen und ohne Zusammenstöße durch die Meerenge zu gelangen.
Er wandte den Kopf und blickte wieder zu den zwölf Lichtern vor der Küste hinüber. Er war fast sicher, daß da nur ein paar Galeeren spazierenfuhren, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und von dem großen Konvoi abzulenken. Und bei ihnen war das den Dons ja auch recht gut gelungen.
Das Führungsschiff des Konvois lag jetzt nur noch knapp zweihundert Yards Steuerbord voraus.
Hasard wandte den Kopf und blickte zu Pete Ballie. Der Rudergänger nickte ihm zu. Pete brauchte man keine besonderen Anweisungen zu geben. Er drehte das Rad nach Steuerbord, und die „Isabella“ drehte in den Kurs des Spaniers hinein. Dicht vor ihrem Bug rauschte eine schwere Karavelle vorbei.
Dann waren sie mitten im Konvoi. Vor dem Bug und hinter dem Heck schnitten die Schiffe den Kurs der „Isabella“, manche so dicht, daß Hasard an der Reling und auf dem Achterkastell Menschen erkennen konnte, die aufmerksam und mißtrauisch herüberstarrten.
Aber kein Ruf schallte herüber. Niemand forderte sie auf, sich erkennen zu geben. Kein Schuß fiel. Lautlos und dunkel glitten die Schatten vorüber und verschwanden wie ein Spuk in der Nacht.
Es hatte geklappt. Er hatte die Absichten der Dons richtig eingeschätzt und seinen Bluff durchgezogen. Dennoch atmete er erleichtert auf, als das letzte Schiff des Konvois im Dunkel verschwand.
„Wegtreten von Gefechtsbereitschaft!“ rief er leise zum Hauptdeck hinunter.
Sie waren im Mittelmeer.
2.
Die Galeere schoß hinter einer der winzigen Inseln hervor, die vor der Küste südlich von Alicante liegen. Wahrscheinlich hätte Hasard sie mit einer Breitseite in die Tiefe schicken können, aber er wollte den Bluff der vergangenen Nacht noch einmal durchspielen.
Doch jetzt, im hellen Licht der Nachmittagssonne, waren die Dons wachsam und mißtrauisch. Aber vielleicht war es auch eine reine Schreckreaktion, daß die Spanier sofort mit der Bugdrehbasse losballerten. Die Kugel schlug zehn Yards vor der Bordwand der „Isabella“ ins Wasser.
„Gefechtsbereitschaft!“ rief Hasard und sprang selbst an eine der unbemannten Drehbassen auf dem Heckkastell. Er zielte auf das Ruder der Galeere und drückte die glimmende Lunte auf das Zündloch. Obwohl er sehr hoch gehalten hatte, lag die Kugel ebenfalls zu kurz.
„Hart Steuerbord!“ rief er dem Rudergänger zu, als vier Männer den Niedergang aufenterten und zu den Drehbassen liefen.
„Hart Steuerbord, Sir.“ Jetzt stand der blonde Stenmark am Ruder, und er wuchtete das Rad herum.
Wieder blitzte es bei der Galeere auf. Zweimal kurz hintereinander. Die zweite Bugdrehbasse hatte gefeuert, und auch die einzige Heckkanone hatten sie bugwärts gedreht. Die Kugeln lagen noch immer zu kurz, aber diesmal unangenehm nahe.
Deutlich schallte der dumpfe Ton der Pauke herüber, die den Schlag der Galeerensträflinge bestimmte. Das Schiff drehte in den kurzen Winkel auf die „Isabella“ zu, um nicht vor die Breitseite der Backbordkanonen zu geraten.
Hasard starrte auf den Bug, der mit lähmender Langsamkeit nach Steuerbord schwang, und warf einen Blick auf Stenmark. Der deutete nur auf sein Steuerrad, zum Zeichen, daß er es bis zum Anschlag nach rechts gedreht hatte, und zuckte mit den Schultern.
Hasard wußte, daß er das Ruderschiff dicht vor der Küste und bei dem flauen Westwind nicht ausmanövrieren konnte. Nur ein Trick konnte dieses Gefecht zu ihren Gunsten entscheiden – die Geheimwaffe der „Isabella“.
„Shane!“
Carberry trabte über das Deck. „Ist schon vorn auf der Back, Sir.“
Hasard blickte voraus und sah die beiden Riesen seiner Besatzung hinter dem Schanzkleid stehen. Sie hatten ihre gewaltigen Bögen in den Händen.
Big Old Shane, der frühere Waffenmeister von Arwenack, legte gerade den ersten seiner Spezialpfeile auf die Sehne und zog sie zurück.
Der Pfeil schnellte los. Noch während er in der Luft war, hatte der Gambia-Neger Batuti seinen Pfeil in ein Becken mit glühender Kohle gesteckt, bis er brannte. Als Big Old Shanes Pfeil das dreieckige Segel der Galeere in Brand setzte, surrte Batutis Pfeil ebenfalls auf den Gegner zu.
Er schlug dicht vor dem Mann an der Pinne ins Heck. Der Spanier hielt ihn für einen gewöhnlichen Brandpfeil, sprang auf ihn zu und wollte ihn aus den Decksplanken reißen. Doch in diesem Augenblick explodierte die Pulverladung im hohlen Schaft des Pfeils. Die Wucht der Detonation riß den Mann von den Beinen und schleuderte ihn über Bord. Die Galeere lief aus dem Ruder.
Sie hörten die Dons und die Galeerensklaven erregt schreien, und für ein paar Sekunden verstummte der Schlag der Pauke. Als er wieder einsetzte, war es zu spät. Big Old Shanes zweiter Brandpfeil schlug mittschiffs ein, zwischen die Ruderer.
Die Männer, die die unheimliche Wirkung des anderen Brandpfeils gesehen hatten, schrien entsetzt auf, ließen ihre Riemen fahren und zerrten verzweifelt an den Eisenketten, mit denen sie an die Bänke geschmiedet waren.
Hasard verzog das Gesicht, als die Pulverladung des Pfeils explodierte, mehrere Männer zu Boden schleuderte und einen weiteren Brand an Bord der Galeere entfachte. Es war ihm schon immer zutiefst verhaßt gewesen, gegen hilflose, willenlose Sklaven zu kämpfen.
Vier, fünf Riemen auf der Backbordseite der Galeere hingen jetzt bewegungslos im Wasser, andere verhedderten sich mit ihnen. Zwei Soldaten hieben mit langen Peitschen auf die angeschmiedeten Sklaven ein, und ihr Schreien hallte zu den Männern der „Isabella“ herüber.
Doch trotz der Panik, trotz des verbrannten Segels und der zwei Brände im Oberdeck gelang es dem spanischen Kapitän, sein Schiff von der Breitseite der „Isabella“ klar zu halten. Da die Galeone jetzt so weit nach Steuerbord abgefallen war, daß sie hart im Wind lag, konnte Hasard nicht weiter drehen.
„Klar zur Wende!“ schrie er wütend.
„Klar zur Wende!“ wiederholte die Stentorstimme Carberrys. „An die Brassen, ihr langschwänzigen Affen! Oder soll ich euch Beine machen?“
Hasard wußte, daß die Männer ihr Bestes gaben – wie immer, und daß es nicht länger dauerte als sonst, bis die Rahen herumgebraßt waren, aber es erschien ihm wie eine Ewigkeit.
„Ruder hart Backbord.“
„Aye, aye, Sir.“
Langsam schwang der Bug herum, und die Segel füllten sich wieder.
Hasard starrte