Seewölfe - Piraten der Weltmeere 66. John Brix

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 66
Автор произведения John Brix
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954393831



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rothaariges Mädchen, voll wildem, trotzigem Temperament.

      Und sie war von zwei Männern und deren Schergen verfolgt und in den Tod getrieben worden: Keymis, dem ehemaligen Friedensrichter von Falmouth, und Isaac Henry Burton, einem degradierten Offizier und Verräter!

      Nachdem Hasard selbst den Schergen hatte entkommen können, hatten die beiden versucht, seine Frau Gwen als Geisel in ihre Gewalt zu bringen. Gwen aber war rechtzeitig gewarnt worden, hatte ihre beiden Zwillingssöhne Hasard und Philip in die Obhut ihres Arztes und Vertrauten Sir Freemont gegeben und versucht, mit einem Fischerboot nach Frankreich zu fliehen. Burton und Keymis hatten jedoch davon erfahren und waren mit ihren Schergen zur Stelle gewesen, ihre Flucht zu verhindern. Der Fischer, der Gwen über den Kanal bringen wollte, wurde durch Musketenschüsse getötet. Trotzdem hatte Gwen versucht, auch ohne seine Hilfe nach Frankreich zu fliehen. Aber in einem plötzlich aufziehenden Sturm ging das Boot verloren. Von Gwen wurde niemals eine Spur gefunden …

      „Falls das da vorn ein Dorf ist“, rief Dan O’Flynn aus dem Großmars, „dann eins auf Rädern! Jedenfalls bewegen sich die Lichter direkt auf uns zu.“

      „Dann sind es keine Lichter auf Rädern“, sagte Hasard amüsiert. „Oder können Räder über das Wasser rollen?“

      „Die Schlußfolgerung wollte ich dir überlassen!“ rief Dan zurück. „Ich bin hier nur der Ausguck!“

      Wahrscheinlich ein auslaufender spanischer Verband, der genau wie sie die enge Straße von Gibraltar im Schutz der Dunkelheit passieren wollte, um den arabischen Piraten zu entgehen. Und mit Sicherheit Galeeren, dachte er weiter. Kein Segelschiff konnte direkt gegen den Wind halten.

      „Entfernung?“

      „Achtzehn Meilen, schätze ich.“

      Wenn es Spanier waren, würden sie sich möglichst nahe an der eigenen Küste halten, überlegte Hasard und blickte zu den Segeln hoch. Sie standen prall im achterlichen Westwind. Wenn er ein paar Strich nach Steuerbord abfiel, mußte es möglich sein, den Verband der Dons unbemerkt zu passieren. Bei einem größeren Verband waren immer ein paar gut bestückte Kriegsschiffe dabei, um die schwer beladenen Frachtgaleeren zu schützen.

      „Pete?“ Er wandte sich um.

      Pete Ballie, der am Ruder stand, steckte den Kopf aus der Seitenöffnung des Ruderhauses.

      „Zehn Strich nach Steuerbord abfallen. Und achte auf die Segel.“

      Diese Anweisung war völlig überflüssig. Pete Ballie, der schon auf den Schiffen Francis Drakes am Ruder gestanden hatte, war ein Mann mit einem fast unheimlichen Instinkt für Kurs, Drift und Wind.

      „Aye, aye, Sir.“ Pete tauchte wieder unter.

      Die „Isabella VIII.“ war als eins der ersten Schiffe mit einem Radruder ausgerüstet, das den alten Kolderstock später allmählich verdrängte. Ferris Tucker, der Schiffszimmermann, hatte einen Verschlag um das Ruder gebaut, um den Rudergänger vor Wind und Regen zu schützen, wahrscheinlich das erste Ruderhaus der Seefahrtgeschichte.

      „Halte den Kurs etwa zwei Meilen, Pete, und dann gehst du wieder auf den alten zurück.“ Das würde ihnen genügend Abstand zu den Schiffen geben, deren Lichter jetzt auch vom Heckkastell aus sichtbar waren. Zwölf gelblich flackernde Funzeln, zählte Hasard. Wahrscheinlich sechs Galeeren, die jetzt fast querab an Backbord lagen.

      „Carberry!“ rief Hasard halblaut zur Kuhl hinab.

      „Sir?“

      Ein Schatten trabte nach achtern, stieg den Niedergang hoch und trat zu Hasard. Der Profos der „Isabella“ war ein Riese mit einem von Platzwunden und Messerstichen zernarbten Gesicht, das jetzt glücklicherweise von dem Dunkel verhüllt wurde.

      „Absolutes Sprechverbot für alle. Sag den Männern Bescheid, Ed.“

      „Aye, aye, Sir.“ Carberry wandte sich um und verschwand im Dunkel.

      „Hört mal her, ihr Rübenschweine“, vernahm Hasard kurz darauf die Stimme des Profos’ vom Hauptdeck. Unwillkürlich mußte er grinsen. Carberry hatte sein gewaltiges Organ den Umständen entsprechend gedämpft, aber er sah keine Notwendigkeit, auch sein Vokabular zu ändern. „Und wenn ich von euch auch nur einen Mucks hören sollte, ziehe ich euch die Haut streifenweise von euren Affenärschen. Klar?“

      Es wurde völlig still auf dem Schiff. Auch das leise Gemurmel der Männer verstummte. Irgendwo klirrte eine Waffe. Jemand stieß einen unterdrückten Fluch aus. Dann waren das Rauschen der Bugwelle und das leise Knarren der Wanten die einzigen Geräusche.

      Hasard starrte zu den zwölf Lichtern hinüber, die immer näher aufrückten.

      „Zwei Meilen, Sir“, meldete Pete Ballie. „Gehe auf Ostkurs zurück.“

      „In Ordnung, Pete.“

      Hasard blickte gewohnheitsmäßig zu den Segeln hinauf, als der Bug des Schiffes langsam nach Backbord schwang. Und dann nach Süden, wo die Barbarenküste Nordafrikas lag. Sie war unsichtbar in dem fast völligen Dunkel dieser Nacht. Bis zum Horizont glänzten die Sterne. Dicht über der Kimm flimmerte Sirius, des Seemanns Freund, wie er von den Navigatoren genannt wurde. Und dann erlosch er plötzlich wie eine Kerze, die man ausgeblasen hat.

      Hasard runzelte verwundert die Brauen und starrte nach Steuerbord voraus. Der Sirius strahlte wieder, dafür sah er aber andere Sterne, die erloschen. Dann formten sich vor dem Sternenhimmel dunkle Schatten. Schatten von Segeln.

      Ein rahgetakeltes Schiff, das gerade kreuzte! Jetzt hielt es direkt auf die „Isabella“ zu, lautlos und ohne Lichter.

      „Hasard.“ Dan hatte die geisterhafte Silhouette ebenfalls entdeckt. „Segler zwei Strich Steuerbord voraus.“

      „Schon gesehen, Dan.“ Er machte Dan O’Flynn keinen Vorwurf. Genau wie er selbst hatte auch Dan sich von dem hellbeleuchteten Konvoi vor der spanischen Küste ablenken lassen.

      „Soll ich etwas nach Backbord abfallen, Sir?“ unterbrach Pete Ballie seine Gedanken.

      „Noch nicht.“ Hasard starrte zu der schwarzen Silhouette hinüber, die sich wie ein Spuk auf sie zubewegte. „Ich schätze, daß wir den anderen in etwa einer Viertelmeile Abstand …“

      „Hasard!“ Seit Dan O’Flynn Stimmbruch und Pubertät hinter sich ließ, hatte seine Stimme nicht mehr so erregt geklungen. „Da ist noch ein zweites Schiff, gleich hinter dem ersten, und – noch eins! Sechs, sieben, acht! Mein Gott, da segelt ein ganzer Geleitzug auf uns zu!“

      Arabische Piraten? Kaum anzunehmen. Die Söhne Mohammeds fuhren keine rahgetakelten Schiffe, sondern bevorzugten Daus und Galeeren. Außerdem fuhren Piraten nicht in großen Verbänden.

      „Entfernung?“ Das Schiff, das er zuerst entdeckt hatte, war nur noch eine knappe Meile entfernt.

      „Zwischen ein und anderthalb Meilen“, bestätigte Dan. „Wenn wir hart in ihren Kurs drehen, könnten wir ihnen weglaufen.“

      Hasard antwortete ihm nicht.

      „Carberry?“ rief er leise.

      „Sir?“

      „Gefechtsbereitschaft. Laß die Lunten anstecken, aber tarnt die Enden unter Pützen oder was ihr sonst besorgen könnt.“

      „Aye, aye, Sir.“

      Mehrere Schatten enterten den Niedergang zum Heckkastell hoch. Lautlos, auf nackten Sohlen, liefen sie an Hasard vorbei und bemannten die hinteren Drehbassen: Batuti, der riesige Gambia-Neger, Smoky, Jeff Bowie und Matt Davies, der an Stelle der rechten, amputierten Hand eine Prothese mit einem scharfgeschliffenen Haken trug.

      Auch auf dem Hauptdeck war lautlose Bewegung, die sich mehr ahnen als sehen ließ. Irgendwo knarrten die Scharniere einer Stückpforte, eine Sekunde lang sah Hasard bei den Backbordkanonen eine Lunte glimmen, dann war sie wieder verdeckt.

      „Hasard?“ Er hatte Ben Brighton nicht kommen hören. Er stand plötzlich seitlich hinter ihm und