Название | Seewölfe Paket 20 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397792 |
Unter dem symbolischen Hieb zog Old Donegal den Kopf ein. Trotzdem konnte er es sich nicht leisten, gleich klein beizugeben. Vor versammelter Mannschaft mußte er letzten Endes auch an seine Mannesehre denken.
„Es ist uns gelungen, den glücklichen Vater nach Hause zu holen“, sagte er stolz. „Da kann man doch nicht so mir nichts dir nichts in die Koje kriechen. Es gehört sich ja wohl, daß wir jetzt in der ‚Rutsche‘ ein standesgemäßes Tauffest feiern. Tun wir das nicht, bringt’s Unglück. Ich erinnerte mich da an einen Vorfall …“
„Auf der Schlangen-Insel hat es keinen von deinen geheimnisvollen Vorfällen gegeben“, fiel ihm seine bessere Hälfte ins Wort. „So was zählt hier also nicht, Mister O’Flynn. Klar? Gotlinde und die Kleinen brauchen ihre Ruhe. Basta. Ihr habt euch begrüßen können und damit genug. Jetzt verholt euch gefälligst. Morgen ist auch noch ein Tag.“
Old Donegal sah ein, daß er bei seiner Miß Snugglemouse wieder einmal auf Granit biß.
„Also gut“, sagte er seufzend, „verschieben wir das Tauffest auf morgen.“
„Ob und wann es stattfinden wird, darüber reden wir noch“, entgegnete Mary O’Flynn kategorisch. Mit energisch erhobenem Kopf wandte sie sich um und rauschte davon.
Die Männer verkniffen sich das Gelächter, das ihnen allen auf der Zunge lag. Mit der resoluten Mary O’Flynn wollte sich keiner unbedingt anlegen. Genug, daß der bedauernswerte Old Donegal vor ihr zu kuschen hatte.
Der Boston-Mann hatte unterdessen die „Drachen“-Crew an Deck zusammengerufen.
„Männer“, sagte er, „Mitternacht ist vorüber. Wenn ihr auf Gotlindes Nachwuchs auch noch so gespannt seid – ihr müßt euch bis morgen gedulden. Thorfin würde es euch mächtig übelnehmen, wenn ihr die Kleinen eher seht als er. Außerdem habt ihr gehört, daß sich jetzt sowieso nichts abspielt.“
Keiner hatte etwas einzuwenden, wenn es ihnen auch schwerfiel, sich jetzt einfach aufs Ohr zu legen. Doch sie wußten auch, daß der Boston-Mann nicht aus Respekt vor Mary O’Flynn die Nachtruhe anordnete. Es war tatsächlich vernünftiger, sich noch zu gedulden.
Kurz vor Sonnenaufgang war es mit der Ruhe vorbei.
Wildes Gebrüll ertönte plötzlich aus der Kapitänskammer. Im Handumdrehen war die gesamte Mannschaft an Bord des Schwarzen Seglers hellwach.
In fliegender Hast, nur notdürftig angekleidet, stürmte der Boston-Mann aus seiner Kammer und rannte der Lärmquelle entgegen. Kurzentschlossen riß er das Schott auf, und das Gebrüll des Wikingers brandete ihm entgegen.
„… haue ich dich zu Matsch, wenn du mir nicht gleich aus dem Weg gehst! Verdammt noch mal, bin ich denn nur noch von Meuterern umgeben? Bin ich der Kapitän auf diesem Schiff oder nicht? Himmel, Arsch und …“
Der Boston-Mann sah einen völlig verzweifelten Olig, der den Tobenden immer wieder in seine Koje zurückstieß. Doch jedesmal richtete sich Thorfin wieder auf. Für Olig war es ein nervenzermürbendes Spiel, das kein Ende nehmen würde, wenn nicht jemand eingriff.
Die Stimme des Boston-Manns schnitt Thorfins Gebrüll peitschend ab.
„Ruhe!“
Der Wikinger verstummte. Erstaunt blinzelnd musterte er den hageren Engländer, der das Schott hinter sich zuzog und die Arme über der Brust verschränkte.
Olig atmete tief durch und trat erleichtert einen Schritt zur Seite.
„Das war knapp“, sagte er keuchend. „Lange hätte ich es nicht mehr geschafft, dieses Riesenbaby zu bändigen.“ Er warf dem Boston-Mann einen dankbaren Blick zu. Thorfin brauste erneut auf. „Was?“ dröhnte seine Stimme. „Wie hast du mich gerade genannt? Du Sumpfkrähe wagst …“
„Schluß jetzt“, fuhr ihm der Boston-Mann abermals schneidend über den Mund. „Es reicht wirklich, Thorfin. Ich bin nicht bereit, bei deinem Affentheater länger mitzuspielen. Olig hat ganz recht. Du benimmst dich wie ein Kindskopf. Wenn du nur ein bißchen nachdenkst, wirst du von selber vernünftig.“
Der Wikinger erbleichte. Seine Augen öffneten sich weit, er starrte seinen Stellvertreter an, als hätte er ein Fabelwesen vor sich.
„Ist das dein Ernst?“ fragte er ungewohnt leise.
„Allerdings“, entgegnete der Boston-Mann mit eiserner Schärfe. „Und auch dies sage ich dir in vollem Ernst: Ich denke nicht daran, deinetwegen die ganze Bordroutine durcheinanderbringen zu lassen. Kein anderer Kranker hätte einen solchen Verschleiß an Aufpassern wie du. Ich kann nicht ständig mehrere Männer abstellen, damit sie dich bewachen. Ich habe die Nase voll davon, Mister Njal. Tu von mir aus, was du willst. Olig kriegt jetzt seine wohlverdiente Ruhe.“
Der Wikinger sperrte den Mund auf.
„Wie, zum Teufel, meinst du das?“
„So, wie ich es sage. Hüpf von mir aus aus der Koje. Vielleicht kapierst du dann, was es heißt, einen gebrochenen Knöchel zu haben. Anders scheint es in deinen Schädel ja nicht hineinzugehen. Aber glaube nicht, daß sich einer von uns um dich kümmert, wenn du jammernd am Boden liegst.“
Thorfin blinzelte abermals.
„Du meinst, ich soll …“ Er sprach nicht zu Ende.
Der Boston-Mann nickte.
„Wenn du so scharf drauf bist, mit einem Knochenbruch spazierenzugehen – bitte! Mit den Folgen mußt du dann selber fertig werden.“
„Du meinst, der verdammte Flunken ist tatsächlich gebrochen? Nicht nur verknackt?“
„Hältst du den Medizinmann etwa für einen Dummkopf? Diese Leute können es mit unseren Feldscheren allemal aufnehmen. Glaubst du vielleicht, er hätte dir den Fuß nur so aus Spaß geschient?“
Der Wikinger seufzte tief. Von einer Minute zur anderen war er so sanftmütig geworden wie selten zuvor.
„Himmeldonnerwetter“, murmelte er, „dann muß es ja wohl stimmen. Oh, verflucht, das heißt ja ich liege wer weiß wie lange flach. Und dann noch dieser elende Brummschädel. Weiß der Teufel, was der Medizinaffe alles in sein Süppchen gekippt hat.“
Olig wandte sich ab und grinste sich eins.
„Es bleibt dir nicht erspart“, sagte der Boston-Mann mit unbewegter Miene. „Wenn du wieder wie ein normaler Mensch herumlaufen willst, mußt du erst mal stramm liegen. Daran führt kein Weg vorbei.“
Aus einem plötzlichen Gedanken heraus hob Thorfin den Kopf.
„Und der Mistkerl, dem ich das alles zu verdanken habe?“ knurrte er. „Sag bloß, dieser Tölpel spaziert immer noch ungestraft an Deck herum! Bring ihn her, diesen Blindfisch von einem Stör. Erst kriegt er ein paar passende Worte zu hören, und dann wird er kielgeholt.“
„Geht leider nicht“, erwiderte der Boston-Mann rundheraus. „Er ist verschwunden. Spurlos. Keiner aus der Crew weiß, wo er steckt.“
„Waas?“ Thorfin brachte sekundenlang kein weiteres Wort hervor. Dann lief er purpurrot an und brüllte von neuem los. „Wie, zum Teufel, kann so was passieren? Auf meinem Schiff verschwindet keiner, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen! Ich will, daß ihr sofort Suchtrupps losschickt. Die gesamte Insel wird abgesucht. Wenn dieser Schnarchhahn nicht in spätestens zwei Stunden vor mir steht und schlottert, sollt ihr mich alle kennenlernen.“
„Wir tun unser Bestes“, sagte der Boston-Mann ungerührt. „Sonst noch Anordnungen?“
„Natürlich. Ich will endlich meinen Stammhalter und sein Schwesterchen sehen. Wenn ich schon nicht selber hinstiefeln kann, dann müßt ihr mich eben tragen.“
„Das ist mit der behelfsmäßigen Trage nicht möglich. Wir müssen erst eine bauen, die sich abfieren läßt und auch für den Transport an Land geeignet ist.“
„Auf was wartest