Seewölfe Paket 20. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 20
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397792



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Geduld“, sagte Mary geheimnisvoll. „Ich denke, wir werden es sehr bald wissen.“ Ohne eine weitere Erklärung wandte sie sich ab und verschwand wieder in dem Felsenraum, der für die Männerwelt versperrt war.

      Dann, eine halbe Stunde später, war es mit der Spannung endgültig vorbei.

      Nach dem rothaarigen Baby weiblichen Geschlechts wurde Gotlinde von einem ebenso rothaarigen Baby männlichen Geschlechts entbunden. Vor der Kaverne hatte sich nach dem ersten freudigen Ereignis bereits eine stattliche Zahl von neugierigem Mannsvolk versammelt. Allesamt starrten sie stumm und entgeistert zum Eingang der Felsenbehausung, als Mary O’Flynn mit dem rotschopfigen Pärchen erschien.

      Old O’Flynn schüttelte die Überraschung als erster ab.

      „Zwillinge!“ brüllte er begeistert. „Ja, ist es denn zu fassen? Unser Wikinger hat Zwillinge gekriegt!“

      Seine Worte waren wie ein Signal für die anderen. Schlagartig brach begeistertes Gejohle aus. Die Männer hieben sich gegenseitig auf die Schultern, und in ihrem lautstarken Freudenausbruch merkten sie nicht einmal, daß der Wikingernachwuchs vor Schreck dag Krähen einstellte.

      Siri-Tong, Gunnhild, Arkana und Araua hatten sich zu Mary O’Flynn gesellt und beobachteten den Trubel vor der Felsenkaverne. Die Frauen sahen erschöpft aus. Sie lächelten nur nachsichtig über die Kerle, die samt und sonders verrückt spielten, als wären sie selbst zu Vaterwürden gelangt.

      Mary O’Flynn, geborene Snugglemouse, verzichtete sogar auf eine Zurechtweisung Old Donegals. So blieb sein Ausruf unwidersprochen, daß der Wikinger Zwillinge gekriegt habe. Bei passender Gelegenheit jedoch, so beschloß Mary, würde sie ihm verklaren, daß es immer noch die Frauen waren, die die Kinder kriegten. Wahrscheinlich hatte er das in seiner Begeisterung völlig vergessen.

      „Dafür lege ich ein Faß auf!“ rief Old Donegal kurz entschlossen. Wohlweislich fügte er hinzu, daß das Begießen des Wikingernachwuchses an der Innenbucht und nicht etwa in der „Rutsche“ stattzufinden habe, weil eine übermäßige Lärmbelästigung des besagten Nachwuchses zu vermeiden sei.

      Seine gestelzten Worte fanden das Wohlwollen von Miß Snugglemouse, und so gab es wegen Old Donegals Spendierfreudigkeit keinen Widerspruch. Während er mit Jack Finnegan und Paddy Rogers zum Faßtransport loszog, bewegte sich die gesamte übrige Meute in Richtung Innenbucht, um die freudige Nachricht auch auf den vor Anker liegenden Schiffen zu verbreiten. In Minutenschnelle machte die Neuigkeit die Runde.

      Eine halbe Stunde nach der Geburt des Pärchens gab es auf der Schlangen-Insel niemanden mehr, der nicht den Grund der ausgelassenen Stimmung gekannt hätte. Sämtliche Schiffsbesatzungen hatten sich am Strand versammelt, wo inzwischen das Bier aus dem Zapfhahn rauschte. Old Donegal selbst hielt sich mit dem Gerstensaftgenuß zurück, da er mittlerweile einen Entschluß gefaßt hatte. Im allgemeinen Trubel stelzte er auf Ben Brighton zu und nahm ihn beiseite.

      Bedauert wurde, daß die Männer, die auf der „Pommern“ unterwegs waren, an dem nachmittäglichen Freudenfest nicht teilhaben konnten. Der Seewolf hatte die Schlangen-Insel mit Teilen der Crews der „Isabella“ und der „Wappen von Kolberg“ verlassen, um gegen die Black Queen vorzugehen. Bei der „Pommern“ handelte es sich um die ehemalige spanische Perlengaleone „Santa Clara“, die allerdings so gründlich umgerüstet worden war, daß kein Spanier sie jemals wiedererkennen würde.

      „Ben“, sagte Old Donegal, „ich meine, wir dürfen den Wikinger nicht im Ungewissen lassen. Er hat ein Recht darauf, so schnell wie möglich benachrichtigt zu werden.“

      „Ich verstehe“, erwiderte der Erste Offizier der „Isabella“ lächelnd. „Und du willst derjenige sein, der die Nachricht überbringt.“

      „Keine Frage! Meine ‚Empress‘ ist nun mal die schnellste von allen.“

      Nach kurzem Überlegen war Ben Brighton einverstanden. Er nickte bedächtig, wie es seine Art war.

      „Also gut“, sagte er, „ich werde dir Batuti und Bob Grey mitgeben.“

      „Danke“, entgegnete Old O’Flynn strahlend. „Und welchen Kurs empfiehlst du?“

      Ben Brighton überschlug es kurz. Für den Patrouillendienst war ein Kreistörn links herum um die Caicos- und die Turk-Inseln vereinbart worden. Nach der Auslaufzeit des Patrouillenschiffes, nach Windrichtung und Windstärke konnte man daher in unvorhergesehenen Fällen leicht berechnen, wo sich das betreffende Schiff ungefähr befinden mußte.

      „Am besten steuerst du Coral Island an“, sagte Ben. „Dort müßte der Schwarze Segler etwa am Spätnachmittag stehen.“

      Old Donegal verlor keine Zeit. Gemeinsam mit den beiden Männern von der „Isabella“ und Martin Correa, seinem Steuermann, begab er sich an Bord der kleinen dreimastigen Karavelle.

      Der Mahlstrom stand günstig, und so konnte die „Empress“ eine knappe Stunde später die Innenbucht der Schlangen-Insel verlassen und bei Wind aus Norden Kurs auf Coral Island nehmen.

       2.

      Von Stolz erfüllt harrte Old Donegal Daniel O’Flynn den ganzen Nachmittag auf dem Achterdeck der „Empress“ aus.

      Er besaß nun alles, was ein Mann sich nur wünschen konnte. In Freiheit lebte er mit seinen Freunden auf der Schlangen-Insel. Er hatte seine lange geplante Schenke eröffnet, und er verfügte über sein eigenes Schiff. Nicht zuletzt war da Mary, geborene Snugglemouse, die mit beiden Beinen fest auf der Erde stand. Ein besseres Weib gab es nach Old Donegals Maßstäben nicht.

      Auch Martin Correa, Steuermann und Bootsmann der „Empress“ in einer Person, zählte zu den positiven Errungenschaften, die der alte O’Flynn an diesem Nachmittag des 25. April in seiner gedanklichen Bestandsaufnahme zusammenreihte.

      Correa leistete die harte Arbeit an der Pinne der „Empress“ ohne die geringsten Anzeichen von Erschöpfung. Er war ein kräftig gebauter Mann, seine grauen Augen und das kantige Gesicht spiegelten Zähigkeit und Tapferkeit. Als ehemals zweiter Steuermann der spanischen Galeone „San Nicolas“ hatte er bereits zweimal die Karibik bereist, und seine Fähigkeiten als Seemann und hervorragender Navigator hatte er unter dem Kommando des alten O’Flynn bereits hinreichend unter Beweis gestellt.

      Batuti, der herkulisch gebaute Gambianeger, und Bob Grey, der drahtige blonde Engländer, hatten mit der Decksarbeit auf der „Empress“ keine Schwierigkeiten. Das Lateinerrigg der dreimastigen kleinen Karavelle war von Hesekiel Ramsgate so ausgelegt worden, daß eine geringe Mannschaftsstärke ausreichte.

      Auf nordöstlichem Kurs lag das vierzig Fuß lange schlanke Schiff hart am Wind und bewies seine hervorragenden Segeleigenschaften. Für Zubringer- und Nachrichtendienste, so stellte Old O’Flynn abermals fest, was seine „Empress“ eben unübertroffen. Keine der großen Galeonen des Bundes der Korsaren hätte die dreißig Seemeilen von der Schlangen-Insel bis zur nordöstlich gelegenen Korallen-Insel in weniger als fünf Stunden bewältigt. Selbst mit der „Isabella“ wäre ein zeitraubendes Aufkreuzen notwendig gewesen.

      Der Abwärtsweg der Sonne näherte sich bereits ihrem Ende, als die Umrisse von Coral Island über der nordöstlichen Kimm auftauchten. Mit hoch schäumender Bugwelle rauschte die „Empress“ auf ihr Ziel zu, und sehr bald zeichneten sich die Einzelheiten immer deutlicher ab. Da war der Gischtkranz zu sehen, der von den mächtigen Korallenbänken verursacht wurde, welche die Insel als schützender Ring umgaben. Und da war die üppige tropische Vegetation, die das Eiland als leuchtend grünes Kleinod in der Weite der Karibischen See erscheinen ließ.

      „Ein herrliches Stück Erde“, sagte Martin Correa, dem der Anblick von Coral Island weniger geläufig war als den übrigen Männern aus dem Bund der Korsaren. „Nichts gegen die Schlangen-Insel, aber die Timucuas dürften hier wie im Paradies leben.“ Er kannte die Geschichte des Indianerstammes aus Florida, der mit Hilfe des Seewolfs seine zweite Heimat auf Coral Island gefunden hatte.

      Old Donegal wandte sich um und legte sein verwittertes Gesicht