Seewölfe - Piraten der Weltmeere 156. Davis J.Harbord

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 156
Автор произведения Davis J.Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954394807



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du kohlst, Mister Profos, Sir!“

      „Wollt ihr wohl das Deck schrubben, ihr Flautenflöter!“ grollte der Profos.

      „Aye, aye, Sir“, sagten die beiden unisono. Hasard junior schnupperte zur Kombüse hin und fügte hinzu: „Riecht gut heute.“

      Philip grinste nur, und fast hätte Hasard junior wieder geflötet.

      Denn auf Hasard juniors Stichwort hin, daß es gut rieche, setzte sich der Profos in Marsch, wie er es vor dem Backen und Banken mittags immer tat, um in der Kombüse in die Töpfe zu gucken und zu überprüfen, was der Kutscher, Koch und Feldscher an Bord der „Isabella“, dieses Mal „zusammengemanscht“ habe.

      Vater Hasard wußte, daß dem Kutscher diese Topfguckereien Ed Carberrys ganz gewaltig stanken, aber der Profos war nun einmal das Mädchen für alles, also hatte er auch das Recht, die Mahlzeiten zu begutachten.

      Carberry riß das Kombüsenschott auf, trat ein und knallte es hinter sich wieder zu. Und drinnen ging das Palaver los.

      Hasard junior und Philip junior blickten sich kurz an, nickten sich zu – und wurden aktiv.

      In Höhe der Kombüse stieg Hasard junior aufs Schanzkleid, schwenkte seine Pütz außenbords, unten klatschte es, es gab einen kurzen Ruck in der Pützleine, und schon holte Hasard junior Hand über Hand die Pütz hoch – gefüllt mit Seewasser.

      Indessen schrubbte Philip junior das Deck vor der Kombüse und nahm einen schnellen Rundblick, als sein Bruder die Pütz hochgehievt hatte. Ja, alle Männer waren beschäftigt. Vater Hasard übersah er, denn der stand hinter dem Besanmast und war verdeckt. Aber Vater Hasard sah alles und stellte fest, daß seine beiden Knaben ihren Plan sauber abgestimmt hatten.

      Das war’s also.

      Denn plötzlich stand die Pütz mit dem Seewasser direkt über dem Kombüsenschott, und zwar hart auf der Kante des Kombüsendachs. Die Pütz, ein Holzeimer, hatte wie üblich einen nach innen versetzten Boden, der etwa drei Fingerbreiten höher lag als der untere Stellrand der Pütz.

      Philip junior lehnte seinen Schrubber gegen das Kombüsenschott, und zwar so, daß der Stiel mit seinem oberen Ende direkt den Pützboden berührte. Immerhin hatte er in dieser Stellung eine Art Widerlager von drei Fingerbreiten, die von der unteren Pützumrandung gebildet wurden.

      Vater Hasard ließ den Dingen ihren Lauf.

      Inzwischen schrubbten seine beiden Knaben voller Hingebung mit Handbürsten das Deck in Höhe des Großmastes auf der Backbordseite. Aber so voller Hingebung waren sie gar nicht, weil sie viel zu lange auf ein und derselben Stelle herumschrubbten, als gelte es, dort die Decksplanken durchzuscheuern. Außerdem linsten sie zum Kombüsenschott, statt auf ihre Schrubbarbeit zu schauen.

      Allerdings hatten die beiden Knaben noch einen Beobachter gehabt – Arwenack, den Bordschimpansen. Denn der sauste plötzlich vom Großmars hinüber zum Fockmars, an den Luvwanten nach unten und turnte aufs Kombüsenschott. Dort hockte er sich vor die Pütz und begutachtete sie.

      „Hau ab, du Affenarsch!“ fauchte Hasard junior empört und drohte mit der Handbürste.

      Zu allem Überfluß erschien auch noch das zweite Bordtier der „Isabella“ – Sir John, der Aracanga-Papagei. Er segelte von der Fockrah nach unten und landete auf dem Rand der Pütz. Von dort aus beschimpfte er Arwenack auf übelste Weise und unter Zuhilfenahme der Carberryschen Kraftausdrücke.

      „Jawohl!“ zischte Hasard junior. „Gib’s dem Idioten, Sir John! Scheuch ihn weg! Zwick ihn in den Hintern, verdammt noch mal!“

      Arwenack keckerte, langte mit der Rechten in die Pütz und bespritzte Sir John.

      Der wurde geradezu rasend. Dabei hatte er eine Stimme wie ein keifendes Marktweib, das sich gegen den Vorwurf verteidigte, faules Gemüse verkauft zu haben.

      Somit wurde aller Aufmerksamkeit auf die Kombüse gelenkt. Da war keiner, der nicht mit einem Blick sah, was dort in Szene gesetzt worden war.

      Um so sonderbarer erschien das Gebaren der beiden Knaben. Die waren mit einem Eifer beim Deckschrubben, als sei für die sauberste Planke ein Preis ausgesetzt worden, den es zu erringen galt.

      „Ruhe!“ brüllte Carberrys Stimme aus der Kombüse.

      Sekunden später schoß er aus dem Kombüsenschott.

      Die Pütz-Schrubber-Konstruktion, von zwei Knaben ersonnen, war von vorzüglicher Qualität. Hasard vermutete, daß seine beiden Sprößlinge eifrig geprobt hatten, um den richtigen Effekt zu erzielen.

      Jedenfalls prallte das Schott gegen den schräg angelehnten Schrubberstiel, dessen Ende unter der Pützenumrandung wirkte zugleich wie ein Hebel, lüftete die Pütz an, und damit war sie auch schon am Kippen.

      Seewasser ergoß sich über Carberrys Haupt, einen Atemzug später folgte die Pütz selbst, und das war das Genialste an der ganzen Konstruktion – Carberrys massiger Schädel verschwand unter der Pütz.

      Er sah aus wie ein holzbehelmter Ritter mit geschlossenem Visier. Der aufgeschreckte Sir John kurvte zeternd um den Topfhelm, landete obenauf und hämmerte seinen scharfen Schnabel auf den Unterboden, als gäb’s dort fette Maden aus dem Holz zu picken.

      „Hö-hö!“ lachte Smoky, der Decksälteste der „Isabella“. „Hö-hö-hö! Ritter Ed und sein Wappenvogel!“

      Gelächter dröhnte über die Decks der „Isabella“.

      „Eds neuer Hut!“ schrie Al Conroy, der Stückmeister.

      Sam Roscill brachte sogar einen Reim zustande und schrie: „Jedem Köpfchen – sein Töpfchen!“

      Langsam nahm Carberry die Pütz vom Kopf und verscheuchte Sir John. Sein Haar war klitschnaß, Wasser tropfte von seinem Kinn. Ebenso langsam drehte er sich um und betrachtete den an Deck liegenden Schrubber.

      Dann war er gar nicht mehr langsam. Er wirbelte herum und hatte plötzlich die beiden Knaben am Schlafittchen, den einen links, den anderen rechts. Den linken, es war Hasard junior, hängte er der Einfachheit halber an eine Belegklampe am Großmast, um die Hand frei zu haben.

      Und darum erhielt Philip junior zuerst seine Dresche. Dann war Hasard junior an der Reihe. Beide Knaben litten stumm und ohne zu mucksen. Vater Hasard blickte angelegentlich durch den Kieker nach Backbord, wo es nichts weiter zu sehen gab als zwei Möwen, die sich dicht über dem Wasser um einen Fisch balgten.

      „Heute gibt’s Mehlklöße mit süßen Backpflaumen“, verkündete Edwin Carberry ganz allgemein, nachdem die beiden Knaben ihre Senge bezogen hatten. „Wer die Kerne an Deck spuckt, den wringe ich eigenhändig aus und hänge ihn zum Trocknen an die Fockrah. Laß die Backschafter für die Freiwache Essen fassen, Smoky!“

      „Aye, aye“, sagte Smoky.

      Carberry legte die Hände auf den Rücken, wippte auf den Fußballen und fixierte die beiden Sünder.

      „Den alten Profos ärgern, was, wie?“ sagte er grimmig. „Streiche aushecken und Wasserfallen bauen, das schmeckt mir. Und wie mir das schmeckt. Na, wir werden sehen.“ Er hob den massigen Schädel und brüllte: „Kutscher!“

      Der erschien im Kombüsenschott, einen Kochlöffel in der Hand.

      Der Profos sagte: „Was essen diese beiden Knaben am liebsten?“

      „Mehlklöße mit süßen Backpflaumen“, erwiderte der Kutscher prompt. „Aber in der Mischung mehr süße Backpflaumen als Mehlklöße. Jungen in dem Alter mögen es mehr süß, verstehst du?“ Der Kutscher runzelte die Stirn. „Warum fragst du?“

      „Diese beiden Knaben“, sagte der Profos und deutete mit dem Zeigefinger erst auf Hasard junior und dann auf Philip junior, „verzichten heute mittag auf Mehlklöße mit süßen Backpflaumen und wollen dafür lieber das Kuhldeck schrubben, klar?“

      „Aber …“

      „Ich sagte, daß sie verzichten“, knurrte der Profos,