Название | Briefe über den Yoga |
---|---|
Автор произведения | Sri Aurobindo |
Жанр | Эзотерика |
Серия | |
Издательство | Эзотерика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783963870583 |
* * *
1 Ich sage, dass die Vorstellung des Supramentals bereits in alten Zeiten bestand. In Indien und anderswo wurde der Versuch gemacht, es zu erreichen, indem man sich zu ihm erhebt; was aber nicht erreicht wurde, war die Methode, es mit dem Leben zu integrieren und für die Umwandlung der gesamten Natur, selbst der physischen Natur herabzubringen.
2 Sri Aurobindo bezieht sich hier auf Lord Asquith, der 1908-1916 als Premierminister die Liberale Partei Englands vertrat.
3 Sri Aurobindo bezieht sich hier auf den Traum eines Sadhaks, in dem dieser ein Ferngespräch mit einem Freund führte. Die Stelle in dessen Brief lautet: „Im äußeren Leben, glaube ich, ist ein Telefongespräch weit weniger befriedigend als der Austausch von Briefen. Ist es nicht sehr symbolisch, dass Telefon und Kino auftauchen, gerade zu einer Zeit, in der die menschliche Verhaltensweise und menschliche Kontakte versagen? Durch Falschheit, Gefühllosigkeit und egozentrische Gleichgültigkeit wird jeder Mensch für einen anderen mehr und mehr zu einem bedeutungslosen Schatten und einer trügerischen Stimme.“
4 One unmoving that is swifter than Mind. That the Gods reach not, for It progresses ever in front. That, standing passes beyond others as they run.“ Isha-Upanishad, Verse 4. Sri Aurobindo‘s translation.
5 Die Götter befinden sich zudem innerhalb von Raum und Zeit und sind diesen unterworfen, sie sind Bestandteil der Bewegung in Raum und Zeit und diesen nicht übergeordnet.
6 Sri Aurobindo gebraucht hier das deutsche Wort.
7 Agni – vedische Gottheit des Feuers.
8 „Matter itself, you will one day realize, is not material, it is not substance but form of consciousness, guna, the result of quality of being perceived by sense-knowledge“. („Materie als solche ist, wie du eines Tages erkennen wirst, nicht stofflich, sie ist keine Substanz, sondern eine Form des Bewusstseins, guna, das Ergebnis der Qualität des Seins, das durch das Sinnen-Wissen wahrgenommen wird.“)
9 „Wie kann sich das Göttliche, welches das all-durchdringende, all-enthaltende Unendliche ist, in dem kleinen Raum des menschlichen Körpers inkarnieren?“
5. Kapitel
Die Ebenen und Teile des Wesens
I. Bewusstsein
Die Menschen wissen nichts von sich und haben nicht gelernt, die verschiedenen Teile ihres Wesens zu unterscheiden; diese werden von ihnen meist unter dem Begriff ihres Mentals zusammengefasst und in einen Topf geworfen, da sie diese mit Hilfe eines mentalen Wahrnehmens und Verstehens erkennen oder fühlen; aus diesem Grunde begreifen sie ihre eigene Verfassung und ihre eigenen Taten nicht oder aber – wenn überhaupt – nur oberflächlich. Es gehört zur Grundlage dieses Yoga, sich der großen Kompliziertheit unserer Natur bewusst zu werden, die verschiedenen Kräfte, die sie bewegen, zu erkennen und über sie die Kontrolle eines lenkenden Wissens zu erlangen. Wir bestehen aus vielen Teilen – unserem Denken und Willen, unserer Wahrnehmung, unserem Gefühl und Handeln –, doch wir erkennen weder die Herkunft noch den Weg, den diese Impulse in uns einschlagen, und gewahren lediglich ihre verworrenen und durcheinandergewürfelten Folgen an der Oberfläche, denen wir bestenfalls eine unsichere und wechselhafte Ordnung auferlegen können.
Eine Hilfe sind uns allein jene Teile des Wesens, die bereits dem Lichte zugewandt sind. Dieses Licht des Göttlichen Bewusstseins von darüber zu rufen, das seelische Wesen hervortreten zu lassen und eine Flamme des Strebens zu entfachen, die das nach außen gewandte Mental spirituell erweckt und das vitale Wesen entzündet, das ist der Ausweg.
*
Jeder Teil des Wesens hat seine eigene Natur oder sogar verschiedene Naturen, die alle in dem einen Teil enthalten sind.
*
Meiner Erfahrung nach ist Bewusstsein kein Phänomen, das von den Reaktionen der Person auf die Kräfte der Natur abhängt und auf nichts anderes als ein Erkennen oder Deuten dieser Reaktionen hinausläuft. Wäre dies so, dann würde, sobald die Person still und reglos wird und keine Reaktionen mehr zeigt, so dass keine erkennende oder auswertende Tätigkeit zustande kommt, kein Bewusstsein vorhanden sein. Dies jedoch widerspricht einigen grundlegenden Erfahrungen des Yoga, zum Beispiel einem schweigenden, reglosen Bewusstsein, unendlich ausgebreitet, auf die Person nicht angewiesen, statt dessen unpersönlich und universal, Kontakte weder erkennend noch interpretierend, jedoch reglos sich selbst gewahrend, von Reaktionen nicht abhängig, sondern in sich verharrend, auch wenn keine Reaktionen stattfinden. Die subjektive Person als solche ist lediglich eine Gestaltung des Bewusstseins, das eine Macht ist, die dem Wesen, dem Selbst oder Purusha innewohnt und nicht der Tätigkeit der vorübergehend manifestierten Persönlichkeit. Bewusstsein ist eine dem Dasein innewohnende Realität. Es ist vorhanden, auch wenn es nicht an der Oberfläche tätig, sondern still und reglos ist; es ist sogar vorhanden, wenn es an der Oberfläche unsichtbar ist und nicht auf äußere Dinge reagiert, sie nicht wahrnimmt, sondern zurückgezogen und innerlich tätig oder untätig ist; es ist selbst dann vorhanden, wenn es uns gänzlich abwesend zu sein scheint und das Wesen unserem Auge unbewusst und unbelebt vorkommt.
Bewusstsein ist nicht nur eine Macht der Wahrnehmung des Selbstes und der Dinge, es ist oder besitzt ebenfalls eine dynamische und schöpferische Energie. Es kann seine eigenen Reaktionen bestimmen oder sich der Reaktionen enthalten; es vermag nicht nur auf Kräfte zu reagieren, sondern kann aus sich Kräfte erschaffen oder hervorbringen. Bewusstsein ist Chit, doch ebenfalls Chit Shakti.
Bewusstsein wird meist mit dem Mental identifiziert, doch das mentale Bewusstsein ist nur der menschliche Bereich, der genausowenig alle möglichen Bewusstseinsbereiche erfasst, wie menschliches Sehen alle Farbabstufungen oder menschliches Hören alle Tonabstufungen erfasst – denn es gibt vieles darunter und darüber, das für den Menschen unsichtbar und unhörbar ist. Ebenso gibt es Bewusstseinsbereiche über und unter der menschlichen Ebene, mit denen der durchschnittliche Mensch keinen Kontakt hat und die ihm daher unbewusst erscheinen – supramentale, obermentale und submentale Bereiche.
Wenn Yajnavalkya sagt, dass es kein Bewusstsein im Brahman-Zustand gäbe, spricht er von einem Bewusstsein, wie das menschliche Wesen es kennt. Der Brahman-Zustand ist der eines höchsten Daseins, das sich im höchsten Grade seiner selbst bewusst ist, svayamprakasa – es ist der Sachchidananda-Zustand, Dasein-Bewusstsein-Seligkeit. Selbst wenn man davon als „jenseits von Dem“ spricht, paratparam, bedeutet dies nicht, dass es ein Zustand des Nicht-Seins oder Nicht-Bewusstseins ist, sondern dass er sich vielmehr jenseits der höchsten spirituellen Sphäre des kosmischen Daseins und Bewusstseins befindet (jenem „Ursprung darüber“ in dem erleuchteten Paradoxon des Rigveda). Aus der Beschreibung des chinesischen Tao und des buddhistischen sunya geht hervor, dass jenes ein Nichts ist, in dem alles ist – genauso ist es mit der Verneinung des Bewusstseins dort. Überbewusst oder unterbewusst sind nur relative Ausdrücke; wenn wir uns in das Überbewusste erheben, sehen wir, dass es ein größeres Bewusstsein ist als unser bislang höchstes und uns daher in