Название | Jungsteinzeit |
---|---|
Автор произведения | Silviane Scharl |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170367425 |
Konsequenzen des Domestikationsprozesses
Rückblickend geht mit den Anfängen der Nahrungsmittelproduktion und insbesondere mit dem Beginn des Getreideanbaus eine markante Veränderung in unserer Ernährung einher. Nun dominieren Getreide und Hülsenfrüchte den Speiseplan der frühen Bauern (zu Ernährung und Gesundheitszustand
Abb. 2.3: Rundbau mit T-förmigen Stützpfeilern am Göbekli Tepe/Anatolien.
Vom Umgang mit den Toten
Bestattungen sind Spiegel ritueller Praxis, werden in der Archäologie jedoch häufig auch als Indikator für soziale Strukturen in prähistorischen Gesellschaften gewertet. Markante Unterschiede in der Menge oder Qualität von Beigaben zwischen Bestattungen werden z. B. nicht selten als Hinweis auf soziale Unterschiede oder gar hierarchische Gesellschaftsstrukturen interpretiert. Dabei wird diese Interpretation durchaus kritisch gesehen u. a. mit dem Verweis, dass die Totenausstattung durch die noch lebenden Mitglieder einer Gemeinschaft erfolgt und daher auch mit anderen Bedeutungen aufgeladen sein kann. Denkbar ist u. a., dass weniger die soziale Stellung der toten Person zu deren Lebzeiten repräsentiert sein sollte als vielmehr die soziale Stellung der Bestattenden, um nur ein Beispiel zu nennen.
Für die von uns betrachtete Region und Zeit gilt generell, dass die Bestattungsrituale, soweit sie Spuren im archäologischen Fundmaterial hinterlassen haben, im Lauf der Zeit komplexer werden. So sind für das Natufien Einzel- und Mehrfachbestattungen (mehrere Tote wurden gleichzeitig bestattet) in Rücken- oder Hockerlage (die bestattete Person liegt auf einer Körperseite mit angezogenen Beinen) in aufgelassenen Häusern oder eigens angelegten Grabgruben typisch. Einzelne Befunde mit mehreren Bestattungen werden auch als Kollektivgräber (mehrere Tote wurden mit gewissem zeitlichem Abstand nacheinander bestattet) interpretiert (z. B. Azraq 18/Jordanien)13. In den Siedlungen finden sich zudem immer wieder menschliche Skelette oder Teile davon, die scheinbar mit anderen Abfällen entsorgt worden sind. Auch wenn einzelne Knochen als Reste von älteren Bestattungen interpretiert werden können, die durch die Anlage von Gruben zerstört wurden, wird für vollständige Skelette durchaus überlegt, ob diese Toten absichtlich in dieser Form »bestattet« wurden. Sollte dies zutreffen, wäre zu diskutieren, ob sich hier erste soziale Differenzen widerspiegeln14.
Generell kann festgehalten werden, dass die Gesamtzahl der archäologisch dokumentierten Bestattungen so gering ist, dass es bislang nicht möglich ist, zeittypische Bestattungspraktiken zu beschreiben. Neben den bereits genannten Bestattungsformen kann schon ab dem Natufien die sekundäre Entnahme von Schädeln beobachtet werden (z. B. Hayonim Cave, Nahal Oren, Ain Mallaha in Israel), allerdings nur vereinzelt. Hierbei wird der Schädel nach der Bestattung und wohl auch nach der Verwesung entnommen. Diese Praxis gewinnt im Lauf des PPN, vor allem im PPN B, immer mehr an Bedeutung, ebenso wie die Praxis, die Schädel mit Gips oder einem Kalkgemisch zu überziehen und zu modellieren. Hierfür wurden die entnommenen Schädel entfleischt, geglättet und schließlich plastisch übermodelliert. Man nimmt an, dass sie möglicherweise auch zur Schau gestellt wurden (
Abb. 2.4: Menschenschädel vom Fundort Jericho, der mit Gips übermodelliert wurde. Im Bereich der Augenhöhlen wurden Muscheln eingesetzt.
Abb. 2.5: Menschengestaltige Statuen, hergestellt aus einem Gemisch aus gebranntem Kalk und Lehm vom Fundort Ain Ghazal/Jordanien.
Eine damit verbundene Herausbildung einer hierarchisch gegliederten Gesellschaftsstruktur ist hingegen umstritten. Während von der einen Seite die Bedeutung der »Megasites« als überörtliche Zentren des Handels und Handwerks und als Wohnort einer politischen und religiösen Elite betont wird, weist die andere Seite darauf hin, dass eindeutige Hinweise auf eine soziale Differenzierung, wie z. B. deutliche Beigabenunterschiede zwischen den Bestattungen, im archäologischen Quellenmaterial fehlen16. Möglicherweise hätten wir heute eine klarere Antwort auf diese Fragen, wenn die Besiedlung der meisten Megasites am Ende des PPN B nicht abrupt geendet hätte (nur einige wenige Siedlungen bestehen in stark verringerter Größe fort), sondern bruchlos weiterbestanden hätte. So bleibt nur festzuhalten, dass die vorangehend beschriebenen Prozesse insbesondere im Bereich der südlichen Levante ihr Ende fanden. Lediglich in Südostanatolien bestanden einzelne Siedlungen weiter (z. B. Çayönü). Als mögliche Ursachen für diesen »Kollaps« werden soziale Probleme bzw. Unruhen, aber auch Klimaveränderung und Umweltzerstörung diskutiert17. Im archäologischen