Название | Jungsteinzeit |
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Автор произведения | Silviane Scharl |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170367425 |
Praktische Hinweise
Die Jungsteinzeit beginnt und endet mehrere Jahrtausende vor Christi Geburt. Eine der ersten Aufgaben der frühen archäologischen Forschung war es, eine zeitliche Ordnung in das Fundmaterial zu bringen. Damals war es jedoch noch nicht möglich, die Funde direkt zu datieren und eine absolute Altersangabe zu erhalten. Diese gelang nur, wenn aufgrund schriftlicher Überlieferungen, wie sie z. B. aus dem östlichen Mittelmeerraum schon recht früh vorliegen, eine absolute zeitliche Einordnung möglich war und Gegenstände aus Regionen ohne Schriftzeugnisse mit solchen aus den schriftführenden Kulturen parallelisiert werden konnten. Daher wurden Funde, gerade wenn es um steinzeitliche Kontexte ging, in der Regel »relativ« datiert, d. h. man gab an, ob ein Fund älter oder jünger als ein anderer war bzw. erarbeitete zeitliche Abfolgen von Funden und »Kulturen«. Dies gelingt z. B. mithilfe der Stratigraphischen Methode. Erst viel später war es möglich, z. B. aus Holzkohlefunden oder Knochen, absolute Daten zu generieren. In der Regel werden absolute Daten, die mithilfe der Radiocarbondatierung oder mithilfe der dendrochronologischen Datierungsmethode gewonnen werden, in Kalenderjahren v. Chr. (englisch: before Christ, abgekürzt BC) oder n. Chr. (englisch: in the year of the Lord/anno Domini, abgekürzt AD) angegeben. Bei den verwendeten 14C-Daten handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um kalibrierte Daten. In der Literatur finden sich jedoch auch immer wieder Angaben mit dem Kürzel »B. P.« (before present). Diese geben das Alter vor heute an. Da die Zeit voranschreitet, hat man sich auf die Konvention geeinigt, dass sich »B. P.« auf das Jahr 1950 bezieht, um einen festen chronologischen Bezugspunkt zu haben.
Gleichzeitig sortieren Archäologen Fundverteilungen auch räumlich. Wenn in einer Region zu einer bestimmten Zeit ein sehr charakteristischer Fundtyp z. B. Keramikgefäße mit einer typischen Verzierungsart vorherrschte und sich dessen Verbreitung klar gegen die Verbreitung eines anderen Gefäßtyps abgrenzen lässt, interpretieren Archäologen dies traditionell als Indiz für Kommunikationsräume und -grenzen. D. h. diese räumlichen Einheiten materieller Kultur werden als Spiegel geteilter Normen und Werte gesehen, die in einem Raum für eine bestimmte Zeit vorherrschten. Daher spricht man auch von »Traditionsräumen« – eine Gruppe von Menschen einigt sich darauf, ihre Gefäße auf eine bestimmte Art und Weise zu verzieren, und gibt dies auch an die nächste Generation weiter. Ausprägungen materieller Kultur, die hierfür verwendet werden, sind naturgemäß solche, die einem steten stilistischen Wandel unterlagen, in der Jungsteinzeitforschung z. B. Keramikgefäße, in der Bronzezeitforschung z. B. Bronzenadeln (Gewandnadeln). Die auf dieser Basis definierten, distinkten – also klar abgegrenzten – räumlich-zeitlichen Einheiten liefern ein grobes Gerüst, das es Archäologen erlaubt, Aussagen über Entwicklungsprozesse oder Kontakt und Kommunikation (z. B. in Form von Tauschnetzwerken oder Wissenstransfer) zwischen diesen zu treffen. Häufig werden diese räumlichen Einheiten materieller Kultur in der Literatur als sog. »archäologische Kulturen« bezeichnet, die dann mit einem charakteristischen Namen versehen werden. Dieser kann geographisch geprägt sein, indem er auf einem Fundortnamen (häufig dem Fundort der Entdeckung dieser »Kultur«) basiert, wie z. B. die »Wartberg-Kultur«, benannt nach dem Fundort des Wartbergs bei Fritzlar/Hessen. Der Name kann aber auch deskriptiv sein und eine bestimmte Fundmaterialgattung näher beschreiben, wie z. B. die sog. »Glockenbecher-Kultur«, in deren Verbreitungsgebiet zwischen Portugal und Mitteleuropa, Nordatlantik und Italien glockenförmige Keramikbecher typisch sind. Dabei muss betont werden, dass es sich nicht um die Überreste sozialer oder gar ethnischer Einheiten handelt, auch wenn es diese Fehlinterpretation vor und während des Zweiten Weltkrieges durchaus gab. Es handelt sich vielmehr um die Verbreitung charakteristischer Ausprägungen materieller Kultur (z. B. bestimmter Fundtypen oder Grabsitten), die sich räumlich und auch zeitlich gut, aber in der Regel nicht scharf gegeneinander abgrenzen lassen. Spezifische Typen unterschiedlicher Fundgattungen müssen nicht dieselbe deutlich abgrenzbare räumliche Verbreitung aufweisen. Eine archäologische Kultur repräsentiert daher keine homogene »Ganzheit« und es gibt durchaus Forschungstraditionen, vor allem außerhalb Zentraleuropas, die dem archäologischen Kulturbegriff nur eine sehr untergeordnete Bedeutung beimessen. Im vorliegenden Buch werden die Namen der archäologischen Kulturen an entsprechender Stelle erwähnt und erläutert. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über die interne zeitliche Entwicklung des Neolithikums in Mitteleuropa, aufgeschlüsselt nach Großregionen (
Abb. 1.1: Chronologietabelle zum Neolithikum in Mitteleuropa – differenziert nach Großregionen.
2 Neolithische Revolution oder Evolution? Die Anfänge der bäuerlichen Wirtschaftsweise im Vorderen Orient
Die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln erscheint uns aus heutiger Perspektive selbstverständlich, denn es reicht ein Griff in den Kühlschrank, ein Gang zum Supermarkt oder manchmal auch in den heimischen Garten, wo vielleicht noch das ein oder andere Obst und Gemüse angebaut wird. Doch die Geschichte der Lebensmittelproduktion ist kurz. Jahrhunderttausende lang lebten wir Menschen als mobile Wildbeuter und gewannen unsere Nahrung durch Jagen, Sammeln und Fischen. Erst vor wenig mehr als 10 000 Jahren begannen wir, unsere Lebensmittel selbst zu produzieren. Grundlage hierfür war die Domestikation indigener Wildpflanzen- und Wildtierarten (sog. primäre Neolithisierung im Gegensatz zur sekundären Neolithisierung, die die Ausbreitung der neuen Wirtschaftsweise in Gebiete meint, wo diese Wildformen nicht natürlich vorkommen)1. Dabei ist nicht jede Tier- und Pflanzenart domestizierbar, im Verhältnis zur Artenvielfalt handelt es sich um eine geringe Zahl (z. B. 15 von 148 Großsäugetierarten)2. Im Rahmen dieses Domestikationsprozesses veränderte der Mensch die Eigenschaften spezifischer Arten, indem er – möglicherweise unbewusst – nach bestimmten Merkmalen selektierte. Der menschliche Eingriff in deren Reproduktion führte schließlich langfristig zu Veränderungen im Genmaterial, sodass sich beispielsweise beim Getreide größere Körner herausbildeten und sich diese von Generation zu Generation vererbten3.
Domestikation von Wildtieren und Wildpflanzen
Domestizierbare Tier- und Pflanzenarten sind in verschiedenen Regionen unserer Welt verbreitet – so z. B. Mais in Mittelamerika oder Reis im heutigen China (
Dabei setzte dieser Prozess nicht plötzlich ein, sondern wir fassen im archäologischen Quellenmaterial eine schrittweise Entwicklung, die mit einer Intensivierung