Название | Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Историческая фантастика |
Серия | |
Издательство | Историческая фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745214710 |
„Du hattest ja einen ziemlich großen Auftritt“, sagte Torbas, während sie die Treppe im Schwerthaus hinaufgingen. „Vorhin, als du mit dem Greif gelandet bist und Meister Thondaril dich gleich dem Hochmeister vorgestellt hat.“
„Ich habe es nicht darauf angelegt“, erwiderte Gorian. „Und dass der Hochmeister bereits wusste, wer ich war ...“
„Das wusste er bei mir ebenfalls“, unterbrach ihn Torbas.
„So?“
Torbas blieb stehen, drehte sich zu Gorian um und sah von der höheren Treppenstufe aus auf ihn hinab. In seinem Lächeln paarte sich freundliche Offenheit mit einem kleinen, aber doch deutlich spürbaren Schuss Geringschätzung. „Es heißt, dass einer, der unter bestimmten Zeichen des Himmels geboren wurde, vielleicht ein wichtiger Faktor im Kampf gegen Morygor und das Frostreich werden könnte. Und das Wichtigste dieser Zeichen ist der fallende Stern.“
„Ich wurde an einem Tag geboren, als ein Stück Sternenmetall glühend vom Himmel fiel“ erklärte Gorian.
Torbas' Lächeln wurde breiter. „Du auch?“
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Sie erreichten die Zelle, die von nun an Gorians Zuhause sein sollte. Dass sie im Haus des Schwertes lag, nahm Gorian noch keineswegs als Vorzeichen dafür, dass man seine Ausbildung auf dessen Kunst beschränken wollte. Es war einfach so, dass dieses Haus mit Abstand die meisten Zellen hatte, und abgesehen davon stand es auch für Gorian außer Frage, dass die Ausbildung zum Schwertmeister für ihn unverzichtbar und am wichtigsten war.
Viel Können und Wissen über diese Kunst hatte er sich bereits durch den Unterricht seines Vaters aneignen können, auch wenn er natürlich wusste, dass er noch nicht die Reife eines Meisters hatte. Allerdings bildete er sich ein, seinen gleichaltrigen Mitschülern um einiges im Voraus zu sein. Ob seine Einschätzung in diesem Punkt allerdings der Wirklichkeit entsprach, würde sich erst noch herausstellen müssen.
Die Zelle war kaum möbliert. Auf dem einzigen Regalbrett stand ein in Leder gebundenes Exemplar des Buchs der Ordens-Axiome, das Bett war eine einfache Pritsche, das Fenster unverglast und offenbar so ausgerichtet, dass die meiste Zeit des Tages Licht hereinfiel, aber so hoch gelegen, dass man nicht hinaussehen konnte. Die Zelle diente unter anderem der inneren Sammlung, und daher sollte zumindest in den Anfangsphasen der Ausbildung jede Ablenkung vermieden werden.
„Hier kannst du die nötige geistige Versenkung finden“, sagte Torbas. Er deutete zum Fenster hinauf. „Eine deiner ersten Übungen wird es sein, die Fensterläden allein mittels der Alten Kraft zu schließen, denn auf andere Weise kann man sie nicht erreichen.“
„Ganz nett“, gab Gorian zurück. „Allerdings bereitet es mir keine Schwierigkeiten, die Alte Kraft selbst im Trubel eines thiskarenischen Jahrmarkts zu sammeln – die Einsamkeit einer Zelle brauche ich dazu nicht.“ Er überlegte, ob er die Fensterläden kurz schließen sollte, um Torbas zu zeigen, dass er keineswegs ein Anfänger in der Anwendung der Alten Kraft war, erinnerte sich dann aber Meister Thondarils Worte über die Zähmung des Hochmuts und entschied sich dagegen.
„Du kennst Thiskaren?“, fragte Torbas.
„Ja, ich stamme aus Thisilien.“
„Aber du bist kein Thiskarener.“
Über Gorians Gesicht huschte ein Lächeln. „Ich dachte, du gehörst dem Haus des Schwertes und nicht dem der Seher an.“
„Niemand, der aus dieser Stadt stammt, sagt Thiskaren. Die Einheimischen sagen Thiskaven, und ich habe mir die Form der Auswärtigen erst angewöhnt, seit ich nicht mehr zu Hause lebe und mein Dasein dem Orden weihte.“ Er zuckte mit den Schultern. „Sonst hielte mich jeder für einen ungebildeten Narren, der in der Priesterschule nicht genug Schriftzeichen gelernt hat, um einen Namen auf der Landkarte richtig zu lesen.“
Gorian wusste, dass man die thisilischen Häfen Thiskaren und Thisia auch die Städte der zwei Namen nannte, weil die Einheimischen Thiskaven und Thisa sagten, was aber nicht die einzigen sprachlichen Eigenheiten waren, durch die sie sich von den Auswärtigen abzugrenzen versuchten.
„Ich stamme aus der Gegend von Twixlum“, erklärte Gorian. „Wir sind also beide Thisilier.“
Torbas verzog leicht spöttisch den Mund. „Du nimmst es mir aber trotzdem nicht übel, dass ich von diesem Nest, aus dem du kommst, noch nie etwas gehört habe, oder?“
„Es war der Hof Meister Nhorichs, dem Sohn Meister Erians, und es gibt keinen Grund, sich dessen zu schämen“, gab Gorian leicht pikiert zurück. Die aufgeblasene Art seines Gegenübers ging ihm ziemlich auf den Geist. Was bildete der sich ein? Ein Hof in der Nähe von Twixlum mochte ja nicht gerade der Nabel der Welt sein, aber das war Thiskaren auch nicht. „Leute, die es gewohnt sind, Thiskaven anstatt Thiskaren zu sagen, neigen vielleicht dazu, ihre Herkunft etwas zu überschätzen“, versetzte Gorian mit spitzem Unterton.
„War dieser Nhorich, dessen Sohn du bist, der Nhorich, den man auch Nhorich den Abtrünnigen nennt und den uns die Lehrer der Ordensschule als Beispiel bedauernswerten Irrtums darlegen?“, hielt Torbas sofort dagegen, und seine Augen wurden dabei pechschwarz.
Mit Gorians Augen geschah dasselbe. Innerhalb eines kurzen Moments berührten sich ihre Seelen auf magische Weise. Gorian sah einen Stern vom Himmel stürzen und hatte auf einmal die Gewissheit, dass sie beide unter demselben Himmelszeichen, im selben Augenblick, während derselben Konstellation der Gestirne geboren waren. Nhorichs Hof bei Twixlum lag zwar ein paar Meilen näher an der Absturzstelle jenes Bruchstücks des Schattenbringers als die Geburtstätte von Torbas, doch Gorian war sich keineswegs sicher, ob dieser Umstand irgendeine Bedeutung hatte.
Gegenseitig spürten sie für diesen einen kurzen Augenblick die Kräfte, die in dem jeweils anderen schlummerten. Torbas voraus hatte Gorian nur die Ausbildung durch seinen Vater, das war alles, erkannte er schlagartig. Die Erkenntnis, dass Torbas ihm tatsächlich in fast jeder Hinsicht ebenbürtig war, versetzte ihm einen Stich.
Die beiden sahen sich eine Weile lang an, und auch Torbas schien nicht gerade begeistert davon, wie sehr sie einander ähnelten.
„Du hast kein Gepäck?“, fragte er dann.
„Nein. Ich habe alles verloren, was ich besaß. Die Frostkrieger sind gekommen und haben meinen Vater und so gut wie alle, die auf unserem Hof lebten, umgebracht. Mir ist nichts geblieben außer ...“
„Du trägst einen interessanten Dolch.“
„Genau den meine ich.“
Torbas runzelte die Stirn und deutete auf die Waffe, die Gorian wie stets am Gürtel trug. „Davon geht eine besondere ... Aura aus. Ich kann es schwer beschreiben.“
„Mein Vater, den du so wenig vorteilhaft charakterisiert hast, hat ihn aus dem Metall geschmiedet, das er aus dem vom Himmel gefallenen Stein gewann.“
„Sternenmetall“, murmelte Torbas, und auf einmal drückte sein Tonfall geradezu Ehrfurcht aus. Ehrfurcht gemischt mit einem Schauder, wie Gorian nicht verborgen blieb. Der Hochmut, der Torbas’ Haltung ihm gegenüber eben noch fast ausschließlich geprägt hatte, schien plötzlich verflogen. Er streckte die Hand aus und fragte: „Darf ich ihn einmal in die Hand nehmen?“
Gorian zögerte. „Ich weiß nicht ...“
„Bitte! Was ich über deinen Vater gesagt habe, war