Название | Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Историческая фантастика |
Серия | |
Издательство | Историческая фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745214710 |
„Allesamt Betrüger, die das wahre Talent in Verruf bringen“, sagte Thondaril in einem Unterton, der keinerlei Zweifel an der Verachtung ließ, die er für derlei Straßentheater empfand.
Schließlich erreichten sie einen Platz, wo auf einer Bühne Ringkämpfe zwischen Ogern abgehalten wurden, angekündigt von einem großköpfigen Zahlenmagier, der wohl erkannt hatte, dass ihm das Organisieren solcher Veranstaltungen und die dazugehörigen Wetten mehr Silber einbrachten, als wenn er sich bei einem der vielen segantinischen Handelskontore am Flusshafen verdingte.
Ein halbes Dutzend dressierter Sprechaffen half dem Zahlenmagier beim Einsammeln der Einsätze. Die Geschöpfe mit dem weißen Fell hatten etwa die Körpergröße eines zehnjährigen Menschenkinds und lebten in den Gebirgszügen im Süden von Estrigge und dem Estlinger Land. Im Gegensatz zu den meisten anderen Affenarten konnten sie eine vereinfachte Form menschlicher Sprache erlernen.
„Mach Einsatz höher!“, trällerten sie diejenigen an, die sich um die Bühne herum versammelt hatten und bereit waren, ein paar Silberstücke auf einen der grünhäutigen Oger-Kontrahenten zu setzen. Diese waren nur etwas größer als die meisten menschlichen Männer, allerdings erheblich muskulöser. Gegen sie wirkte selbst ein breitschultriger Adh wie ein Schwächling. Zumeist wuchs ihnen eine strubbelige blauschwarze Mähne. Nur wenige von ihnen hatten helleres Haar, das dann zumeist einen unübersehbaren Rotstich aufwies.
Ihre Gesichter wirkten zwar grob und kantig, aber vergleichsweise menschlich, solange sie den Mund geschlossen hielten. Die langen Eckzähne konnten sich zwar nicht mit den gewaltigen Hauern eines Orxaniers messen, aber sie zeigten doch deutlich, dass sich Oger so gut wie ausschließlich von Fleisch ernährten, und zwar auch Menschenfleisch - sofern sie sich nicht gerade in einem Menschenreich aufhielten, um dort zum Beispiel als Ringer mit Schaukämpfen ihr Silber zu verdienen.
Zwei eingeölte Oger mit freien Oberkörpern und zu Fratzen verzogenen Gesichtern standen sich gegenüber, aber der Zahlenmagier mit seinem kahlen Ballonkopf hatte den Kampf noch nicht beginnen lassen. Offenbar waren noch nicht genügend Wetten gesetzt, und so waren die weißen Sprechaffen noch immer unermüdlich zwischen den Schaulustigen unterwegs. Überall hörte man sie mit schriller Stimme um höhere Einsätze werben.
Einer von ihnen kam auf Thondarils Streitross zu, kletterte in Windeseile daran empor und klammerte sich an den Arm des Meisters. „Einsatz bitte! Einsatz bitte! Bestimmt Glück haben!“
„Weg mit dir!“, herrschte Thondaril ihn an.
Kreischend sprang der Sprechaffe wieder zu Boden. „Kein Einsatz, kein Glück!“, rief er. „Selbst schuld!“
In diesem Augenblick verdunkelte sich die Sonne, und ein großer Schatten wurde auf den gesamten Platz geworfen. Gorian sah empor. Es war glücklicherweise nicht der Schattenbringer, der den Oger-Ringern die Schau stahl, sondern nur ein majestätisch über die Stadt ziehender Greif.
Gryphland, die Heimat der Greifenreiter, lag im äußersten Südwesten von Ost-Erdenrund und jenseits der Grenzen des eisigen Reichs. Daher waren die gezähmten Greifen, die einige Händler besaßen, in den nördlichen Herzogtümern auch relativ selten anzutreffen. So ging ein Raunen durch die Menge, und ein jeder verrenkte sich den Hals, um diesen exotischen Anblick in sich aufzunehmen.
Der Greif hatte etwa die Größe eines einstöckigen segantinischen Wohnhauses und glich einer Mischung aus Löwe und Adler. Der Schnabel des vogelartigen und teils gefiederten Kopfes war länger als der Rammsporn einer westreichischen Galeere, und adlerähnliche Schwingen wuchsen seitlich aus dem raubkatzenhaften Rumpf, während ein kleineres Flügelpaar an den Schultern wohl der genauen Steuerung diente. Jedes der vier Löwenbeine hatte mehr Umfang als der Brustkorb eines der Oger-Ringers.
Auf dem Rücken des Tiers saß einer der legendären gryphländischen Greifenreiter und lenkte das gewaltige Geschöpf über ein spezielles Geschirr, während unter dem Bauch des Flugmonstrums eine geschlossene Gondel von der Größe eines mittleren segantinischen Flussschiffs hing.
Der Greifenreiter suchte offenbar einen Ort, an dem er mit seinem Tier niedergehen konnte. Da es in Segantia keine besonderen Landeplätze für Greifenreiter gab, wie man sie in Gryphland, den angrenzenden Reichen und sogar noch in einigen südwestlich gelegenen heiligreichischen Herzogtümern fand, kam nur einer der großen Plätze der Stadt infrage.
Der Greif stand fast in der Luft, und da er dafür das große Flügelpaar etwas heftiger bewegen musste, war so manch einer auf dem Marktplatz gezwungen, Hut oder Mütze festzuhalten.
„Geschäfteverderber! Geschäfteverderber!“, hörte man die Sprechaffen kreischen, denn auf einmal interessierte sich kaum noch jemand für die beiden Oger und ihren bevorstehenden Ringkampf.
Der Greif sank tiefer, die Menge strömte auseinander, und so bildete sich rasch eine freie Fläche, die groß genug war, um die Gondel abzusetzen, was der Greif derart sanft und vorsichtig tat, wie man es einem so gewaltigen Wesen kaum zugetraut hätte. Er öffnete seinen riesigen Schnabel und stieß ein sehr tiefes Krächzen aus, das die Bretter der Ringerbühne vibrieren ließ.
Dressierte Seilschlangen hatten sich mit einem Ende ihres Körpers um den Rumpf des Greifen geschlungen, während sie mit dem anderen eine Schlinge bildeten, mit der sie die Gondel hielten. Nun aber zogen sie sich zischelnd zurück und gaben die Gondel frei.
Der Greif landete unmittelbar neben der Gondel. Ein, zwei kräftige Flügelschläge ließen noch einmal Wind aufkommen, dann faltete das majestätische Tier seine Schwingen auf dem Rücken zusammen, sodass sie eng am Körper lagen.
„Um den Zahlenmagier und seine Ringer tut es mir nicht leid“, raunte Thondaril seinem Gefährten zu. „Solche Kämpfe sind in der Regel abgesprochen, und wenn diesem kürbisköpfigen Kerl nun die Ernte seines Betrugs verhagelt wird, zeugt dies von der Gerechtigkeit des Verborgenen Gottes.“
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Die Herberge, in der Thondaril die Nacht zu verbringen gedachte, lag in einer schmalen Seitengasse. Das Haus hatte drei Stockwerke und war in der für Segantia typischen Fachwerkbauweise errichtet. Der Wirt hieß Artoch und war ein kleiner, dicklicher Mann in mittleren Jahren, in dessen Gesicht stets ein freundliches Lächeln stand.
„Meister Thondaril! Es freut mich, Euch wiederzusehen!“, begrüßte er den Gast. „Diesmal reist Ihr nicht allein?“
„Nein. Aber du wirst Gorian sicher genauso gut bewirten wie mich.“
„Ihr könnt die Kammer unterm Dach haben. Soll ich Euch die Dienste eines Barbiers vermitteln? Für Euren Begleiter scheint mir das noch ein wenig übertrieben, aber ...“
„Nein, danke“, lehnte Thondaril ab. „Dafür habe ich im Moment keine Zeit.“
„Ihr wart in Thisilien?“
„Allerdings.“
„Man hört schlimme Dinge von dort. Glaubt Ihr, dass die Frostkrieger bis Segantia vordringen?“
Thondaril schüttelte den Kopf. „Irgendwann werden Morygors Horden ganz Ost-Erdenrund erobern, aber nicht dieses Jahr. Allerdings bin ich nur ein Meister des Schwertes und der Magie, die Prüfungen eines Sehers habe ich nie abgelegt.“
„Das Unglück kündigt sich überall und mit aller Macht an“, sagte Artoch, und das freundliche Lächeln verschwand für einige Augenblicke und wich einer sehr ernsten Miene. „Das Wetter ist schlecht, die Getreidepreise, die man im segantinischen Hafen verlangt,