Название | Es würde Knochen vom Himmel regnen… |
---|---|
Автор произведения | Suzanne Clothier |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783936188653 |
Ich schätze, jedes Kind, das Geschwister hat, hegt einen Groll wegen längst vergangener Vorfälle in der Kindheit. Wenn Sie mich fragen würden, an was ich mich an meine Zeit als Vierjährige erinnere, würde ich antworten, dass ich in dem Jahr Schildkröten hatte. Angeblich gehörte eine der beiden Schildkröten meiner Schwester Sheryl. Sie ist zwei Jahre jünger als ich und wollte immer das tun, was ich tat, obwohl wir sehr unterschiedliche Interessen hatten. Sie fand Babys (menschliche Babys) unbeschreiblich aufregend; ich fand sie bei weitem nicht so faszinierend wie einen nach Regenwetter auf dem Bürgersteig sterbenden Regenwurm. Als ich glücklich mit meinen Schildkröten spielte und das Stechen ihrer winzigen Krallen auf meiner Hand spürte, war ich leicht verärgert, als Sheryl bat, eine halten zu dürfen. Aber auf das Drängen meiner Mutter willigte ich ein, den Spaß zu teilen. Mehr als drei Jahrzehnte später verziehe ich noch immer automatisch angewidert die Lippen, wenn ich mich erinnere, wie meine Schwester, als ich ihr die Schildkröte auf ihre ausgestreckte Hand setzte, „… sie hat Krallen!“ oder etwas Ähnliches schrie und die unglückselige Schildkröte durch den Raum warf. Sie überlebte den Vorfall, der in meiner Erinnerung viel länger weiterlebt als die Schildkröte.
Sheryl ist inzwischen erwachsen. Sie ist nun vernünftig genug, das Berühren von Reptilien zu vermeiden, und ich bin klug genug, sie keine anfassen zu lassen. Unendlich gutherzig mag sie Tiere am liebsten aus der Entfernung, obwohl sie sie nicht immer versteht, und es gab einige Tiere, die sie auch in ihrer Nähe und sehr persönlich liebte, mit schmutzigen Pfoten, Sabber und allem. Sie hat sich meine Anerkennung an dem Tag verdient, als sie herausfand, dass ein in Abständen auftretendes Ohrproblem durch ein langes Hundehaar verursacht wurde, das sich geschickt um ihr linkes Trommelfell gewickelt hatte – das Ergebnis davon, dass sie das Bett mit einem Hund geteilt hatte. Ich liebe meine Schwester, aber trotz des ausgleichenden Hundehaars in ihrem Ohr werde ich mich bis zu meinem Todestag immer an den Schildkrötenvorfall erinnern.
Mein Vater und ich hatten häufig Auseinandersetzungen wegen Tieren. Da gab es ein Paar Kätzchen, die ich unbesonnen aufnahm und über Nacht im Auto versteckte. Es war sein Auto, und trotz meines festen Vorsatzes, lange vor ihm aufzuwachen und die Kätzchen unbemerkt ins Haus zu schleusen, wachte ich erst auf, als ich ihn „Suzanne!“ brüllen hörte. Diese Kätzchen lehrten mich mehrere Sachen. Erstens, einen Wecker zu stellen, wenn ich morgens wirklich früh aufstehen muss. Zweitens, keine Kätzchen im Auto meines Vaters einzusperren, zumindest nicht ohne ihn vorher zu informieren. Außerdem, dass die Bedürfnisse eines Kätzchens nicht durch Futter (und zwar reichlich Futter) und (reichlich) Wasser befriedigt werden. Man muss auch ein Katzenklo bereitstellen. Die Kätzchen wanderten ins Tierheim, und ich verlor für eine Weile mein Taschengeld und einige Privilegien.
Eines Tages vergaß ich auch zu erwähnen, dass mir ein großer Collie nach Hause gefolgt war (sehr wohlerzogen, nachdem ich aus meinen Schnürsenkeln und meinem Gürtel eine Leine gebastelt hatte) und dass ich ihn in dem Schuppen versteckt hatte, in dem unsere Mülltonnen aufbewahrt wurden. Wie hätte ich ahnen können, dass mein Vater sein Abendessen früher beendete und sich entschloss, dann die Mülltonnen herauszuholen? Normalerweise holte er den Müll nie so früh heraus. Da ich den Hund vorübergehend vergessen hatte, war die Kombination aus tiefem Bellen, überraschtem Fluchen und das Brüllen meines Namens ein Schock für mich. Mein Taschengeld wurde auch diesmal gestrichen.
In meiner Kindheit und Jugend passierten einige Dinge, die mich für eine Mitgliedschaft in verschiedenen Selbsthilfegruppen und 12-Schritte-Programmen qualifizieren würden. Aber irgendwie überstand ich alles ziemlich unbeschadet und trage nur ein angemessenes Päckchen durchs Leben. Vielleicht dämpft bei jedem Kind mit einer verzehrenden Leidenschaft genau diese Leidenschaft die Schicksalsschläge des Lebens. Vielleicht wirkten die Tiere selbst sowohl dämpfend als auch heilend. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass eine Briefmarkensammlung so gut dafür geeignet gewesen wäre, die Irrwege und Prüfungen des Lebens zu bestehen, wie es meine tierischen Freunde waren.
WOHIN MICH DIE TIERE FÜHRTEN
Durch meine Kindheit und darüber hinaus begleitete mich eine richtige Arche Noah von Tieren auf meinem Lebensweg. Lange bevor ich Joseph Campbells weisen Rat „meinem Glück zu folgen“ las, folgte ich bereits dem Ruf meines Herzens. Mir standen im Leben auch andere Möglichkeiten offen – meine Kunstlehrer in der High School drängten mich, auf die Kunsthochschule zu gehen, mein Englischlehrer legte mir eine Karriere als Autorin nahe. Mein Großvater, der meine große Liebe zu Büchern kannte, bot an, für eine Ausbildung zur Bibliothekarin meine Studiengebühren zu bezahlen. Ich war umgeben von Missbilligung und unheilvollen Warnungen, dass ich schließlich scheitern würde, wenn ich versuchen sollte, meine Träume zu verwirklichen. Mein hartnäckiges Bestehen auf meinem Glück erzeugte Konflikte und Schmerz in meinen Beziehungen zu Leuten, die nicht verstanden, warum ich meine Teenager-Jahre im nahe gelegenen Stall verbrachte, warum ich einen Abschluss in Viehzucht anstrebte, diesen Plan jedoch nur für die Chance aufgab, mit einer Organisation für Blindenführhunde zu arbeiten und später einen Stall und Zwinger zu verwalten und schließlich Trainer zu werden. An jeder Wegkreuzung nahm ich nur den Weg, der dorthin führte, wohin ich wollte – zu einem tieferen Verständnis eines Lebens mit Tieren.
Ich schreibe dieses Buch in einem Haus voller wundervoller Tiere – acht Hunde, sieben Katzen, drei Schildkröten und ein Papagei. Aus meinem Fenster sehe ich meine Pferde, den Esel und einige schottische Hochland-Rinder, die unsere Weiden zieren. Auf meiner Jeans befindet sich etwas Schlamm, den das Schwein Charlotte bei ihrer warmherzigen Begrüßung dort hinterlassen hat. Ich weiß, dass mein liebevoller Mann im warmen Licht des Stalls die abendlichen Arbeiten erledigt, mit den Kälbern spricht, während er ihnen zu ihrer Freude altes Brot gibt, und die Truthähne, Hühner und Wachteln für die Nacht unterbringt. In meiner Beziehung zu all diesen von mir sehr geliebten und komplexen Wesen, einschließlich der zu meinem Mann, gibt es Spuren und Echos aller Tiere, mit denen ich mein Leben teilte, und die Sämlinge der aus Trauer und Freude entspringenden Weisheit. Ich bin dankbar für die unermessliche Liebe, die mir täglich durch meinen Mann und die Tiere zuteil wird. Manchmal frage ich mich, ob ich diesen Segen verdiene. Wenn ich irgendwie zu der Person wurde, die verdient, was sie so großzügig erhält, dann liegt das zum größten Teil an dem Wohlwollen und der Vergebung der Tiere, die mich auf meinem bisherigen Lebensweg begleitet haben.
Leute, die es nicht besser wissen, nennen mich einfach „Tierliebhaberin“ und finden es bezaubernd, wenn auch merkwürdig, dass ein Papagei frei durch das Haus fliegt, mir eine Schildkröte deutlich mitteilt, dass sie eine Cherry-Tomate zum Mittagessen möchte, und meine Hunde es nicht ungewöhnlich finden, mit einem Truthahn oder einem Schwein durch die Wälder zu spazieren. Ich erzähle den Leuten lustige Geschichten darüber, dass ich beim Aufwachen als Geschenk einer Katze einen toten Maulwurf oder unerklärlicherweise einen lebenden, unverletzten Jungvogel auf meinem Kopfkissen vorfinde, und wir lachen über die neuesten Abenteuer der Hunde. Während sie manchmal von meinem Wissen über Tiere und deren Eigenarten beeindruckt sind, sind die meisten Menschen verwirrt über mein unstillbares Verlangen nach einem noch tieferen, umfassenderen Verständnis. Für sie ist es ausreichend, ein Tier zu haben und „Tiere zu lieben“. Sie verlassen unsere Farm mit einer unvollständigen Sicht unseres Lebens und dessen, was ich bin.
Ich bin keine Tierliebhaberin oder Haustierbesitzerin. Diese Tiere sind meine Freunde, meine Partner, meine Mitreisenden auf meinem Lebensweg. Ich „habe“ keine Tiere, wie ich eine Sammlung von Kunst oder Büchern habe. Ich habe eine Beziehung zu jedem der Tiere, einige