Название | Es würde Knochen vom Himmel regnen… |
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Автор произведения | Suzanne Clothier |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783936188653 |
Die Entwicklung eines wirklich humanen Umgangs mit Tieren war ein langsamer und schmerzhafter Prozess, für den ich sorgfältig in die dunklen Winkel meiner Seele schauen musste. Anders als der externe evolutionäre Druck auf einen Vogel, außergewöhnliche Federn zu entwickeln, um einen Partner anzuziehen, kommt der Selektionsdruck auf die Seele von innen. Sie können spüren, dass diese Kraft wirkt, wenn Sie sorgfältig hinhören. Es ist die kleine, leise, innere Stimme des Gewissens, die man auch einfach überhören kann.
Ich war einundzwanzig Jahre alt und hatte bereits drei Jahre Erfahrung mit der beruflichen Arbeit mit Tieren, als ich Bear, meinen ersten Deutschen Schäferhund, erwarb. Obwohl meine Begeisterung für das Training von Tieren meine Fähigkeiten bei weitem überstieg, schaffte es Bear, herauszufinden, was ich meinte. In meinem täglichen Leben war er ein wunderbarer Begleiter. Ob er mit mir durch eine dichte, hektische Menge bei einem Konzert im Central Park lief oder die nahe gelegenen Wälder mit mir erkundete, ich musste nur ein Wort sagen oder ein Handsignal geben, um eine schnelle, freudige Reaktion von Bear zu bekommen. Wenn er im Kaufhaus ruhig in der Umkleidekabine lag, fühlte er sich genauso wohl wie während des Wartens vor dem örtlichen Postamt. Er war ein sehr angenehmer Hund.
Die Probleme begannen, als ich beschloss, mit ihm an Obedience-Wettbewerben teilzunehmen. Es erschien einfach, die Anforderungen zu erfüllen, schließlich bewältigte er im täglichen Leben viel anspruchsvollere Situationen. Da ich eine Perfektionistin bin, konzentrierte ich mich auf unangenehme Weise auf die Präzision der Ausführung, aus Angst um die Punkte, die möglicherweise abgezogen werden könnten, wenn seine Reaktion einen Hauch zu langsam ist oder er ein bisschen schief sitzt. Ich begann, an ihm herumzunörgeln, beklagte seine hartnäckige Weigerung, die gleiche Übung immer wieder zu trainieren. Manchmal, während wir die Freifolge übten, schwenkte Bear von mir weg, um sich auf die Veranda zu legen, ignorierte meine Appelle und war unempfänglich für meine Kommandos. Ich wurde frustriert, da er mangelndes Interesse für das Apportieren der offiziellen Holzhantel zeigte. Wie konnte es sich um denselben Hund handeln, der Stöckchen und Bälle holte, bis mein Arm lahm wurde? Das war der Hund, der freiwillig Schildkröten apportierte, aber meine Anweisungen, eine einfache Holzhantel zu apportieren, wurden zögerlich oder sogar überhaupt nicht befolgt.
Wenn mich jemand gefragt hätte, hätte ich selbstsicher darauf bestanden, dass Bear und ich eine wundervolle Beziehung hatten. Es gab jedoch einen Unterschied zwischen unserer Beziehung während des Trainings und der, die wir hatten, wenn er zu meinen Füßen liegend den Sonnenuntergang betrachtete oder freudig neben meinem Pony hergaloppierte. In einem Maße, das ich noch nicht definieren konnte, schob das Training uns voneinander weg. Irgendwie schwächte es unsere Beziehung zueinander, wir waren nicht mehr synchron, oft frustriert und manchmal geradezu unglücklich. Manchmal mochte ich Bear nicht – besonders, wenn er sich weigerte, zu machen, was ich wollte – obwohl ich nie aufhörte, ihn zu lieben. Ich weiß auch, dass es Zeiten gab, in denen Bear mich nicht sehr mochte, und das aus gutem Grund: Unsere Kommunikation wurde zu einer Einbahnstraße, die ausschließlich in meine Richtung führte. Das störte mich sehr – jedoch nicht genug, um meine Ziele zu vernachlässigen, meinen Ehrgeiz zu zügeln und darauf zu achten, was mein Hund mir mitteilte.
Überzeugt, dass technisches Wissen der Schlüssel zu dem sei, was ich vermisste, verschlang ich Bücher über Ausbildung und Verhalten von Hunden, nahm an Seminaren teil, las noch mehr und beobachtete andere Trainer bei der Arbeit. So erwarb ich neue Trainingsmethoden und ein tieferes Verständnis der Hunde. Dieses Wissen war nützlich für einen strukturierteren und analytischeren Ansatz für das Entwirren der Geheimnisse von Verhalten und Ausbildung. Ich wurde eine bessere Trainerin, gemäß dem Motto der Royal Air Force: „Jeder Hundeführer bekommt den Hund, den er verdient.“ Durch meine fleißigen Bemühungen, einem unstillbaren Wunsch, mehr zu wissen, und der Leidenschaft, eine noch bessere Trainerin zu werden, begann ich, Bears bereitwillige Zusammenarbeit zu verdienen und zu bekommen. Stolz auf die Beherrschung von Jargon und Technik fiel mir nicht auf, dass vieles von dem, was ich gelernt hatte, die Klarheit meiner Beziehung zu Tieren trübte. Trotz zunehmendem technischen Können hatte ich etwas verloren (oder verdrängt), was ich nicht genau definieren konnte, etwas, was da gewesen war, bevor mein erwachsenes Ich mehr wusste und es besser wusste. Unfähig, in Worte zu fassen, was verloren gegangen war, fühlte ich mich immerhin zu unwohl, um es unberücksichtigt zu lassen. Am Ende konnte ich es mir nur so erklären, dass es nicht so sehr daran lag, dass etwas fehlte, sondern dass sich vielmehr etwas verändert hatte.
Meine vorherigen Erfahrungen waren geprägt von meiner kindlichen Sicht auf Hunde und deren Ausbildung, jetzt jedoch, versicherte ich mir, hatte ich eine reifere, erwachsenere Perspektive, die manchmal auch unangenehme, aber notwendige Realitäten umfasste. Ernsthaft versuchte ich dem Beispiel des Trainers zu folgen, den ich bewunderte, ich wandte mich der intellektuellen Beherrschung des von mir gewählten Berufes zu – und weg von meinem Herzen.
Mit der Zeit begannen die Leute, mich um Rat zu fragen, daraus erwuchs eine Hundeschule. Zurückblickend erschauere ich in dem Bewusstsein, dass ich, obwohl ich mich Hundetrainerin nannte (und ernsthaft versuchte, mich auf verschiedene Arten [weiter] zu bilden), doch nur ein Beweis dafür war, dass jemand mit geringen Kenntnissen hilfreich sein kann für jemanden mit noch weniger Wissen. Oft war mir ziemlich unbehaglich zu Mute bei den vielen verbreiteten Trainingsmethoden, von denen ich las und die ich bei anderen Trainern beobachtete, außerdem war ich oft unzufrieden mit den Ergebnissen, die Leute mit meiner Hilfe erreichten, daher suchte ich weiter – nach mehr Freundlichkeit, mehr Harmonie, mehr Freude bei Hund und Mensch. In meinem Hinterkopf quälte mich ständig das Bewusstsein über den Unterschied zwischen dem Training und der Art, wie ich täglich mit all meinen Tieren lebte. Ich suchte einen Weg, diesen Unterschied zwischen dem täglichen Leben und einer Übungsstunde zu überbrücken. Ich musste einen Weg finden, wie der Übergang vom Alltag zum formalen Training zwar meinen Schwerpunkt, nicht aber die Beziehung zwischen mir und dem Tier veränderte.
In meinem Herzen bildete sich ein neuer Ansatz. Um genauer zu sein, eine in meinem Herzen entstehende Philosophie begann meine Denkweise zu prägen. Es gab nicht den einen einzigen Tag der Erkenntnis, vielmehr ein wachsendes Bewusstsein, dass ich nur in die Augen eines Hundes schauen muss, um den exakten Moment zu erkennen, in dem die Beziehung zwischen mir und dem Hund nicht mehr von deutlicher und freiwilliger Übereinstimmung geprägt ist. Entstand durch meine Vorgehensweise bei dem Hund Widerstand, Angst, Misstrauen oder Schmerz, wurde der klare, vertrauensvolle Blick seiner Augen getrübt? Dann musste ich einen besseren Weg finden. Zuerst unbewusst, später bewusst begann ich, alle Methoden, Philosophien und Techniken anhand dieses einfachen, aber deutlichen Standards zu beurteilen: dem Leuchten in den Augen eines Hundes. Immer wieder fragte ich mich: „Leuchten seine Augen dadurch?“ Ich fand die Antwort in den Augen der Hunde. Bei der Überprüfung anhand dieses Standards zeigte sich, dass viele verbreitete Theorien und Prinzipien nicht zu mehr Vertrautheit und den tieferen, freudigeren Beziehungen führten, von denen ich wusste, dass sie mit Tieren möglich sind. Langsam gab ich die gemeinhin üblichen Weisheiten auf und begann, mein Herz und meine Gedanken zu öffnen, um das, was ich wollte und brauchte, von denen zu lernen, die es mir am besten beibringen konnten – von den Tieren selbst.
In vielen Fällen konnte ich trotz meines Wunsches nach einem besseren Weg keinen besseren finden, was mich frustrierte und mich in Bezug auf meinen Weg verunsicherte. Unglücklich verwendete ich die einzigen mir bekannten Techniken, wenn auch so sanft und effektiv wie möglich. Ich mochte es nicht, dass ich mich bei den Hunden entschuldigen und ihnen sagen musste: „…auf lange Sicht ist es so am besten für dich…“ Ich beobachtete, wie das Leuchten aus ihren Augen verschwand und versuchte so schnell ich konnte, die freudige Klarheit in den Augen wieder herzustellen und damit die Spiegelung dessen, was ich getan hatte, zu überdecken. Tief in meinem Inneren fühlte ich mich manchmal ziemlich erbärmlich. Wenn ich nicht zu arrogant oder