Название | Peng, der Penguin |
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Автор произведения | Helmut Ziegler |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862871643 |
»Pinguine haben zwar Flügel«, hörte er einen Sprecher sagen, »aber zum Fliegen sind sie zu kurz. Forscher haben ausgerechnet, dass Pinguine erst bei einer Startgeschwindigkeit von vierhundert Stundenkilometern abheben könnten. Doch mit ihren kurzen Beinchen erreichen sie diese Geschwindigkeit natürlich nicht.«
»Hej«, rief Robert, »hier läuft was über Pinguine.
»Mmmmh«, murmelte seine Mutter in der Küche. Eines dieser Erwachsenenworte, die alles bedeuten konnten oder nichts.
»Wo liegt der Vorteil der Flugunfähigkeit?«, fragte der Sprecher. »Vögel müssen leicht gebaut sein, manche haben sogar Luft in ihren Knochen. Das beeinträchtigt natürlich ihre Fähigkeit zum Tauchen. Nahrung in größerer Tiefe bleibt unerreichbar. Pinguine hingegen sind schwer und gleiten durch das Wasser. Der kleine Zwergpinguin taucht dreißig Meter tief, Kaiserpinguine kommen sogar auf bis zu fünfhundert Meter. Fünfhundert Meter, so hoch sind die höchsten Türme, die je von Menschen gebaut wurden. Und da Pinguine nach einem Fischzug nicht fliegen müssen wie andere Vögel, können sie Unmengen von Garnelen vertilgen. Bis zu einem Viertel ihres Körpergewichtes können Pinguine an Nahrung aufnehmen. Zum Vergleich: Ein elfjähriger Junge müsste sieben bis acht Kilogramm Nudeln essen, jeden Tag.«
»So, dann wollen wir mal sehen, wie viel Nahrung du aufnehmen kannst.« Roberts Mutter stellte Brote mit Frischkäse und Schnittlauch sowie Gurkenstücke auf den Tisch. Daneben eine Kanne mit dampfendem Pfefferminztee, auf dem noch die Blätter schwammen.
»Iieh, Pfefferminztee. Hab’ ich Durchfall oder was?« Robert seufzte. »Kann ich Apfelsaft?«, fragte er.
»Was?«, fragte seine Mutter zurück. »Auf die Blumen gießen? Zum Autowäschen benutzen? Im Klo runterspülen? Wir sprechen in ganzen Sätzen. Kann ich Apfelsaft haben? Oder trinken? Und dann gibt es noch das Wort Bitte.«
Robert drehte genervt die Augen zum Himmel, ging in die Küche und holte sich ein Glas Apfelsaft. Als er zurück war, sah er seine Mutter vorwurfsvoll an. »Du weißt doch genau, dass ich Pfefferminztee nicht leiden kann.«
»Vielleicht würde der Tee dir schmecken, wenn du ihn mal probieren würdest, ist nämlich eine neue Sorte«, sagte seine Mutter. Aber Robert schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich wieder auf den Fernseher.
»Jeder Quadratzentimeter Pinguinhaut ist von zwölf Federn bedeckt«, erklärte der Sprecher. »Die auf der Haut liegenden wolligen Daunen wirken dabei wie Unterwäsche, sie halten warme Luft in Körpernähe. Die gefetteten Federspitzen darüber weisen dagegen das Wasser ab wie ein Taucheranzug.«
»Davon«, nuschelte Robert mit vollem Mund, »dasch die Federn schich verfärben können, schagt der nischts.«
»Warum sollte er?«, fragte Roberts Mutter. »Können sie ja auch nicht.«
Seine Mutter sagte das in so bestimmtem Ton, als wäre es Gesetz. Robert beschloss, besser seinen Mund zu halten. Vielleicht hatte er sich ja wirklich getäuscht.
Aber der Gedanke ließ ihn nicht los. Später im Bett kam ihm eine Idee. Sie war allerdings ein bisschen fies, fand er. Genau genommen ziemlich fies.
Peng war gerade beim Frühstück, als die Elster neben ihm landete.
»Moin, Peng«, sagte sie.
»Moin, Pica.« Mit einem Fuß schob er ihr einen Teil seiner Körner, Haferflocken und Fischmehlbällchen zu. Montags, wenn niemand zuschaute, fiel das Essen dürftiger aus.
Pica gehörte nicht direkt zum Vogelpark. Für eine Elster geben Menschen kein Geld aus, Elstern können sie auch von ihren Fenstern aus betrachten. Die Besucher kamen wegen der Adler, die bei Flugvorführungen majestätisch und haarscharf über ihre Köpfe hinwegsegelten. Wegen der Brahmahühner, wegen asiatischer Enten, Falken, rosaroter Flamingos und Aas fressender Geier. Wegen federleicht hin- und herflitzender Kolibris, wegen buntschnäbeliger Marabus, Nandus, sprechender Papageien, wegen Pelikanen, der geheimnisvollen Schleiereulen, der Tukane. Und, nicht zu vergessen, wegen der Königspinguine natürlich. Siebenhundertfünfzig unterschiedliche Vogelarten aus der ganzen Welt konnte man hier bestaunen, der Direktor wies extra mit großen Plakaten am Eingang darauf hin. Da brauchte er Pica nicht, die eines Tages über das Gelände geflogen war und beschlossen hatte, hier ihr Nest zu bauen. Aber er verjagte sie auch nicht, obwohl ihre Anwesenheit anfangs für Ärger sorgte.
Pica war schnell. Wie ein blau-weiß-schwarz gestreifter Blitz schoss sie bei Fütterungen vom Himmel hinab, bediente sich aus den Näpfen und war schon wieder weg, bevor der Bestohlene auch nur »Tschilp« sagen konnte.
Trotz Picas kleiner Gaunereien musste allerdings kein Vogel hungern, die Unruhe legte sich schnell. Pica wurde sogar bewundert. Sie sei so flink, hieß es, dass sie einem gähnenden Menschen einen Goldzahn aus dem Mund picken könnte.
Bei ihren Rundflügen bemerkte Pica, dass Peng immer abseits von den anderen Pinguinen stand. Sie schwebte zu ihm herab, stellte sich mit ihrem typischen »Moin« vor und fragte, ob er was gegen die Königspinguine habe.
Peng erklärte ihr den Grund.
»Verstehe«, sagte Pica nur.
Von da an frühstückten sie regelmäßig gemeinsam. Manchmal landete Pica dabei sogar zuerst auf seinem Kopf, was so angenehm kitzelte, dass Pengs Federn in einem warmen, wohligen Orange aufschimmerten.
Heute aber starrte Pica ihn verwundert an. »Was ist denn mit deinem Schnabel passiert?«
»Wieso?«, fragte Peng.
»Sag bloß, du weißt es nicht. Da fehlt eine Ecke.«
»Da fehlt eine Ecke?«
»Ja.«
»Da fehlt eine Ecke?« Peng klang hysterisch.
»Beruhig’ dich mal, Peng«, sagte Pica. »Ich glaube nicht, dass wir weiterkommen, wenn du jeden Satz von mir wiederholst.«
»Da fehlt eine Ecke? In echt?«
Pica nickte genervt.
Peng tastete aufgeregt seinen Schnabel ab. Tatsächlich, sein Flügel verhakte sich an einer stumpfen Stelle. »Da fehlt eine Ecke«, murmelte er entsetzt.
»Sag' ich doch«, stellte Pica zufrieden fest.
»Das tut aber gar nicht weh«, sagte Peng überrascht.
»Dann ist ja gut«, meinte Pica. »Und, unter uns, ich finde, die kleine Lücke steht dir. Du siehst verwegener aus als früher. So, als hättest du es einem der Königspinguine ordentlich gezeigt.«
»Schön wär's«, seufzte Peng. »Das muss passiert sein, als ich mit dem Kopf gegen die Wand meiner Höhle geknallt bin. Oder gegen den Baum. Oder gegen die Gummistiefel des Wärters.«
»Und du beklagst dich, das Leben hier sei langweilig«, sagte Pica mit einem Grinsen.
Sie begannen mit dem Frühstück.
Noch halb im Schlaf war Robert aufgestanden und zu seiner Mutter ins Schlafzimmer getappst. Wie fast an jedem Morgen kroch er zu ihr unter die Decke. Automatisch legte sie ihren Arm um ihn. Normalerweise schlief Robert jetzt wieder ein, doch heute war er hellwach. Sein Plan ließ ihm keine Ruhe.
»Mama«, sagte er und stieß sie sanft in die Seite.
»Hmmm«, grummelte sie müde und drehte sich um.
»Mama, der Pinguin ist plötzlich weiß geworden.«
»Hmmm.«
»Als ihn der Stein getroffen hat.«
»Hmmm.«
»Sag nicht immer nur Hmmm. Wirklich, er hat sich verfärbt.«
Seine Mutter war jetzt fast wach. »Welcher