Название | Sklavenjäger |
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Автор произведения | Boris Cellar |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944145563 |
Boris Cellar
Sklavenjäger
Sklavenjäger
Roman
von
Boris Cellar
MARTERPFAHL VERLAG
Als Ebook veröffentlicht im April 2017
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-944145-56-3
Impressum der Paperback-Ausgabe:
© 2012 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,
Postfach 8 / Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren
Omnia iura reservantur
Einbandgestaltung: Sibil Joho, unter
Verwendung eines Fotos von »Pictograph«
ISBN 978-3-936708-94-3 (Paperback)
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
1
Carola Reinhart, spornte ich mich an, du hast dein Ziel bald erreicht! Halte durch!
Die letzten Meter wurden noch einmal richtig tückisch und machten das Ende meiner Wanderung zu einer wahren Herausforderung. Der Abstieg zu einem geteerten Weg, der von einer vielbefahrenen Nationalstraße aus den Wald teilte, war ziemlich steil und bestand überwiegend aus festgetretener Erde und losen Steinen.
Die Wanderpfade, die ich benutzte, hatten sich um das Tal eines kleinen Flußlaufs wie ein fließender Strom durch gefährliche Stromschnellen gewunden und mir immer wieder einen sagenhaften Ausblick gewährt. Kein Maler hätte dieses bezaubernde Bild prachtvoller darstellen, kein Poet diese Schönheit kunstvoller beschreiben können, als es tatsächlich war. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich noch länger über die Schönheit der Welt sinnieren können. Es ist unglaublich, wie stark Sinneseindrücke die Gefühle von Menschen beeinflussen können, und wie schön die Welt doch ist, in der wir leben.
Doch jetzt mußte ich mich weiter auf den vor mir liegenden Weg konzentrieren. Die Schritte wurden zu einem Schlittern und Rutschen. Behutsam setzte ich einen Fuß vor den nächsten. Von einem kontrollierten Gehen konnte schon keine Rede mehr sein. Ständig mußte ich achtgeben, daß ich nicht stolperte und mich in den Sträuchern am Wegesrand wiederfand, die dort bereits auf mich lauerten.
Ihre stacheligen Zweige verbissen sich in meine Wollsocken und versuchten immer wieder aufs neue, mich zu Fall zu bringen. Der lebende Stolperdraht war recht ausdauernd, mühte sich aber letztlich doch vergebens. Von so simplen Ranken ließ ich mich nicht aufhalten. Sie konnten sich mit ihren irdenen Farben tarnen, so gut sie wollten. Ein Stolpern aufgrund einer Unachtsamkeit am Anfang der Tour hatte genügt, um auf die kleinen Biester aufmerksam zu werden. Eine zweite Chance ließ ich ihnen nicht. Aus Schaden wird man klug – sogar ich.
Durch vorsichtige Schritte versuchte ich, die Balance zu halten und nicht mit dem Bach rieselnder Steine ins Tal zu purzeln. So kurz vor dem Ziel wollte ich kein Risiko mehr eingehen. Ein Sturz oder eine Verletzung würde den Zweck der Reise zunichte machen. Für das Unternehmen hatte ich schon zu viel Zeit investiert, um es am Ende durch eine Unachtsamkeit aufs Spiel zu setzen. Lange Stunden der Planung und Vorbereitung lagen hinter mir. Diese Mühen durften nicht um sonst gewesen sein.
Im Grunde liebte ich das Wandern auf unbefestigten Wegen. Jede Strecke hatte ihre Besonderheiten und bot spezielle Herausforderungen, die nur mit Mut und Geschick schadlos bewältigt werden konnten. Ständig war ich auf der Hut und achtete auf all die kleinen Unebenheiten, die sich auf dem Weg befanden. Vorausschauendes Gehen kann Unannehmlichkeiten vermeiden, hatten mir meine Eltern schon in frühester Kindheit beigebracht. Sie hatten recht; wie bei so vielem.
Dieser Teil Belgiens war schwach besiedelt und touristisch lediglich rudimentär erschlossen. Der schlecht markierte und zudem noch recht unwegsame Wanderpfad wurde zu dieser späten Stunde kaum mehr von anderen Spaziergängern frequentiert. Ich war alleine. Das war gut so.
Die Teerstraße unter mir führte zu einer abgeschiedenen, mittelalterlichen Burg, welche in einem malerischen Flußtal schlummerte, als ob man sie dort vor unliebsamen Besuchern verbergen wollte. Der dichte Mischwald und die umliegenden Hügel schützten sie recht gut vor allzu neugierigen Blicken.
Der prächtige Sommerwald erstrahlte in seinen lebendigen, satten Grüntönen. Die warmen Farben der Natur und die vielfältigen Laute der darin lebenden Tiere ließen mein Herz höher schlagen. Die Straße selbst durchschnitt das Tal wie eine unnatürliche Schneise, die wie eine schwärende Narbe anmutete, die jederzeit eiternd aufzubrechen drohte. Meine Begeisterung wurde durch diesen von Menschenhand erbauten Albtraum aus Teer und Beton um ein Haar ausgelöscht.
Der Eingriff des modernen Menschen in das Gefüge der Schöpfung ohne Gespür für Verantwortung und Ästhetik lag wie ein Menetekel vor mir. Jedoch machte mich das wunderbare Kleinod an dessen Ende blind für die subtile Warnung.
Dort stand in seiner vollen Pracht der Komplex einer alten, sandsteinfarbenen Burganlage, der im rötlich-gelben Licht der untergehenden Abendsonne erstrahlte. Dieses Bauwerk war eine reine Augenweide – im Gegensatz zu dem Wurm aus pechschwarzem Teer, der sich durch den Wald darauf zuquälte.
Das Anwesen war links und rechts mit je einer bis zu drei Meter hohen Mauer geschützt, die von zwei befestigten Wachtürmen begrenzt wurden. An der Stirnseite stand linker Hand ein ziemlich großer Turm, an welchen sich ein beeindruckendes Steinhaus anschloß. Die beiden Gebäude nahmen die gesamte Stirnseite der Umfriedung ein. Zwei kleinere Anbauten zweigten davon ab und bildeten einen Innenhof, in dessen Mitte ein gemauerter Brunnen stand. Dieser war aber offensichtlich nicht in Gebrauch. Die übrige Fläche wurde von den bunten Farben eines kleinen, aber feinen Ziergartens bestimmt. Das Bauwerk vermittelte, selbst wenn man von einer Barriere aus Stacheldraht mit einem etwa zwei Meter hohen Metalltor, dessen blaugrauer Anstrich mit schmutzigen roten Rostflecken durchsetzt war, absah, den Eindruck einer unüberwindbaren Festung.
Auf den ersten Blick hatte es den Anschein, als ob die Burg seit Jahrhunderten nur auf mich gewartet hätte. Das Mauerwerk, die verschachtelte Anordnung der Gebäude, der schön angelegte Garten, ein Unterstand für geschlagenes Brennholz und die vielen anderen Blickfänge regten meine Gedanken zum Phantasieren an. Märchenhaft krochen kleine Weinranken in verschlungenen Windungen den Hauptturm empor. Ich fühlte mich wie der edle Prinz, der sich auf den Weg gemacht hatte, das arme Dornröschen aus ihrem hundertjährigen Schlaf zu küssen. Na ja, ich als junge Frau hätte natürlich lieber einen stattlichen jungen Edelmann gerettet und mit ihm dann in Saus und Braus glücklich bis ans Ende unserer Tage gelebt.
Hinter dem Zugang lag der staubige Innenhof, der relativ frische Reifenspuren aufwies. Das Gebäude war doch nicht ganz so märchenhaft verschlafen, wie es zunächst gewirkt hatte. Im Gegenteil. Tatsächlich machte es sogar einen ziemlich bewohnten Eindruck, was durch die unübersehbare Telefonleitung, die Satellitenschüssel auf einem der beiden Wachtürme und das leise Brummen eines laufenden Stromaggregats bestätigt wurde. Die Errungenschaften der Gegenwart dämpften das romantische Flair und lenkten meine Aufmerksamkeit zurück auf das Hier und Jetzt, so daß ich mich wieder auf meine eigentliche Aufgabe konzentrieren konnte.
Das Ziel meiner Reise lag nun endlich vor mir. Mit klopfendem Herzen trat ich an die Barriere. Ich atmete tief durch, nahm den schweren Wanderrucksack von den Schultern und stellte ihn auf einen großen, nach oben abgeflachten Stein, der mächtig wie ein uralter Thron aus vergessenen Tagen vor mir ruhte. Es war, als ob er mahnend daran erinnern wollte, wie vergänglich wir Menschen und unsere Errungenschaften sind, daß wir die uns geschenkten Schätze der Schöpfung mit Ehrfurcht und Respekt behandeln und uns stets unserer