Название | Sprachbilder und Sprechblasen |
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Автор произведения | Ralf Bachmann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783867295130 |
Ralf Bachmann
Sprachbilder und Sprechblasen
Heitere und ernste Überlegungen eines Sachsen zum Thema Muttersprache
Das Umschlagfoto ist eine Aufnahme des 2008 verstorbenen Colditzer Fotografen Wolfgang Stadler von einer Lesung des Autors, für dieses Buch bearbeitet von Lydia Strauß.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86729-097-5 (Print)
ISBN 978-3-86729-513-0 (EPUB)
ISBN 978-3-86729-514-7 (PDF)
1. Auflage 2012
Alle Rechte vorbehalten.
© Sax-Verlag, Beucha • Markkleeberg 2012
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
Inhaltsverzeichnis
Die Sache mit dem Sparschwein oder Der mühselige Weg über den Bemmen-Äquator
Ist der Übersetzer der Chef vom Untersetzer?
Gedanken über das Wunder der Sprachbilder und über Stilvarianten der Unzucht im Heidekraut
Was man so alles gesungen hat und was das über die Zeiten verriet
Der deutschen Sprache kesse Schwester
Jiddisch – ein Robin Hood unter den Sprachen
Über Glaubensworte und Wortglauberei
Wie leere Phrasen das Sprechen erleichtern und das Hören erschweren
Zwanzig Lektionen Neudeutsch für Amateure
Die Muttersprache ist geweihter Raum
B Der »Rasende Reporter«. Erinnerungen an Ludwig Renn und Egon Erwin Kisch
C Zuflucht im Gelobten Land. Werner Kraft: Der Stuhl, auf dem Else Lasker-Schüler saß
D Zwischen allen Stühlen. Hans Sahl: Ein Requiem aus geflügelten Worten
Ein verdrängtes Thema: Die Sprache und der Tod
Sprich vom Sterben, ohne zu weinen
Vorwort
Was das Verhältnis zur Sprache angeht, sind die Menschen sehr verschieden. Dem Linguisten ist sie eine Wissenschaft, die er beherrscht, aber Laien einfach nicht verständlich zu machen vermag. Dem Schriftsteller und dem Mimen erscheint sie als künstlerische Knetmasse, deren starre Regeln es zu überwinden gilt, wenn man wahrhaft Großes schaffen will. Dem Lyriker klingt sie, richtig gehandhabt, am Ende wie eine zauberhafte Melodie. Dem Journalisten und dem Politiker dient sie als manipulierbares Kommunikationsmittel, als Handwerkszeug. Dem Legastheniker bedeutet sie tägliche Höllenqual.
Mir hat sie immer nur Spaß gemacht. Selbst das Grübeln um die beste Formulierung, das Suchen nach einem fehlenden Wort war mir keine Last, sondern spannend wie ein gutes Kreuzworträtsel. Deshalb ist es mir ein Bedürfnis, in – wie ich hoffe – unterhaltsamer Form noch einmal Erlebnisse und Erfahrungen mit verschiedenen Aspekten der Sprache zu Papier zu bringen. Ein solcher Rückblick auf das Beinahe-Jahrhundert meines Lebens konnte keine unpolitische Sprachplauderei bleiben. Leser meiner journalistischen Bilanz »Ich habe alles doppelt gesehen« wird nicht weiter überraschen, dass sich auch hier in allen Kapiteln ein wenig die historische Dramatik dieser meiner Zeit spiegelt – ob es um mein Leben, mein Schreiben, mein Singen, meine sehr säkulare Jüdischkeit, mein Beten und Zweifeln oder meine Begegnungen mit Exil-Literatur und Exil-Literaten geht. Das letzte Kapitel habe ich einem ungeliebten, aber wichtigen Bestandteil unseres Seins, dem Tod, gewidmet. Eigentlich wollte ich den letzten Federstrich dieses Kapitels zum Schlussakkord meines Lebensweges werden lassen. Das ist Gott sei Dank etwas anders gelaufen als gedacht. Ich habe zu schnell geschrieben.
Das Verfassen eines Buches ist am Ende eine einsame Angelegenheit. Man sitzt Auge in Auge mit dem Computer, der sich selten dialogbereit zeigt und niemals geistvoll widerspricht. »Dichter gleichen Bären, die immer an eigenen Pfoten zehren«, scherzt Goethe als höchste Instanz in dieser Sache. Er hat damit Recht und Unrecht. Manche zehren an jeder Pfote, die ihnen begegnet, wem immer sie gehört. Aber in der Tat ist nicht nur Dichten, sondern schöpferisches Schreiben aller Art, vom Brief über den Bericht bis zum Roman oder Vers, ein eigenartiger Umwandlungsprozess, an dem Kopf und Herz, nicht selten schmerzhaft zweifelnd, beteiligt sind. Alle Autoren stehen vor dem Problem, Gesehenes, Empfundenes und Erdachtes in verständliche, sinnvolle und möglichst gut klingende Wörter und Sentenzen umzusetzen. Ist der Schreibende ernsthaft und ehrlich, bringt er so allemal ein Stück von sich selbst auf den Lesemarkt.
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