Sonntagsgedanken, Lesejahr A - eBook. Elmar Gruber

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Название Sonntagsgedanken, Lesejahr A - eBook
Автор произведения Elmar Gruber
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783769880151



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Perikopen des Evangeliums kreisen um die eine Mitte: Gott ist die Liebe. Alle Abschnitte des Evangeliums sind Variationen zu diesem Thema. So weisen auch die Betrachtungen zum Evangelium viele Querverbindungen auf. Bei der Gedankenführung geht es weniger um Information als vielmehr um eine vielfältige Hinführung zu dieser Mitte.

      Die Betrachtungen dieses Buches wollen dazu beitragen, daß sich der Leser, womöglich eine Woche lang, fruchtbar mit dem Sonntagsevangelium befassen kann. Die Betrachtungen wollen aber auch Anregung sein für alle, die eine Sonntagspredigt oder Betrachtung vorzubereiten haben.

      Die Hauptüberschriften sind meist dem Schott-Meßbuch entnommen; sie geben die Hauptaussage des Schrifttextes wieder. Die nachstehende Überschrift ist ein Hinweis auf den Sitz im Leben, dem die Betrachtung dient. Den Betrachtungen ist jeweils ein kurzes Gebet angefügt.

       Elmar Gruber

      DER ADVENT

      ERSTER ADVENTSSONNTAG (MT 24,37-44)

      „Seid wachsam, und haltet euch bereit!“

      Sich auf Gott einstellen

      Advent – Ankunft – Gott kommt! Gott ist “im Kommen“.

       Er ist immer im Kommen.

       In allem, was auf uns zukommt, kommt Gott auf uns zu;

       aber er kommt sehr oft bei uns nicht an,

       weil wir nicht auf ihn eingestellt sind.

      Die Bibel spricht nicht nur vom Kommen Gottes

       „am Ende“,

       sondern vom Kommen Gottes überhaupt;

       immer kann es sein,

       daß Gott in mein Leben kommt,

       daß er mir, in mir, aufgeht als das Licht.

      Gott wirkt auch im Bösen,

       in den Katastrophen, die in mein Leben „hereinbrechen“,

       die meinen gewohnten Lebensverlauf unterbrechen.

       Das Evangelium spricht von der Flutkatastrophe und vom plötzlichen Tod.

       Gott schafft nicht das Böse

       oder das, was wir in unserer Bequemlichkeit

       und in unserer grundsätzlichen Ablehnung des Leids

       als “böse“ bezeichnen.

       Aber er wirkt auf das Böse ein;

       er „be-wirkt“ das Böse,

       so daß letzten Endes auch das Böse

       dem Guten, der Liebe Gottes, dienen muß.

      Mit wachen Sinnen und einem bereiten Herzen

       könnten wir täglich das Kommen Gottes erleben,

       wenn wir bei allen Freuden sagen könnten:

       „Herr, du bist‘s; du läßt mich deine Liebe erfahren‘ und bei allen Leiden: „Herr, was willst du, daß ich tue?‘ Schwerstes Leid kann ich – wenn überhaupt – nur bewältigen im Bewußtsein, daß mich Gott mit ewiger Liebe immer liebt. Dies kann nur gelingen, wenn ich darauf verzichte, einen Maßstab zu setzen, mit dem ich die Liebe Gottes prüfe.

      Jedes Leid ist eine Prüfung,

       in der nicht ich Gott prüfen soll,

       sondern in der mir bewußt werden soll,

       wie „kleingläubig“ ich noch bin.

       So kann das Leid für den, der „wachsam und bereit“ ist,

       eine große Chance sein,

       noch tiefer zu glauben

       und zur vertrauensvollen Gottbegegnung zu gelangen.

      Gott kommt immer „heute“, im jetzt meines Lebens.

       In der Weihnachtsbotschaft werden wir es auch hören:

       „Heute ist euch der Heiland geboren.“

       Unsere Verzichtübungen und Vorbereitungen für das

       Weihnachtsfest

       haben nur diesen Sinn,

       daß sich wieder bewußter

       ein solches „Heute“ in unserem Leben ereignen kann.

       Dazu gehören auch alle Übungen, die mir helfen,

       daß ich wieder mehr “heutig“, das heißt in der

       Gegenwart, leben lerne.

       „Jeder Tag hat genug eigene Plage“ (Mt 6,34)

       – und Freude auch!

       Ich darf nicht heute schon bewältigen wollen,

       was morgen auf mich zukommen könnte.

       Morgen kann ich tot sein.

       Ich und mein Problem

       können morgen schon „weggerafft“ sein.

       Gott schenkt mir seinen Beistand und seine Kraft

       im Augenblick der Gegenwart, nicht auf Vorrat.

      „Wach und bereit sein!“

       Dies gilt auch für die äußeren Vorbereitungen des Festes.

      Der Reichtum der Symbole, Bilder und Geschichten,

       besonders in der Advents- und Weihnachtszeit,

       ist nicht dazu angetan,

       unsere Konsum- und Lustgier zu befriedigen.

       Konsum und Lust haben gewiß auch ihre Bedeutung im Leben.

       Aber das „Eigentliche“ der vielen Symbole und Zeichen

       ist die grenzenlose Liebe Gottes,

       die uns wieder ergreifen und erfüllen soll.

       Hören, Sehen, Essen, Trinken, Fühlen –

       all das sind die Wege der Liebe, die uns Gott schenkt,

       und die wir einander weiterschenken, indem wir miteinander teilen.

      Liebe ist das Herz aller Geschenke, nicht ihr Konsumwert. In kleinen Geschenken kann große Liebe enthalten sein! Denn alle echten Geschenke kommen vom Christkind.

       Herr, mach mich wachsam und bereit für das Heute deiner Gegenwart. Mach mich durch dein Ankommen fähig, bei den Menschen anzukommen.

      ZWEITER ADVENTSSONNTAG (MT 3,1-12)

      „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. “

      Umschauen und umkehren

      Das Himmelreich, der Himmel auf Erden,

       ist schon da,

       weil Gott immer da ist,

       wo wir Menschen sind.

       Er ist uns immer zugewandt in seiner Liebe.

       Nur wir haben uns abgewandt

       und wenden uns immer wieder ab

       in unserem Egoismus.

      Gott will Mensch werden,

       damit wir endlich begreifen, daß er nie aufgehört hat,

       uns und alle Geschöpfe zu lieben,

       und damit wir uns ergreifen lassen

       von seiner alles vergebenden Liebe

       und dadurch selbst liebend

       und versöhnlich werden.

      Gott will nicht nur „unsere Sünden“ wiedergutmachen,

       sondern vor allem uns selbst,

       damit wir nicht mehr hassen