Название | Ich war ein Roboter |
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Автор произведения | Wolfgang Flür |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862870363 |
Unser Equipment hatten wir zusammen mit den Bühnenhelfern schnell aufgebaut. Viel war es ja nicht, wir hatten nur die beiden Synthesizer, eine Farfisa-Orgel, unsere beiden Elektro-Drums, Karls Vibraphon und Florians Elektro-Flöte dabei. Und eben das neue Vaco-Orchestron. Auch ineinander stapelbare Lautsprecherboxen, die ich Jahre zuvor selbst gebaut hatte, wurden auf die Bühne hinter uns gestellt, damit wir uns selbst hören konnten. Diese Boxen hatten eine außergewöhnliche Eigenschaft. Nach einem von Florian besorgten deutschen Bauplan hatte ich sie aus Furnierholzplatten und Biegesperrholz gebaut. Es waren sogenannte Baßrutschen. Ein Tieftonlautsprecher strahlte im oberen Teil der Box seine Schallwellen nach vorn ab. Die nach hinten abgestrahlten Frequenzen wurden nicht wie bei einer üblichen Baßbox mit Dämm-Material ›gesumpft‹, sondern durch ein gefaltetes Horn in den unteren Teil der Box geleitet und über eine Austrittsrutsche wiederum nach vorn abgegeben. Der Effekt war immens. Die Tiefen, die unten herauskamen, waren um vieles verstärkt und hatten wunderbare Subbässe, die einem den Magen umdrehen konnten. Alle Boxen differierten um jeweils zwei Wandstärken in ihrem Breitenmaß. Die unteren Hälften mit den Austrittsrutschen konnten durch Schnellspannverschlüsse abgenommen und bei Transporten ineinander gestapelt werden. Das sparte Platz. Allerdings konnten wir diese edlen Speaker nicht lange benutzen, da sie der rauhen Behandlung auf Tournee dauerhaft nicht gewachsen waren. Viel zu schnell gingen die genialen Kabinette während der vielen Transporte kaputt und wir mussten den Schrott dann irgendwann in den Staaten zurücklassen. Schade drum.
Als Lightshow hatten wir Kästen mit farbigen Neonröhren mitgebracht, die ich ebenfalls schon in den Jahren zuvor gebaut hatte. Wir stellten sie einfach hinter uns auf den Bühnenboden. Die blauen Neonschilder mit unseren Vornamen, von denen inzwischen jeder sein eigenes hatte, positionierten wir direkt auf den Boden vor uns. Emil hatte eine riesige Dialeinwand aufgespannt, auf die er während der Show, passend zu unseren Songs, einige seiner schönsten Gemälde projizierte. Das klappte recht gut, war aber ein wenig lichtschwach, da sein Projektor eine ziemlich schlappe Birne hatte. Videobeamer kannte man damals noch nicht.
Der Abend nahte, und wir wollten nun unsere Feuertaufe in der berühmtesten Metropole der westlichen Welt bestehen. Die zweitausend Plätze des Theaters waren vollkommen ausverkauft. Unser Autobahn-Hit, der ständig im Radio lief, war die beste Werbung für das Konzert. Nachdem die beiden Gitarrenbands ihre eher unspektakulären Auftritte absolviert hatten, kamen wir vier deutschen Musiker spät abends auf die Bühne. Als wir mit unserer minimalistischen Show begannen, war es mucksmäuschenstill im Theater. Die Leute waren schon von unserem ordentlichen Aussehen mit Anzügen und Krawatten und unserer konzentrierten Steifheit fasziniert, ja schockiert, und unsere ›exotischen‹ Klänge taten ihr übriges. Solche Typen wie uns hatten sie noch nicht gesehen, geschweige denn gehört. Die Synthesizer mit ihren satten tiefen Klängen waren absolut neu für das Publikum. Zwar war das Instrument in Amerika erfunden und produziert worden, doch hatte es bisher nur eine untergeordnete Rolle in der Popmusik gespielt. Bands wie Emerson, Lake & Palmer hatten es auch schon benutzt und andere Künstler hatten einige musikalische Figuren in ihren Songs damit eingespielt. So komplex und konsequent jedoch, wie wir den Synthie für unsere komplette Musik benutzten, war er wirklich etwas ganz Neues für die Amerikaner. Es ließ sich nicht übersehen: Hier waren wir mit unseren Klängen um Lichtjahre voraus. Ich sah nur offene Münder in neugierigsten Gesichtern mit fassungslos weit aufgerissenen Augen, als Ralf während unseres Autobahn-Songs die Sounds panoramamäßig von links nach rechts und wieder zurück über die gesamte Bühnenbreite donnern ließ. Das Stück war einfach unser Hammer. Und wir genossen das.
Da wir allerdings noch nicht viele Lieder hatten, spielten wir die wenigen, die wir hatten, sehr lang aus. Stücke von den Platten Ralf & Florian und Autobahn, spielten wir fast doppelt so lang, wie auf den Tonträgern. ›Tongebirge‹, Titel wie ›Mitternacht‹, ›Tanzmusik‹ oder ›Kometenmelodie‹, dehnten wir einfach aus. Karl und ich klopften auf unsere Elektroschlagbretter wie irre. Durch das Langziehen unserer Songs kamen wir mit der Show auf eine akzeptable Länge, und schon allein das Stimmen und Einstellen der Synthesizer zwischen den Songs war derart attraktiv für die Leute, dass unser Minirepertoire gar kein Problem bedeutete.
Die angesehene New York Times schrieb am nächsten Tag in einer Review des Abends, das Publikum hätte unser Konzert so andächtig verlassen, wie nach einem Kirchgang. Und selbst die deutsche Teenie-Illustrierte Bravo war über den großen Teich geflogen, um unseren triumphalen Auftritt mitzuerleben. Die Zeitschrift widmete uns einen Beitrag, der die gleiche Überschrift trug wie das nächste Kapitel:
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