Название | Deutsche Indianer |
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Автор произведения | Denise Wheeler |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783864082283 |
Nikolaus Lenaus Gedicht Der Indianerzug von 1832 beschreibt den Pfad der Tränen, und beginnt mit den Worten: „Wehklage hallt am Susquehannaufer,/ Der Wandrer fühlt sie tief sein Herz durchschneiden; Wer sind die lauten, wildbewegten Rufer?/ Indianer sinds, die von der Heimat scheiden.“20 Eine Prozession von Indianern überquert hier bei Cooperstown, dem Wohnort Coopers, den Susquehanna Fluss, um in Richtung Westen zu ziehen. Unter Tränen nehmen die Indianer Abschied von den Gräbern ihrer Vorfahren und von ihren angestammten Jagdgründen, die schon bald von den Weißen unter den Pflug genommen werden sollen. Ein letztes Mal noch ehren sie ihre Toten, bevor sie in den Sonnenuntergang schreiten, der ein kraftvolles Symbol ihres eigenen Unterganges ist. Noch während sie auf dem Marsch sind, sehen sie, wie die Weißen den Wald abbrennen, um Felder anzulegen. Nichts wird bleiben von der Heimat der Indianer.
Die fortschreitende Industrialisierung, die Lenau auf einer mehrmonatigen Amerikareise 1832 sah, bereitete ihm Unbehagen. Die Amerikaner, schrieb er an die Freunde daheim, seien „himmelan stinkende Krämerseelen. Tod für alles geistige Leben, maustodt“.21 Ihnen gehe es nur ums Geld. Sie kennen keinen Wein und keine Nachtigall, was heißen sollte, dass ihnen der Sinn für Schönheit und Muße fehlt. Die Kehrseite der romantischen Liebe zum roten Mann, der aus seinem paradiesischen Dasein in den Wäldern vertrieben wurde, war die Ablehnung der Moderne, wie die USA sie verkörperte.
Im Gegensatz dazu hatten die Deutschen, die nach Amerika auswanderten, in der Regel eine völlig unromantische, pragmatische Sicht auf die Indianer. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts emigrierten Deutsche jährlich zu Hunderttausenden in die USA. Sie ließen sich nicht mehr nur in Pennsylvania nieder, sondern auch im sogenannten „German belt”, der sich über Ohio nach Wisconsin und Minnesota im Norden und nach Missouri und Arkansas im Süden erstreckte. Jeder hier konnte sein Herr auf der eigenen Scholle sein, versprach die üppig blühende Ratgeberliteratur, wenn er sich nur genügend anstrengte. Hier war man frei. Frei von Despoten, von Armut und von Steuern. Die Auswanderer wollten in erster Linie wissen, ob sie auf ihren Farmen vor Überfällen sicher sein konnten. Sie waren froh, keinem Indianer begegnen zu müssen.
Charles Sealsfield (ein Pseudonym für Karl Postl) schrieb 1833 so etwas wie den ersten deutschsprachigen Western, ein Buch mit dem Titel Der Legitime und die Republikaner. Der Legitime ist in diesem Roman ein Indianerhäuptling vom Stamm der Creek namens Tokeah. Die Republikaner sind die Siedler an der Indianergrenze in Georgia, wo der Roman spielt. Als „Legitime“ bezeichnete man während des Wiener Kongresses 1815 Adlige, die legitime Besitzansprüche anmelden konnten und die nun ihre unter der Napoleonischen Herrschaft enteigneten Länder und ihre Privilegien zurückerstattet bekamen. Sealsfield, ein ehemaliger Mönch aus Prag, der wegen seiner republikanischen Ansichten nach Amerika geflohen war, setzt hier also die Indianerhäuptlinge mit den Despoten in Europa gleich. Beide haben in seinen Augen keine Daseinsberechtigung mehr, sondern werden früher oder später einer demokratisch legitimerten Republik freier Bürger weichen müssen. Und so macht Andrew Jackson im Roman nach der Schlacht bei New Orleans 1815 gegen die Briten in einer Rede an die Indianer klar, was sie von der zukünftigen amerikanischen Republik zu erwarten haben:
„[Der] große Geist hat die Erde für die weißen und rothen Männer gemacht, daß sie sie pflügen und bebauen, und von ihren Früchten leben mögen; er hat sie aber nicht zu einem Jagdgrunde gemacht, daß einige Hundert rothe Männer im faulen Daseyn einen Raum einnehmen, auf dem Millionen glücklich leben und gedeihen können.“22
Die Indianer, so fährt Jackson fort, hätten noch Land, das größer sei als manches Königreich in Europa, und wenn sie es nur urbar machen würden, so könnten sie reich und glücklich sein. Wenn aber die Häuptlinge das Geld, das die Indianer als Jahresgehalt für abgetretenes Land erhalten, für sich behalten und dem Volk nur ein paar Dollar zum Vertrinken hinwerfen, sie entwürdigen und sie zwingen, bei den Weißen zu betteln, „dann müßt Ihr es diesen Bürgern nicht verargen, wenn sie solcher Gesellschaft überdrüssig werden. Ich kenne Euch, Häuptlinge; Ihr seid solche Blutsauger der Eurigen, als es der verworfenste Tyrann der Alten Welt nur seyn kann.“23
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