Название | Die Hexen von Kamen |
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Автор произведения | Roswitha Koert |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783942672313 |
Hexe Helga versprach mir, durch ein Ritual meine Fähigkeiten wieder zu erwecken. Wir vereinbarten ein Treffen und ich opferte zwei Tage Urlaub, um in die Eifel nach Prüm zu fahren. Das kleine Waldstädtchen mit der schönen alten Basilika aus dem 18. Jahrhundert begrüßte mich mit strahlendem Sonnenschein.
Fast 1300 Jahre war es her, dass Pippin der Bucklige, ältester Sohn Karls des Großen nach einer Verschwörung gegen seine Familie in die Abtei Prüm verbannt worden war.
Für eine Hexe schien mir dieser Ort wie geschaffen zu sein.
Obwohl im zweiten Weltkrieg 80 Prozent der Häuser in Prüm zerstört wurden, war es der Stadt gelungen, ihr historisches, mystisches Flair zu erhalten.
Ein hohes steinernes Gedenkkreuz auf dem Kalvarienberg erinnerte an eine Katastrophe vom 15. 07. 1949, als ein unterirdischer Munitionsbunker mit 500 Tonnen Sprengstoff in die Luft flog und zwölf Menschen das Leben kostete, viele Verletzte und Obdachlose hinterließ.
Sattgrüne Wälder umrahmten die Stadt, die zum deutsch-belgischen Naturpark gehörte.
Helga zeigte mir im Ortsteil Dausfeld ein Jugendlager, das aus zehn beheizbaren Köhlerhütten mit Schlafstellen, Waschräumen, Duschen und Toiletten bestand.
„Hier werde ich nächsten Monat ein Hexensabbat veranstalten“, berichtete sie stolz.
Helga war mir auf Anhieb sympathisch. Weltoffen, freundlich und attraktiv stand sie mir gegenüber.
„Eine Hexe hast du dir wohl anders vorgestellt“, flüsterte sie mir zur Begrüßung zu.
„Du kannst Gedanken lesen“, antwortete ich und sie meinte gutgelaunt „Na, klar doch.“
So gab es von Anfang an keine peinlichen Momente zwischen uns. Ich brauchte auch gar nicht viel zu erklären, Helga schien wirklich das meiste zu wissen, zu ahnen oder zu spüren.
„Deine Fähigkeiten sind nicht verschwunden, sie schlafen nur etwas“, sagte sie mir am ersten Abend unserer Begegnung.
„Wir machen ein Kristall-Ritual“, entschied sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
Helga stand auf, ging zu ihrem Fenster und zog schwere dunkelrote Vorhänge zu. Im Dämmerlicht konnte ich sie sehen, ihre Handlungen beobachten.
Sie zündete eine Kerze an und stellte sie auf dem niedrigen Tisch ab. Dann nahm sie ein dickes Buch zur Hand, schlug es auf und legte es nach einigem Blättern offen auf den Tisch. Die linke Seite des Buches war mit schwarzer Tinte beschrieben, die rechte Seite zeigte die Abbildung eines alten Mannes, der mit geschlossenen Augen meditierte.
Nun legte Helga ein Bild, auf dem ein Pentagramm abgebildet war, direkt neben die Kerze.
„Du kennst die Bedeutung?“, fragte sie mich und deutete auf den fünfzackigen Stern.
„Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther“, antwortete ich leise.
„Ja, das ist die westliche Erklärung der Elemente. Aber bei diesem Stern zeigt eine Zacke nach oben. Er symbolisiert die Verbundenheit des Menschen mit dem Kosmos“, erklärte sie mir.
Schließlich stand Helga noch einmal auf, verließ den Raum und kam etwas später mit einem Gegenstand in der Hand wieder, den ich wegen der Dunkelheit im Zimmer zunächst nicht erkennen konnte. Langsam, fast feierlich legte sie ihn auf den Tisch. Jetzt erkannte ich einen Kristallstein, weißgelblich, unscheinbar, wie ein Zuckerkristall unter einem Vergrößerungsglas.
„Beantworte alle meine nachfolgenden Fragen wahrheitsgemäß“, ertönte Helgas Stimme dunkel und geheimnisvoll, wie ich sie bisher noch nicht gehört hatte.
„Was möchtest du mit diesem Ritual erreichen, Regina?“
Helgas veränderte Stimme verursachte mir eine Gänsehaut.
„Ich möchte meine Einsamkeit beenden. Ich möchte wieder einen Partner kennen lernen.“
„Warum kommst du mit diesem Wunsch zu mir, Regina?“
„Meine Fähigkeit, ein solches Treffen herbeizuführen, ist erloschen.“
„Du irrst dich.“
Helga sprach diese Worte langsam und mit Nachdruck aus. Dann verstummte sie für eine ganze Zeit. Ich versuchte, Reaktionen in ihrem Gesicht zu lesen. Doch sie saß bewegungslos mit geschlossenen Augen vor mir und schien völlig in Trance zu sein.
Plötzlich ertönte ihre tiefe Stimme wieder.
„Ich konzentriere mich auf die positiven Kräfte des Universums und leite meine Gedanken in den Kristall.“
Wie in Zeitlupe nahm Helga den Stein in beide Hände.
„Ich spüre, wie die magische Energie in den Kristall hineinströmt. Wenn dein inneres Auge das Leuchten des Steins sehen kann, haben meine Schwingungen den richtigen Weg zu dir gefunden.“
Ich starrte auf Helgas Hände und plötzlich sah ich es. Ein Leuchten, ein wunderbares Licht, nicht grell, sondern warm, sanft, tröstend.
„Es ist soweit“, hörte ich Helgas Stimme. „Meine Schwingungen haben dich erreicht. Nun kannst du die Botschaft des Rituals, deine Wünsche, deine Erwartungen, deine Gedanken weiter tragen. Du brauchst Konzentration dazu und es wird dich viel Kraft kosten. Doch dann wirst du ein leichtes Kribbeln spüren und eine wohlige Wärme. Deine Botschaft ist angekommen, deine Wünsche werden sich erfüllen.“
Alles, was Helga ankündigte, traf ein. Am Ende des Rituals waren wir beide so erschöpft, das wir minutenlang schweigend und in uns gesunken im Sessel verharrten.
Schließlich stand Helga auf, öffnete die Vorhänge, löschte die Kerze.
Für den Rest des Abends und auch am nächsten Tag sprachen wir nicht mehr über das Ritual.
„Moderne Hexen leben leider nicht von Luft und Liebe“, erklärte Helga mir bei der Verabschiedung, jetzt wieder mit ihrer fröhlichen, lauten Stimme.
Obwohl 500 DM die Haushaltsplanung bei einem Sekretärinnengehalt sprengten, bereute ich die Ausgabe nicht einen Tag. Helga hatte mir meine übersinnlichen Fähigkeiten wieder gegeben. Das war unbezahlbar!
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